Archiv für den Monat: Juni 2016

Samoa – „Where are you going?“ – vom 15.6. bis 20.6.2016

Nach Apia ist unser erster Zwischenstopp die Matautu Bay auf Savai’i. Wie schon erwähnt, gibt es leider nur sehr wenige gut geschützte Ankerplätze und so sind wir in unserer Auswahl sehr eingeschränkt. Der Ankerplatz ist dann auch eher unruhig, da wir immer wieder quer zum Schwell liegen. Der ausgebrachte Heckanker bringt auch nur vorübergehend wirkliche Beruhigung, also leben wir mit der Schaukelei
Den ersten Morgen nach unserer Ankunft erkunden wir die Dörfer der kleinen Bucht zu Fuß. Da unsere Datenmenge für das Internet verbraucht ist, suchen wir nach einem entsprechenden Geschäft, wo wir 3G-Datenvolumen nachkaufen können. Der erste Samoaner, der uns bei unserem Landgang entgegenkommt, fragt uns erst einmal „Where are you going?“ und gleich danach „Where do you come from?“ Wir beantworten die Fragen natürlich, bevor wir ihn nach dem Geschäft fragen können. Die nächste Querstraße gibt es einen Kiosk/Laden. Dort steht schon mit einer etwas schläfrigen Haltung eine Kunde davor: ein Pferd. Ob das Pferd auf ein Stück Brot hofft? Es rührt sich auf jeden Fall nicht vom Fleck und lässt sich auch von uns nicht stören. Der Verkäuferin beantworten wir auch die beiden „Where…“ -Fragen, bevor wir dann unser Internet aufladen können.
Als nächstes machen wir uns auf die Suche nach einem Taxi für eine Inselrundfahrt. Da es so wenige Buchten gibt, haben wir uns entschieden noch einmal eine Fahrt mit dem Auto zu machen, um etwas mehr auch von Savai’i zu sehen. Bei dem ersten Taxi sind wir dann doch ziemlich überrascht über die Höhe des Preises für die geplante Fahrt. Mehr als doppelt so viel, wie wir in Apia gezahlt haben. Letztendlich finden wir ein Taxi, bei dem wir mit dem Preis ‚leben‘ können und verabreden uns für den nächsten Morgen um 9.00 Uhr.
Am Ende der kleinen Bucht liegt ein Resort. Ob wir dort wohl etwas zu trinken bekommen? Zu Fuß gehen bei diesen Temperaturen macht schließlich durstig. Wir treffen den Manager vor dem Resort Savai’i Lagoon auf der Straße. Yachties sind herzlich willkommen und einen Augenblick später sitzen wir auf der Terrasse bei einem kühlen Bier. Der Manager kümmert sich rührend um uns und wir haben wirklich das Gefühl willkommen zu sein. Während wir unser eiskaltes Bier trinken, lernen einen ganz Teil der Hotelgäste kennen, die überwiegend aus Neuseeland kommen. Es ist sogar eine junge Familie aus Schweden dabei. Am Abend findet hier eine der Shows nach dem Dinner statt. Das Resort macht einen sehr netten Eindruck, wie eben auch der Manager, so das wir am Abend wieder kommen wollen. „Dann kommt doch mit eurem Dingi. Das könnt ihr natürlich hier am Strand lassen.“ Etwas zweifelnd schauen wir uns das Riff vor dem Resort an. Doch da dort auch einige Motorboote liegen, müsste es eigentlich gehen. Allerdings werden wir dann schon etwas früher kommen, um die erste Fahrt hierher bei Tageslicht zu machen. Man kann ja nie wissen 😉
Vor dem Vergnügen steht die Arbeit. Als wir PACIFICA mit dem Aussenborder bestückt haben und los wollen, springt der Motor nicht an. Also Aussenborder an Bord und auseinander nehmen. Nach einer guten halben Stunde ist das Problem jedoch behoben und es kann losgehen. Wie gut, dass Hermann soviel technisches Verständnis hat.

Der Abend im Resort mit dem Dinner-Büffet und der anschließenden Show ist dann auch sehr schön. Wir treffen noch einmal die neuseeländischen Familie, die wir mittags schon kennen gelernt hatten. Sie betreiben eine Schaf- und Rinderfarm und haben nur eine Woche Urlaub hier mit ihren beiden Töchtern. Die 4.000 Schafe werden solange von einer Vertretung betreut
Die Rückfahrt mit PACIFICA in der mondhellen Nacht ist, wie schon befürchtet, zunächst etwas hakelig, zumal inzwischen fast Ebbe ist. Doch der Mond scheint so hell, das wir im flachen Wasser jede einzelne Koralle und jeden Stein sehen können. Fast gespenstig schön und unwirklich. Bald erreichen wir das tiefere Wasser. Wir fahren weit hinaus, um nicht auf dem nächsten Riff zu landen. Dann können wir über die Bucht auch auf PACIFICO zuhalten.

Inselrundfahrt. Unser Taxifahrer Moses ist am nächsten Morgen pünktlich am vereinbarten Treffpunkt. Wir sehen den östlichen Teil mit seinen vielen Dörfern, bestaunen an der Südseite der Insel die raue, felsige Küste mit den Blowholes, eine romantischen Wasserfall, unter dem wir ein kühles Bad genießen. Höhepunkt dieser Rundfahrt ist wohl die Kirchenruine, die 1911 bei einem Vulkanausbruch von Lawa größtenteils verschüttet wurde. Leider können wir unseren Taxifahrer nicht all zu viel fragen und das, was er so erzählt, ist aufgrund seines Akzentes kaum zu verstehen. Sein Englischkenntnisse reichen kaum über die „Where …“ – Fragen hinweg. Leider hatten wir am Vortag darauf nicht genügend geachtet. Und Moses scheint das auch überhaupt nicht zu stören. Er hat eben ein freundliches, leichtes Gemüt

Am Samstag Vormittag segeln wir weiter in die nächste und für uns letzte Bucht Savai’is, nach Asau. Die relativ schmale Zufahrt erfordert Eyeball-Navigation, denn die Karten sind nicht wirklich genau genug. Laut unserem Plotter ankern wir später auf dem Land
Wir fahren erst in der Lagune am Ufer entlang und ankern schließlich direkt vor dem Dorfzentrum. Unser Rundgang an Land führt uns auch hier in ein Resort zu einem kühlen Getränk. Wir vermuten, dass dies das Resort ist, vor dem im letzten Jahr die GREEN DUCK gelegen hatte und das er uns als sehr nett empfohlen hatte.
Die erste Nacht verbringen wir dann am Nord-Ost-Ende der Lagune vor einem schönen Palmenstrand. Wir ankern bei 5 Meter tiefe. Als wir mit dem Wind um den Anker drehen sind es dann nur plötzlich nur noch 2,50 Meter. Ein Blick auf die Tidentabelle beruhigt uns, das es nicht noch weiter nach unten geht. Sonst hätten wir mitten in der Nacht noch einmal umankern müssen und das ohne wirklich Sicht.

Nach dem Frühstück fahren wir rüber zum Resort, fragen ob wir dort Ankern dürfen und unsere PACIFICA tagsüber am Strand lassen dürfen. Wir dürfen. Yachties sind herzlich willkommen. Dann leihen wir uns zwei Mountainbikes, um eine Radtour zum Regenwald mit Hängebrücke zu machen. Auf unsere Nachfrage scheint die geplante Tour immer länger zu werden. Wo wir dachten, es wären vielleicht 10 Kilometer pro Strecke, scheint es jetzt eher die doppelte Entfernung zu sein. Wir fahren trotzdem. Verrückte Segler! Bei den Temperaturen in der Sonne, kaum Wind, und dann Berg hinauf und Berg hinunter. Hilde steht zudem mit der doppelten Schaltung des Rades auf dem Kriegsfuß. Wo ist das Hollandtourenrad mit 7-Gang-Nabenschaltung und das flache Land???!!!
Außerdem lästert Hermann, „wenn man immer nur in der Sonne liegt …..“ Bei der größten Steigung, die überhaupt kein Ende nimmt, trete ich in den Streik. Also fährt Hermann allein weiter, während ich im Schatten eines Mandarinenbaumes mit süßen Früchten auf seine Rückkehr warte. Und es dauert gar nicht lange, da kommt Hermann schon zurück. Die Steigung will und will keine Ende nehmen und letztendlich war es ihm dann die Sache auch nicht wert. Bevor er beim Mandarinenbaum im Schatten ankommt, wird er von einem Samoaner förmlich abgefangen. „Where are you going?“
Wir werden zu einem Erfrischungsgetränk im Schatten der Bäume eingeladen. Er hätte uns schon vorher gesehen und wollte uns doch begrüßen. Viktor lebt und arbeitet mit sein Familie in Wellington, Neuseeland. Im Moment besucht er für eine Woche seine Familie hier an seinem Geburtsort. Auch von der deutschen Vergangenheit Samoas spricht er mit gewissem Stolz. Zum Abschied bekommen wir noch einen großen Beutel Mandarinen, extra für uns gepflückt, mit auf den Weg. Samoanische Gastfreundlichkeit

„Where are you going?“ heisst hier wahrscheinlich so viel wie „how are you?“ in Neuseeland und erwartet wohl häufig keine wirkliche Antwort. Niedlich sind die ganz kleinen Kinder, die uns zuwinken und „bye bye“ rufen. Auch sie versuchen sich schon im englischen um sich mit den Fremden zu verständigen.

Jetzt warten wir nur noch auch den richtigen Wind, um Samoa zu verlassen. Völlig im Gegensatz zu den Wetterberichten weht er im Moment aus Nord-West und es soll eigentlich Süd-Ost sein. Das wäre der Wind, den wir für unsere Weiterreise benötigen.
Also bleiben wir, obwohl schon reisefertig, noch eine weitere Nacht.

Samoa – TALOFA – vom 1.6. bis 14.6.2016

Am Mittwoch, den 1. Juni verlassen wir morgens früh Tonga. Außerhalb der geschützten Lagune weht der Wind mit um den 20 Knoten aus Ost-Nord-Ost. Etwas mehr südlich wäre für unsern Kurs bequemer, aber es reicht um am Wind Samoa anlegen zu können. Segel setzen und Angel ausbringen ist eins. Uns es dauert keine zehn Minuten, da ist das Angelvergnügen für Hermann auch schon vorbei. Ein rund 7 kg schwerer Thuna hängt an unserer Angel. Damit sind unsere Kapazitäten im Kühlschrank erschöpft und es herrscht zumindest bis zum nächsten Tag, also bis kurz vor Ankunft in Samoa, Angelverbot 🙁
Beim ersten Tageslicht am Donnerstag Morgen tauchen im frühen Dunst auch schon die Konturen der Inseln von Samoa vor uns auf. (American Samoa liegt weiter östlich und soll nicht so reizvoll und vor allen teuer sein).

——-Zur gleichen Zeit, als wir durch die beiden großen Samoainseln durchsegeln, begibt sich Hermanns Mutter, Tibeta Stoltz, auf ihren letzten Törn. Bei sanften Winden und wenig Welle gleitet sie dahin. Mögen gute Winde mit ihr sein!—–

Wir wollen zunächst in die Hauptstadt Apia, der einzige Port of Entry für Samoa, auf der Insel Upolu. Es wäre natürlich günstiger gewesen die Insel östlich zu umfahren und dann mit dem Wind bis Apia zu segeln. Da uns der Wind in der letzten Nacht aber nicht den Gefallen getan hatte auf Süd -Ost zu drehen, hat uns unser am-Wind-Kurs direkt zwischen die beiden Inseln Savai’i und Upolu geführt. Jetzt heißt es vier Stunden an der Nordseite der Hauptinsel Richtung Apia gegen den Ostwind an zu motoren. Zeit zum Wasser machen und die Tanks zu füllen und die Batterien aufzuladen. Ist doch auch gut 😉
Die Einfahrt nach Apia führt durch die Riffe. Vergeblich suchen wir die in unserem Buch beschriebenen Peilmarken, die wenn man, wie wir von Westen kommend, erst sehr spät sehen soll. Es wurde nämlich das jetzt in Ufernähe gelegene Regierungsgebäude vor die hintere Peilmarke gebaut. Wir halten uns deshalb an den Peilstrich auf unserem Kartenplotter. Und dann entdecken wir auch, dass die zweite Peilmarke jetzt oben auf einem Berg steht. Also, alles gut. Wir sind auf dem richtigen Weg.
Wir wollen vor der Stadt vor Anker gehen. Doch erst einmal rufen wir über Funk die Hafenbehörden an, um uns anzumelden und die Genehmigung zum ankern zu bekommen. Die Hafenbehörden fühlen sich jedoch für uns nicht zuständig. Wir möchten bitte in die Marina fahren und dort alle Formalitäten erledigen. Na denn. Wir hatten ja schon vorher über Radio Coco erfahren, dass man die Angelegenheiten hier sehr individuell und unterschiedlich regelt.
Die Marina ist so gut wie leer und wir können unseren Liegeplatz mit Strom- und Wasseranschluss frei wählen. Es dauert etwas, bis wir jemanden von der Marina auftreiben. Heute ist nämlich Feiertag. Besser gesagt ’nach-Feiertag‘ 🙃 Der nationale Feiertag (Samoa independence-day) war nämlich gestern, also am 1. Juni. Und weil ja alle wieder einen klaren Kopf bekommen müssen, ist heute auch noch frei. Von der Marina ist also nur einer der Securities greifbar. Der ist aber sehr nett und versucht sein Möglichstes, um Health, Quarantine, Migration und Customs trotz nach-Feiertag zu aktivieren und zu uns kommen zu lassen. Aber vor Freitag Morgen besteht keine Möglichkeit. Wir dürfen offiziell also nicht an Land. Doch das Hafenrestaurant direkt am Steg ist ok. Und dort können wir auch mit Kreditkarte bezahlen, so dass wir auch kein Währungsproblem haben. Zum Geldautomaten und zum Einkaufen geht es dann eben erst am nächsten Nachmittag.

TALOFA! Willkommen in Apia.

Vielleicht war es ganz gut vorher noch einmal in Tonga gewesen zu sein. Die paradiesischen Inseln und Strände Tongas werden wir hier nicht finden. Doch das Leben der Menschen in Tonga haben wir als an der Armutsgrenze empfunden. Es gab nicht mehr, als unbedingt notwendig. Und eben auch nicht immer alles oder manchmal überhaupt etwas, wie zum Beispiel Obst und Gemüse in Pangai. Entsprechend ist auch das Bild der Autos, Straßen und Häuser dort geprägt.
Der erste Eindruck von Samoa hier in Apia unterscheidet sich deutlich von Tonga, aber auch von den übrigen Südseeinseln. Es ist nicht so städtisch, wie beispielsweise Papeete, aber moderner als Nukualofa. Das Sheraton versprüht einen Hauch internationalen Flairs. Die Autos, die hier fahren, sehen überwiegend gepflegt aus und nicht, als wenn sie seit Jahren TÜV-überfällig sind. Die Straßen sind überwiegend gut befahrbar. Die Häuser sind allerdings ein Thema für sich, das wir weiter unten noch beschreiben werden. Der Obst- und Gemüsemarkt soll 24 Stunden am Tag geöffnet sein. Das wird wohl nicht so ganz stimmen. Doch sind die Öffnungszeiten weit ausgedehnter, als in Tonga. Wie in Tonga sind auch die meisten Samoaner freundlich, hilfsbereit und jederzeit für ein Schwätzchen zu haben. Ob Kinder oder Erwachsene, fast jeder grüßt, wenn man vorübergeht. Man kann getrost über die Straße gehen, ohne gleich überfahren zu werden, denn die Autofahrer sind hier freundlich und rücksichtsvoll. Es wird viel gehupt, doch nur um andere vorüberfahrende zu grüßen. Wenn wir durch die Straßen gehen und die Menschen beobachten, haben wir den Eindruck, es ist ein glückliches Leben hier. Die ganze Atmosphäre strahlt eine gewisse Leichtigkeit und Zufriedenheit aus, die wir als besonders empfinden.

Übrigens war Samoa Anfang des letzten Jahrhunderts einmal Deutsche Kolonie, bis dann Neuseeland die Verantwortung nach dem ersten Weltkrieg im Rahmen der englischen Commonwealth übernommen hat. Vereinzelt findet man noch den deutschen Kolonialbaustil und es soll auch immer noch deutschsprachige Familien geben.

Es gibt Unmengen von Taxis. Fast jedes vierte Auto scheint ein Taxi zu sein, dass versucht, eine Tour zu ergattern. Einige Taxifahrer stehen auch häufig am Ende des Steges der Marina und bieten ihre Dienste an, zu übrigens sehr unterschiedlichen Preisen.
Wir verabreden für Sonntag eine Inselrundfahrt zur Besichtigung des östlichen Teils der Insel. Unser Taxifahrer heißt Junior. Er ist ein netter Kerl, geht aufgrund seines Körperumfangs wie ein Sumoringer und scheint sich deshalb insgesamt nur sehr ungern zu bewegen. Ihm liegt am Herzen uns sein Samoa zu zeigen. Er wird uns erzählen, was Traditionen sind, uns die üblichen Speisen probieren lassen und uns zu den schönsten Plätze der Insel führen.
Wir sehen die teilweise sehr herrschaftlichen Gebäude der einzelnen Botschaften hier vor Ort, den Botanischen Garten mit der schönen alten Villa, utopisch anmutende Kirchen, überhaupt liegen Unmengen von Kirchen an unserer Route, Wasserfälle, auch mit Bademöglichkeit, diverse schön angelegte Resorts. Dann besuchen den Ocean-Trench-Park. Ocean Trench deshalb, weil es hier zwei Kraterlöcher mit ca 50 bis 80 m Durchmesser gibt, die unterirdisch einen Zugang zum Meer haben. Über eine Leiter kann man in das eine Loch hinunter steigen und dort in einem Pool baden, der durch Meerwasser bei Flut immer neu gefüllt wird. Den Mittagslunch gibt es in einem Resort. Ein Omu-Büffet wird serviert. Neben dem im traditionellen Erd-Stein-Ofen zubereiteten Schwein gibt es Tarowurzeln und mit Kokos zubereitete Taroblätter, außerdem rohen Fisch in Kokos und verschiedenes mehr. Die Fahrt geht durch die Berge, Dschungelgebiete, zahllose kleine Dörfer an der Küste entlang. Weiße Strände, Riffe, Resorts und Lavafelder wechseln sich ab. Wir erfahren, dass viele Häuser hier beim letzten Tsunami zerstört wurden und nur teilweise wieder aufgebaut. Die traditionellen Häuser wurden weitestgehend damals nicht zerstört, das sie offen sind und das Wasser sofort wieder heraus läuft (erklärt uns Junior). Viele Familien sind inzwischen aber auch in höher gelegene Gebiete gezogen, was für sie eine Schwierigkeit anderer Art nach sich zieht. Dort, wo sie jetzt wohnen, fährt kein Bus. So müssen sie erst einen beschwerlichen Fußweg auf sich nehmen, um zur Küstenstraße zu gelangen. Verpassen sie den einzigen Bus am Morgen, haben sie keine andere Möglichkeit zur Arbeit in die Stadt zu kommen.
Nachmittags um 4.00h erreichen wir nach der siebenstündigen Rundfahrt wieder die Marina, erfüllt von vielen neuen Eindrücken.

Hatten wir schon erwähnt, dass hier unser Cockpit-Thermometer eine Wassertemperatur von über 31° anzeigt? ☀️ Die Lufttemperatur beträgt meist um die 33°, gefühlte 38°. Durch die hohe Luftfeuchtigkeit ist es häufig sehr drückend. Wer glaubt, Südsee heißt blauer Himmel und Sonnenschein, ist jedoch im Irrtum. Wir sind in den Tropen. Das bedeutet, dass es außerhalb der der Cyclon-Saison und Regenzeit, etwas weniger regnet. Etwas 😉 Also es regnet fast jeden Tag, manchmal nur nachts. Wäre das anders, würde die Landschaft nicht so grün sein, sondern wäre verbrannt.

Dienstag Abend ist Showtime. Im Restaurant gegenüber der Marina gibt es die „heisseste“ Show Apias 😉 Das wollen wir uns nicht entgehen lassen. Schließlich möchten wir auch einen Eindruck von den traditionellen Tänzen und der Musik gewinnen. Man kann wählen ob man Show mit Dinner oder nur die Show buchen möchte. Da uns der äußere Eindruck des Restaurants nicht überzeugt, gehen wir also nur zur Show hin. Gezeigt werden neben den Tänzen auch eine heiße Feuershow. Selbst die ganz jungen Anfänger dürfen an diesem Abend auftreten. Der Moderator, und wohl auch Lehrer der Kids, ist besonders stolz darauf, dass zwei dieser ehemaligen Strassenkinder es mit ihrem Können bis in eine Show nach Hongkong geschafft haben. Die beiden jungen Männer haben dort jetzt einer Dauerengagement.
Wir finden den Abend gelungen und haben Spaß an den Vorführungen.

Die Währung in Western Samoa heißt Tala. Wir überlegen, ob der Name wohl von dem deutschen Taler kommt?
1 Tala entspricht in etwa 0,34 Euro-Cent.

Häuser in Samoa
Die traditionellen Häuser in Samoa sind besonders. Sie haben keine Wände. Auf der Bodenplatte, etwa einen halben Meter über dem Erdboden, stehen am äußeren Rand diverse Säulen die das Dach tragen. Die Dächer sind heutzutage meist Wellblech und die Säulen aus Beton. Einige Häuser haben zudem außerhalb der Säulen so etwas, dass in etwa aussieht wie ein Gartenzaun. Es gibt vereinzelt auch noch Häuser, die mit Palmwedeln gedeckt sind oder auch mit Holzschindeln. Die Stirnseiten der Dächer sind traditionell rund, so dass sie insgesamt wie ein langgezogenes Oval aussehen. Hübsch und einladend. In diesen Fales (Fale = Haus) wird gelebt. Wir sehen Tisch, Bett, Stühle, Fernseher usw. Andere Häuser stehen leer und dienen nur als Versammlungsraum. Meistens sitzen die Menschen dann auf dem Boden mit dem Rücken an eine der Säulen gelehnt, wie beispielsweise bei den Frauenversammlungen, die wir häufiger sehen.
Vor den Häusern sind häufig in den Gärten Grabstellen oder sogar kleine Häuser, in denen die Familienmitglieder beigesetzt werden. Von Junior erfahren wir, dass nur wer auf einem Mietgrundstück wohnt, seine Angehörigen auf einem Friedhof beisetzen lässt.
Als wir mit dem Taxi am Nachmittag durch die Dörfer fahren, sehen wir so Häufchen in den Häusern liegen: Menschen, die ihren Mittagsschlaf halten.
Es gibt zeitgemäß auch fast genauso viele Häuser mit gemauerten Wänden, Türen und Fenstern. Oder Häuser die zur Hälfte Wände haben und die andere Hälfte ist eben traditionell offen. Aber bei fast jedem Steinhaus steht dann im Garten auch ein kleineres oder größeres Haus ohne Wände.
Die Gärten sind übrigens fast ausnahmslos gut gepflegt und sehr nett angelegt. So fahren wir durch eine bunte Landschaft von verschiedenfarbigen Pflanzen, duftenden Blumen und in allen möglichen Farbvariationen gestrichenen Häusern. Selbst die gemauerten Häuser sind bunt gestrichen und die Mauerfugen farblich abgesetzt.
Märkte
Wir gehen fast jeden Tag auf die beiden großen Märkte in Apia. Den Stoff- und Souvenir-Markt und auf den Obst- und Gemüsemarkt, wo es auch Stoffe und Handwerksarbeiten, also beliebte Souvenirs gibt.
Die Preise variieren sehr. Eine Kleine Tüte Mohrrüben kostet beispielsweise 5 Tala. Ein genauso großes Tütchen Tomaten 15 Tala, 5 bis 6 große Mandarinen oder eine Papaya kosten 2 Tala. Unser Taxifahrer sagt dazu, dass es in der Stadt teuer ist. Auf dem Land sei das viel günstiger.
Unsere Marktfrau, die schon am ersten Tag sehr freundlich und hilfsbereit war, freut sich auf jeden Fall, jedes Mal wenn Sie uns sieht und wir etwas bei ihr kaufen 😉
Zum Mittag gibt es eine gute Portion Fish/Chicken and Chips auf dem Markt für 8 Tala, ein Getränk für 0,75 Tala. Oder ein mit Fleisch gefülltes Brötchen für 1,50 Tala. Diese Brötchen werden hier mittags in Massen verkauft. Denn auch bei den Schulkindern scheinen diese Brötchen das übliche Mittagessen zu sein.

Bei den Souvenirs verstehen wir das Preissystem allerdings überhaupt nicht. Da steht zum Beispiel auf einer Kawa-Schale ein Preis von 140 Tala. Nimmt man das Teil in die Hand, bietet der Verkäufer Sie uns für 90 Tala an. Zahlt man letztendlich 60 oder 70 Tala dafür, ist der Deal perfekt. Und das war überall auf den Märkten so. Alle Preise sind verhandelbar, manchmal eben bis zu weniger als die Hälfte.

Taxis/Leihwagen
Ein Taxi für die Strecke von der Marina bis ins Zentrum kostet 5 Tala. Doch meistens gehen wir den Weg ins Zentrum zu Fuß und nehmen nur für den den Rückweg ein Taxi, damit wir unsere Einkäufe nicht tragen müssen.
Der erste Taxifahrer, der uns eine Inselrundfahrt anbietet, nennt uns einen Preis von 250 Tala. Wir informieren uns auf Grund dessen, was ein kleiner Mietwagen kostet. Der liegt bei 120 Tala. Hinzu kommen die Kraftstoffkosten. Ansonsten keine versteckten Kosten, wird uns ausdrücklich versichert. Hat man jedoch keinen internationalen Führerschein, ist eine Übersetzungsgebühr zu zahlen. Deshalb haben wir das Angebot von unserem Taxifahrer Junior (so nennt er sich wirklich) direkt angenommen, der die Tour mit uns für 160 Tala macht.
Wir treffen andere Touristen, die glatt das doppelte bezahlt haben. Wir machen die Erfahrung, das man gut einen Deal machen kann, wenn man 20 Tala die Stunde anbietet. Und worauf man unbedingt achten sollte, sind die englischen Sprachkenntnisse des Taxifahrers. Es bringt nämlich überhaupt keinen Spaß, wenn man 7 Stunden mit jemanden durch die Gegend fährt, den man einfach nicht versteht und der umgekehrt die einfachsten Fragen nicht beantworten kann.
Wir hatten also wirkliches Glück, den richtigen Taxifahrer erwischt zu haben. Nicht nur das der Preis für uns in Ordnung war, nein, es lag ihm daran uns wirklich sein Samoa zu zeigen und zu erklären. So ist es nicht verwunderlich, das wir ihn für eine zweite Tagestour für den westlichen Teil der Insel buchen.

Die Behörden
Alles ist relativ einfach beim ein- und ausklarieren. Man benötigt nur Zeit und Geduld. Für den Ausreise-Zwischenstopp in Savai’i benötigt man eine Ausnahmegenehmigung, die man kostenlos im Regierungsgebäude bekommt. Die Dame informiert dann eigentlich auch alle anderen Behörden.
Nur der Customs, der macht Theater. Trotz Ausnahmegenehmigung für Savai’i dürfen wir dort auf dem Weg nach Wallis und Futuna keinen Zwischenstopp machen. Wenn wir dort hin möchten, müssten wir anschließend wieder zurück nach Apia kommen und hier ausklarieren. Für uns würde das bedeuten mindestens einen Tag gegen den Wind zu segeln. Ausserdem haben wir uns schon bei der Migration abgemeldet nach Wallis via Savai’i und unseren Ausreise-Stempel im Pass erhalten.
Alle anderen mit denen wir darüber gesprochen haben, darunter auch zwei Zollbeamte, hatten gesagt, es ist kein Problem erst auszuklarieren und dann trotzdem noch einen Zwischenstopp in Savai’i einzulegen. Und nun dürfen wir diesen Zwischenstopp auf der Nachbarinsel nicht einlegen. Es gibt eine ziemliche Diskussion, weil es auch auf offiziellen Seiten im Internet als übliche Möglichkeit erklärt ist, und wir nicht einsehen wollen, dass das jetzt nicht möglich sein soll. Letztendlich zahlen wir die Ausklarierungsgebühr von 54 Tala und dürfen dann doch via Savai’i Samoa verlassen.

Culture Village
Hinter der Touristeninformation in Apia liegt das Culture Village. Diese Entdeckung machen wir eigentlich eher zufällig. Jeden Dienstag, Mittwoch und Donnerstag morgens um 10.30 Uhr gibt es hier eine Vorführung, die Einblick in die Kultur der Samoaner gibt. Wir finden dieses Angebot fantastisch und haben so etwas bisher noch nicht kennen gelernt. Am letzten Dienstag vor unserer Weiterfahrt gehen wir dorthin um es uns anzuschauen. In den folgenden drei Stunden bekommen wir einen nachhaltigen Eindruck von der Kultur der Samoaner.

Omu heißt das Essen, das im Erdofen (auf der Erde, nicht im Erdloch) zubereitet wird. Hierfür wird ein kräftiges Feuer angezündet. In die Glut kommen Flusssteine, auf denen die Speisen dann gegart werden. Gegart wird Fisch, Tarowurzeln (ähnlich unserer Kartoffel), grüne unreife Bananen, Taroblätter mit Kokossaft. Es wird gezeigt, wie eine Kokosnuss (ziemlich flott) geschält und geknackt wird, ausgeschabt und der Saft in einem dünnen Fasergewebe (hergestellt aus den Blättern einer nichttragenden Bananenart), ausgedrückt wird. Üblicherweise gehört zum Omu auch häufig ein Schwein. Heute in der Vorführung gibt es jedoch Fisch. Die Speisen werden zum garen mit Bananenblättern abgedeckt und dem Brennmaterial des letzten Omu. Das alte Brennmatrial wird rundherum um die Feuerstelle festgestampft, um möglichst die Hitze bei den Steinen zu halten. Es ist wie ein Tanz zudem gesungen wird. Das Essen braucht eine Dreiviertel Stunde zum garen. Das ist die Zeit, die es braucht, zum besteigen einer Palme und Flechten von zwei Körben, in denen das Essen dann getragen werden kann. So wurde die Zeit gemessen bevor es Seiko gab. 😉
Im nächsten Haus wird anschließend gezeigt, mit welchen Werkzeugen die Holzarbeiten hergestellt werden, wie beispielsweise die Kawa-Schalen.
Weiter geht es zu den Tatoos. Wir dürfen zuschauen, wie ein Mann und eine Frau tätowiert werden, und erfahren, was die aufwendigen Tatoos bedeuten. Wie beispielsweise die Tatoos der Männer von Nierenhöhe bis hinunter zu den Knien. Uns war schon aufgefallen, dass in Samoa viel weniger Menschen tätowiert sind, als beispielsweise auf den Marquesas. Hier erfahren wir jetzt, woran es liegt. Wer sich tätowieren lässt, muss es in einem Stück machen lassen. Also täglich einige Stunden und das bis zum einem Monat. Eine echte Tortur. Wer so eine Tätowierung anfängt und nicht zu Ende bringt, bringt Schande über die ganze Familie. Deswegen machen das eben nicht so viele, sondern nur die besonders mutigen Männer und Frauen.

Jedes Dorf hat seine Heilerin. Zu der gehen die Samoaner auch heute noch. Zum Arzt oder ins Krankenhaus geht man nur, wenn die Heilerin nicht helfen kann. Allheilmittel bei Kopfschmerzen sind übrigens die roten Blätter eine bestimmten Pflanze, die wir in fast jedem Garten gesehen haben.

Besonders spannend finden wird die Herstellung der Tappas. Von einer bestimmten Pflanze wird ein etwa 1 m länger Zweig mit ca. 3 cm Durchmesser genommen und die Rinde abgeschält. Von der Rinde wird die innere Schicht abgetrennt, ein Streifen von ca. 7 cm Breite. Über diesen Streifen wird jetzt mit Wasser und einer Muschel gestrichen, bis das Gewebe die doppelte Breite erreicht hat. Dann wird der Streifen gefaltet und wieder so behandelt, immer wieder gefaltet, befeuchtet, gestrichen und letztendlich gerollt und geschlagen. Auf diese Weise entsteht ein sehr dünnes , aber stabiles Tuch von ca. 40 cm Breite und 1 Meter Länge. Wenn es getrocknet ist, werden mit Naturfarben die traditionellen Muster aufgebracht. Löcher werden mit der Tapiocawurzel (Stärke) und kleinen Stückchen zugeklebt. Größere Tappas werden auf diese Art zusammengeklebt, meist in mehreren Lagen. Verwendet werden Tappas (ähnlich einem Filz) als Deko und für Kleidung.

Zum Abschluss der Veranstaltung bekommt jeder eine Portion der verschiedenen Speisen aus dem Omu bevor es noch eine tolle Tanz- und Gesangsshow zu sehen gibt.

Es scheint üblich zu sein, das die Tanzgruppen anschließend Geld für sich sammeln, ganz gleich, ob Eintritt gezahlt wird oder es, wie in diesem Fall eine kostenlose Veranstaltung ist.
Überhaupt wundern wir uns, wo überall kassiert wird. Gebühren für den Eintritt in den Ocean-Trench, für den Besuch eines Wasserfalls, der Sliding Rocks, der Blow Wholes. Eigentlich muss man bei fast jeder Sehenswürdigkeit bezahlen. In der Regel sind 5 Tala Eintritt pro Person zu zahlen. Das etwas kostenlos ist, ist eher die Ausnahme. Das Hotel Return to Paradise beispielsweise nimmt sogar 25 Tala, wenn man nur auf das Gelände zum Hotel fahren möchte, vergütet wohl aber einen Teil beim Verzehr von Essen und Getränken.

Schade finden wir nur, dass die Ankermöglichkeiten nur sehr beschränkt sind. Es ist schwierig geschützte Buchten zu finden. So bleiben wir in Apia in der Marina bis zum ausklarieren und der Weiterfahrt zur Nachbarinsel Savai’i.

Die Eindrücke und das Erlebte der knapp zwei Wochen hier auf der Insel ist so vielfältig und reichhaltig, dass wir gar nicht alles wieder geben können. Samoa ist aus unserer Sicht auf jeden Fall eine Reise wert und wir sind froh, dass wir hierher gekommen sind.

Tonga – in the Middle of Nowhere – vom 28.5. 31.5.2016

Unser Ziel ist die Insel Niuatoputapu im Norden von Tonga. Dort wollen wir ausklarieren nach Samoa. Auf die Insel und die Dörfer sind wir sehr gespannt. Nach unter Erfahrung mit Pangai, wo der Ort für einen ‚Port of Call‘ sehr trostlos war und man kaum etwas kaufen konnte, halten sich unser Erwartungen in Grenzen. Insbesondere nachdem uns eine Verkäuferin in Neiafu erzählt hat, das Tonganer aus Vava’u, die in Niua gearbeitet haben, sagen, es sei sehr günstig dort. Und zwar deshalb, weil man dort kein Geld ausgeben könnte. Es gibt dort einfach nichts, wo oder wofür man Geld ausgeben kann.

Wir verlassen Neiafu am Sonntag morgen gegen 7.30 Uhr. Das sonnige Wetter ist Segelwetter vom Feinsten, Wind um die 15 Knoten aus Ost-Süd-Ost. Und abends wird der Wind plötzlich merklich wärmer und auch die Wassertemperatur steigt um 1° auf jetzt 29°. Wunderbar 🙂 Für die rund 170 Meilen benötigen wir bis wir vor Anker liegen genau 29 Stunden.
Am Sonntag hat unsre Angel mal wieder den ganzen den kleinen Tintenfischköder mit dem Doppelhaken erfolglos im Pacific hinter sich her gezogen. Montag morgen versuchen wir unser Glück erneut. Niuatoputapu ist schon in Sicht, als wir die Hoffnung auf einen Fisch aufgegeben haben. Aber so ist es eben. Wenn man es man wenigsten erwartet, dann beißt doch noch ein Fisch an 🙂
In diesem Fall ein über 6 Kilo schwerer Gelbflossen-Thun. Der erste seiner Sorte, den wir fangen. Eigentlich sind wir ja vom Thunfisch nicht so begeistert, weil er doch eher trocken im Fleisch ist. Aber er ist nun mal besser als gar kein Fisch und wir können ihn ja einkochen. Wir nehmen den Fisch aus, schneiden die Filets heraus. Den Rest von Kopf bis Schwanz hängen wir diesmal an die Reling. Wir haben gelesen, auf Fidschi freuen sich darüber die Einheimischen, die davon Suppe kochen. Ob das in Tonga auch so ist, danach haben wir bisher nicht gefragt.
Zwei Stunden später navigieren wir durch die enge, aber sehr gut markierte Einfahrt durch das Riff zum Niuatoputapu Habour, also in die Lagune. Wir ankern und machen mit dem Heck am Pier fest. Neben PACIFICO schwimmt die erste Schildkröte, die wir in diesem Jahr sehen.
Noch während wir dabei sind festzumachen, kommt ein Auto auf den weit in die Lagune hinausreichenden Pier herangefahren. Ein Mann steigt aus und begrüßt uns. Etwas Smalltalk während wir noch dabei sind festzumachen. Er setzt sich wieder ins Auto. Einen Augenblick später steigt er wieder aus und kommt noch einmal zu uns herüber. Was fixiert er denn nur so? Wir folgen seiner Blickrichtung. Das Fischgerippe mit Kopf und Schwanz! Wir fragen, ob man hier auch daraus Suppe kocht. Er nickt. Wir erzählen, dass wir den Fisch vor etwa zwei Stunden gefangen haben und fragen ihn, ob er das Gerippe haben möchte. Kurz darauf marschiert er strahlend mit dem Gelbflossen-Thun-Rest zurück zu seinem Auto, grüßt noch einmal und fährt davon.
Während wir noch dabei sind auch innerlich anzukommen und schon einmal anfangen, ein Mittagessen aus dem Thunafilet zuzubereiten, fährt ein weiteres Auto auf den Pier. Ein Polizeiauto. Es steigen zwei Frauen und ein Mann aus. Radio Coco hat offenbar unsere Ankunft gemeldet 🙂
Nach den üblichen Fragen möchte die Dame vom Customs das Papier, das wir beim ausklarieren in Neiafu erhalten haben. Wann wir denn wieder weg wollen? Wir möchten doch dann einen Tag vorher in ihr Büro kommen, im anderen Dorf gegenüber der Schule. Es sind etwa 3,5 Kilometer Fußweg. Irgendwie ist die Dame nicht wirklich freundlich, und so bieten wir ihr auch keinen Fisch als Geschenk an. Wenig später fahren die drei wieder davon.

Am Nachmittag sehen wir uns das Dorf an. Wie schon fast erwartet, gibt es kaum etwas zu sehen. Hühner, viele Schweine mit ihren kleinen Ferkeln, ein paar Pferde. Die Hütten sind offenbar Einheitsbauweise. In dem winzigen Ort zählen wir drei Kirchen und eine Schule. So etwas wie ein Geschäft sehen wir nicht. Hier und dort sitzen einige Frauen und bearbeiten lange grüne Blätter, die von einer Pflanze ähnlich einer Yuccapalme stammen. Die Blätter sind etwa einen Meter lang und ca. 7 cm breit. Mit einem Messer werden links und rechts die sägeblattartigen Ränder abgeschnitten und die Mitte herausgetrennt, wodurch das Blatt geteilt wird. Was für eine Arbeit.

Auf dem Pier sammelt sich am Nachmittag eine Gruppe ganz anderer Art von Neugierigen 😉
Ungefähr ein Dutzend Kinder des Dorfes sitzen hinter unserem Heck auf dem Pier. Wer schon etwas englisch kann, fragt uns aus. Es wird gealbert, gelacht und sie singen Lieder, die sie aus der Vorschule und Schule kennen. Das geht solange bis wir eine Schachtel Kekse öffnen und ihnen die hinüber reichen. Obwohl abgezählt, damit es keinen Streit gibt, gehen die Mädchen zum Teil leer aus oder geben den Jungs noch die Hälfte ihres Kekses ab. Es läuft aber alles mehr oder weniger friedlich ab 🙂

Es ist eine ruhige und erholsame Nacht, die wir hier verbringen. Es ist unglaublich still im Vergleich zu den letzten Tagen in Neiafu, wo das deutsche Filmteam jeden Morgen bis um 4.00 Uhr in dem Hotel am Ufer gefeiert hat.
In den frühen Morgenstunden herrscht auf dem jetzt bei Ebbe trockenen Riff vor dem Dorfstrand schon reger Betrieb. Die Menschen tragen bündelweise, die von den Frauen im Dorf bearbeiteten Blätter auf das Riff, breiten sie dort aus und beschweren Sie mit Steinen. Jede Familie scheint ihren eigenen Bereich zu haben. Später erfahren wir, dass die Blätter eine Woche hier auf dem Riff bleiben, immer wieder von der Flut überspült und von der Sonne bei Ebbe gebleicht werden. Danach werden sie eingesammelt und die dann noch feuchten Blätter flächig noch einmal geteilt. Für diese Arbeiten sitzen die Frauen im Schatten, meist auf dem Boden. Außer Händen und den nackten Füßen ist ein Küchenmesser das einzige Hilfsmittel. Die nun sehr dünnen Blätter werden zum trocknen aufgehängt. Aus trockenen bastgleichen Blättern werden dann Matten, Körbe und vieles mehr hergestellt.

Bevor es zu warm wird, machen wir uns zu Fuß auf ins nächste Dorf zum ausklarieren. Morgen soll es weiter gehen nach Samoa. Die Straße ist geteert und führt im Schatten des Dschungels an der Küste entlang. Der Wind bringt zudem angenehme Kühlung, so dass uns der Weg gar nicht lang wird. Ein sehr gepflegtes Haus mit einer großen Satelitenschüssel im Garten. Es scheint hier doch noch etwas anderes zu geben, als die einfachen Hütten. Möglicherweise sogar Internet? Ein Mann ist sogar dabei das Haus zu streichen. Und es gibt eine richtige Gartenmauer um einen nett angelegten Garten. Schnell ist klar, wer hier wohnt. Der Kirchengeistliche. Denn die angrenzenden Häuser sind in den gleichen Farben gehalten, wie das Haus, und sind eindeutig Kirche. Nach unserer Erfahrung sind gut aussehende, gepflegte Gebäude in Tonga entweder Bank oder Kirche. Selten etwas anderes. Schulen sind meistens den Kirchen angeschlossen oder, wie in Pangai extern unterstützt, und dadurch häufig auch entsprechend gut gepflegt und in Schuss. Allerdings gibt es wohl auch ärmere Glaubensrichtungen, bei denen regnet es sogar durch die Dächer der Vorschulen, wie beispielsweise in Neiafu.

Etwas weiter kommt uns der tonganische Straßenbau entgegen. Die gesamte Teerstrasse, auf der wir unterwegs sind, wird ausgebessert. Aus einem Fass wird eine schwarze Flüssigkeit auf die nicht mehr intakte Stelle in der Straße gekippt, etwas Sand von LKW drauf, fertig. Nächstes Loch.

Wir erreichen die Highschool des Districtes. Gegenüber der Schule soll das Customsbüro sein. Gegenüber ist erst einmal gar nichts. Also fragen wir jemanden. Ja, den Feldweg zur Schule, da ist das Büro. Ok. Feldweg ist also auch Straße. Fünf Häuser sind ein Dorf. Und dann ist die Beschreibung ‚gegenüber der Schule‘ auch durchaus zutreffend. 😉
Es stehen dort insgesamt vier kleine Hütten mit der tonganischen Flagge davor. Eine davon ist das Polizeigebäude, eine Customs. In den Hütten gibt es jeweils nur einen Raum, selbstverständlich keine Sanitäreinrichtungen. Wir klarieren aus und schauen uns noch ein wenig um. Eine der Hütten ist eine Bank. Es ist eine richtige Bank, denn es gibt sogar einen Safe 😉 Wir gehen hinein und fragen ob wir unser restliche Tongawährung in Samoa-Dollar tauschen können. Nein. Das ist nicht möglich. Sehr wohl aber US-Dollar oder Neuseeland-Dollar. Also tauschen wir und spenden das restliche Kleingeld der Schule.

Den Nachmittag verbringen wir auf einem kleinem Motu (Inselchen) in der Lagune. Am Abend feiern wir unseren Abschied von Tonga mit unserem letzten Stück Frischfleisch aus Neuseeland.

Tonga ist wirklich wunderschön. Die schönsten Südseeinseln, die wir bisher erlebt und gesehen haben. Die Menschen sind offen und freundlich. Der Tourismus steckt noch in den Kinderschuhen. Und wer einmal Ferien auf einer einsamen Insel machen möchte – die überwiegende Zahl der kleinen Südseeinseln ist unbewohnt – findet hier bestimmt eine traumhafte Insel für sich ganz allein 🙂

Tonga – Farbenpacht im Paradise – vom 23.5. bis 28.5.2016

„Da hat jemand vergessen das Licht auszumachen!“ Was meint Hermann nur? Die Sonne scheint, weit und breit kein anderes Boot, nur Wasser und Inseln ohne Häuser. Aber dann ist es auch schon klar, was gemeint ist.
Nachdem wir in der letzten Nacht auf dem Ankerplatz 11 (diverse Ankerplätze sind in der Karte für die Yacht-Charterer als Hilfestellung und Führung nummeriert) eine ruhige Nacht an einer Mooring verbracht haben, fahren wir jetzt weiter Richtung Osten. Unser Ziel ist Kenutu Island, die zur östlichsten Inselkette von Vava’u gehört. Wir müssen besonders aufpassen, weil jetzt fast Ebbe ist und sehr viele Riffe in diesem Gebiet liegen. Mittendrin plötzlich eine Sandbank, die aussieht wie ein weißer Sandhaufen. Weiter draußen schützt ein langes Riff vor dem Pacificschwell. Die in der Sonne leuchtenden Farben des Meeres von einem tiefen smaragd bis zu einem hellem türkisgrün strahlen so kräftig, dass es wirkt, als wäre die Lagune hell erleuchtet. Ein fantastisches Farbenspiel, dass das Farbspectrum unseres Fotoapparates einfach überfordert.
Wir manövrieren durch die Riffe und Untiefen bis zur Insel Kenutu und ankern so nah wie möglich am Strand. Obwohl die Insel unbewohnt ist, herrscht dort doch etwas Betrieb. Die ‚Whalesong‘, ein tonganisches Motorboot, scheint dort mit Ausflüglern zu sein, ebenso zwei weitere kleinere Motorboote und etwas näher an unsrem Ankerplatz befindet sich am Strand ein Fischercamp.

Das große Riff im Süden der Insel ist auch bei Niedrigwasser überspült, so dass wir es mit dem Kayak erkunden. In dem flachen Wasser sehen wir Massen von Seegurken, viele blaue Seesterne, kleine Tropenfische und aufgescheuchte Fischschwärme die fluchtartig unter dem Kayak hindurch huschen. Unterwasserwelt erleben ohne nass zu werden 🙂
Doch den Badespaß im warmen Meer lassen wir uns natürlich auch nicht nehmen.
Da das Kayak schon einmal im Wasser ist, nutzten wir auch die Gelegenheit um die Wasserlinie, die schon wieder leichten grünen Algenflaum hat, zu reinigen. Und auch das Gasflaschenfach, das jetzt ja keine rostigen Eisenflaschen mehr beherbergen muss, weil es mit den neuen Aluminiumflaschen bestückt ist, wird gründlich gereinigt. Das lockt einen neugierigen Besucher an. Eine schwarz-weiß geringelte Seeschlange. Da hier für sie nichts zu holen ist, ist sie dann auch schnell wieder verschwunden. Leider – oder Gott sein Dank? – taucht sie auch die nächsten Tage nicht mehr auf.
Wir lesen nach, dass diese Schlangenart ziemlich giftig ist. Für den Menschen soll sie insofern ungefährlich sein, als das ihr Maul zu klein ist, um direkt zuzubeißen. Einigermaßen beruhigend. Im übrigen hat sie wahrscheinlich im Zweifel mehr Angst als wir 😉

Die Tage vergehen wie im Fluge, da, wie immer, verschiedene kleine Arbeiten anfallen. Und da wir uns doch ziemlich allein fühlen, drehen wir auch schon mal stimmungsvoll die Bordmusik lauter. Wir sind schon ziemlich überrascht, als dann die ‚Whalesong‘, die offenbar täglich hierherkommt, auf uns zufährt und die beiden Tonganer uns bitten, die Musik doch leiser zu machen. So weit, wie sie von uns entfernt waren, dürften sie doch eigentlich kaum etwas gehört haben, geschweige denn sich gestört fühlen? Zur Begründung heißt es, das dort am Strand ein Film gedreht wird.
Ein Film. Hier in Tonga. Das kann nichts großes sein, der Ausstattung nach zu urteilen, die wir mit dem Fernglas sehen können. Also muss mal wieder Google ran und Auskunft geben, was hier los ist. ‚Tonga‘ und ‚Movie‘ als Stichworte bescheren uns ein paar Filme mit durchaus bekannten Schauspielern. Nur die wurden hier schon vor etlichen Jahren gedreht und sind nicht gerade aktuell.
Am nächsten Tag ankert die ‚Whalesong‘ in unsrer Nähe am Strand, nachdem sie das Filmteam, wie wir jetzt wissen, am anderen Ende der Insel abgesetzt haben. Jetzt erfahren wir, dass es sich um ein deutsches Team handelt. Mit dieser zusätzlichen Information eröffnet uns Google, dass hier der Film ‚Paradise‘ im Auftrag von ZDF und ARTE gedreht wird. Die Ausstrahlung erfolgt voraussichtlich in 2017 abends gegen 23.00 Uhr im Rahmen des kleinen Fernsehspiels. Interessant. Jetzt wissen wir auch, dass die Gruppe Deutscher, die wir am ersten Tag in Neiafu im Tropicana gesehen haben, keine Reisegruppe war, sondern eben das Filmteam, dass hier am Strand dreht.
Und wir erfahren auch, dass das Team drei Monate hier vor Ort ist, wovon fünf Wochen reine Dreharbeiten waren. Mitwirkende sind zwei deutsche Schauspieler und ansonsten Tonganer.

Nach drei wunderschönen Tagen hier, denken wir, es ist an der Zeit weiter zu fahren. Also zurück nach Neiafu um die Unterlagen für Fidschi zu besorgen, noch einmal die Wäsche in die Wäscherei zu geben, Einkäufe zu erledigen und ausklarieren nach Niuatoputapu, der nördlichsten Insel von Tonga. Für uns wird die Insel ein Zwischenstopp auf dem Weg nach Western Samoa sein.

Manchmal wundert man sich. Ausklarieren heißt, die Gebühren für die Liegezeit in Vava’u beim Hafenmeister bezahlen und sich beim Customs abmelden. Der Customer lässt sich dann von uns auch die Quittung zeigen, dass wir beim Hafenmeister bezahlt haben. Als wir dort die Unterlagen zum Schluss wieder einpacken, sehen wir, dass wir versehentlich die Quittung vom letzten Jahr gezeigt haben. Dem netten Zollbeamten ist das nicht aufgefallen 🙂

Die Unterlagen für Voranmeldung in Fidschi, die über Internet erfolgen muss, erhalten wir im Tropicana von dem immer noch (oder schon wieder?) völlig gestresstem Greg. Er druckt die neun Seiten aus und bietet auch an, nachdem wir alles ausgefüllt haben, noch einmal drüber zu schauen, ob wir es richtig gemacht haben. Gestreßt, aber trotzdem immer hilfsbereit 😉

Die MOANA ist auch an diesem Wochenende noch einmal in Neiafu. Sie wollen jetzt weiter nach Fidschi. Für sie ist die Zeit fast zu Ende. Mitte Juli kehren sie in die Schweiz zurück. Es sieht so aus, als wenn sie jemanden gefunden haben, der das Boot dann am Ende der Saison nach Neuseeland bringen wird.

Weitere Boote treffen jetzt in Neiafu ein. Doch wir werden den wirklichen Saisonstart hier nicht erleben. Für uns geht es Morgen früh weiter. Wir sind gespannt, wie es in Samoa sein wird, von dem wir nun schon einiges von anderen Seglern gehört haben.