Archiv fĂŒr den Monat: August 2015

Society Islands – Raiatea, Tahaa, Bora Bora – Aqua-Safari und SĂŒdseeromantik – vom 15.08. bis 29.08.2015

Das Wetter meint es nicht gut mit uns. Als wir nach Raiatea segeln, ist zwar der Wind gut, doch der Himmel ist bedeckt. Raiatea grau in grau. Genau so, wie es auch war als wir in Tahiti angekommen sind. Das mindert die Freude dann etwas, zumal die Luftfeuchtigkeit auch
immer mal wieder kleine Tropfen bildet. Man nennt das wohl Regen.
Wir segeln an der Ostseite innerhalb der Lagune der Insel Richtung Norden auf der Suche nach einem geeigneten Ankerplatz. Das ist zunĂ€chst mal wieder gar nicht so einfach wegen der Wassertiefe in den windgeschĂŒtzten Buchten. Letztendlich ankern wir windgeschĂŒtzt an dem unbewohnten kleinen Motu Tipaemau. Strand und Palmen. In unmittelbarer NĂ€he liegt das Riff. Uturoa, der Hauptort der Insel Raiatea, ist nur knapp 5 Meilen entfernt und meistens in Sichtweite, genau wie Tahaa, die Nachbarinsel. Ab und zu verschwinden beide hinter einer dicken Regenwand.
Wir nutzen unsere Patagonien-Erfahrung, ankern in unmittelbarer NĂ€he zum Strand und binden uns mit einer Landleine an einer Palme fest. Das Kajak benutzen wir als angebundene FĂ€hre, um die wenigen Meter zum Land trockenen Fußes zurĂŒckzulegen. PACIFICA hat Pause. Die drei weiteren Boote, die hier ebenfalls vor Anker liegen, wundern sich wohl etwas ĂŒber diese Methode. Doch uns gefĂ€llt es. So können wir abends am Strand mit wenig Transportaufwand grillen. Auch da gehören wir wohl zu einer Minderheit. Bisher haben wir andere Segler gar nicht am Strand beim Lagerfeuer oder grillen gesehen. Das verwundert uns immer wieder. Ist der Aufwand fĂŒr diese schönen Erlebnisse doch sehr gering . In einer Tasche Grill, Kohle, AnzĂŒnder und Feuerzeug. Eine zweite Tasche mit Fleisch, Tomaten, Zucchini, Brot, Teller und Besteck. Und natĂŒrlich Wein oder Bier. Fertig ist der Grillabend. Und es gibt doch nichts Schöneres als den Sonnenuntergang bei einem leckeren Essen in freier Natur zu genießen, wĂ€hrend dann auch noch vom Boot leise SĂŒdseemusik herĂŒber weht. SĂŒdseeromantik 🙂
TagsĂŒber wird dann gearbeitet. PACIFICO sieht immer noch im Bereich der Wasserlinie ziemlich schnuddelig aus. Algen, Schmutz und Öl bilden eine schmierige dunkle Schicht, die nur schwer zu entfernen ist. Mit einer weiteren Landleine und dem Anker als Sicherung der landabgewandten Seite, ziehen wir PACIFICO so weit ans Ufer, dass wir im Wasser stehend mit den Reinigungsarbeiten beginnen können. Das geht viel besser als vom Kajak oder Dingi aus. Und es macht auch mehr Spaß. Das Wasser ist so klar, dass man, wenn man an Deck steht, mal wieder kaum die WasseroberflĂ€che sehen kann. Und auch mit der Tiefe des Wassers kann man sich hier schon einmal verschĂ€tzen, wie Hermann ĂŒberrascht feststellt. Als er fĂŒr die Reinigungsarbeiten ins Wasser springt geht er samt Sonnenbrille und MĂŒtze völlig unter. VerschĂ€tzt eben und tiefer als gedacht.
Nach zwei wunderschönen Tagen und Abenden fahren wir am Montag rĂŒber nach Uturoa. Beim festmachen am Pier haben wir nette UnterstĂŒtzung von Frauke und Thomas. Sie kommen von Norderney und sind mit ihrer ‚Walkabout‘ unterwegs. Im GesprĂ€ch stellen wir fest, dass wir uns in Port Montt nur knapp verpasst haben. Sie sind von dort am 8. April losgesegelt, wĂ€hrend wir am 10. April angekommen sind. Allerdings sind sie dann ĂŒber die Gambier Islands hierher gesegelt. FĂŒr die Strecke Port Montt bis zu den Gambiers haben sie ĂŒber 50 Tage aufgrund der schlechten und ungĂŒnstigen WetterverhĂ€ltnisse gebraucht. Als wir das hören, wissen wir einmal mehr, warum wir diese Strecke nicht gewĂ€hlt haben und im großen Bogen an der WestkĂŒste SĂŒdamerikas bis Höhe Peru und dann zu den Marquesas gesegelt sind. Der Weg war rund 2.000 Meilen lĂ€nger und hat im VerhĂ€ltnis dazu nur 43 Tage gedauert, bei fast durchgĂ€ngig guten Wind- und WetterverhĂ€ltnissen.
Mittags bekommen wir Besuch von einer Polynesierin. Sie erhebt Statistiken ĂŒber die Yachties und möchte alles mögliche wissen. Zum Beispiel, wie es uns in franz. Polynesien gefallen hat, wie viel Geld wir ausgeben haben und wofĂŒr, was wir zu bemĂ€ngeln haben oder vermissen. Das Gute ist, die junge Frau bietet auch auch einen WĂ€scheservice an. Frisch gewaschene BettwĂ€sche und HandtĂŒcher. Prima!
In Uturoa gibt es dann endlich auch eine neue französische Gastlandflagge. Wir können jetzt die alte Fahne, die Hermanns Eltern schon begleitet hat, einholen und die neue hissen. Die alte Flagge können wir jetzt schonen, damit sie nicht ganz kaputt weht, und dann irgendwann in Deutschland wieder von Bord gehen kann.
In dem gleichen GeschĂ€ft bekommen wir einen neuen Verschluss fĂŒr das Kajak, damit es bei „Doppelbesetzung“ und natĂŒrlich auch sonst nicht wieder voll Wasser lĂ€uft. Und dann gibt es noch einmal neue Badeschuhe fĂŒr Hilde. Der zweite Versuch. Diesmal werden die Schuhe im Laden eingehend vor dem Kauf geprĂŒft, damit wir sicher gehen, dass sie nicht nach einer Stunde tragen gleich wieder auseinander fallen und sich auflösen. Es ist ĂŒbrigens erstaunlich, wie schwierig es ist, solche Riff-Schuhe hier in gesamt französisch Polynesien zu bekommen. Der Bedarf mĂŒsste doch eigentlich da sein, bei all den scharfkantigen Korallen im Wasser.
Am Mittwoch machen wir uns noch einmal auf den Weg, um eine Perlenfarm zu besuchen. In Deutschland wĂŒnscht sich jemand besonders kleine Perlen, die hier nur sehr schwer zu bekommen sind. Also geht es nach Tahaa zur Perlenfarm Champon. Die Perlenfarm scheint gut etabliert zu sein. Die Moorings in der sehr tiefen Bucht werden von der Perlenfarm und einem Restaurant zur VerfĂŒgung gestellt. Ein seltener Service fĂŒr GĂ€ste. Auf der Perlenfarm kommt uns ein junger Mann entgegen um uns zu begrĂŒĂŸen. Er fĂŒhrt uns an einen im Garten eigens fĂŒr GĂ€ste aufgestellten Tisch. Dort erlĂ€utert er uns an Hand von ausliegenden geöffneten Austern und ausgestellten ArbeitsgerĂ€ten, wie die Perlen gezĂŒchtet werden. Wir fragen, wo denn die Farm ihre Perlen verkauft, denn wir haben gehört, dass dies auf Auktionen in Papeete und auch in China erfolgen soll. Die Farm Champon verkauft ihre Perlen jedoch direkt, vor allem an Besucher der Farm und Juweliere in Papeete, denn bei den Auktionen wĂŒrde man viel weniger Geld fĂŒr die Perlen bekommen.  Nachdem alle unsere Fragen beantwortet sind, geleitet er uns ins Haus und stellt uns seiner Mutter und seiner Schwester vor. Seine Schwester lĂ€dt uns ein, an einem großen Tisch Platz zu nehmen. Sie erlĂ€utert uns an Hand von verschieden Perlen, was die unterschiedlichen QualitĂ€ten der Perlen ausmacht, die letztendlich die Preise fĂŒr den Verkauf bestimmen. Im Anschluss an ihre AusfĂŒhrungen breitet sie Unmengen von wunderschönen SchmuckstĂŒcken in Gold und Silber vor uns aus, bei denen die schönsten Perlen des Hauses verarbeitet wurden. Die Perlen schimmern silbern, rose, gelb, grĂŒn, blau. Einige sind fast schwarz, gefasst in schlichten Formen oder aufwendig von kleinen Diamanten umgeben. Ringe, ArmbĂ€nder, Halsketten, Colliers, Ohrringe. Da kostet eine große Perle an einem Goldkettchen schon einmal rund 2.000 Euro. Die Preise sind ĂŒbrigens alle in PFranc, US-Dollar und Euro ausgezeichnet. Wir brauchen also gar nicht lange zu rechnen. Die SchmuckstĂŒcke stellen Mutter und Tochter selbst her aus den Perlen des Hauses und vorgefertigten SchmuckstĂŒcken, die sie aus Europa bekommen. Die Auswahl an einzelnen zum Verkauf stehenden Perlen ist daher eher gering. Und wir finden aus diesem Grund auch keine Perlen darunter, die unseren AnsprĂŒchen genĂŒgen, zumal auch kleine Perlen dann noch besonders selten sind. Ohne Perlen, aber von der ProfessionalitĂ€t der Farm sehr beeindruckt, kehren wir zurĂŒck auf die PACIFICO. Es ist schon so spĂ€t geworden, dass wir die Bucht nicht mehr verlassen können, wollen wir noch vor Sonnenuntergang einen geeigneten anderen Ankerplatz finden. Also sind wir in dieser Nacht noch zu Gast bei der Perlenfarm Champon.
Der Korallengarten der Insel Tahaa ist berĂŒhmt. Nicht nur bei den Yachties, die uns schon auf Moorea davon berichtet haben. Viele Ausflugsboote bringen tĂ€glich viele Touristen hierher, damit sie in dem kaum 1,50 m tiefen Wasser mit Schnorchel und Taucherbrille auf Safari gehen können. Aqua-Safari, so wird es auch spĂ€ter auf Bora Bora angeboten. Wir ankern am nĂ€chsten Tag in einer Riege von Booten neben der Walkabout, vor kleinen Motus umgeben von leuchtend blauen und tĂŒrkisfarbenen WasserflĂ€chen. Links ein Motu,  auf dem sich auch eine Hotelanlage befindet.  Im Hintergrund ist Bora Bora kaum 15 Meilen entfernt, umgeben von einem leichten Dunstschleier.. Zwischen zwei dieser Motus befindet sich der Korallengarten, der an diesem Morgen von Touristen dicht bevölkert ist. Bevor wir uns mit Schwimmflossen und Schnorchel ebenfalls dorthin aufmachen, kommt noch ein Dingi lĂ€ngsseits. Besuch von der ‚Meerbaer‘ aus Hamburg. Rainer und Anne sind seit 6 Jahren unterwegs und ĂŒber die gleiche Strecke wie die Walkabout zu den Society Islands gekommen.
Vom dem berĂŒhmten Korallengarten sind wir dann mehr oder weniger enttĂ€uscht. Die Korallen sind bei weitem nicht so schön wie die filigranen GewĂ€chse, die wir auf Tahanea gesehen haben. Die Vielfalt der bunten SĂŒdseefische von Apataki bleibt unerreicht. Es bleibt jedoch ein Erlebnis in diesem seichten Wasser die Unterwasserwelt so sehen und erfahren  zu können. Wir lassen uns von der Strömung durch diesen stillen Garten treiben. Entdecken Seeigel und Fische, die sich von uns nicht stören lassen. MĂŒssen aufpassen, dass wir uns an den scharfen Korallen nicht verletzen. Und dann sind wir wieder außerhalb des Gartens, wo im seichten Wasser PACIFICA auf uns wartet. Den weiten Weg hin und zurĂŒck mĂŒssen wir rudern, weil der Außenborder streikt. Ob der bei unserer „Wind- und Wellenfahrt“ auf Moorea wohl zu viel Wasser abbekommen hat? Nun, wir wissen es nicht. Am Benzin scheint es diesmal jedenfalls nicht zu liegen. Das haben wir ausprobiert. Obwohl ja auch der Generator immer mal wieder streikt, scheint es nicht das gleiche Problem wie in Ushuaia zu sein. Wir werden sehen.
Am Freitag sind wir nachmittags zu Kaffee und Kuchen auf der Meerbaer eingeladen. Selbst gebackener Kuchen. Das haben wir schon lange nicht mehr gehabt. Es ist ein vergnĂŒglicher Nachmittag und die Zeit vergeht wie im Fluge. Viele Erlebnisse und Erfahrungen werden ausgetauscht. Informationen zu den nĂ€chsten Reisezielen, der Strecken, die man segeln will. Wir freuen uns ĂŒber diesen neuen Kontakt. Es wird schon dunkel, als wir uns auf den Heimweg zurĂŒck zu PACIFICO machen.
Der defekte Außenborder lĂ€sst und keine Ruhe. So geht es am Samstag nach dem FrĂŒhstĂŒck zurĂŒck nach Raiatea und in die westlich gelegene Marina in der Bucht Apooiti. Naja. Am Samstag arbeitet dort niemand. Wochenende. Das hĂ€tten wir uns eigentlich denken können. Nun mĂŒssen wir bis Montag warten. Also verbringen wir das Wochenende in Uturoa im geschĂŒtzten Hafen. Die Walkabout liegt wieder am gleichen Platz, wie beim ersten Mal und unterstĂŒtzt uns auch diesmal beim Anlegen. Frauke und Thomas haben in der westlichen Marina ihr Problem mit dem Dingi lösen können. Die Halterung fĂŒr ein Ruder war gebrochen und musste geschweißt werden. Nach einer kurzen Diskussion ĂŒber Außenborder und unseren im besonderen verspricht Thomas, sich unseren am Nachmittag einmal anzusehen. Vielleicht kann er helfen. Denn Hermann hatte schon herausgefunden, dass es keinen ZĂŒndfunken gibt. Also wird der Motor nachmittags unter die Lupe genommen. Die ZĂŒndkerze ist defekt. Neue gibt es an der Tankstelle. Und weil der Generator die gleiche benötigt, werden gleich mehrere gekauft. Immer etwas in Reserve haben, falls was kaputt geht. Manchmal könnte man glauben PACIFICO ist ein schwimmendes Ersatzteillager. Nun ist der Außenborder ganz schnell wieder flott.
Da wir hier in Uturoa ins Internet können, nutzen wir noch einmal die Gelegenheit mit der Familie zu telefonieren, bevor es am nĂ€chsten Mittag nach Bora Bora geht. Bora Bora, der SĂŒdseetraum schlechthin, darf man den verschiedenen Meinungen Glauben schenken.
Das Wetter ist wunderschön, der Wind kommt aus der richtigen Richtung, die dicken Regenwolken bleiben ĂŒber Raiatea hĂ€ngen. Was will man mehr. Wir genießen diesen Segeltag auf unser voraussichtlich letzten Strecke in franz. Polynesien. Bora Bora wird wohl die letzte Etappe sein. In der ersten Nacht ankern wir vor dem Hilton Hotel in der Bucht Tohuo. Das Hotel scheint derzeit nicht bewohnt zu sein und offenbar werden die Bungalows saniert. Obwohl der Ankerplatz nicht schlecht ist, stören uns doch die heftigen Windböen, die schon mal mit ĂŒber 20 Knoten wehen. Nicht konstant, aber alle Augenblicke wieder. Deshalb versuchen wir es am nĂ€chsten Tag etwas weiter nördlich, wo auch die Meerbaer liegt. Es ist dort zwar etwas ruhiger und die Böen nicht so heftig, aber die Meerbaer scheint auch nicht zufrieden und ankert an diesem Tag noch zweimal um. Trotz Hilton Hotel finden wir Huahine und Moorea doch schöner als Bora Bora. Wir wundern uns ĂŒber das allgemeine Meinungsbild und wie unterschiedlich Wahrnehmungen sein können. Der Hauptort auf Bora Bora setzt dann dem ganzen noch die Krone auf. Es ist schwierig dort einen Ankerplatz zu finden, der weniger als 20 Meter Tiefe hat. Der Ort besteht aus einer staubigen Straße, was bei dem starken Windböen besonders unangenehm ist. Vermutlich soll die ganze Straße neu geteert werden und man will das in einem StĂŒck machen. Die HĂ€user und die GeschĂ€fte sehen von außen wenig ansprechend aus. In billigen HĂŒtten sind teure PerlengeschĂ€fte untergebracht. Alles wirkt bunt zusammengewĂŒrfelt und hat weniger Ausstrahlung, als die anderen Orte, die wir bisher kennen gelernt haben. Kaum zu glauben, dass dies die schönste der Inseln sein soll.
Die Winde sind besonders böig und drehen stĂ€ndig. Der Ankerplatz liegt zwar nahe dem Riff, wir gehen jedoch trotzdem davon aus, dass nichts passieren kann. Na, PACIFICO vielleicht nicht, aber PACIFICA! Kaum zu glauben, wenn man es nicht gesehen und erlebt hat. Unser Bananaboot, am Heck treibend angebunden,  wird von einer besonders heftigen Windbö ergriffen und kentert. Samt Anker mit Kette und Hermanns roten Crocs, die jetzt schwimmend im Wasser treiben. Anker, Ankerkette hĂ€ngen noch an einer Leine, die an PACIFICA vertĂ€ut ist, und ziehen unser Dingi unter Wasser.  Aber das Dingi hat Zeit, erst einmal werden nach einem Kopfsprung ins Wasser die Schuhe gerettet. Danach wir das Dingi an Bord gezogen, wobei der Anker samt Kette verloren gehen. Die Leine hatten wir durch eine Rolle laufen lassen und das Ende nicht verknotet. Bei 20 m Wassertiefe war da nun mal kein halten mehr. Ärgerlich und schade um den kleinen Anker.
Abends haben wir die Crew der Meerbaer zu Besuch. Auch sie sind nicht glĂŒcklich mit dem Ankerplatz hier. Der Wind tobt sich weiter aus und dreht. Dazu kommen Regenschauer. Es dauert nicht lange und wir werden gegen das Riff getrieben. Nicht dramatisch, aber ĂŒber Nacht können wir hier nicht bleiben. Und wĂ€hrend die Damen sich es zu einem Plausch im Salon gemĂŒtlich gemacht haben, ankern die Herren PACIFICO mal kurz um, weit weg von dem Riff.
Andere bekannte Boote treffen wir hier ebenfalls wieder: die Salmon und die Saphira aus Deutschland, die Bema mit dem „Alaska-Man“, die Sodric, der wir scheinbar ĂŒberall begegnen.
Die Einkaufsmöglichkeiten im Ort sind dann doch so gut, dass wir am nĂ€chsten Tag einen neuen 2 kg Anker nebst Kette fĂŒr unser Dingi bekommen. Vorsichtshalber fragen wir auch gleich einmal bei der Gendarmerie nach den Ausklarierungs-ModalitĂ€ten. Wir sind etwas ĂŒberrascht, dass das mindestens zwei Tage dauern soll. Überhaupt scheint das ganze sehr schwierig zu sein. Ganz anders als beim Einklarieren auf den Marquesas, wo man sehr hilfsbereich und freundlich war. Auch Kopien unserer PĂ€sse mĂŒssen wir noch woanders hierfĂŒr machen lassen. Außerdem sind Computer und FaxgerĂ€t gerade nicht verfĂŒgbar und wir sollten spĂ€ter oder am besten Morgen wieder kommen. Na so etwas.
Eine zweite Nacht wollen wir hier nicht verbringen und fahren deshalb zurĂŒck auf den Ankerplatz vor der ersten kleinen Insel mit dem Hilton Hotel.
Am Donnerstag geht es in Richtung Osten der Insel. Man kann um Bora Bora nicht ganz herum fahren, deshalb der Weg zunĂ€chst nach Norden und am Flugplatz vorbei, der auf einem Motu liegt. Und nun tut sich uns eine ganz andere Sicht auf die Insel auf. Palmen-Motus und dahinter liegend das Riff, weiße StrĂ€nde und kleine Buchten, hĂŒbsche HĂ€user und Hotelanlagen, leuchtendes klares Wasser verbunden mit dem Blick auf die grĂŒne Insel auf der anderen Seite der Lagune und den dramatisch hochaufsteigenden schroffen Felsgebilde in der Mitte von Bora Bora. Wir ankern am Hotel St. Regis im Windschatten, wĂ€hrend vor dem Ort auf der anderen Seite der Insel wieder Windböen mit um die 35 Knoten toben. Was wir uns spĂ€ter alles leisten können, weil wir soviel Geld sparen- Denn eine Woche in dem Hotel, vor dem wir ankern, kostet fĂŒr zwei Personen rund 13.000 Schweizer Franken (ca. 11.000 Euro). Wir fĂŒhlen uns heute als Hotel-GĂ€ste mit unserem Sundowner zum Sonnenuntergang  ĂŒber Bora Bora und zum Abendessen gegrilltem Rinderfilet bei SĂŒdseeklĂ€ngen von unserer CD. Was will man mehr. Auch das ist etwas SĂŒdseeromantik.

Society-Islands – Tahiti, Moorea und Huahine Iti – Norddeutsches ‚Schnuddelwetter‘ und ‚Line-Dancer‘ – vom 31.7. bis 14.8.2015

Von den Tuamotus nach Tahiti benötigen wir fast 40 Stunden. Wir segeln Richtung SĂŒden durch ein dichtes Wolkenband. Rundherum regnet es immer mal wieder. Die Wolken ziehen dann jedoch vor uns oder auch hinter uns durch und wir bleiben trocken. Als der Wind zwischendurch einschlĂ€ft, muss „Yan“ (der Motor) ran. Das hat auch Vorteile, denn so werden die Batterien mal wieder richtig aufgeladen und der Wassermacher lĂ€uft auf Hochtouren, um die Frischwassertanks zu fĂŒllen.
Wenn man die Marquesas, die mit steilen FelswĂ€nden aus dem Meer steigen, und die Tuamotus, kaum mehr als palmenbewachsene Riffs, als „Pflicht“ betrachtet, sind die Society-Islands die „KĂŒr“. Hier haben wir die steilen FelswĂ€nde und grĂŒnen Berge, allerdings nicht ganz so dramatisch wie auf den Marquesas, umgeben von einem Riff, der Lagune und palmenbewachsenen Motus.
Tahiti
Am Samstag Morgen, so gegen 8.00 Uhr erreichen wir Tahiti. Der Himmel ist wieder bedeckt und sieht mehr und mehr  nach Regen aus. Tropische SĂŒdsee – wer erwartet da nicht Inseln im Sonnenschein? Was man hier gar nicht erwartet ist doch norddeutsches „Schnuddelwetter“. Unsere Euphorie ist entsprechend gedĂ€mpft. Wir steuern an der Ostseite der sĂŒdlichen Halbinsel eine Passage durch das Riff an und hoffen auf einen guten Ankerplatz. Laut unseren BĂŒchern soll dieser Teil Tahitis unbewohnt sein und die Ankerbuchten einigermassen wettergeschĂŒtzt. OK, die BĂŒcher wurden vor ca. 10 Jahren geschrieben und so einiges ist inzwischen anders. Also dieser Teil Tahitis ist alles andere als unbewohnt. Es sieht so aus, als wenn eine Straße an der KĂŒste um Insel und Halbinsel herum fĂŒhrt. Ruhige Ankeridylle finden wir hier nicht. Vielleicht weiter im Norden? Wir fahren bis Tautira. In der hinter dem Ort liegenden Bucht ist KĂ€pt’n Cook damals gelandet. Und was fĂŒr ihn gut war, sollte doch fĂŒr uns auch gut sein, denken wir und wollen fĂŒr eine Nacht bleiben 😉
 
Der kurze Besuch des Ortes ist nicht besonders eindrucksvoll. Im Supermarkt gibt es jedoch am Sonntag Morgen frische französische Baguettes und vor der Post, auf der anderen Straßenseite, haben wir Internetempfang. Gelegenheit mit der Familie in Deutschland zu telefonieren. Ein hollĂ€ndischer Yachtie spricht uns  dort an, (als wenn man uns ansieht, dass wir auch Yachties sind 🙂 ) Er hat mit seinem Boot die etwas ungewöhnlichere Route ĂŒber Hawaii genommen und berichtet uns, dass er dort auch einmal nicht so nett behandelt wurde. Ein Hafenmeister hat ihm dort das Leben schwer gemacht, mit Auflagen, die sein Boot erfĂŒllen mĂŒsste, wenn er bleiben wollte. Das ganze hat er dann auf den Inseln dort auch noch ein zweites Mal erlebt. An anderen PlĂ€tzen war man dann aber sehr nett und freundlich. FĂŒr uns hat er hilfreiche Tipps fĂŒr Papeete, unserem nĂ€chsten Ziel.
Das Wetter hat sich nicht wesentlich gebessert. Es ist immer noch grau und wolkenverhangen. Der Wind weht nur schwach, so dass wir nur Teile der Strecke nach Papeete segeln können.  Unser Weg fĂŒhrt durch die Lagune entlang der Ostseite der Insel. Fast die ganze KĂŒste ist bewohnt. Auffallend sind die vielen Kirchen. Die  HĂ€user-GrĂŒppchen machen kaum einen Ort aus und doch steht mittendrin eine Kirche. Am spĂ€ten Nachmittag liegen wir dann in der geschĂŒtzten Bucht des „Tahiti Yachtclub“ vor Anker. Genauso wie die „Lotte“ aus Köln mit ihrem Skipper Heinz. Heinz ist schon seit eineinhalb Jahren hier. Ende des Jahres geht es zurĂŒck nach Deutschland. Seine geplante Route geht durch die Magellan-Straße und ĂŒber die Falklandinseln. Eine Route die uns viel GesprĂ€chsstoff gibt und uns Erfahrungen austauschen lĂ€sst.
 Am Montag erkunden wir Papeete. Die LKWs mit den Hamburg-SĂŒd-Containern passen fast zum norddeutschen Schnuddelwetter. Doch im Laufe des Tages lĂ€sst sich dann und wann auch einmal die Sonne sehen. Als wir abends an Bord zurĂŒck kehren, sind wir ganz ĂŒberrascht, wie schnell der Tag vergangen ist. Den geplanten Behördengang haben wir aufgegeben. Die AuskĂŒnfte darĂŒber, ob wir uns hier bei der Gendarmerie melden mĂŒssen oder nicht, sind sehr unterschiedlich. Letztendlich wurde uns in der Marina des Stadthafens gesagt, es sei nicht erforderlich, weil wir uns doch auf den Marquesas gemeldet hĂ€tten. Es reicht, wenn wir auf Bora-Bora ausklarieren. Damit sind wir erst einmal zufrieden. Als nĂ€chstes  interessieren uns die Einkaufs- und Shopping-Möglichkeiten und natĂŒrlich Tahiti-Perlen. Perlenschmuck und Perlen werden hier tatsĂ€chlich an jeder Ecke angeboten und in allen QualitĂ€ten. Juweliere, die hochpreisigen Perlenschmuck anbieten. MarktstĂ€nde, an denen Modeschmuck angeboten wird, in dem Perlen geringerer QualitĂ€t verarbeitet wurden. GeschĂ€fte, in denen man Perlen aller QualitĂ€ten einzeln kaufen kann. Wir stehen hinter einem Asiaten, der auf einem Hocker vor einem Verkaufstresen sitzt. Eine VerkĂ€uferin zeigt ihm Perlen von unterschiedlicher GrĂ¶ĂŸe und Preisniveau. Er wĂ€hlt Perlen zu 100 Euro, 250 €  das StĂŒck aus, wie ein Kind Bonbons an einem SĂŒĂŸigkeiten Stand. In der großen Markthalle werden neben Blumen, Obst, GemĂŒse und Fisch auch alle möglichen Souvenirs angeboten. Klar schauen wir nach Tikis und anderen Holzarbeiten und vergleichen mit dem, was wir auf den Marquesas gesehen und gekauft haben. Es bestĂ€tigt uns, dass wir es richtig gemacht haben, direkt beim Hersteller zu kaufen. Wir hatten, finden wir, eine schönere Auswahl und dann auch noch zu gĂŒnstigeren Preisen. 🙂
 Bevor wir abends völlig geschafft an Bord gehen, kaufen wir in dem Carrefour, kaum 500 m von dem Club entfernt, fĂŒr unser Abendessen ein. Allein das GeschĂ€ft zu betreten und das umfangreiche Angebot zu betrachten, gibt uns das GefĂŒhl im Schlaraffenland zu sein. Seit Port Montt ist das der erste Supermarkt mit einer annĂ€hernd an europĂ€ische MaßstĂ€be grenzenden Vielfalt im Angebot. So ein ĂŒberdimensionales Sortiment sind wir einfach nicht mehr gewohnt. Ein ganz unglaubliches GefĂŒhl, dass uns erkennen lĂ€sst, was wir in Europa und Deutschland fĂŒr selbstverstĂ€ndlich genommen haben.
Nachdem wir unsere VorrĂ€te ergĂ€nzt haben und bevor es weiter nach Moorea geht, wollen wir noch einen Zwischenstopp machen.  Am Donnerstag Morgen geht es deshalb weiter an der KĂŒste entlang Richtung Westen. FĂŒr  etwas ĂŒber zwei Meilen segeln wir zunĂ€chst auf den Pacific hinaus, bevor wir ĂŒber die Hafeneinfahrt von Papeete wieder in die Lagune einfahren können. Kurz nach der Hafeneinfahrt werden wir ĂŒber Funk angerufen. Der Wasserweg, den wir nehmen fĂŒhrt am Flughafen vorbei und man muss sich ĂŒber Funk Kanal 12 dort melden, wenn man diese Strecke nimmt. Was wir nun aber noch nicht getan haben. Also werden wir höflich und nett darauf hingewiesen, dass wir das fĂŒnf Minuten vor Erreichen des Hinweisschildes uns bitte melden möchten. Und damit wir es nicht vergessen, wĂŒrde der freundliche Mensch uns noch einmal ĂŒber Funk anrufen, bevor wir das Schild erreichen, damit auch nichts schief geht. TatsĂ€chlich mĂŒssen wir dann vor dem Flughafen auf stoppen, weil gerade ein Flugzeug landet, bevor wir die Erlaubnis zur Weiterfahrt bekommen. Außerdem gibt uns der freundliche Funker den Hinweis, das wir uns vor dem nĂ€chsten Schild weiter sĂŒdlich noch einmal melden mĂŒssen. Als wir dort angekommen, ebenfalls auf stoppen, vergisst er dann allerdings zunĂ€chst uns die Genehmigung zur Weiterfahrt zu geben. Er ist dann etwas ĂŒberrascht, dass wir immer noch da sind und ganz brav auf das „go“ gewartet haben 🙂
 
Wir  ankern fĂŒr eine Nacht an der sĂŒd-westlich  von Papeete gelegenen Marina „Taine“. „Taine“ ist in den BĂŒchern gut beschrieben und wird als Ankerplatz oder auch zum festmachen direkt in der Marina empfohlen.  Offenbar ist dies der Ort, wo sich tatsĂ€chlich die ĂŒberwiegende Zahl der Segler aufhĂ€lt, die Tahiti besuchen, denn  in der Marina und in dem weitem Ankerfeld um uns herum liegen wohl einige hundert Boote. In diesem Teil von Tahiti, sĂŒdlich vom Flughafen,  wohnen anscheinend auch die „Reichen und Schönen“. Wir sehen Hotels und Villen am Ufer. Ein Grund dafĂŒr könnte sein, dass man von hier aus einen sicherlich traumhaften Sonnenuntergang ĂŒber der Insel Morea genießen kann. Zudem ist es hier sehr windfrisch. Uns gefĂ€llt es hier weniger. Der Ankerplatz ist zu weit vom Land entfernt und irgendwie haben wir uns in dem freundlichen Yacht-Club auf der anderen Seite von Papeete wohler gefĂŒhlt. FĂŒr weniger als  1,80 € pro Person konnten wir dort die sanitĂ€ren Anlagen nutzen,  und gegen ein geringes Entgelt  Waschmaschine und Trockner . Der Weg zum Einkaufen, und damit auch Transport unserer VorrĂ€te, war nicht zu weit und zu Fuß gut zu erledigen. Die etwa 3 Kilometer bis ins Zentrum waren ebenfalls zu Fuß oder mit Bus  kein Problem.
Moorea
Am Freitag Morgen segeln wir in gut drei Stunden nach Moorea. In unseren BĂŒchern werden zwei Ankerbuchten auf der nördlichen Seite von Moorea empfohlen. Die Cooks Bai sehen wir uns an, fahren dann jedoch weiter in die nĂ€chste Bucht, die eben auch die schönere sein soll. Am frĂŒhen Nachmittag ankern wir in der Bucht D’Opunohu, unweit des Hilton Hotels vor einem schönen Sandstrand in tĂŒrkisklarem Wasser zwischen fast 40 anderen Booten. Hier hilft mal wieder die Erfahrung aus dem Mittelmeer, wo aufgrund der vielen Boote, die dort so unterwegs sind, und der begrenzten AnkerflĂ€chen, hĂ€ufig sehr eng geankert wird. Da ist es schon wichtig zu schauen, wie die anderen Schiffe im Wind liegen und mal nachzufragen „wo liegt denn dein Anker?“ Wenn man sich dann auch noch gut vorstellen kann, wie sich alle Boote wie ‚Line-Dancer‘ gemeinsam an ihrer Ankerkette (Taue verhalten sich schon mal anders) im Wind bewegen, ist es relativ einfach, einen guten Ankerplatz auch in einem grĂ¶ĂŸerem Ankerfeld zu finden. Wir ankern also mittendrin und haben auch bei den drehenden Winden der nĂ€chsten Tage kein Problem, dass wir den anderen Yachten vielleicht zu nahe kommen könnten.
Moorea ist auch ein beliebtes Ziel fĂŒr Kreuzfahrer und die einheimischen GeschĂ€fte richten sich entsprechend darauf ein. In dem  Ort Papetoai auf der westlichen Seite der Bucht wird in dem kleinem Hafen sogar extra eine große Ankunftshalle mit einem großen Parkplatz davor fĂŒr die Kreuzfahrer-Touristen gebaut.  Auf dem Parkplatz stehen Fahrzeuge fĂŒr den kostenlosen Transfer der Touristen zu GeschĂ€ften bereit, die Perlen und Schmuck verkaufen. Wir sind am Samstag mit PACIFICA, diesmal fĂŒr die 20 minĂŒtige Fahrt mit  dem Außenborder ausgerĂŒstet, hergekommen. Den Transfer zu den GeschĂ€ften nehmen wir nicht in Anspruch, denn wir wollen zu Fuß gehen. Irgendwann mĂŒssen wir uns ja schließlich mal richtig bewegen 🙂
 
Wir marschieren los und erwarten irgendwann in den Ortskern zu kommen. Nach gut 5 Kilometern geben wir die Hoffnung auf einen „Ortskern“ auf. Der Ortskern ist wohl eher die Straße, die wir entlang gehen und an der wir dann und wann einmal an GeschĂ€ften, MarktstĂ€nden, HĂ€usern und Hotels vorbeikommen.  Wir finden, wir haben uns nach diesem Marsch etwas zu trinken verdient und gehen in das nĂ€chste Hotel, dass ein Restaurant mit Bar direkt am Strand hat. Ein Tisch auf der gemĂŒtlichen Holzterrasse direkt ĂŒber dem Sandstrand, nur wenige Meter vom Wasser entfernt, wird gerade fĂŒr uns frei. Da wir feststellen, das wir nicht nur durstig sondern auch hungrig sind, gönnen wir uns in diesem netten Ambiente auch ein leckeres Mittagessen. Wir versuchen uns, wie die Hotelurlauber um uns herum zu fĂŒhlen. Der Gedanke, in vielleicht 14 Tagen wieder nach Hause fliegen zu mĂŒssen, und damit dieses Paradies zu verlassen, ist fĂŒr uns nur sehr schwer nachzuempfinden. Das ist doch eine ganz andere Welt, als die, in der wir leben.
Am Sonntag Morgen treten wir die Fahrt ĂŒber die Bucht zu dem kleinen Hafen noch einmal an, um zu telefonieren und Mails zu schreiben. Als wir dann zurĂŒck zu PACIFICO wollen,  ist der Wind ziemlich aufgefrischt. So eine Fahrt bei Wind und Wellen haben wir mit PACIFICA noch nicht gemacht. Wir sind beide ziemlich nass und durchgeschĂŒttelt als wir PACIFICO erreichen. FĂŒr die fĂŒr nĂ€chsten Tag versprochenen TelefongesprĂ€che, ĂŒberlegen wir, ob wir dass nicht anders lösen können, um so eine Fahrt zu vermeiden. Den Nachmittag verbringen wir am Strand. Dort gibt es auch Tische und BĂ€nke und es weht nicht so. Eine gute Gelegenheit den Ton-Grill mitzunehmen und die leckeren brasilianischen Pasteten fĂŒr uns zu backen. Neben vielen Yachties sind auch so einige Polynesier und Touristen am Strand. Ein Ă€lterer Einheimischer mit langen Zottelhaaren und einer Bermudahose, die sicherlich schon einmal bessere und sauberere Tage gesehen hat, sieht uns interessiert zu und kommt dann nĂ€her. Er gibt uns die Hand, redet ein bisschen mit uns und fragt dann, ob er mal probieren dĂŒrfte, was wir das so essen. Kurzerhand backt Hermann ihm gerne einer unseren letzten Pasteten. Zum Dank segnet er uns und lĂ€dt uns zum Essen ein, weil wir unser Brot mit ihm geteilt haben. Irgendwann in den nĂ€chsten Tagen will er Fisch und Kokos hier am Strand fĂŒr uns zubereiten. Wir werden dann nicht mehr da sein, freuen uns aber trotzdem ĂŒber die Einladung und die Art, wie er sich uns gegenĂŒber gibt. Auch wenn diese Begegnung mit ihm schon etwas seltsam anmutet, nachdem er uns gesegnet und auch fĂŒr uns gesungen hat.
Die fĂŒr den Montag versprochenen TelefongesprĂ€che fallen fast dem Wetter zum Opfer. Es ist grau und bewölkt, als wir doch noch einmal die Fahrt ĂŒber die Bucht antreten. Und auf dem RĂŒckweg weht es dann auch noch richtig. Das gekaufte Baguette haben wir in weiser Voraussicht in einer PlastiktĂŒte verpackt, die IPads im wasserdichten Seesack. Und wenn wir am Vortag schon nass geworden sind, kommen wir jetzt kaum aus der Hafeneinfahrt heraus ohne schon ganz nass geworden zu sein. Angenehm ist dabei, dass das ĂŒberkommende Wasser wĂ€rmer ist als die Luft. So ist  es also jedes mal wie eine warme Dusche, wenn die aufschĂ€umende Gischt der Wellen, ĂŒber die wir hĂŒpfen, ĂŒber uns und ins Dingi spritzt. Und auch eine PĂŒtz zum schöpfen haben wir diesmal an Bord und können so das Wasser gleich wieder aus PACIFICA heraus befördern. Die RĂŒckfahrt ist also eine ziemlich ruppige feuchte Angelegenheit. Naja – es hat aber auch schon Spaß gebracht, der Ritt durch die Wellen 🙂
Huanhine Iti
Am Dienstag Vormittag verlassen wir Moorea Richtung Huahini Hui / Huahine Iti, dem Inselpaar, dass durch eine BrĂŒcke miteinander verbunden ist. Mehrfach wurde uns vorgeschwĂ€rmt, dass die Inseln sehr schön sein sollen. So haben wir unsere ursprĂŒnglichen PlĂ€ne geĂ€ndert und segeln zunĂ€chst nicht nach Raiatea. Es wird eine anstrengende Fahrt, da viele andere Segler auf dieser Route unterwegs sind und an Schlaf kaum zu denken ist. (Hilde ist am nĂ€chsten Morgen relativ ausgeruht. Warum wohl? 😉 ) In der Nacht bremsen wir unsere Fahrt zudem krĂ€ftig ab, um nicht vor dem ersten Tageslicht an zu kommen. Die Passagen der Inseln sind hier zwar weniger dramatisch als auf dem Tuamotus, doch wollen wir nicht riskieren wegen einer FehleinschĂ€tzung in der Dunkelheit auf ein Riff zu laufen. Das ist dann letztendlich auch der Grund, warum wir die nördlichste Passage in die Lagune wĂ€hlen. Bei der von uns zunĂ€chst angesteuerten Passage sind die in der Karte angegebenen Leitfeuer nicht zu erkennen. Erst als wir spĂ€ter bei Tageslicht daran vorbei fahren, sehen wir die unbeleuchteten grĂŒn-weißen Masten, die uns den Weg hĂ€tten zeigen sollen. Auf Huahini Hui machen wir morgens um 6.00 Uhr am Pier von Fare einen Zwischenstopp. Gerade so lange, wie wir benötigen kurz an Land zu springen, unseren MĂŒll im nĂ€chstgelegenen Container zu entsorgen und im Supermarkt backfrische Baguettes fĂŒr unser FrĂŒhstĂŒck zu besorgen.
Die Ankermöglichkeiten sollen bei diesem Insel-Duo aufgrund der Tiefen, hĂ€ufig ĂŒber 20 m bis 30 m, relativ schwierig sein. So freuen wir uns, als wir eine halbe Stunde spĂ€ter vor einem kleinen Strand doch einen guten Platz zum pausieren finden. Wir frĂŒhstĂŒcken und holen etwas Schlaf nach.
Am Nachmittag sehen wir uns nach einem geeigneten Ankerplatz fĂŒr die Nacht um. Die Bucht zwischen den beiden Inseln, die wir nach der Karte dafĂŒr vorgesehen haben, ist bei weitem nicht so windgeschĂŒtzt, wie erwartet. Auch ist hier eine Austernfarm angesiedelt, die nicht eingezeichnet ist. Wir halten respektvoll Abstand zu den vielen kleinen Bojen, von denen wir wissen, dass dort an unter Wasser gespannten Tauen die Austern in den Netzen hĂ€ngen. Ein Charter-Kat, den wir auf Toau bereits einmal gesehen haben, liegt etwas sĂŒdlicher außerhalb der Bucht vor Anker.  „Der wird schon wissen, warum er dort liegt!“ sagen wir und steuern darauf zu. Trotz des guten Windes liegen die Yachten in unterschiedlichen Richtungen, als wĂ€re es an der Stelle völlig windstill.  Also offenbar ein gut geschĂŒtzter Platz zwischen Land und einer kleinen, grĂŒnen und bewohnten Insel.  Als wir nĂ€her kommen, öffnet sich uns der Blick in eine kleine Bucht mit einem gepflegten Sandstrand, auf dem eine kleine HĂŒtte steht, dahinter dicht gewachsener grĂŒner Dschungel vor steil ansteigenden FelswĂ€nden. „Hilde-like“ sagt Hermann  beim Anblick dieser SĂŒdseebucht und wirft immer wieder einen Blick auf den Tiefenmesser.
Es liegen hier noch einige weitere Segelboote sowie die Luxus-Motor-Yacht „Gatto Pardo“ vor Anker und an Bojen. Wir fragen bei einem amerikanischen Ehepaar, wem die Bojen gehören und ob man vielleicht einfach an einer freien Boje festmachen darf. Die Bojen sind frei verfĂŒgbar und es kostet auch nichts, daran zu liegen. Und so machen wir an der letzten freien Boje fest und sparen uns das Ankermanöver. Es ist hier nicht ganz so windstill wie erwartet. Trotzdem drehen sich nur die Kats in den Wind. PACIFICO und die Motor-Yacht liegen quer zum Wind. Es gibt also eine leichte Strömung, die das unterschiedliche Bild, so gar nicht ‚Line-Dancer‘ ĂŒblich, erklĂ€rt.
Wir verbringen hier zwei wunderschöne Tage. Da wir zu bequem sind, PACIFICA zu Wasser zu lassen, nehmen wir fĂŒr unsere LandausflĂŒge das Kajak. Es ist allerdings nur fĂŒr eine Person konzipiert. Wir versuchen trotzdem, ob es uns nicht beide trĂ€gt. Beim ersten Versuch darin Platz zu finden, geht Hilde erst einmal zu Wasser. Beim zweiten Versuch, setzt sich Hermann nach hinten und lĂ€sst Hilde paddeln. Da geht es schon mal im Kreis und Schlangenlinien bis wir endlich relativ trocken anlanden 🙂
Am Strand lernen wir Philip kennen, der tĂ€glich von ca. 10 bis 16 Uhr hier ist. Er bewacht und pflegt diesen Strand. Nebenbei bastelt und verkauft er Schmuck aus Samen, Muscheln und Bast. Und den Damen, wie denen der „Gatto Pardo“ schenkt er den Schmuck dann auch schon mal. Genauso wie er das leckere Kokosbrot, dass er  morgens in BlĂ€ttern ĂŒber dem offenen Feuer backt und dann an die Anwesenden verschenkt. Oder fĂŒr die GĂ€ste am Strand KokosnĂŒsse aufbricht und herum reicht. Hier und  da hĂ€lt er ein SchwĂ€tzchen, bastelt dann wieder, fegt den Strand oder sagt, er hĂ€tte jetzt so viel gearbeitet, jetzt hĂ€tte er erst einmal Pause 🙂   Er macht einen ausgesprochen glĂŒcklichen und zufriedenen Eindruck, hier in seinem kleinen Paradies.
Wir unterhalten uns mit den vier Damen der „Gatto Pardo“, wĂ€hrend Philip bestellten Schmuck bastelt. So erfahren wir, dass die Yacht einer Witwe gehört, die in Andalusien und Paris lebt. Sie macht diese Reise,  die wohl ursprĂŒnglich mit ihrem verstorbenen Mann geplant war,  mit ihrer Schwester und zwei Freundinnen. In frĂŒheren Jahren ist das Paar allein zu zweit mit einer 70-Fuß-Yacht hin und zurĂŒck ĂŒber den Atlantik gesegelt. Und zwar zu Zeiten, als es noch keine Elektro-Winschen gab!  SpĂ€ter sind sie dann auf eine kleinere 47 Fuß-Yacht umgesattelt. Die war dann leichter zu hĂ€ndeln und man brauchte auch nicht so viel sauber zu machen, wie uns die Witwe erzĂ€hlt. „Gatto Pardo“ (Gepard) hießen alle ihre Yachten und Boote. Die vier Damen werden umsorgt von einer 6-köpfigen Crew. Und der Koch soll der beste der Welt sein. Nicht ein einziges Mal gab es bei den gereichten Speisen eine Wiederholung, berichtet Muriel, eine der Freundinnen 😉
Der Einladung zu einem „Sun Downer“ auf der Yacht folgen wir gerne. Und weil die sympathische Eignerin  gesehen hat, dass unser Dingi nicht im Wasser ist, werden wir zur abgemachten Zeit abgeholt und spĂ€ter zurĂŒck gebracht. Wir verbringen eine sehr kurzweilige,  unterhaltsame und angenehme Stunde auf der Yacht, tauschen unsere Erfahrungen und Erlebnisse aus. Da wir uns in den nĂ€chsten Tagen auf der gleichen Route befinden, freuen wir uns alle auf ein mögliches Wiedersehen.
Die Zeit erfĂ€hrt auf unserer Reise eine andere Dimension. Die Tage und Monate verlieren ihre Namen. Es sind jetzt die Tage die wir auf See waren, die, die wir an einem Ort verbracht haben, die Namen der Inseln und der Buchten. Es sind die Erlebnisse, die die Zeit ausmachen, die Begegnungen. Einzig der gebuchte Flug zurĂŒck nach Deutschland setzt diesem ZeitgefĂŒhl eine Grenze.
 

Tuamotus – Arutua – Tahiti-Perlen – vom 29.7. bis 30.7.2015

Von Apataki aus wollen wir direkt nach Tahiti segeln. Es sind ungefĂ€hr 200 Meilen und damit nicht einmal zwei Tage bis dorthin. Doch irgendwie lĂ€sst uns das Thema ‚Perlen‘ noch nicht los. Auf Apataki haben wir keine Perlen nach unseren Vorstellungen bekommen. In Papeete kann man sicherlich schöne Perlen kaufen, aber dass wird dann nicht das gleiche sein, wie eben direkt auf einer Farm gekaufte Perlen. Nun, wir haben ja noch von dem Kaufmann auf Raroia die Telefonnummer von Jenny, der Schwester seiner Frau. Jenny hat auf Arutua eine Perlenfarm. Wenn wir ihm vorher eine Mail schreiben, wĂŒrde er uns sogar bei Jenny  anmelden. In Arutua kann man laut unserem Buch nur in der Passage ankern. Die Einfahrt soll sehr schwierig sein. Auf Toau hat man uns gesagt,  ankern  sei dort gar nicht möglich und die Passage nicht passierbar. Wenn wir Jenny besuchen wollten, sollten wir doch ein Schnellboot von Apataki nehmen.
Was nun?
In Patagonien war es auch nicht immer einfach, warum also sollten wir es hier nicht schaffen? Sollte es in Arutua wirklich nicht möglich sein zu ankern, werden wir einfach weiter nach Tahiti segeln, wie ursprĂŒnglich geplant.
WĂ€hrend wir unsere Vorbereitungen zur Abreise treffen, versammelt sich morgens die halbe Dorfbevölkerung auf dem Pier. NatĂŒrlich nicht um uns zu verabschieden 😉 Aber wir wundern uns schon und fragen natĂŒrlich. Es geht mit einem Motorboot zu einem Treffen auf eine andere Insel. Zwei weitere Inseln sind ebenfalls an diesem Treffen beteiligt, dass wohl mehrere Tage dauert, soviel GepĂ€ck und SchlafsĂ€cke, wie alle dabei haben. Das erklĂ€rt auch, warum in dieser Woche der zweite wöchentliche Öffnungstag der BĂ€ckerei ausfĂ€llt. Wenn kaum noch jemand im Dorf ist, die BĂ€ckerin auch an dem Ausflug teilnimmt, ist auch keiner da, der Brot kauft 🙂 Die Dorfbewohner, die nicht mitgefahren sind, sehen wir spĂ€ter von PACIFICO aus am Strand beim surfen. Alles mitten in der Woche.
An diesem Tag haben wir wunderbares Wetter. Blauer Himmel und kaum Wind aus nördlichen Richtungen. Laut unserem Buch die besten Bedingungen ĂŒberhaupt in Arutua vor Anker zu gehen. Noch haben wir auch keine Vorstellung, wie es in der Passage aussehen wird und wie die StrömungsverhĂ€ltnisse wĂ€hrend der Gezeiten sind. Wir planen schon zusĂ€tzlich den Heckanker einzusetzen. Als die Passage nach fast drei Stunden in Sicht kommt, sieht sie sehr breit aus mit vorgelagerten Riffen. Ein Versorgungsschiff ist gerade dabei Anker zu lichten und die Passage zu verlassen. Wir rufen das Schiff ĂŒber Funk an und fragen nach dem StrömungsverhĂ€ltnissen. „Wenig Ausströmung“ ist die Antwort. Das lĂ€sst uns hoffen. Es sind auch wenig Verwirbelungen und Wellen zu sehen, so dass wir die Einfahrt in die Passage wagen. So langsam wie möglich tasten wir uns zwischen den vielen Fischreusen, die in der Passage aufgestellt sind, zu dem im Buch beschriebenen Ankerplatz vor. Das Wasser ist tiefer als im Buch und auch in der Karte beschrieben. Wegen der NĂ€he zu den Reusen, der Strömung und Wassertiefe, können wir uns jedoch nicht entscheiden, hier wirklich vor Anker zu gehen. Ein Motorboot kommt heran und fragt wieviel Tiefgang wir denn haben und warum wir dann nicht weiter fahren. Wir könnten doch in der Lagune ankern. Und schon fĂ€hrt er voraus, um uns den Weg durch die Reusen und die restliche Passage in die Lagune zu zeigen. Der Tiefenmesser zeigt nicht einmal weniger als 2,50 m an. Eigentlich soll die Wassertiefe hier nur 1,50 m und noch weniger sein. Und Jenny kennt er natĂŒrlich auch. Bis zu dem Motu (Inselchen) auf dem die Perlen-Farm liegt, sind es etwa zwei Meilen am Dorf vorbei Richtung Norden.
Wenig spĂ€ter kommen wir dort an und gehen dort vor dem Strand vor Anker. Es kommt ein Mann von der Perlen-Farm zu uns heraus gerudert. Ja, wir werden schon erwartet. Nach dem gerade erlebten Abenteuer mit der Passage fragen wir, ob hier denn hĂ€ufig Boote herkommen. „Nicht so oft, nein, eigentlich seid ihr die ersten.“
Wir besichtigen die Farm. Der Inhaber, Christian, begrĂŒĂŸt uns, fĂŒhrt uns herum, erklĂ€rt uns die AblĂ€ufe und beantwortet unsere Fragen. Seine Frau Jenny ist heute aus Papeete zurĂŒck gekommen. Überall stehen Kisten herum, die sie heute per Luftfracht mitgebracht hat und die unter anderem auch frische Lebensmittel beinhalten.
Auf der Farm sind drei MĂ€nner beschĂ€ftigt. Der ‚Doktor‘ ist ein junger Chinese, der seit eineinhalb Jahren hier beschĂ€ftigt ist. Er hat hier gelernt, wie man eine Rohperle in die Auster einsetzt und die fertige Perle entnimmt. Er bewertet die geerntete Perle mit ‚gut‘ oder ’nicht gut‘. Dann sortiert die ungenĂŒgenden Perlen und nicht tragenden Austern aus. Christian ist recht glĂŒcklich ihn als Mitarbeiter zu haben. Mit den Einheimischen, die er vorher beschĂ€ftigt hatte, ging es nicht so gut, was sich dann auch auf die ErtrĂ€ge ausgewirkt hat. Die beiden anderen Mitarbeiter scheinen sich hier auch sehr wohl zu fĂŒhlen und wirken eher wie Familienmitglieder. Chef und Chefin arbeiten mit. Auch wĂ€hrend sie sich mit uns unterhalten, unterbrechen sie ihre Arbeit nicht wirklich.
Wir fragen auch, wie es mit den Fischen in der Lagune ist, besonders mit der ‚ciguatera‘. Hier sei nichts, aber zwischen Apataki und Arutua schon. Und auch an einigen anderen Orten. Woran erkennt man denn, ob ein Fisch krank ist? Bei dieser Frage denken wir an die Beschreibungen der Fischer auf Ua-Pou, die schon ziemlich merkwĂŒrdig waren. Also hier schaut man, ob die Fliegen an den Fisch gehen. Wenn nicht, ist der Fisch krank. Oder man gibt der Katze ein StĂŒck von dem Fisch. Wenn sie nach zwei Stunden ein bisschen merkwĂŒrdig wird, dann war der Fisch auch nicht in Ordnung. Soso, alles sehr wissenschaftlich und wohl nicht ganz ernst gemeint 😉
Ja, Haie gibt es hier auch. Große? Ja, auch große. Und? Greifen sie einen beim baden an? Nein, so ein Hai ist doch nicht verrĂŒckt, sagt Christian und lacht.
Dann, um 16.00h ist Feierabend. Die ArbeitsplĂ€tze werden gereinigt. Die bearbeiteten und in grobmaschige Plastiknetze untergebrachten AusternstrĂ€nge werden aus dem Wasser am Strand ins Boot gebracht. Die Plastiknetze sind erforderlich, damit die Austern nicht von den Fischen gefressen werden. Wir dĂŒrfen mit hinaus in die Lagune fahren. Dort werden die Austern samt schĂŒtzender HĂŒlle an unter Wasser gespannte Seile gehĂ€ngt. Die Seile werden durch Bojen, die etwa zwei Meter unter Wasser schwimmen, gehalten. Das heute in hellen blau und tĂŒrkis leuchtende Lagunenwasser ist besonders klar. Dadurch sehen wir staunend auf diesen unter uns liegenden verwunschenen Unterwassergarten, der sich hier auftut. Und etwas ganz anderes erfahren wir hier auch. Es ist die einzige Reihe, die auch mit Bojen ĂŒber Wasser markiert ist. Weitere sind unmarkiert und nur Christian weiß wo sie sind. „Damit sie nicht gestohlen werden!“ In einer Welt, in der so wenig Menschen leben und diese sicher auch aufeinander angewiesen sind, kann man sich gegenseitig nicht vertrauen. Das haben wir so gar nicht erwartet.
ZurĂŒck auf der Farm werden wir weiter herum gefĂŒhrt. FĂŒr den Eigenbedarf werden hier Schweine und HĂŒhner gezĂŒchtet. Der Chinese isst keine TiefkĂŒhlkost! 😉 In einer der HĂŒtten steht ein großes leeres Bett. „Hier ist noch frei und ihr könnt hier schlafen, wenn ihr wollt. “ Ein kleiner, liebevoll angelegter Garten trotzt der Trockenheit. Wasser ist auch hier nur begrenzt verfĂŒgbar. Genauso wie der selbst produzierte Strom, der ArbeitsgerĂ€te, KĂŒhltruhen, Waschmaschine, Fernseher usw. betreibt. Insgesamt haben wir den Eindruck, dass Jenny und Christian gut leben. Besser, als so mancher andere, den wir hier in französisch Polynesien kennen gelernt haben. Sie haben ein weiteres taifunsicheres Haus im Dorf und eine Wohnung in Papeete, wo der Sohn zur Zeit lebt. Nach Papeete fliegen sie regelmĂ€ĂŸig. Und sie waren in Neuseeland, Frankreich und Amerika. Das PerlengeschĂ€ft scheint fĂŒr die beiden eintrĂ€glich zu sein, was sicherlich nicht zu letzt daran liegt, dass sie beide mitarbeiten. Die QualitĂ€t der Perlen, die hier produziert werden, erscheint uns höher zu sein, als wir es auf der anderen Perlenfarm gesehen haben. Und auch wesentlich besser, als die Perlen, die uns bisher angeboten wurden. Jenny gibt an, dass aufgrund der langen Zuchtdauer von dreizehn Monaten die Perlmutschicht mehr als 0,8 mm stark ist. Auch gibt es weniger Ausschuss bei den geernteten Perlen, weil beim Einsetzen der Rohperle zusĂ€tzliche Vorsichtsmaßnahmen ergriffen werden.
Aus Amerika stammt die Perlenwaschmaschine, in der die Perlenernte der letzten beiden Tage etwa eine Stunde gewaschen wird. Danach dĂŒrfen wir uns die etwa 800 bis 900 Perlen ansehen und auswĂ€hlen, welche wir davon kaufen möchten. Die Perlen sind einfach wunderschön, viele fast perfekt rund und ohne fĂŒr uns erkennbaren Makel. Sie glĂ€nzen schwarz, grau, Silber und sogar weiß. Die wertvollsten leuchten in wunderschönen GrĂŒntönen, in aubergine bis rose, oder sogar mehrfarbig. Hermann plant ein besonderes SchmuckstĂŒck und wĂ€hlt hierfĂŒr liebevoll einige Perlen aus, die er immer wieder dreht und genau betrachtet. Die LichtverhĂ€ltnisse sind inzwischen nicht mehr so gut, da die Sonne schon untergeht. Deshalb wollen wir am nĂ€chsten Tag noch einmal wieder kommen und uns die Perlen vor dem endgĂŒltigen Kauf bei Tageslicht ansehen.
Bevor wir uns verabschieden, werden wir fĂŒr den nĂ€chsten Tag zum Mittagessen eingeladen. Jenny will fĂŒr uns kochen. Da wir keine Uhrzeit genannt bekommen, sind wir am nĂ€chsten Tag natĂŒrlich zu frĂŒh und werden noch spazieren geschickt 🙂 „Wollt ihr euch nicht noch das Riff anschauen? Das Essen ist erst in 20 Minuten fertig.“ Wir spazieren zum Riff und sammeln auch noch ein paar Muscheln. Das Essen ist dann sehr lecker und auch eher europĂ€isch. Es gibt knusprige HĂ€hnchenschenkel aus dem Backofen, Medium gebratene Steaks, Kartoffelgratin, Salat und Reis (wahrscheinlich hat Hermann gestern gesagt, dass er Fleischesser ist :-)). Zu trinken gibt es Wein und natĂŒrlich Wasser, dass die Familie mit Fruchtsirup sĂŒĂŸt, den wir hier schon in jedem GeschĂ€ft gesehen haben.
Als wir uns verabschieden, tauschen wir Telefonnummern aus. Der Sohn könnte uns, wenn wir mögen, doch Tahiti zeigen. Sie selbst wÀren in einer Woche auch wieder in Papeete.
Es war wirklich schön bei Jenny und Christian auf ihrer Perlenfarm. Wir haben uns dort sehr wohl und willkommen gefĂŒhlt. Als wir am spĂ€ten Nachmittag unseren Anker lichten, um noch vor Sonnenuntergang Arutua zu verlassen, freuen wir uns, dass wir, den abschlĂ€gigen Beschreibungen zum Trotz, doch hierher gekommen sind.
Es ist das erste Mal, dass wir auf dem Tuamotus vorher nicht auf den Tidenstand geschaut haben. Als wir die Passage erreichen und uns wieder durch die Fischreusen schlĂ€ngeln, ist der Ebbstrom in vollem Gange. Draußen vor der Lagune sehen wir das strudelnde Wasser und die aus der Strömung entstehenden Wellen. Bisher haben wir diese Situation immer tunlichst vermieden. Wir zögern einen kurzen Moment. Dann heißt es „Luken dicht!!! Wir gehen durch!“ Und schon ist PACIFICO mitten in der Strömung, hĂ€lt tapfer gegen die Strudel an, taucht mit dem Bug immer wieder in die Wellen. Wenige Minuten spĂ€ter haben wir es geschafft. Wir sind wieder auf dem Pacific. Das Wasser beruhigt sich und es wird zur normalen Pacific-DĂŒnung. Das hat Spaß gebracht, auch wenn wir es nicht unbedingt wieder machen wĂŒrden. Und irgendwie ist es auch ein passender Abschluss fĂŒr unseren Besuch der Tuamotus.
Die Sonne ist inzwischen fast unter gegangen. PACIFICO legt Kurs auf Tahiti, Society-Islands, an.