Archiv für den Monat: Oktober 2015

Neuseeland – Here we come … – 15.10 bis 22.10.2015

Nach nur einer Nacht lichten wir Donnerstag morgens gegen 9.00 h gemeinsam mit der SALMON und der TWIGA Anker, verlassen das Minerva Riff und machen uns bei guten Windverhältnissen auf nach Neuseeland. Es sind rund 900 Meilen, die wir noch zurück zu legen haben, um unser diesjähriges Etappenziel zu erreichen. Also, verglichen mit der in diesem Jahr zurück gelegten Strecke, nur noch ein Katzensprung von 6 bis 9 Tagen.
Unsere Zeit auf diesem Törn ist geprägt vom Wetter. Sind die ersten zwei Drittel der Strecke relativ unkritisch. Das letzte Drittel vor Neuseeland kann es dann jedoch noch richtig in sich haben. In Neiafu haben wir gelernt, welche Wetterbedingungen günstig für die Reise von Tonga nach Neuseeland günstig sind und was man beachten sollte. Doch das Wetter verhält sich aktuell einfach nicht so, dass es planbar ist. Es benimmt sich in keiner Weise so, wie es sich regulär verhalten sollte, um die Reise wettertechnisch sicher planen zu können. Das einzige, was wir sicher zu wissen glauben, ist, dass es keinen verspäteten Wintersturm vor Neuseeland geben soll. Für uns der Grund, diese letzte Etappe ohne weitere Verzögerung anzutreten. Unterwegs ist in Funkrunden das Wetter deshalb Thema Nummer eins. Tatsächlich vorhersagen lässt es sich, wie wir im Laufe der Woche dann feststellen, nur für maximal zwei Tage. Alles andere ist mehr ein „Kaffeesatz lesen“ aus den vielfältigen Informationen, die wir erhalten. Letztendlich verlassen wir uns auf unser Kompetenz-Centrum in Hamburg im Abgleich mit unseren Standard-Wettergribs. Und nachdem wir dann erst einmal unterwegs sind, ist es dann einfach so wie es ist und wir machen das Beste daraus.
Die erste Strecke legen wir so schnell zurück, dass wir unsere Ankunft schon für den kommenden Mittwoch planen. Doch das Wetter vor Neuseeland macht da nicht ganz mit 😉 Es sollen leichte Süd- bis Südwestwinde kommen. Das bedeutet für uns, genau gegenan segeln. Vorsichtshalber kündigen wir unsere Ankunft also für Mittwoch oder Donnerstag bei den Behörden in Neuseeland an, und sind dann gespannt, ob wir das wirklich schaffen werden.

Wir sind zu unserer alten Gewohnheit zurück gekehrt und kochen während dieser Reise wieder zweimal täglich. Schliesslich wollen wir nicht so viel wegwerfen und unsere vielen Vorräte lieber statt dessen aufessen 🙂 Lieblingsdessert sind gebackene Bananen mit Zimt und Zucker, denn uns begleitet am Heck von PACIFICO mal wieder eine ganze Bananenstaude, die verzehrt werden will. Auch hatten wir ja reichlich Gemüse in Nukualofa gekauft, da wir nicht wussten, wie lange wir uns in Minerva aufhalten würden. Und zwei Tüten Kartoffelchips hatten dann auch den Weg zu uns an Bord gefunden. Beim Verzehr stellen wir dann fest, dass die in Tonga gekauften Chips aus Deutschland stammen. So klein ist die Welt!
Hermann ist also ziemlich beschäftigt mit allem, was unter Deck zu tun ist. Also insbesondere in der Kombüse. Aber auch der Mailkontakt mit der Familie, Freunden, Wetterabfragen und die Funkrunden wollen täglich erledigt sein.
Und wer keine Arbeit hat, macht sich welche. Eine kleine Unachtsamkeit und schon läuft der Spülwasserkanister des Wassermachers über. Der Schaden ist kaum der Rede wert, doch sind viele Sachen nass oder zumindest feucht geworden, die jetzt über und unter Deck zu trocknen ausliegen. Kurzfristig sieht PACIFICO aus wie ein kleines Schlachtfeld.

Auf der letzten Segelstrecke kommt dann der angekündigte Südwind. Uns das gar nicht so schwach, wie angekündigt. In den Spitzen blässt der Wind dann schon mal mit 25 Knoten. Wir können nur ablaufen. Nachts legen wir weit über 50 Meilen zurück, um am nächsten Morgen dann jedoch 15 Meilen weiter von unserem Ziel entfernt zu sein, als am Vortag. Den Mittwoch als Ankunftstag in Neuseeland können wir nun also getrost streichen. Vor Donnerstag wird es jetzt bestimmt nichts. Da heisst es, nicht ungeduldig werden und darauf zu warten, das entweder der Wind in eine günstigere Richtung dreht oder er so sehr abflaut, dass wir unseren Jan (Dieselmotor) zu Hilfe nehmen können. Trotzdem steigt bei uns die Spannung etwas. Es ist anders, als bisher auf unserer gesamten Reise. Wir wollen jetzt unser Ziel zügig erreichen. Es gibt noch viel zu tun, wenn wir in Whangarei sind, bevor wir im November in den Flieger nach Deutschland steigen können. Aber nicht nur dass drängt uns, sondern natürlich auch die Freude Familie und Freunde wieder zu sehen. Nun soll der Wind in der nächsten Nacht weniger werden bis fast zur Flaute. Wir wagen kaum daran zu glauben. Doch dann, tatsächlich, der Wind flaut ab. Gegen Mitternacht wird Jan gestartet, die Segel eingerollt und der Kurs gegen den Wind direkt auf Whangarei angelegt. Endlich schaffen wir wieder Meilen. Am frühen Nachmittag können wir sogar wieder Segel setzen und den Kurs hoch am Wind auch ohne die Unterstützung von Jan halten. Jetzt sind wir fast sicher, dass wir am Donnerstag ankommen werden.

Die letzte Nacht vor unserer Ankunft ist lang. Nach Mitternacht laufen wir unter der Küste und Inselwelt Neuseelands entlang. Schiffsverkehr und die Landnähe lassen an Schlaf nach Mitternacht nicht mehr denken. Doch die Aufregung und Erwartung, wie es in Neuseeland sein wird, halten Hermann wach. Sobald es hell wird, fangen wir an PACIFICO aufzuklaren. Alles was noch an frischen Obst und Gemüse an Bord ist, sowie Getreidekörner, Käsereste und ähnliches wandert in Müllsäcke zur Entsorgung durch die Quarantäne in Marsden Cove. Wir räumen auf und machen sauber. Alles, was laut Formular gemeldet werden muss, wie zum Beispiel unsere Tikis von den Marquesas, stellen wir bereit. Denn wir wollen schnell von den Behörden abgefertigt werden, um mit dem Nachmittagshochwasser in die Whangarei Town Marina einlaufen zu können.
Kurz vor Marsden Cove sieht Hermann, dass bei zwei Booten die Anker slippen und informiert das Hafenamt über Funk. Wir wundern uns, dass sich sonst keines der vorbei fahrenden Schiffe darum gekümmert hat. Die Boote drohen auf die Steine zu laufen, können nun aber rechtzeitig davor bewahrt werden. Noch während viel am Einklarierungssteg liegen, bekommen wir ein Dankeschön, das wir Bescheid gesagt haben.
Die Einklarierung, Quarantäne und Zoll, verläuft problemlos und nach etwa eineinhalb Stunden können wir weiter zu unserem Liegeplatz in der Town Marina fahren. Die Fahrt dauert etwa zwei Stunden. Und dann haben wir noch einmal Glück mit unserer Planung. Um zehn Minuten vor vier erreichen wir die bewegliche Brücke, die für uns geöffnet werden muss. Fünf Minuten später und wir hätten zwei Stunden warten müssen. So öffnet der freundlichen Brückenmann uns noch schnell vor der Sperrzeit die Brücke und wir können durch um unser Ziel und den Liegeplatz für die nächsten Wochen zu erreichen.
Geschafft. Donnerstag, 22. Oktober 2015 um 16.30h, machen wir in der Whangarei Town Marina, Neuseeland, am Dock C16 fest. Seit unserem Start im Januar in Buenos Aires haben wir laut Bordbuch 15.409 Meilen zurück gelegt. Es fühlt sich schon etwas merkwürdig an, jetzt unser diesjähriges Ziel erreicht zu haben. Tatsächlich wird es wohl noch einige Tage dauern, bis wir dass wirklich fühlen und nachempfinden können, es wirklich greifbar für uns wird.

Auf geht es nach Neuseeland – vom 12.10. bis ….

Ohne Frage – Tonga hat uns sehr gefallen. In 28 Tagen haben wir einen Streifzug durch die Inselwelt von Neiafu, im Norden, nach Nukualofa, der Hauptstadt im Süden, gemacht. Wir haben in der kurzen Zeit viel erlebt und gesehen. Für uns steht jetzt schon fest, dass wir im nächsten Jahr,  also im April 2016, wiederkommen werden.

Die „Friendly Island“ haben ihrem Namen Ehre gemacht. „You’re wellcome!“ war dass, was wir hier meisten gehört haben. Am Sonntagabend entschließen wir uns, nachdem wir uns noch einmal über das aktuelle Wetter und die weiteren Aussichten informiert haben, dass der Montag unser Abreisetag sein wird. Unsere letzte Station, an der PACIFICO dann „übersommern“ wird, ist Whangarei, Neuseeland. Vorher wollen wir jedoch noch einen Stopp einlegen. Und zwar mitten im Pacific im Minerva Riff Nord. Minerva gehört noch zu Tonga, ist keine Insel oder Motu, sondern tatsächlich nur ein ringförmiges Riff, dass bei Ebbe so ca. einen halben Meter aus dem Meer auftaucht. Es bietet zwar keinen Schutz vor starken Winden, die Lagune ist jedoch durch das Riff vor den Wellen und der Dünung des Pacifics geschützt. Der Ankergrund im südlichen Bereich des Riffs ist gut. Hier hat schon so mancher Segler Regen und Sturm abgewettert, bevor er sich wieder auf den Weg machen konnte. Das wollen wir uns unbedingt ansehen. Und nicht zu letzt ist Minerva der beste Ausgangspunkt, um die letzten 800 bis 900 Meilen nach Neuseeland zu segeln. Hier hat man die Möglichkeit ein entsprechendes Wetterfenster abzuwarten, um die Strecke mit möglichst günstigen Winden und ohne Stürme überwinden zu können.

Wir treffen unsere letzten Vorbereitungen, kaufen mehr Obst und Gemüse ein, als vielleicht nötig. Möglicherweise müssen wir ja einige Tage in Minerva auf gutes Wetter warten. Das können wir vorher nicht abschätzen. Deshalb unser Einkauf nach der Devise „lieber zu viel, als zu wenig!“. Während Hilde die Einkäufe für den Törn verstaut, absolviert Hermann noch die nötigen Behördengänge und klariert PACIFICO aus. Um 13 Uhr lichten wir unseren Anker und setzen die Segel. Das Wetter ist gut, der Wind weht mit 20 bis 25 Knoten und treibt uns schnell voran. Im Sonnenlicht glitzert die aufspritzende Gischt neben PACIFICO in bunten Regenbogenfarben. Es fehlen nur noch die Wale, die uns verabschieden. Doch heute ist weit und breit kein Wal in Sicht. Auch diesmal sind wir nicht allein unterwegs. Am vergangenen Donnerstag haben sich bereits die WALKABOUT und die SALMON von Neiafu aus auf den Weg Richtung Neuseeland gemacht. Die MEERBAER bleibt vorerst noch in Neiafu und wartet auf Crewersatz. Anne Meerbaer musste überraschend für einige Wochen nach Deutschland zurück und jetzt wird der Meerbaer-Sohn sie vertreten. Doch noch dauert es ein paar Tage, bis er aus Deutschland eingeflogen sein wird. Seit unser Abfahrt aus Neiafu finden wieder die täglichen Funkrunden statt, die in Anbetracht des gemeinsamen Zieles, gespickt sind von Wetterdiskussionen und Positionsmeldungen.

Nach 41 Stunden haben wir morgens um 6 Uhr bei Sonnenaufgang Minerva Riff erreicht. Zu sehen ist zunächst nichts. Aber die GPS Koordinaten stimmen mit unserer Karte überein. Also muss es da sein. Wir halten auf den Punkt zu, wo die Einfahrt in das Riff sein muss. Es dauert noch fast eine Stunde bis zwischen den Riffenden, über denen sich schäumend und tosend die Wellen brechen, hindurch fahren können. Wir haben zwei Knoten Strömung gegen uns. Also ebbt es und das Wasser läuft aus der Lagune heraus. Dazu kommt der Wind mit rund 23 Knoten, gegen den wir direkt gegen an laufen. Trotzdem schafft PACIFICO die Einfahrt gut. An dem auf der Karte eingezeichneten Ankerplatz liegen die SALMON und auch die TWIGA aus Österreich, die uns bereits erwarten. Wie am Vortag in der Funkrunde angekündigt, gehen wir pünktlich um kurz vor 8 Uhr morgens vor Anker. Mitten im Pacific!!! Wir feiern dieses besondere Erlebnis mit leckerem Essen. Denn wer weiß, wie es die nächsten Tage um unsere Küche bestellt sein wird, wenn Seegang und Wind, wie vorher gesagt, etwas ruppig sein werden. Doch weitergehen soll es Morgen früh trotzdem.

Am Nachmittag werden wir plötzlich über Funk angerufen „in Minerva ankernde Boote bitte melden!“ Also melden wir uns. Es ist eine Marine-Kontrollschiff aus Tonga. Nachdem wir gezielt Ausschau halten, können wir es draußen vor dem Riff auch sehen. Es läuft ebenfalls in die Lagune ein. „Ob wir Hilfe oder anderes benötigen, ob alles in Ordnung sei“ werden wir gefragt. Wir dürfen dem Schiff auf 350 m nicht nahe kommen. Aber wir sind herzlich willkommen und dürfen ansonsten alles tun, was wir möchten.

Das Marineschiff bleibt dann auch über Nacht und liegt auch am nächsten Morgen dort noch vor Anker. Als wir uns von ihnen verabschieden wollen, bekommen wir allerdings keine Funkkontakt mehr mit ihnen. Schade. Aber es war trotzdem sehr nett, wie sie mit uns gesprochen haben 🙂