Archiv für den Tag: 3. Juni 2016

Tonga – in the Middle of Nowhere – vom 28.5. 31.5.2016

Unser Ziel ist die Insel Niuatoputapu im Norden von Tonga. Dort wollen wir ausklarieren nach Samoa. Auf die Insel und die Dörfer sind wir sehr gespannt. Nach unter Erfahrung mit Pangai, wo der Ort für einen ‚Port of Call‘ sehr trostlos war und man kaum etwas kaufen konnte, halten sich unser Erwartungen in Grenzen. Insbesondere nachdem uns eine Verkäuferin in Neiafu erzählt hat, das Tonganer aus Vava’u, die in Niua gearbeitet haben, sagen, es sei sehr günstig dort. Und zwar deshalb, weil man dort kein Geld ausgeben könnte. Es gibt dort einfach nichts, wo oder wofür man Geld ausgeben kann.

Wir verlassen Neiafu am Sonntag morgen gegen 7.30 Uhr. Das sonnige Wetter ist Segelwetter vom Feinsten, Wind um die 15 Knoten aus Ost-Süd-Ost. Und abends wird der Wind plötzlich merklich wärmer und auch die Wassertemperatur steigt um 1° auf jetzt 29°. Wunderbar 🙂 Für die rund 170 Meilen benötigen wir bis wir vor Anker liegen genau 29 Stunden.
Am Sonntag hat unsre Angel mal wieder den ganzen den kleinen Tintenfischköder mit dem Doppelhaken erfolglos im Pacific hinter sich her gezogen. Montag morgen versuchen wir unser Glück erneut. Niuatoputapu ist schon in Sicht, als wir die Hoffnung auf einen Fisch aufgegeben haben. Aber so ist es eben. Wenn man es man wenigsten erwartet, dann beißt doch noch ein Fisch an 🙂
In diesem Fall ein über 6 Kilo schwerer Gelbflossen-Thun. Der erste seiner Sorte, den wir fangen. Eigentlich sind wir ja vom Thunfisch nicht so begeistert, weil er doch eher trocken im Fleisch ist. Aber er ist nun mal besser als gar kein Fisch und wir können ihn ja einkochen. Wir nehmen den Fisch aus, schneiden die Filets heraus. Den Rest von Kopf bis Schwanz hängen wir diesmal an die Reling. Wir haben gelesen, auf Fidschi freuen sich darüber die Einheimischen, die davon Suppe kochen. Ob das in Tonga auch so ist, danach haben wir bisher nicht gefragt.
Zwei Stunden später navigieren wir durch die enge, aber sehr gut markierte Einfahrt durch das Riff zum Niuatoputapu Habour, also in die Lagune. Wir ankern und machen mit dem Heck am Pier fest. Neben PACIFICO schwimmt die erste Schildkröte, die wir in diesem Jahr sehen.
Noch während wir dabei sind festzumachen, kommt ein Auto auf den weit in die Lagune hinausreichenden Pier herangefahren. Ein Mann steigt aus und begrüßt uns. Etwas Smalltalk während wir noch dabei sind festzumachen. Er setzt sich wieder ins Auto. Einen Augenblick später steigt er wieder aus und kommt noch einmal zu uns herüber. Was fixiert er denn nur so? Wir folgen seiner Blickrichtung. Das Fischgerippe mit Kopf und Schwanz! Wir fragen, ob man hier auch daraus Suppe kocht. Er nickt. Wir erzählen, dass wir den Fisch vor etwa zwei Stunden gefangen haben und fragen ihn, ob er das Gerippe haben möchte. Kurz darauf marschiert er strahlend mit dem Gelbflossen-Thun-Rest zurück zu seinem Auto, grüßt noch einmal und fährt davon.
Während wir noch dabei sind auch innerlich anzukommen und schon einmal anfangen, ein Mittagessen aus dem Thunafilet zuzubereiten, fährt ein weiteres Auto auf den Pier. Ein Polizeiauto. Es steigen zwei Frauen und ein Mann aus. Radio Coco hat offenbar unsere Ankunft gemeldet 🙂
Nach den üblichen Fragen möchte die Dame vom Customs das Papier, das wir beim ausklarieren in Neiafu erhalten haben. Wann wir denn wieder weg wollen? Wir möchten doch dann einen Tag vorher in ihr Büro kommen, im anderen Dorf gegenüber der Schule. Es sind etwa 3,5 Kilometer Fußweg. Irgendwie ist die Dame nicht wirklich freundlich, und so bieten wir ihr auch keinen Fisch als Geschenk an. Wenig später fahren die drei wieder davon.

Am Nachmittag sehen wir uns das Dorf an. Wie schon fast erwartet, gibt es kaum etwas zu sehen. Hühner, viele Schweine mit ihren kleinen Ferkeln, ein paar Pferde. Die Hütten sind offenbar Einheitsbauweise. In dem winzigen Ort zählen wir drei Kirchen und eine Schule. So etwas wie ein Geschäft sehen wir nicht. Hier und dort sitzen einige Frauen und bearbeiten lange grüne Blätter, die von einer Pflanze ähnlich einer Yuccapalme stammen. Die Blätter sind etwa einen Meter lang und ca. 7 cm breit. Mit einem Messer werden links und rechts die sägeblattartigen Ränder abgeschnitten und die Mitte herausgetrennt, wodurch das Blatt geteilt wird. Was für eine Arbeit.

Auf dem Pier sammelt sich am Nachmittag eine Gruppe ganz anderer Art von Neugierigen 😉
Ungefähr ein Dutzend Kinder des Dorfes sitzen hinter unserem Heck auf dem Pier. Wer schon etwas englisch kann, fragt uns aus. Es wird gealbert, gelacht und sie singen Lieder, die sie aus der Vorschule und Schule kennen. Das geht solange bis wir eine Schachtel Kekse öffnen und ihnen die hinüber reichen. Obwohl abgezählt, damit es keinen Streit gibt, gehen die Mädchen zum Teil leer aus oder geben den Jungs noch die Hälfte ihres Kekses ab. Es läuft aber alles mehr oder weniger friedlich ab 🙂

Es ist eine ruhige und erholsame Nacht, die wir hier verbringen. Es ist unglaublich still im Vergleich zu den letzten Tagen in Neiafu, wo das deutsche Filmteam jeden Morgen bis um 4.00 Uhr in dem Hotel am Ufer gefeiert hat.
In den frühen Morgenstunden herrscht auf dem jetzt bei Ebbe trockenen Riff vor dem Dorfstrand schon reger Betrieb. Die Menschen tragen bündelweise, die von den Frauen im Dorf bearbeiteten Blätter auf das Riff, breiten sie dort aus und beschweren Sie mit Steinen. Jede Familie scheint ihren eigenen Bereich zu haben. Später erfahren wir, dass die Blätter eine Woche hier auf dem Riff bleiben, immer wieder von der Flut überspült und von der Sonne bei Ebbe gebleicht werden. Danach werden sie eingesammelt und die dann noch feuchten Blätter flächig noch einmal geteilt. Für diese Arbeiten sitzen die Frauen im Schatten, meist auf dem Boden. Außer Händen und den nackten Füßen ist ein Küchenmesser das einzige Hilfsmittel. Die nun sehr dünnen Blätter werden zum trocknen aufgehängt. Aus trockenen bastgleichen Blättern werden dann Matten, Körbe und vieles mehr hergestellt.

Bevor es zu warm wird, machen wir uns zu Fuß auf ins nächste Dorf zum ausklarieren. Morgen soll es weiter gehen nach Samoa. Die Straße ist geteert und führt im Schatten des Dschungels an der Küste entlang. Der Wind bringt zudem angenehme Kühlung, so dass uns der Weg gar nicht lang wird. Ein sehr gepflegtes Haus mit einer großen Satelitenschüssel im Garten. Es scheint hier doch noch etwas anderes zu geben, als die einfachen Hütten. Möglicherweise sogar Internet? Ein Mann ist sogar dabei das Haus zu streichen. Und es gibt eine richtige Gartenmauer um einen nett angelegten Garten. Schnell ist klar, wer hier wohnt. Der Kirchengeistliche. Denn die angrenzenden Häuser sind in den gleichen Farben gehalten, wie das Haus, und sind eindeutig Kirche. Nach unserer Erfahrung sind gut aussehende, gepflegte Gebäude in Tonga entweder Bank oder Kirche. Selten etwas anderes. Schulen sind meistens den Kirchen angeschlossen oder, wie in Pangai extern unterstützt, und dadurch häufig auch entsprechend gut gepflegt und in Schuss. Allerdings gibt es wohl auch ärmere Glaubensrichtungen, bei denen regnet es sogar durch die Dächer der Vorschulen, wie beispielsweise in Neiafu.

Etwas weiter kommt uns der tonganische Straßenbau entgegen. Die gesamte Teerstrasse, auf der wir unterwegs sind, wird ausgebessert. Aus einem Fass wird eine schwarze Flüssigkeit auf die nicht mehr intakte Stelle in der Straße gekippt, etwas Sand von LKW drauf, fertig. Nächstes Loch.

Wir erreichen die Highschool des Districtes. Gegenüber der Schule soll das Customsbüro sein. Gegenüber ist erst einmal gar nichts. Also fragen wir jemanden. Ja, den Feldweg zur Schule, da ist das Büro. Ok. Feldweg ist also auch Straße. Fünf Häuser sind ein Dorf. Und dann ist die Beschreibung ‚gegenüber der Schule‘ auch durchaus zutreffend. 😉
Es stehen dort insgesamt vier kleine Hütten mit der tonganischen Flagge davor. Eine davon ist das Polizeigebäude, eine Customs. In den Hütten gibt es jeweils nur einen Raum, selbstverständlich keine Sanitäreinrichtungen. Wir klarieren aus und schauen uns noch ein wenig um. Eine der Hütten ist eine Bank. Es ist eine richtige Bank, denn es gibt sogar einen Safe 😉 Wir gehen hinein und fragen ob wir unser restliche Tongawährung in Samoa-Dollar tauschen können. Nein. Das ist nicht möglich. Sehr wohl aber US-Dollar oder Neuseeland-Dollar. Also tauschen wir und spenden das restliche Kleingeld der Schule.

Den Nachmittag verbringen wir auf einem kleinem Motu (Inselchen) in der Lagune. Am Abend feiern wir unseren Abschied von Tonga mit unserem letzten Stück Frischfleisch aus Neuseeland.

Tonga ist wirklich wunderschön. Die schönsten Südseeinseln, die wir bisher erlebt und gesehen haben. Die Menschen sind offen und freundlich. Der Tourismus steckt noch in den Kinderschuhen. Und wer einmal Ferien auf einer einsamen Insel machen möchte – die überwiegende Zahl der kleinen Südseeinseln ist unbewohnt – findet hier bestimmt eine traumhafte Insel für sich ganz allein 🙂

Tonga – Farbenpacht im Paradise – vom 23.5. bis 28.5.2016

„Da hat jemand vergessen das Licht auszumachen!“ Was meint Hermann nur? Die Sonne scheint, weit und breit kein anderes Boot, nur Wasser und Inseln ohne Häuser. Aber dann ist es auch schon klar, was gemeint ist.
Nachdem wir in der letzten Nacht auf dem Ankerplatz 11 (diverse Ankerplätze sind in der Karte für die Yacht-Charterer als Hilfestellung und Führung nummeriert) eine ruhige Nacht an einer Mooring verbracht haben, fahren wir jetzt weiter Richtung Osten. Unser Ziel ist Kenutu Island, die zur östlichsten Inselkette von Vava’u gehört. Wir müssen besonders aufpassen, weil jetzt fast Ebbe ist und sehr viele Riffe in diesem Gebiet liegen. Mittendrin plötzlich eine Sandbank, die aussieht wie ein weißer Sandhaufen. Weiter draußen schützt ein langes Riff vor dem Pacificschwell. Die in der Sonne leuchtenden Farben des Meeres von einem tiefen smaragd bis zu einem hellem türkisgrün strahlen so kräftig, dass es wirkt, als wäre die Lagune hell erleuchtet. Ein fantastisches Farbenspiel, dass das Farbspectrum unseres Fotoapparates einfach überfordert.
Wir manövrieren durch die Riffe und Untiefen bis zur Insel Kenutu und ankern so nah wie möglich am Strand. Obwohl die Insel unbewohnt ist, herrscht dort doch etwas Betrieb. Die ‚Whalesong‘, ein tonganisches Motorboot, scheint dort mit Ausflüglern zu sein, ebenso zwei weitere kleinere Motorboote und etwas näher an unsrem Ankerplatz befindet sich am Strand ein Fischercamp.

Das große Riff im Süden der Insel ist auch bei Niedrigwasser überspült, so dass wir es mit dem Kayak erkunden. In dem flachen Wasser sehen wir Massen von Seegurken, viele blaue Seesterne, kleine Tropenfische und aufgescheuchte Fischschwärme die fluchtartig unter dem Kayak hindurch huschen. Unterwasserwelt erleben ohne nass zu werden 🙂
Doch den Badespaß im warmen Meer lassen wir uns natürlich auch nicht nehmen.
Da das Kayak schon einmal im Wasser ist, nutzten wir auch die Gelegenheit um die Wasserlinie, die schon wieder leichten grünen Algenflaum hat, zu reinigen. Und auch das Gasflaschenfach, das jetzt ja keine rostigen Eisenflaschen mehr beherbergen muss, weil es mit den neuen Aluminiumflaschen bestückt ist, wird gründlich gereinigt. Das lockt einen neugierigen Besucher an. Eine schwarz-weiß geringelte Seeschlange. Da hier für sie nichts zu holen ist, ist sie dann auch schnell wieder verschwunden. Leider – oder Gott sein Dank? – taucht sie auch die nächsten Tage nicht mehr auf.
Wir lesen nach, dass diese Schlangenart ziemlich giftig ist. Für den Menschen soll sie insofern ungefährlich sein, als das ihr Maul zu klein ist, um direkt zuzubeißen. Einigermaßen beruhigend. Im übrigen hat sie wahrscheinlich im Zweifel mehr Angst als wir 😉

Die Tage vergehen wie im Fluge, da, wie immer, verschiedene kleine Arbeiten anfallen. Und da wir uns doch ziemlich allein fühlen, drehen wir auch schon mal stimmungsvoll die Bordmusik lauter. Wir sind schon ziemlich überrascht, als dann die ‚Whalesong‘, die offenbar täglich hierherkommt, auf uns zufährt und die beiden Tonganer uns bitten, die Musik doch leiser zu machen. So weit, wie sie von uns entfernt waren, dürften sie doch eigentlich kaum etwas gehört haben, geschweige denn sich gestört fühlen? Zur Begründung heißt es, das dort am Strand ein Film gedreht wird.
Ein Film. Hier in Tonga. Das kann nichts großes sein, der Ausstattung nach zu urteilen, die wir mit dem Fernglas sehen können. Also muss mal wieder Google ran und Auskunft geben, was hier los ist. ‚Tonga‘ und ‚Movie‘ als Stichworte bescheren uns ein paar Filme mit durchaus bekannten Schauspielern. Nur die wurden hier schon vor etlichen Jahren gedreht und sind nicht gerade aktuell.
Am nächsten Tag ankert die ‚Whalesong‘ in unsrer Nähe am Strand, nachdem sie das Filmteam, wie wir jetzt wissen, am anderen Ende der Insel abgesetzt haben. Jetzt erfahren wir, dass es sich um ein deutsches Team handelt. Mit dieser zusätzlichen Information eröffnet uns Google, dass hier der Film ‚Paradise‘ im Auftrag von ZDF und ARTE gedreht wird. Die Ausstrahlung erfolgt voraussichtlich in 2017 abends gegen 23.00 Uhr im Rahmen des kleinen Fernsehspiels. Interessant. Jetzt wissen wir auch, dass die Gruppe Deutscher, die wir am ersten Tag in Neiafu im Tropicana gesehen haben, keine Reisegruppe war, sondern eben das Filmteam, dass hier am Strand dreht.
Und wir erfahren auch, dass das Team drei Monate hier vor Ort ist, wovon fünf Wochen reine Dreharbeiten waren. Mitwirkende sind zwei deutsche Schauspieler und ansonsten Tonganer.

Nach drei wunderschönen Tagen hier, denken wir, es ist an der Zeit weiter zu fahren. Also zurück nach Neiafu um die Unterlagen für Fidschi zu besorgen, noch einmal die Wäsche in die Wäscherei zu geben, Einkäufe zu erledigen und ausklarieren nach Niuatoputapu, der nördlichsten Insel von Tonga. Für uns wird die Insel ein Zwischenstopp auf dem Weg nach Western Samoa sein.

Manchmal wundert man sich. Ausklarieren heißt, die Gebühren für die Liegezeit in Vava’u beim Hafenmeister bezahlen und sich beim Customs abmelden. Der Customer lässt sich dann von uns auch die Quittung zeigen, dass wir beim Hafenmeister bezahlt haben. Als wir dort die Unterlagen zum Schluss wieder einpacken, sehen wir, dass wir versehentlich die Quittung vom letzten Jahr gezeigt haben. Dem netten Zollbeamten ist das nicht aufgefallen 🙂

Die Unterlagen für Voranmeldung in Fidschi, die über Internet erfolgen muss, erhalten wir im Tropicana von dem immer noch (oder schon wieder?) völlig gestresstem Greg. Er druckt die neun Seiten aus und bietet auch an, nachdem wir alles ausgefüllt haben, noch einmal drüber zu schauen, ob wir es richtig gemacht haben. Gestreßt, aber trotzdem immer hilfsbereit 😉

Die MOANA ist auch an diesem Wochenende noch einmal in Neiafu. Sie wollen jetzt weiter nach Fidschi. Für sie ist die Zeit fast zu Ende. Mitte Juli kehren sie in die Schweiz zurück. Es sieht so aus, als wenn sie jemanden gefunden haben, der das Boot dann am Ende der Saison nach Neuseeland bringen wird.

Weitere Boote treffen jetzt in Neiafu ein. Doch wir werden den wirklichen Saisonstart hier nicht erleben. Für uns geht es Morgen früh weiter. Wir sind gespannt, wie es in Samoa sein wird, von dem wir nun schon einiges von anderen Seglern gehört haben.