Archiv für den Monat: September 2016

Fidschi – Fulaga – vom 23.9. bis 29.9.2016

Bei unserer Ankunft heute Morgen in Fulaga (gesprochen: Fulanga) haben wir bereits mit PACIFICO eine Runde durch die westliche Lagune gedreht, bevor wir am Landing des Hauptdorfes Moana-I-Cake vor Anker gehen. Hauptdorf wohl in erster in Linie deshalb, weil hier der Chief zu finden ist, zu dem wir fuer das Seusevu muessen. Fulaga ist voellig anders, als die Inseln, die wir bisher in der Suedsee kennen gelernt haben. Die Lagune ist umgeben von einer niedrigen Gebirgskette, nach Norden offen, dort wo sich auch zwischen den Riffen die schmale Zufahrt vom Pacific in dieses Inselparadies befindet. Die Lagune ist eher flach, ueberwiegend unter 10 m tief, mit einem hellen sandigen Boden. Im Westen ist die Lagune bis zur kleinen Gebirgskette weit und offen. Doch der weitestgehende Teil ist gepraegt von kleinen und groesseren Inseln, aehnlich dem aeusserem felsigen Ring mit seinem dicht bewachsenem Dschungel. Die kleinen Inseln sehen hauefig aus wie spitze Pilzkoepfe oder die Daecher von runden Dschungelhuetten. Dort, wo die Flut die felsigen Inseln umspuelt, sind sie im Laufe der Jahrtausende immer schlanker geworden, so das der obere Teil manchmal mehrere Meter Schatten spendend ueber dem Wasser haengt. An den groesseren Inseln steigt der Lagunenboden zu weissen Straenden aus dem Meer empor. Durch den hellen Sand leuchtet das Wasser der Lagune in vielen Blau-, Tuerkis- und Gruentoenen, unterbrochen von fast weissen Sandstraenden, den Felsen und der Farbenpracht des Dschungels. Ein Seglerparadies, das unzaehlige Ankerplaetze bietet und uns eine bisher so nicht erlebte Vielfalt. Nach 9.00 Uhr morgens machen wir uns vom Landingplatz auf den etwa 20 minuetigen Fussweg durch den Dschungel ins Dorf, das auf der Suedseite der Insel liegt. Am ersten Haus auf der linken Seite des Weges treffen wir auf Kelly, der uns freundlich begruesst. Er laedt uns ein naeher zu treten. Wir lernen seine Frau Sarah und ihre Grossmutter Biju kennen. Biju kommt immer dann zu ihnen, wenn Sarah Unterstuetzung im Haus benoetigt, wie wir spaeter erfahren. Sie haben auch eine neunjaehrige Tochter, die jetzt im Moment natuerlich beim Unterricht in der Inselschule weiter hinten im Dorf ist. Wir sind gekommen um Sevusevu zu machen. Mit unserer Kleidung haben wir uns an das gehalten, was in den Seglerberichten und Buechern steht: von der Kleidung bedeckte Knie und Schultern, keine TShirts sondern Bluse oder Hemd, keine Huete, keine Sonnenbrillen und keine Rucksaecke. Unsere Sachen haben wir in einem Stoffbeutel, den wir in der Hand tragen und nicht ueber der Schulter. Hermann hat zum Schutz seiner Kopfhaut vor der Sonne einen Regenschirm dabei, traegt seinen Tongasarong mit passendem Hemd. Fuer die Dorfbewohner sieht er in dem Aufzug aus wie ein hoher Regierungsbeamter, wie wir hinterher erfahren. Smiley Emoticon Kelly geht mit uns zum Chief fuer die Sevusevu- Zeremonie. Wir haben unser Kava-Geschenk, 50 FJD gewuenschte Spende und auch unsere Cruising-Erlaubnis dabei. Letztere wird von Chief, einem weisshaarigen Gentleman, nach der Begruessung als erstes begutachtet. Kelly uebersetzt, was so gesprochen wird. Leider nicht alles, was der Chief erzaehlt, was wir sicherlich interessant gefunden haetten, Kelly aber wohl fuer nicht wichtig haelt. Nach Uebergabe unserer Geschenke werden die ueblichen Begruessungs- und Aufnahmeformeln gesprochen, begleitet von dem Haendeklatschen, dass dazu gehoert. Einklarierung im Dorf auf fidschianisch eben. Das haetten wir geschafft und erledigt. So schlimm war es gar nicht und eigentlich sogar ganz nett. Jetzt sind wir gespannt, wie es mit der Gastgeber-Familie laufen wird. Da kann ja noch etwas auf uns zukommen, dem wir vielleicht lieber aus dem Weg gehen wollen. Kelly zeigt uns erst einmal das Dorf mit der Schule, der Methodisten-Kirche, Wellblech-, Holz- und Steinhuetten, der kleinen Post und der Schwesternstation. Die Krankenschwester, einen Arzt gibt es nicht, fuer die drei Inseldoerfer und die Doerfer einiger Nachbarinseln ist seine Frau Sarah, erzaehlt er uns ganz stolz und er waere der Boss. Zwinkerndes Smiley Emoticon Als Hermann nachfragt, wie es jetzt mit der Gastgeber-Familie sei, meint er, er denke, dass es seine Familie sei. ‚Sicher? Glauben oder wissen?‘ Er sei eigentlich sicher. Es stellt sich heraus, dass das ‚eigentlich sicher‘ dann sicher ist, nachdem er mit Sarah gesprochen hat und sie auch einverstanden ist. Aha, Sarah und Kelly sind jetzt unsere Gastgeber-Familie. Sie bitten uns ins Haus, doch wir wollen lieber draussen im luftigen Schatten bleiben. Also werden fuer uns zwei Stuehle aus dem Haus geholt und in den Schatten gestellt, waehrend die Frauen es sich auf dem Boden und Kelly in einem alten Drehstuhl bequem machen. Als Begruessung-Cocktail bekommen wir frische Kokosnuesse gereicht, die Kelly auf dem Rueckweg zum Haus von einer Palme mit einem langen Stab gepflueckt hat. Die Trinkhalme dafuer schneidet er aus den Stengeln von Papayablaettern. Durch den Halm zu trinken, laesst den gruenen suessen Kokossaft irgendwie angenehm fruchtig schmecken. Wir werden fuer den Sonntag zum Lunch nach der Kirche eingeladen. Kontakt werden wir ueber das Funkgeraet der Schwesternstation "Fulaga Radio" halten. Zum Abschied bekommen wir zwei Papaya geschenkt und sollten wir sonst irgend etwas benoetigen, wir wuerden es von ihnen bekommen. Zurueck an Bord lichten wir direkt den Anker, cruisen durch die oestliche Bucht, bis wir einen schoenen Ankerplatz fuer diesen Nachmittag und die kommende Nacht finden. Zeit unsere erste Eindruecke nachwirken zu lassen. Wir kommen zu dem Schluss, dass alles doch viel netter ist, als erwartet und wir bestimmt eine sehr nette Gast-Familie haben werden. Am Samstag lassen wir uns es gut gehen, suchen uns einen weiteren schoenen Platz fuer den Tag. Im Laufe des Tages erreicht ein weiteres Boot die Insel. Die LOBSESSION, die auf dem Weg nach Tonga ist. Schade, nun sind wir nicht mehr allein. Naja, hier ist ja soviel Platz, dass es eigentlich dann doch nichts ausmacht. Doch wir haetten es schon gerne noch einige Zeit genossen, dass einzige Boot hier zu sein. Das Wetter ist sonnig schoen, blauer Himmel und kaum Wind. Hier zu sein ist einfach wunderbar. Hier gibt es keine Resorts, nur die Inseldoerfer. Das Versorgungsschiff kommt nur einmal im Monat. Wenn es sich dann auch noch um weitere Tage verspaetet, wie diesmal, gibt es im Dorfladen keinen Zucker und kein Mehl zu kaufen. Dann leben die Menschen hier von dem, was die Natur ihnen gibt, also von Fisch, Muscheln und dem, was sie in ihren Gaerten anpflanzen, wie Kasava, Kuerbis, Papaya, Brotfrucht, Suesskartoffeln. Ausserdem soll es ein paar Huehner und Schweine geben, die im Dorf aber nicht zu sehen sind. Wasser kann auch schon mal eng werden, wenn es nicht genuegend regnet. Quellen gibt es nicht. Doch Kelly sagte, dass sie gut leben, auch wenn die meisten Fremden, die her kommen, dass nicht verstehen koennen. Es waren auch einmal Leute hier, die ein Resort bauen wollten. Doch die Verhandlungen sind dann irgendwann im Sande verlaufen. Im Laufe der Woche wird uns klar, dass der Bau und Betrieb eines Resorts, den Menschen hier zwar Geld und Arbeit bringen wuerde, aber es wuerde ihnen auch ihre Freiheit nehmen. Es gibt hier jede Menge Feierlichkeiten im Laufe der Woche, grosse und kleine, wie zum Beispiel der einhundertste Tag nachdem jemand verstorben ist, eine Baby-Party aehnlich einer Taufe, die Vorbereitung fuer eine Schulfeier oder einen nationalen Feiertag, die dann jeweils ja auch gefeiert werden. Neben dem Essen, dass dann fuer das ganze Dorf oder alle drei Inseldoerfer gekocht und gegessen wird, heisst feiern auch von morgens bis spaet in die Nacht Kava-trinken und manchmal auch singen und tanzen. Traditionelle fidschianische Taenze sind rythmische Bewegungen im sitzen und offenbar nicht die Hueften schwingenden Damen, wie beispielsweise auf den Marquesas. Fuer die Nacht zum Sonntag haben wir einen Ankerplatz gewaehlt, von dem aus wir in einer viertel Stunde am Landing sind, damit wir am Sonntag Morgen nicht so frueh aufstehen muessen. Nachts gegen 23.30 Uhr, es ist draussen eigentlich stockfinster, leuchtet ploetzlich etwas in unsere Kabine hinein, es wird an die Bordwand geklopft und gerufen. Hermann schiesst aus dem Schlaf hoch um draussen nachzusehen, was da los ist. Schliesslich ist bei uns alles offen, wenn wir schlafen. Es ist das fidschianische Crew-Mitglied der LOBSESSION. Er ist mit dem Dingi unterwegs und kann sein Boot in der Dunkelheit nicht finden. Hermann versucht, so gut es geht, ihm zu erklaeren, in welche Richtung er fahren muss. Allerdings braucht der junge Mann eine Weile, um es zu verstehen und dann doch in die falsche Richtung davon zu fahren. Eine dreiviertel Stunde irrt er in der Lagune herum, faehrt spaeter auch noch einmal an PACIFICO vorbei, und dann ist irgendwann Ruhe. Nach 1.00 Uhr morgens soll er dann auch sein Boot tatsaechlich gefunden haben und wieder an Bord gewesen sein. Wir brauchen zwei Tage, um zu verstehen, was da passiert ist. Zunaechst nehmen wir an, der Fidschianer hat zu viel Kava getrunken. So meint es Kelly aus dem Dorf. Doch dann wird uns klar, dass er ja gar nicht wusste, dass wir fuer die Nacht umgeankert haben. Und von unserem Ankerplatz tagsueber waere er durchaus in die richtige Richtung gefahren. Erstaunlich ist nur, dass er PACIFICO in der Dunkelheit gefunden hat, denn wir hatten nicht einmal ein Ankerlicht an. Zwinkerndes Smiley Emoticon Am Sonntag Morgen sind wir puenktlich um 9.00 Uhr bei Kelly. Puenktlich nach deutschen Zeitmassstaeben. Viel zu frueh nach fidschianischen Massstaeben. Das mit der Zeit wird Sarah uns noch mehrmals in dieser Woche erklaeren, doch wir sind trotzdem immer puenktlich viel zu frueh da. Smiley Emoticon Kelly geht nicht mit zur Kirche sondern kocht den ganzen Vormittag fuer unseren Lunch. Der Gottesdienst ist aus unserer Sicht nicht so stimmungsvoll froehlich, wie auf Tahuata, Marquesas, was wohl der Methodisten Religionsgemeinschaft zuzuordnen ist. Trotzdem ist es von den Gesaengen her sehr schoen. Wir werden sogar waehrend des Gottesdienstes besonders begruesst und willkommen geheissen. Eine sehr nette Geste. Fuer den Lunch wird draussen unter einem Schatten spenden Blechdach auf der Sitzmatte ein Tischtuch ausgebreitet und eingedeckt. Unsere Plaetze sind unschwer zu erkennen. Es sind die einzigen, an denen auch Messer und Gabel neben dem Teller liegen. Die lauwarmen Speisen sind schmackhaft und sehr vielfaeltig. Kein Wunder, dass Kelly dafuer den ganzen Vormittag benoetigt hat. Es gibt verschiedene Variationen von Fisch, Muscheln, Chinesische Nudeln, Suesskartoffelblaetter in Kokos, Kasawa und auch richtige Kartoffeln. Und keiner am Tisch isst, bevor wir nicht alles probiert haben und mit dem Essen fertig sind, was fuer uns schon ein etwas seltsames Gefuehl ausloest. Da wir Wuensche aeussern duerfen, jedoch nicht wirklich Fisch moechten, fragen wir nach einer Languste. Kein Problem. Also geht es am Montag zum Fischen. Hermann wird Montag am spaeten Vormittag von Kelly und seinem Freund Tonga mit dessen Boot abgeholt. Nach ein paar Stunden, in denen die drei sich wohl zum tauchen und schnorcheln in der ganzen Lagune herum getrieben haben, kehren sie auch tatsaechlich mit einem ziemlich grossen Exemplar einer Languste zurueck. Hermann wird samt Languste wohlbehalten an Bord der PACIFICO wieder abgeliefert, bevor sich die beiden Freunde wieder aufmachen. Sie wollen sich ein Netz leihen, um noch einige Fische zu fangen. Am Dienstag laufen fuenf weitere Boote in die Lagune und ankern in Sichtweite. Nun sind wir wirklich nicht mehr allein. Nachmittags nehmen wir einen frisch gebackenen Kuchen mit ins Dorf. Dort wird gefeiert und wir sind herzlich eingeladen, daran teilzunehmen. Der Kuchen wird uebrigens in winzige Stuecke geteilt, so das moeglichst viele davon etwas bekommen. Diese Feier ist eine Gelegenheit fuer Hermann auch einmal Kava zu probieren, das ueberwiegend von den maennlichen Anwesenden getrunken wird. Ein Aufguss nach dem anderen wird bereitet, in die grosse, in der Mitte stehenden Kava-Bowl geschuettet und dann schaelchenweise an die Anwesenden verteilt. An Maenner und Frauen. Wer mag. Uns beeindruckt insbesondere die Menge, die hier an Kavawurzeln verarbeitet wird, da wir doch wissen, was ein Kilo davon auf den Maerkten kostet. Und auf Fulaga waechst hiervon nur sehr wenig. Was hier heute vertrunken wird, ist am Samstag mit dem Versorgungsschiff gekommen. Auch am Mittwoch sind wir wieder im Dorf. Heute wird ein Baby gefeiert. Es sind die Chiefs und Gaeste aus den drei Doerfern im Village. Gefeiert wird im Haus der grossen Chiefs, wo es auch Reden und eine Tanzvorfuehrung gibt, und natuerlich Kava und in den Haeusern der jungen Eltern. Die Frauen treffen sich an verschiedenen Plaetzen, viele haben ein kleines Geschenk fuer das Baby dabei. Nach der festlichen Zeremonie im Hause des Chiefs zu Ehren des kleinen Erdenbuergers, versammeln sich die Frauen im Haus der Mutter. Die Geschenke werden auf den Boden in die Mitte gelegt. Es sind wohl an die vierzig Frauen in dem Raum. Und dann wird das Baby von Frau zu Frau gereicht und von jeder gekuesst und geherzt. Am meisten hat es mich erstaunt, dass das kleine Wesen diese Zeremonie voellig entspannt und ohne zu quengeln ueber sich ergehen laesst. Der Pfarrer und der Kindsvater tauchen kurz auf und es werden segensreiche Worte gesprochen. Danach wird von den Frauen das Mittagessen zubereitet und verteilt. Auch wir sind natuerlich zu Fisch, Muscheln, Kartoffeln und gruener Papaya eingeladen, bevor wir uns dann am fruehen Nachmittag verabschieden. Die Feier im Village wird noch bis weit in die Nacht gehen. Wir suchen uns einen Ankerplatz vor der Insel, die eigentlich einmal ein Resort werden sollte. Es ist wohl die groesste der Inseln in der Lagune. Am heutigen Donnerstag erkunden wir die Insel, gehen schwimmen und bereiten am Strand die brasilianischen Pasteten. Auch wenn heute die Sonne nicht scheint, oder vielleicht auch gerade deshalb?, ist es angenehm warm und nicht zu heiss. Wir ueberlegen, wie so ein Resort hier wohl aussehen wuerde, was es alles braucht, damit Menschen an so einem wunderschoenen Ort einen sehr exklusiven und teuren Urlaub verbringen. Eine guenstige Urlaubsvariante koennen wir uns aufgrund der Transportschwierigkeiten und der damit verbundenen Kosten nicht vorstellen. Zu weit liegt die Insel von der Hauptinsel entfernt. Und irgendwie sind wir doch ganz froh, dass wir hier ganz allein sitzen koennen, dass es kein Luxusresort gibt oder in naechster Zukunft geben wird.

Fidschi – gegen den Wind – vom 18.9. bis 23.9.2016

Sonntag ist Bummeltag. Wir faulenzen den ganzen Tag in der Sonne vor Likuri Island. Gestern Abend durften wir im Robinson Crusoe Island Resort eine tolle Show erleben. Fr 30 FJD pro Person (etwa 13,50 ) fuer das Essen war die Show inclusive. Die angebotenen Speisen, verschiedene Fleischsorten, Gemuese, Kartoffeln usw. waren durchaus nicht schlecht, nur fuer unseren Geschmack nicht heiss genug, also nur lauwarm, und voellig ungewuerzt. Jedoch sind wir hauptsaechlich wegen der Show dort gewesen. Und die ist absolut sehenswert. Etwa eineinhalb Stunden Unterhaltungsprogramm mit Darstellung der Geschichte, wie die Inseln bevoelkert wurden. Hueftschwingende Suedseedamen, auch traditionelle Taenze und der Fire-Dance, der in den 1940ern von Samoa nach Fidschi gebracht wurde. Das alles in einer authentischen Atmossphaere vor einer Bambushuette und am Strand im Fackelschein. Ob die Show nun tatsaechlich auch die Kultur der Fidschianer darstellt, bleibt offen und fuer uns fraglich. Aber man darf ja mal traeumen und so ist es ein bisschen Suedsee, wie wir sie uns vorstellen. Was uns mittlerweile jedoch auch klar ist, dass die Fidschianer nicht so stolz auf ihre eigene Kultur sind, wie die Samoaner. Auf Samoa wird die Kultur hochgehalten und den Touristen praesentiert. Hier in Fidschi haben wir bisher den Eindruck, dass Kultur durch den Tourismus verloren geht. Moeglicherweise auch bedingt durch ihre eigene Geschichte. Stammt die Ur-Bevoelkerung aus Asien und Afrika, haben heute die Inder massgeblichen Einfluss und machen wohl fast die Haelfte der Bevoelkerung aus. Und auch politisch ist der Einfluss der Inder wohl sehr stark. ‚Fruitsalad‘ ist in diesem Zusammenhang uebrigens keine Speise, sondern ein aus unterschiedlichen Voelkern abstammender Mischling. Der Wind soll in der kommenden Woche weniger werden. Eine gute Chance nach Osten zu fahren, vielleicht sogar bis zur suedlichen Lau-Gruppe, einer Inselgruppe zwischen Tonga und Fidschi, die durch den bestaendig wehenden Sued-Ost-Passat nur schwer zu erreichen ist. Fast kein Wind bedeutet fuer uns, dass wir die rund 200 Meilen von Suva zur Lau-Gruppe motoren koennten, denn dorthin zu segeln, ist so gut wie unmoeglich. Kurz nach 6.00 Uhr am Montag Morgen verlassen unseren Ankerplatz vor Likuri. Es ist fast windstill. Aufgrund unserer Erfahrungen in der letzten Woche ist davon auszugehen, dass der Passat uns spaetestens gegen 10.00 Uhr so stark entgegen blaest, das wir uns eine schuetzende Bucht fuer die kommende Nacht suchen werden. Wie viele Meilen wir bis dahin geschafft haben werden, bleibt abzuwarten. Mit dieser Taktik wollen wir uns an der Suedkueste der Hauptinsel Viti Levu bis Suva, Fidschis Hauptstadt, durchhangeln. Wie viele Tage werden wir wohl fuer die rund 80 Meilen in kleine Etappen brauchen? Hinter uns ist mittlerweile die TOUCAN unterwegs. Sie waren die letzte Nacht vor Likuri mal wieder unsere Nachbarn. Das erste mal haben wir sie in Fatu Hiva im vergangenen Jahr getroffen. Ihr Ziel ist die Insel Beqa, rund 25 Meilen suedwestlich von Suva. Wir schauen uns das auf der Karte an. Die Insel waere eine moegliche Alternative zur Lau-Gruppe, wenn der Wind dann doch nicht den Vorhersagen entsprechen sollte. Um kurz nach 9.30 Uhr brist der Wind aus Sued-Ost tatsaechlich auf. Also heute ist noch nichts mit Windstille und so steuern wir die schoene Sovi-Bay an, in der wir relativ gut geschuetzt vor den Pacificschwell fuer die Nacht vor Anker gehen. Kaum eine Stunde spaeter liegt auch die Toucan in unserer Nachbarbarschaft. Sie hatten wohl auch keine Lust gegen Wind und Welle anzustampfen. Am Dienstag Morgen sind wir schon vor 6.00 Uhr unterwegs. Wir wollen jede Minute ohne, oder zumindest fast ohne, Wind nutzen, um voran zu kommen. Fuer die Nacht moechten wir die Inselgruppe um Beqa erreichen. Das waere schon toll. Es ist sonnig und schoen, der leichte Wind ist im Winkel fuer uns so guenstig, dass wir motorsegeln koennen und so gute Fahrt machen. Wir halten, wie immer Ausschau nach Delphinen, Walen, Schildkroeten. Doch so viele Wale, wie letztes Jahr in Tongas, gibt es hier nicht. Und gerade als Hermann sagt, "keine Wale in Sicht", tauchen etwa 200 Meter von uns entfernt ein paar Finnen aus dem Wasser auf. Delphine? Dann muessten sie gleich auf uns zu schwimmen. Tun sie aber nicht. Also fahren wir auf sie zu. Es ist eine Gruppe kleiner Pilot-Wale. Wir zaehlen etwa 40 bis 50 Stueck, die in der gleichen Richtung, wie auch wir unterwegs sind. Gemaechlich tauchen die feucht-schwarz im Sonnenlicht glaenzenden Tiere immer wieder aus dem Wasser auf, schwimmen in kleineren Gruppen ganz dicht beieinander. Kommen wir ihnen zu nahe, tauchen sie einfach unter PACIFICO durch. Vom Bug aus kann man in der Tiefe des Meeres schemenhaft ihre Leiber erkennen, wie sie zuegig unter uns hinweg gleiten. Als wir Beqa erreichen ist es noch Vormittag. Der Wind ist so guenstig, dass wir beschliessen noch die letzten 25 Meilen bis Suva zu fahren. So haben wir gut Zeit, am Donnerstag und Freitag die vorhergesagte Windstille fuer unsere Fahrt zur Lau-Gruppe zu nutzen. Und die Vorhersagen scheinen ja tatsaechlich zu stimmen. Wir erreichen Suva gegen 15.00 Uhr. Zeit genug um noch auf dem Markt, der bis 17.00 Uhr geoeffnet hat, einzukaufen. Denken wir. Doch so einfach, wie man glauben sollte, ist es nicht. Wir wollen in der Suva Royal Yachtclub Marina festmachen. In erster Linie aus Sicherheitsgruenden. Denn Philip von der BLUE BIE hatte uns erzaehlt, als er hier vor Anker lag, war ihm ein Laptop vom Boot gestohlen worden. Auf solche Erfahrungen haben wir nun so gar keine Lust. Also in die bewachte Marina. Wir melden uns dort ueber Funk an und fragen nach einem Liegeplatz. Freundlich, mehr oder weniger, sagt man uns, wir muessen vor der Marina ankern, erst einmal mit dem Dingi an Land kommen und dann mit dem Manager sprechen, ob wir einen Liegeplatz bekommen koennen. Royal Yachtclub eben. Nach etwa einer Stunde ist Hermann zurueck, hat 100 FJD bezahlt fuer eine Nacht Liegeplatz und einen vollen Monat Nutzung der Facilities. Fuer den Markt ist es jetzt zu spaet, aber vielleicht ist noch Zeit einen Latte Coffee und ein Bier in der Marina? Nachdem wir in der Marina vor Anker gegangen sind, und mit dem Heck am Schwimmsteg liegen, geht es heute also doch noch an Land. Oooooookkkkkkkk. Royal Yachtclub in Suva. Hier hat man die besten Zeiten wohl ganz, ganz frueher irgendwann gehabt. Zwinkerndes Smiley Emoticon Die meisten Boote und auch die Steganlage sind nicht gerade in dem besten Pflegezustand. Und die Bar und ueberhaupt die ganze Clubanlage ist nun wirklich nichts besonderes. Dagegen ist die Vuda Point Marina Luxus pur und viel, viel netter. Na, wir werden wohl nur eine Nacht bleiben. An der Bar treffen wir die vier Amerikaner, mit denen wir in Savusavu, an einem der Abende dort, bereits einmal Pizza essen waren. Pam und Ted haben auch eine Moody, die ROUNDABOUT II. Die vier kommen mit ihren beiden Booten gerade von der Lau-Gruppe zurueck. Pam erzaehlt uns mit leuchtenden Augen, wie schoen es dort gewesen ist und was sie dort alles erlebt haben. Dort muesste man unbedingt hin. Ihre Begeisterung wirkt auf uns ansteckend. Doch abends kommen bei uns im Gespraech auch wieder Bedenken hoch. Neben Sevusevu, also dem Kava-Geschenk, zahlt man in Fulaga beispielsweise 50 FJD an den Chief. Geld wird doch wohl nicht der Tradition entsprechen, oder? Allerdings wird dort nebenbei wohl nicht das Handy klingeln, da es in der Lau-Group keinen Empfang gibt, wie es eben auch kein Internet geben wird. Auf Fulaga, so hat Pam es erzaehlt, bekommen wir eine Gastgeber-Familie zugewiesen, die sich um uns kuemmert. Also uns zum Essen einlaedt, mit uns Ausfluege unternimmt und uns so dies und das zum Leben auf den Inseln erzaehlen kann. Auch hat Pam gesagt, dass man dort fuer Zucker und Mehl sehr dankbar waere, denn das Versorgungsschiff kommt nur einmal im Monat, und auch dann ist nicht immer alles dabei, was eigentlich benoetigt wird und gebracht werden sollte. Bei uns macht sich einfach ein ungutes Gefuehl breit. Wir geben gerne. Grundsaetzlich. Doch wir moegen nicht das Gefuehl, abgezockt zu werden oder das uns Tradition vorgegaukelt wird, (Kava kostet mittlerweile das doppelte von dem was es vor drei Jahren noch gekostet hat), die nicht wirklich mehr authentisch gelebt wird. Wir fuehlen uns hin- und hergerissen, was sich die naechsten Tage auch etwas auf unsere Stimmung niederschlaegt. Und diese Geschichte mit der vom Dorf organisierten Gastgeber-Familie. Wir wissen nicht, ob wir das so wollen und ob wir das gut finden. begin: Am Mittwoch Morgen beschaeftigt uns zunaechst jedoch ein ganz anderes Problem. Die verschmutzte Dieselleitung und auch der Filter, die in der letzten Woche fuer Aerger gesorgt hatten, lassen uns noch nicht los. Hermann moechte einmal in den Dieseltank schauen, ob dort noch alles so sauber ist, wie in Port Montt im letzten Jahr. Dort hatte er das letzte mal nachgeschaut. Diesmal sind wir beide etwas fassungslos, als wir den grossen Tank oeffnen. Wie geplant ist er fast leergefahren und wir muessen nur noch die letzten sechs Liter abpumpen. Was aber an schmutzigen kleinen Klumpen an den Waenden und am Boden klebt ist unglaublich. Mindestens einen Kaffeebecher voll von diesem Zeug holen wir in der naechsten Stunde aus dem Tank. Kein Wunder, dass bei der Menge auch etwas die Leitungen verstopft hat. Drei Papierrollen und viele Schweisstropfen spaeter ist es dann geschafft. Alles wieder gut. Am Nachmittag wird der Tank kontrolliert mit 300 Liter sauberem Diesel fuer die naechste Reiseetappe neu befuellt. Den restlichen Vormittag verbringen wir in Suva. Der erste Eindruck laedt uns nicht ein, hier laenger als unbedingt noetig, zu bleiben. Also nur Einkaufen und verproviantieren. Dann zurueck zum Boot und alles verstauen, waehrend Hermann den Dieseltank befuellt. Wir erfahren, das den Amerikanern, die vor der Marina vor Anker liegen, in der letzten Nacht ein Aussenborder gestohlen wurde. Auch auf der ROUNDABOUT sollen die Diebe wohl gewesen sein, wurden dann aber irgendwie gestoert, bevor sie etwas mitnehmen konnten. Diebstahl, wie er trotz Wachpersonal, auch in der Marina vorkommen soll. Hier muessen wir nicht bleiben. Nachdem wir soweit klar sind, Anker hoch und erst einmal aus der Marina heraus. Waehrend wir aus der geschuetzten Landecke heraus fahren, stellen wir fest, das der Wind in der Bucht ganz kraeftig aus Sued-West weht. Unser Wind!!! Nicht vorhergesagt, aber die beste Voraussetzung fuer unsere Fahrt Richtung Osten. Deshalb ist es uns zunaechst auch egal, dass Yan jetzt wieder Hitzeattacken bekommt und wir ihn ausschalten muessen. Wir segeln. Und das bei bestem Wind. Raus aus der Bucht von Suva Richtung Fulaga, eine der suedoestlichsten Inseln der Lau-Gruppe. Erst am naechsten Morgen geht Hermann der Ursache fuer die Motorueberhitzung auf den Grund. Er findet zwei Leckagen, aus denen Kuehlfluessigkeit austritt. Danach ist der Schaden schon bald behoben und Yan hoffentlich endgueltig zukuenftig ohne weitere Ueberhitzung. Der Westwind haelt vor und beschert uns eine angenehme Reise. Achtunddreissig Stunden, (wir mussten nachts mal wieder abbremsen um nicht zu frueh anzukommen), nach unserer Abfahrt in Suva erreichen wir am fruehen Freitag Morgen die fuenfzig Meter schmale Riffeinfahrt von Fulaga und gehen um 8.00 Uhr in der Lagune vor Moana-I-Cake vor Anker. Schon unser erster Eindruck von Fulaga macht uns klar, dass sich diese Reise gelohnt hat, auch wenn wir immer noch mehr als skeptisch sind bezueglich dieser Geschichte mit dem Sevusevu und der Gastgeber-Familie.

Fidschi – der lange Weg nach Likuri Island – vom 10.9. bis 17.9.2016

Am Freitag ist für Hermann erst einmal wieder ankommen an Bord. PACIFICO wird mit heimlichen Blicken inspiziert, ob wirklich noch alles dran ist. Und ein frisches Brot wird auch gleich gebacken. Nach und nach wird entdeckt, wo ich denn überall mit dem Lackpinsel unterwegs war 😉
Am Samstag haben wir am späten Nachmittag Besuch zum Sundowner. Ich hatte spontan unseren amerikanischen Nachbarn Jim von der JOURNEY eingeladen und Doreen und Ian von der SEABRIDE, die in Whangarai leben. Es wird soviel erzählt und geredet, dass es, ehe wir uns versehen, schon dunkel ist als unsere Gäste den Weg nach Hause übers Wasser antreten.
Nach einem Monat Musket Cove reicht es uns eigentlich hier. Bale und Patrick von der Marina versuchen uns noch zu überreden an der Regatta der nächsten Woche teilzunehmen. Und die Walkabout wollte eigentlich auch noch hierher kommen. Also bleiben wir noch etwas.
Erst als klar wird, dass Thomas und Frauke zunächst noch wandern gehen werden, bevor sie hierher kommen, entscheiden wir uns ganz schnell nun auch weiter zu ziehen. Wir wollen Richtung Süden zum Robinson Resort auf Likuri Island.
Das Resort soll Yachty freundlich sein. Wie wir inzwischen wissen, ist das ziemlich wichtig und etwas, das hier in Fidschi nun mal nicht so ganz selbstverständlich ist. Zu oft sind wir schon mehr oder weniger unfreundlich gebeten worden, woanders zu ankern und verscheucht worden. Und an den wirklich schönen Ankerplätzen sind fast immer auch Resorts. Leider.
Natürlich gut für die Fidschianer, denn die Touristen bringen viel Geld ins Land. Viel mehr als wir Segler. Allerdings scheint davon das wenigste in den Villages zu landen und der Verdienst, der Menschen, die in den Resorts arbeiten, ist im Verhältnis zu dem Geld, das von den Touristen hereinkommt, gering. Es muss hier eine ziemliche Schere zwischen Arm und Reich geben. Dazwischen liegt möglicherweise die Mittelschicht der geschäftstüchtigen Inder.

Bei schönsten Wetter geht es dann endlich wieder los. Richtung Süden also. Über unser erstes Ziel hinaus haben wir noch keine wirklichen Pläne und wollen die Weiterfahrt abhängig von den Winden gestalten. Vielleicht weiter östlich zur Hauptstadt Fidschis, nach Suva.

Es sind noch ungefähr 10 Meilen bis Likuri Island und wir sind mittlerweile draußen auf dem Pacific. Wir segeln mit Unterstützung des Motors, weil der Wind nicht ausreicht. Plötzlich wird Yan langsamer, die Drehzahl geht herunter und dann ist er aus. Problemlos lässt er sich neu starten, nur um innerhalb von einer Minute dann doch seinen Betrieb wieder einzustellen. Wir segeln mit schwachem auflandigem Wind direkt vor dem großem Aussenriff. Hermann wechselt per Hebel auf das zweite Filtersystem von Yan. So richtig hilft das aber nicht und deshalb ist dann auch schnell klar, dass diesmal keine Verschmutzung des Diesels die Ursache der Störung ist. Bevor wir uns jetzt noch weiter in eine Richtung bewegen, wo wir keine technische Hilfe bekommen können, kehren wir um.
Bis zur Vuda Point Marina, wo wir erfahrungsgemäß bestimmt einen Techniker bekommen können, sind es etwa drei Stunden. Wir entscheiden uns zunächst einmal hier draußen, jedoch innerhalb des großen Riffs zu bleiben, und ankern vor Namotu Island, einem kleinen Inselchen. Hermann checkt verschiedene Möglichkeiten, um das Yan-Problem in den Griff zu bekommen. Aber auch ein abendlicher schriftlicher Austausch mit dem MEERBAERN bringt keine Erleuchtung. Selbst Thomas WALKABOUT bietet an, noch in Vuda zu warten und Hermann zu helfen. Ist das nicht toll, wie dass so unter uns Yachties geht?

Die Nacht ist wegen dem Pacificschwell etwas unruhig. Macht nichts. Morgens um 6.00 Uhr sind wir schon unterwegs nach Vuda Point. Yan läuft heute Morgen ganz störungsfrei, nur der Öldruckmesser schnellt beim Gas geben in die Höhe, normalisiert sich aber nach einer Weile auch wieder. Richtig ist das nicht. Hermann telefoniert von unterwegs mit dem Mechaniker. Er will vorbei kommen und sich den Motor anschauen, wenn wir später in der Vuda Marina festgemacht haben.

Den Vormittag verbringen Hermann und Thomas in den Tiefen des Motorenraumes von PACIFICO, während ich mit Frauke Kaffee trinken gehe. Als wir zurück kommen, haben die beiden den Motorenfilter gewechselt und die Leitung durchgepustet. Dabei ist dann doch einiges an Dreck herausgespült worden und der alte Filter hat einen schmierigen braunen Belag, ähnlich dem, den wir aus aus der Filteranlage kennen, nachdem wir in Marsden Cove schmutzigen Diesel getankt hatten. (Was ja im übrigen, laut diverser Äusserungen, gar nicht sein kann. Wir wissen es jedoch besser.)
Der Techniker hat sich nicht blicken lassen. Doch auch so ist Hermann mit dem Ergebnis zufrieden. Wir denken, die Ursache der Störung gefunden und behoben zu haben.

Abends wird fidschianisch an Bord der PACIFICO gekocht. Kürbis-Ananas-Curry mit Kasawa, einer Art Tapioka. Thomas verwöhnt uns mit einem leckeren Essen und es ist schon ziemlich spät, bevor es heute in die Koje geht.

Mehr als eine Nacht mögen wir in Vuda nicht bleiben. Also auf nach Likuri. Die MEERBAER ankert mittlerweile vor Port Denarau. Das liegt fast auf unserem Weg. Also machen wir einen kurzen Abstecher, um Anne heute persönlich zu ihrem Geburtstag zu gratulieren, und Rainer ein paar Dosen Sauerkraut aus Deutschland zu bringen. Danach noch einen Zwischenstopp für die Nacht in der Momibay, weil es nun doch schon zu spät ist und bis Likuri noch weitere 15 Meilen zu segeln wären.

Am Freitag morgen weht ein leichter Wind aus Ost. Ganz entspannt segeln wir mit achterlichen Wind im Sonnenschein durch die Riffpassage auf den Pacific hinaus. So können wir mit halbem Wind nach Likuri segeln. Es ist wunderbar warm. Endlich mal wieder richtig segeln, ohne Motor. Das Wasser auf dem Riff und in der dahinter liegenden Lagune schillert in hundert verschiedenen blau und türkisen Farben. Der wenige Wind stört uns nicht, wir haben ja Zeit genug.
Etwas später dreht der Wind immer mehr Richtung Süden und frischt auf. Na gut. Wir sind ja ein Segelboot. Dann eben nicht am großen Riff und unter Land Land entlang, sondern einen Schlag nach draußen, bis wir auf Höhe unseres Ziels sind und dann rein kreuzen. Der Wind nimmt beständig zu und natürlich auch die Welle. Gegen Mittag sind es denn schon 32 Knoten, bevor wir wenden können. Wir bekommen mal wieder jede Menge Wasser über. Das Deck ist bald blitzsauber. Bei der Wende hat der Wind unsere Angelleine – wir sind natürlich am Fischen – in den Windgenerator getrieben und den Generator festgesetzt. Unter Deck sucht sich alles einen neuen Platz, was wir nicht sicher verstaut haben. Nun, wir waren ja lange nicht richtig unterwegs, da ist man etwas aus der Übung. 😉
Etwa 4 Meilen vor unserem Ziel haben wir dann doch genug. Der Wind meint mit fast 40 Knoten unterwegs sein zu müssen. Da wir die Riffeinfahrt vor Likuri nicht kennen, die Küste ist mittlerweile in einem nebeligen Dunst von aufgepeitschtem Wasser verschwunden, wollen wir nichts riskieren und kehren um.
Kaum haben wir den Wind mit seinen jetzt noch 38 Knoten von achtern, hat man das Gefühl, es ist überhaupt nichts los. Völlig entspannt geht es innerhalb von kurzer Zeit zurück in die Momibay. Nach sechs Stunden und 38 zurückgelegten Meilen, gehen wir wieder vor Anker. Reine Luftlinie von unserem Ankerplatz bis Likuri sind übrigens weniger als 8 Meilen.

Am Samstag Morgen ist wieder schönstes Wetter. Um 6.00 Uhr morgens weht kaum ein Lüftchen und keine Wolke ist zu sehen. Ein Tag für einen dritten Anlauf, um nach Likuri zu fahren. Unser Schweizer Nachbar Philip mit seinem Kat BLUE BIE, der gestern Abend angeschwommen kam, um ‚Hallo‘ zu sagen und ein Bier zu trinken, will auch heute dort hin. Nur Hermann ist heute, ausnahmsweise einmal, nicht aus dem Bett zu bekommen. Da hat der Teekessel schon laut gepfiffen, ich fast die erste Kanne Tee getrunken und keine Reaktion. Also für gute Morgenstimmung Musik anmachen. Vielleicht hilft das. Doch erst eine deutliche Aufforderung, dass wir jetzt los wollen, hilft aus dem Bett.

Und los geht es. Gefrühstückt wird unterwegs. Nach einer Stunde legt der Wind wieder zu, doch die Richtung ist heute besser und bereits um 10.00 Uhr an diesem Vormittag liegen wir vor dem Robinson Crusoe Resort auf Likuri Island vor Anker. Nicht lange danach kommt auch die BLUE BIE an, obwohl später als wir losgefahren. Der 43-Fuß-Kat ist mit seinen 4,5 to Gewicht ausgesprochen leicht und dadurch wohl auch sehr schnell. Fast doppelt so schnell, wie PACIFICO. Sportlich eben.

Nun sind wir gespannt, was uns hier so erwartet. Das Robinson Resort ist für traditionelle Tanzvorführungen bekannt und auch Segler sollen zu diesen Veranstaltungen herzlich willkommen sein.

Fidschi – der Skipper kehrt zurück – vom 7.9. bis 9.9.2016

Wer jetzt denkt, was soll es in der kurzen Zeit schon aufregendes geben, mag vielleicht recht haben.
Nun für mich waren diese beiden Tage jedoch von unterhaltsam bis überraschend aufregend.

Am Mittwoch ist also der vorerst der letzte Tag von „Hilde allein zu Haus“. Noch einmal ein bisschen aufklaren, Betten frisch beziehen, gemütlich Kaffee trinken gehen und dann auch noch einen Besuch beim Friseur einplanen.
Nachmittags muss ich noch klären, ob die Frühfähre am nächsten Tag, um 7.30 Uhr ab Port Denarau geht, damit ich Hermann per Mail informieren kann, wie er hierher nach Musket Cove zurück kommen wird. Planmäßige Ankunft seines Fliegers in Nadi Airport ist früh morgens gegen 6.00 Uhr. Die nächste Fähre, die sicher hierher nach Musket Cove fährt, geht immer erst um 10.30 Uhr.
Tatsächlich ist die Frühfähre für den nächsten storniert worden und Hermann wird eine Wartezeit von 4 Stunden haben, bevor er den letzten Abschnitt seiner Rückreise antreten kann. Gleich nach seiner Ankunft wollen wir dann mit PACIFICO hinüber nach Vuda Point auf der Hauptinsel, um uns dann in Lautoka neu zu verproviantieren. Fleisch hatte Hermann bereits vor seiner Abreise bei einem Schlachter dort bestellt, damit es dann auch vorrätig ist, wenn wir kommen.
Alles ziemlich unglücklich finde ich, denn er hat ja auch schon 29 Stunden Flugreise hinter sich, wenn er in Nadi ankommt. Ich gebe mir innerlich einen kleinen Ruck und schreibe ihm, dass die Fähre nicht fährt, ich ihn aber mit PACIFICO direkt in Vuda Point abholen werde. Meine einzige Sorge ist, dass ich das Anlegemanöver in der Marina alleine nicht schaffe. Doch Hermann wird ja schon vor mir in Vuda sein, mich in Empfang nehmen und dann selbst PACIFICO mit festmachen.
Nun hoffe ich mal, dass meine Nachricht ihn auch in Los Angeles erreicht, wo er laut Flugtracker vor 20 Minuten, und damit fast pünktlich, gelandet ist. Wer weiß schon, ob er dort Internet haben wird, und wenn ja, ob diesmal auch die Zeit während des Transits reichen wird, um sich einzuloggen und die Nachricht zu lesen. Auf dem Hinflug war es mehr als eng.

Also erst einmal zurück an Bord und warten, ob Hermann sich meldet.
Während ich noch dabei bin, aus dem Dingi an Bord zu klettern, fährt einer der Nachbarn dicht an mir vorbei. Ich grüße, wie immer, erwarte jedoch nicht, dass er auch zurück grüßt. Die Amerikaner sind hier schon manchmal etwas komisch. Kaum einer, der im vorbeifahren mal grüßt. Und jetzt dreht der ‚Ami‘ mit seinem Dingi sogar eine Schleife und kommt auf mich zu. Holla, was ist denn jetzt los???!!!
Er stellt sich vor „wir sind Nachbarn“. Als wenn ich das nicht wüsste. Schließlich bin ich ja schon drei Wochen alleine hier.
Weil das Gespräch vom Boot zu seinem Dingi recht mühsam ist, mein Englischkenntnisse halten sich ja Grenzen, zumal wenn ein Aussenborder ständig das Gespräch übertönt, lade ich ihn ein, an Bord zu kommen. Er heißt Jim, sein Katamaran ist die JOURNEY, seine Frau ist bereits wieder abgereist nach LA, sie wohnen in der Nähe von Ventura (wo auch meine Tante lebt oder zumindest gelebt hat) und er will im Oktober sein Boot zurück nach Neuseeland bringen. Hierfür sucht er noch Crew. Nun, an einem Ort wie diesem, wird der sicherlich genügend Crew finden.
Ob ich denn wüsste, dass jeden Mittwoch Abend an der Bar Pottluck-Party ist.
‚Nein, weiß ich nicht. Aber, wenn Hermann wieder da ist, kommen wir auch gerne. ‚
‚Ja, aber was ist denn mit heute Abend?‘
‚Wieso heute Abend?‘
‚Ja, heute ist doch Mittwoch! Und ich kann doch auch ohne Hermann dorthin gehen.‘
‚Oh! Heute ist ja tatsächlich Mittwoch. Das war mir gar nicht so bewusst. Ja klar, ich komme gerne mit.‘
Und so vereinbaren wir, dass er mich um 6.00 Uhr abholt.

Nicht dass ich jetzt in Stress komme
Es ist 16.00 Uhr. Um 16.30 Uhr habe ich einen Friseurtermin am anderen Ende der Bucht, wo ich mit dem Kanu hinfahren will. Als Segler geht man ja eher weniger zu Fuß, besonders wenn es übers Wasser kürzer ist. Wenn ich dann wieder hier bin, muss ich also noch einen Salat machen und das Fleisch für die Pottluck Party vorbereiten. Dann weiß ich auch noch nicht, ob ich Hermann morgen tatsächlich in Vuda Point treffe oder warte bis er hier ist. Uff!!!
Drei Wochen hatte ich kaum Kontakt zu anderen Seglern hier, außer zur MEERBAER. Ausgerechnet jetzt, am letzten Abend, ist das anders.
Ich bin pünktlich mit allem fertig, als Jim mich abholt, und weiß auch inzwischen, dass ich Hermann am nächsten Morgen tatsächlich in Vuda Point treffen werde.
Als wir an der Bar ankommen, herrscht dort bereits Hochbetrieb. Jim stellt mich allen möglichen Seglern vor und ganz schnell bin ich in der Gemeinschaft aufgenommen. Es ist ein wirklich schöner, unterhaltsamer Abend unter Gleichgesinnten.
Als es zu regnen anfängt, löst sich die Gesellschaft plötzlich sehr schnell auf. Und auch wir fahren zurück, da Jim in Sorge um diverse Sachen ist, die nass werden könnten.

Zurück an Bord beginnen für mich die Vorbereitungen für den nächsten Morgen und für meinen ersten Segeltörn, den ich in diesem Leben ganz allein machen werde. Im dunkeln bei leichtem Regen bringe ich PACIFICA zurück an Bord, das Kanu muss aus dem Wasser und dann außen an der Reling befestigt werden, der Generator unter Deck verstaut. Kurzum, alles muss an seinen Platz und sicher untergebracht werden.
Vor lauter Aufregung bin ich dann am nächsten Morgen auch schon um 4.30 Uhr wach und kann nicht mehr schlafen.
Um kurz nach 6.00 Uhr ist PACIFICO, dann wohl erstmals ohne ihren Skipper, unterwegs.
Seglerisch gesehen ist die etwa drei Stunden dauernde Tour sicherlich keine Herausforderung. Wir sind die Strecke ja schon ein paar mal gefahren. Zuletzt vor drei Wochen. Ich weiß um die Riffe unterwegs. Der Wind, der anfangs noch mit um die 20 Knoten bläst, lässt schnell nach. Als ich die Riffe hinter mir habe und die Genua setze, weht es nur noch mit entspannten 12 bis 15 Knoten.
Bald kommt Vuda Point langsam in Sicht und ich bedaure es fast, dass die Fahrt schon zu Ende geht. Gerne hätte es noch ein wenig dauern können bei diesem sonnigen Wetter und leichten Winden, dem Blick auf die noch im morgendlichen Dunstschleier verhangene Küste.
Ich bereite PACIFICO für das Anlegemanöver vor und melde mich über Funk bei der Marina an. Hermann wird im Marinabüro die Ankunft der PACIFICO bestimmt schon angekündigt haben und dort, wo die erste Möglichkeit besteht, an Bord kommen. So ist es denn auch. Kurze Zeit später entert Hermann das Boot samt Gepäck und wenige Minuten später liegen wir sicher vertäut am Pier. Das hat doch prima geklappt.
Hermann hatte meine Ankunft für 9.00 Uhr angekündigt, weil er davon ausgegangen war, dass ich früh lossegeln würde. Und ich bin auch sehr pünktlich da: 8.50 Uhr.
Nun haben wir genügend Zeit zum Einkaufen in Lautoka, sind früh zurück an Bord und schon geht es zurück nach Musket Cove. Eine Nacht in Vuda Point zu bleiben, wenn es nicht unbedingt nötig tut, findet Hermann weniger reizvoll. Da lockt es ihn doch schon eher, noch an diesem Nachmittag in Musket Cove schwimmen zu gehen, wo das Wasser um etliche Grade wärmer ist als die Ostsee.
Die Rückfahrt hält dann noch ein ganz besonderes Erlebnis bereit.
Wir hören im Cockpit plötzlich so merkwürdige Wassergeräusche, ein schwappen, als wären wir direkt vor einem Felsen oder einem großen Container, der im Wasser schwimmt. Wir schauen nach vorne und da schwimmt genau quer zu unserem Kurs ein großer, schwarz glänzender Wal direkt vor unserem Bug. Nur noch etwa 3 bis 5 Meter trennen PACIFICO von diesem großen Tier. Uns bleibt förmlich das Herz stehen. In der nächsten Sekunde werden wir ihn rammen. Doch im letzten Moment taucht er gerade noch rechtzeitig ab. Meine Güte! Hat der uns nicht gehört?
In den darauf folgenden Minuten sehen wir ihn noch zweimal hinter uns auftauchen. Dann ist die Entfernung zu groß.
Welch ein Erlebnis.

Es gibt viel zu erzählen, was wir in den letzten Wochen so erlebt haben.
Am nächsten Morgen schon beginnt auch für Hermann wieder der PACIFICO Alltag.
‚An den schönsten Plätzen der Welt repariert der Langzeitsegler sein Boot‘ . Die Solaranlage liefert nicht mehr genügend Strom. Ein mitgebrachtes Messgerät soll jetzt Aufschluss geben, woran das liegt. Und auch ansonsten ist schnell klar, dass es wieder so einiges zu tun geben wird.
Bevor der Vormittag herum ist, wird auch schon ein neues Brot gebacken. So ganz scheint Hermann meinen neu erworbenen Backkünsten dann doch nicht zu trauen.

Fidschi – Hilde allein zu Haus – vom 13.8. bis 6.9.2016

Musket Cove. Die Bleibe von PACIFCIO für die nächsten vier Wochen und damit auch während der Zeit, die Hermann in Deutschland mit seinen Kindern verbringen wird.

Bevor Hermann abreist gibt es noch so einiges an Instruktionen, damit ich alleine klar komme. Das wichtigste ist natürlich der Generator. Ohne den gibt es nicht genügend Strom, wenn Wind und Sonne nicht das ihre dazu beitragen. Und wenn die Batterien einmal ganz leer gebraucht sein sollten, habe ich wohl ein richtiges Problem. Und Hermann auch 😅
Also lerne ich erst mal, wie man den Generator startet, wie und wo ich ihn hinstellen kann, ohne das mir das Teil ins Wasser stürzt. Hermann stellt ihn nämlich immer am Heck unten auf die Badeplattform. Das ist dann entsprechend mit Kletterei über die Windsteuerungsanlage verbunden. Weil der Generator ja auch ein paar Kilo wiegt, könnte er mir dabei aus der Hand und ins Wasser rutschen. Also bleibt er oben an Deck und ich muss dafür den Lärm, den er macht, in Kauf nehmen, aber eben nicht klettern.
Wenn der Generator zickt, was er ja so manchmal tut, soll ich Öl nachfüllen. Na denn, wird schon funktionieren.
Wofür der Naturstrom von Wind und Sonne bestimmt nicht reicht, ist Wasser machen. Das Wassermacher schluckt ordentlich Strom. Wie ich den Wassermacher an und aus mache, um den Tank mit bestem Trinkwasser zu füllen, habe ich die letzten Wochen noch einmal verinnerlicht. Also kein Problem.

Wir haben die landnahe Mooring Nummer 1 ergattert. Das heißt für mich einen relativ kurzen Weg zum Dingi-Kai. Ich plane, den meistens mit dem Kanu zu machen. PACIFICA zu rudern muss ich dann wohl auch noch lernen. Bei meinem bisher einzigen Versuch in Nukualofa endete das ganze zur Belustigung aller als „Hafenkino“. Urs, von der MOANA, kam mir mitleidsvoll mit seinem Dingi zur Hilfe, weil er das nicht länger mit ansehen konnte. Hilfe, die selbstredend hoheitsvoll abgelehnt habe. 😉
Für den Ernstfall lerne ich nun auch noch mit dem Aussenborder umzugehen, PACIFICA mittels einem Fall allein an Bord zu winschen und was Hermann ansonsten für dringend erforderlich hält.
Dann macht er sich auch noch Sorgen, was ich hier so während seiner Abwesenheit an Bord treiben könnte: „schmeiß nicht alles weg, wenn du aufräumst!“ und dann noch „am besten lässt du alles, was du wegschmeißen möchtest, in einer Tüte liegen, damit wir es uns zusammen ansehen können, wenn ich wieder da bin!“
Lieber Hermann, ich werde doch nichts wegwerfen, was du anschließend vermissen wirst. 🙃
Ich beschließe, das ich auch noch lernen muss, wie Hermann unser Brot backt und die PACIFICO-Pizza zubereitet. Allerdings hoffe ich, dass es nicht hinterher immer zu meinen Aufgaben gehört, auch wenn ich dann nicht mehr sagen kann „kann ich nicht!“ 😉

Viel zu schnell ist es auch schon Mittwoch Nachmittag und ich bringe Hermann zur Malolo Island Fähre, die ihn nach Port Denauro bringen wird. Von dort aus geht es für ihn die kurze Strecke zum Flughafen Nadi und mit dem Flieger über Amerika nach Hamburg, wo er von Familie und Freunden bereits erwartet wird.
Jetzt bin ich zum ersten Mal allein an Bord. Und dann auch noch gleich für drei Wochen. Mich tröstet, dass wir den Platz gut gewählt haben. Eine nette kleine Südseeinsel. Es gibt definitiv schlechtere Orte. Auch wenn es jetzt regnet und das auch noch bis Samstag anhält.

Es dauert ein paar Tage bis ich so meinen eigenen Rhythmus finde. Morgens aufstehen, als erstes nach dem Strom sehen, die nächtliche Positionslampe ausschalten, Tee kochen, das Erwachen der Tages erleben, wenn morgens die Resort- und Marina-Mitarbeiter/innen mit dem Boot ankommen, die erste Fähre abfährt und weitere Gäste im Nachbarresort abholt. Die ersten Segler, die mit ihrem Dingi an Land fahren. Meinen Tag planen indem ich in mich hinein horche, worauf ich denn heute Lust habe.

Alle zwei Tage lasse ich morgens Yan, den Motor, laufen, der ja auch Strom produziert. Er muss immer dann ran, wenn ich nicht nur Strom sondern auch heißes Dusch- und Abwaschwasser möchte, was maximal zwei Tage vorhält.
Yan ist davon weniger begeistert, wie es scheint, denn schon gleich am ersten Morgen fängt er an zu piepen. Also nicht er, sondern die Kontrollleuchte der Motortemperatur. Also schalte ich ihn erst mal aus und verschiebe das Problem. Zwei Tage später springt Yan anstandslos an und ich bin erst einmal ganz erleichtert. Das hält allerdings nicht lange vor, dann ist ihm schon wieder zu heiß. Ich schalte ihn aus und beschließe, dieser Sache nicht länger aus dem Weg zu gehen und mich damit zu befassen. Das bedeutet, dass ich erst einmal die Betriebsanleitung heraus hole, nachlese, dass es bei der Lampe, die da vermeintlich piept, sich wirklich um die Motor-Temperatur handelt. Womit ich auch schon am Ende meiner selbstständigen Lösung des Problems bin.
‚Hermann!!! Was soll ich jetzt tun?‘
Hermann kann natürlich auch keine Ferndiagnose starten und mir sagen, was zu tun ist. Gott sei Dank, ist die MEERBAER inzwischen eingetroffen. Rainer erklärt sich bereit, sich einmal in unseren engen Motorenraum zu zwängen und nach dem möglichen Fehler zu schauen. Keine Kühlflüssigkeit im Kontrollbehälter ist die Diagnose. Kühlflüssigkeit ist vorhanden und Rainer füllt auch gleich den Behälter entsprechend auf, erklärt mir, wo ich das zukünftig kontrollieren kann. Alles gut, Yan bekommt keine Hitzeattacken mehr. 👍🏻😄

Es müffelt wieder in der Bilge. Hier war uns ja fast eine ganze Flasche Flüssigwaschmittel ausgelaufen. Im ersten Moment riecht das wirklich gut, frisch und sauber. Nach einiger Zeit verwandelt sich der Geruch in modrig und erinnert an den Geruch verfaulter Eier. Also hatten wir schon mehrfach die Bilge gespült. Zuletzt war Hermann auf die Idee gekommen, vorne die Logge auszubauen und so kontrolliert Meerwasser durch die Bilge laufen zu lassen. Danach war der Geruch erst einmal weg.
‚Ob ich das auch kann???? Er hat dafür irgend etwas unter dem Bodenbrett vor dem vorderen Bad gemacht.‘
Also schau ich da mal.
‚Wenn ich das schwarze Teil da jetzt herausdrehe, gehe ich dann mit PACIFICO unter???‘ Ich beschließe, das dann doch lieber zu lassen und den Geruch zu ertragen, bis Hermann wieder das ist. Doch entdecke ich bei dieser Aktion den Duschfilter für das vordere Bad.
‚Der sollte doch gereinigt werden, oder? Hat er wohl vergessen. Also das bekomme ich hin. Einfach abdrehen, abspülen und wieder draufschrauben. Perfekt. Das kann ich für das hintere Bad sicherlich auch tun.‘
Doch dort finde ich im Motorraum kein Teil, das genauso aussieht. Nur etwas in der Art, in einer anderen Farbe und größer. Nein, lieber nicht. Lieber warten bis Hermann mir das zeigt.
Ich will ja nichts kaputt machen und keinen Ärger. 😉 Zumindest nicht, solange sich dass vermeiden lässt.
Leider passieren dann einfach Dinge und es geht doch etwas kaputt. Da gibt es Käfer, die sehen aus wie kleine Kakerlaken und sie sind auch mindestens eben so schnell. Vier Stück. Einen erledige ich sofort, die anderen verkriechen sich hinter dem Herd. Ich ziehe die Herdabdeckplatte heraus um den Zwischenraum dahinter zu untersuchen.
‚Ich werde euch schon kriegen!‘
Aber die Hitchhiker sind, wohin auch immer, verschwunden.
‚Ok. Ich werde dieses Problem heute Nacht nicht lösen. Morgen ist auch noch ein Tag.‘ Als ich die Abdeckplatte wieder an ihren Platz schieben will, bricht eine Ecke der Holzleiste ab. Uuuupppppsss!!!! Sorry. 😣
Die Hitchhiker müssen gleich am nächsten Morgen ihre Räumungsklage entgegen nehmen, nachdem ich, auf der Suche nach ihnen, den gesamten Küchenschrank ausgeräumt habe.
Das mit der abgebrochenen Ecke ist ein anderes Thema. Das muss auch sofort wieder in Ordnung gebracht werden. Also leime ich die Ecke erst einmal wieder an. Nachdem das einen Tag durchgetrocknet ist und hält, schleife ich die gesamte Leiste ab und lackiere sie neu. Das Ergebnis ist zwar nicht wie neu, aber akzeptabel.
‚Das habe ich doch gut gemacht.‘ 😄
Naja, das ich das kaputt gemacht habe, war natürlich nicht so gut. 😔

Da ich schon mal am schleifen und lackieren bin, gibt es auch so einige andere Sachen, die der Pflege bedürfen: die Sitzbretter von PACIFICA, die Schrankoberseite im Schlafzimmer, bevor sie ganz aufweicht, das Brett, auf dem der Aussenborder klemmt, und so einiges mehr. Ich hab ja sonst nichts tun. 😉

Irgendwie vergehen die Tage sehr schnell. Da gibt es Spaziergänge auf der Insel, ein Besuch im Village auf der Nachbarinsel mit Kava-trinken und Verkaufsständen mit allerlei Handarbeiten, die meisten ‚Made in China‘, will mir scheinen. Wenn ich schon Urlaub habe, ist auch ein Besuch im SPA des Resorts dabei. Ein Grillabend an der Bar mit den MEERBAERS. Und überhaupt freue ich mich jedes Mal, wenn ich von der MEERBAER Besuch bekomme, fühle ich mich doch dadurch nicht so allein.

Das Brot ist alle. Das heißt entweder kein Schwarzbrot, Brot aus dem Shop oder selbst Brot backen. Ich entscheide mich, ein Schwarzbrot nach unserem Rezept zu backen. Da ich vorher alles genau aufgeschrieben habe, was bisher nur in Hermanns Kopf vorhanden ist, bin ich überrascht, wie einfach es eigentlich ist. Zumal das Mehl aus den verschiedenen Getreidearten mit der neuen elektrischen Mühle ohne Kraftaufwand gemahlen wird. Das Brot gelingt, ist schmackhaft und wird schwesterlich mit Anne Meerbaer geteilt. Und auch sie befindet das Ergebnis für gut und lecker. Geht doch. 😉

Der Liegeplatz ist schon toll. Wenn ich mag, kann ich direkt vom Boot ins Wasser springen und baden. In einer Marina würde ich das ganz sicher nicht machen. Und das meiste kann ich wirklich mit dem Kanu erledigen, sogar ein Besuch bei Rainer und Anne, die mit der MEERBAER mindestens eine halbe Meile weiter draußen vor Anker liegen. Gefühlt schon fast die halbe Strecke bis Cloud 9, was etwas mehr als 4 Meilen sind. 😅
Eine Schildkröte dreht fast täglich ihre Runde ums Boot und als Anne sich vor der MEERBAER-Abreise verabschieden kommt, schwimmt sogar eine kleine schwarz-weiß geringelte Schlange am Rumpf entlang.

In dem tollen Badewasser bringt es auch Spaß, die Wasserlinie zu reinigen und von Algen zu befreien. Etwas fassungslos betrachte ich unsere Badeleiter. Sie ist aus Edelstahl, aber inzwischen ist sie völlig grün vom Algenbewuchs. So lange sind wir doch nun wirklich noch nicht hier!!!

Die Nachrichten aus Deutschland hören sich gut an. Das Wetter macht mit, so das der Campingurlaub mit dem Kindern nicht zum Fiasko wird. Die Tasche, die in Amerika hängen geblieben war, hat nach vier Tagen auch ihren Weg nach Deutschland gefunden, so das Hermann den inzwischen gekauften neuen Schlafsack dann doch nicht benötigt und zurück geben kann. Die Mails lassen die gute Stimmung erkennen, dass die drei Spaß haben und ihre Zeit miteinander genießen. So soll es doch sein.

Wie nicht anders zu erwarten, zickt auch irgendwann der Generator. Nun, er möchte jetzt wohl etwas Öl und hat hoffentlich kein anderes Problem, wie beispielsweise verschmutztes Benzin, einen verstopften Vergaser oder sonst etwas. Mein Kopfkino läuft zu Höchsttouren auf.
Also Öl, nicht Benzin, denn das hat er noch reichlich, wie ich als erstes feststelle. Und natürlich weht es gerade heute mit 20 Knoten. Also alles festhalten. Schließlich haben wir schon einmal die Erfahrung gemacht, dass die Gehäuseplatte des Generators, die man für den Ölbetankung abnehmen muss, sich schnell mal selbstständig macht. Allerdings ist hier das Wasser nicht so klar, dass wir sie dann auch auf dem Meeresboden leicht wieder finden können. Ich lege den Generator also, wie Hermann es mir gezeigt hat, auf die Seite, öffne den Ölstutzen und prüfe mit dem Stäbchen den Ölstand.
‚Wieso wird es jetzt unter dem Generator plötzlich so feucht??? – Mist!!! Ich habe den Tankdeckel nicht wieder richtig zugeschraubt!‘
Es dauert ein Weilchen, bis Öl nachgefüllt ist, nichts weggeflogen ist, das Deck wieder sauber ist und auch der Generator wieder läuft.
Beim nächsten Mal passiert mir das so nicht mehr und Übung macht den Meister. 😎

Alles in allem: wenn Hermann zurück kommt, wird PACIFICO noch schwimmen, keine größeren Schäden verzeichnen und ich leider bei vielen Dingen nicht mehr sagen können „Das kann ich nicht!“ 😄

Fidschi – Gäste an Bord – vom 2.8. bis 12.8.2016

Wir haben die Segelzeit mit unseren beiden Gästen nur grob geplant. Der Besuch der Yasawas eignet sich für den Urlaub von zweieinhalb Wochen wirklich wunderbar, sind die Entfernungen doch kurz und die Ziele immer innerhalb weniger Stunden zu erreichen. So können spontan dort bleiben, wo es uns gefällt, wie beispielsweise in der Blue Lagoon vor Turtle Island, ohne in Zeitnot zu geraten.

Blue Lagoon. Das Wetter präsentiert sich nicht immer mit einem strahlend blauen Himmel und Sonnenschein, der die vielen blauen und türkisen Schattierungen des Meeres zum leuchten bringt. Ein Ausflug mit PACIFICA steht auf dem Programm, baden, schnorcheln und der Höhepunkt soll ein Flug mit einem Wasserflugzeug werden. Es landet mehrmals täglich bei einem der exklusiven Resorts hier. Ein Rundflug über das Gebiet, das wir hier besegeln, der Blick von oben, muss fantastisch sein. Wir machen direkt am Landeplatz, dem Resort, einen Preis von 275 FJD pro Person für unser Abenteuer aus. Nicht günstig, aber das ist es uns wert. Für die weiteren Vereinbarungen kontaktieren die Fluggesellschaft per eMail, auch um den Termin zu fest zu machen und die Zahlungsweise abzuklären. Die erste Rückmail ist auch sehr positiv. Doch im weiteren Schriftwechsel stellt sich heraus, dass der Preis pro Person mehr als das doppelte beträgt. Nun, 20 Minuten Rundflug haben auch in unseren Augen einen begrenzten Wert. Also sagen wir den bereits vereinbarten Termin schweren Herzens wieder ab. Schade drum.

Inzwischen ist an Bord der reinste Brotback-Wettbewerb ausgebrochen. Schwarzbrot, Weißbrot, Baguette mit Kräutern oder Knoblauch oder ohne alles, Brötchen und Vollkornbrötchen. Jeder versucht sein Bestes, um ein möglichst leckeres Ergebnis zu erreichen. Unsere Mehlvorräte schrumpfen zusehends. Gut, das wir uns in Neuseeland reichlich eingedeckt hatten. 😉

Zu viert an Bord. Das Platzproblem, dass wir manchmal schon zu zweit haben, hatten wir gelöst, indem wir so einiges umgestaut haben. Der Salon wurde zum Kleiderschrank für die Gäste umfunktioniert. Ein Aufenthalts-Platzproblem gibt es nur, wenn es regnet. Aber es regnet ja nicht.
Für die Mahlzeiten und den anschließenden Abwasch leistet jeder unaufgefordert Küchendienst. Soweit funktioniert alles Bestens.
Doch wo ist der Topfschaber abgeblieben? Wieso steht der Pfeffer plötzlich zwischen den Kaffeebechern? Hatten wir nicht mehr als zwei Messer? Wo ist denn das Schneidebrett geblieben? Und dieses Chaos im Kühlschrank, das ist ja eigentlich schon gnadenlos, wenn Hermann und ich alleine sind.
Es funktioniert nicht nur alles bestens, jeder gibt auch sein Bestes. Man muss eben nur etwas länger suchen. An Bord, sagt Hermann immer, geht nichts verloren. So ist es denn auch. 😅

Unser nächstes Ziel sind die Caves von Sava-I-Island. Eine Touristenattraktion, die auch wir besichtigen wollen. Es ist heute ziemlich windig, und bei diesen Bedingungen vor den Höhlen zu Ankern, erweist sich als schwierig. So gehen wir in der etwas geschützteren Bucht vor dem Dorf vor Anker. Zu den Höhlen können wir dann mit PACIFICA windgeschützt unter Land entlang hinfahren. Wir planen das für den nächsten Tag, nachdem wir unser Kava-Geschenk im Dorf abgegeben haben und mit dem wir dann auch die Erlaubnis für den Besuch erhalten.
Ist das wirklich so, dass man erst eine Erlaubnis benötigt? Wie machen das denn die Kreuzfahrer und anderen kleine Boote mit weiteren Touristen, die wir am Nachmittag noch vor den Höhlen sehen? Wir haben so unsere Zweifel, was diese ganze Kava-Geschichte betrifft. Trotzdem wollen wir am nächsten Tag zunächst ins Dorf, bevor wir dann hinüber zu den Höhlen fahren.

Das Dorf ist dann auch sehenswert, vermittelt es uns doch sehr authentische Eindrücke, wie die Menschen hier leben. Begrüßt werden wir von der Dorfältesten, die auch unser mitgebrachtes Geschenk entgegen nimmt. Wir werden sehr freundlich empfangen und die junge Frau, die mit uns spricht, gibt uns den Tipp die Höhlen erst nach 11.00 Uhr zu besuchen. Dann sind die heutigen Kreuzfahrer und anderen Touristen schon wieder weg. Sie teilt uns auch die Höhe des Eintrittspreises mit, der vor Ort zu zahlen ist. Danach ist für uns klar, das wir zwar dort hinfahren, aber die Höhlen nicht besichtigen werden.
In der Literatur haben wir gelesen, das der Eintrittspreis 10 FJD beträgt. Jetzt sind es 55 FJD, und zwar seit dem 1.7.2016. Davor waren es noch 20 FJD. Alles pro Person wohlgemerkt und für eine Naturhöhle.
Wenn man bedenkt, dass ein Arbeiter in Savusavu für Bootsreinigung 3 FJD pro Stunde bekommt, eine Büroangestellte rund 800 FJD im Monat bei einer 6-Tage-Woche verdient, halten wir 55 FJD für unangemessen hoch und sind nicht bereit das zu zahlen. Als wir das den Dorfbewohnern vor dem Höhlenzugang auch so mitteilen, heißt es, sie würden für uns natürlich eine Ausnahme machen. 35 FJD pro Person sind auch ok. Für uns ohne Worte.

Im übrigen sind die Gesteinsformationen entlang des Strandes absolut sehenswert. Wunderbare Skulpturen geschaffen von Wind und Wellen. Eintritt kostenlos.

Nachmittags segeln wir zurück zur Blue Lagoon, wo wir in dem netten Boathouse Nanuya an der Inselspitze ein kühles Bier genießen.

Zweieinhalb Wochen gemeinsam an Bord sind schon etwas anderes, als nur ein verlängertes Wochenende, dass man auf so engem Raum miteinander verbringt. Da gibt es kein Privatsphäre und kein wirkliches Rückzugsgebiet. „Da lernt man sich kennen“ hat neulich ein Langzeitsegler auf seiner Homepage geschrieben. Auch Inis berichtet von ihren so ganz eigenen Erfahrungen, als sie vor Jahren im Mittelmeer mit einer Gruppe gemeinsam segeln war. Schließlich hat ja jeder so seine Vorstellungen, Befindlichkeiten und natürlich lassen offene Fenster und Türen auch geflüsterte Worte zum offenen Geheimnis werden. Und im Sinne einer schönen gemeinsamen Zeit sollte man darauf achten, was man sagt oder tut.

Als wir beschließen wieder Richtung Süden zu segeln, Richtung Mantapassage, hören wir, dass das Wetter schlechter werden soll. Der Wind wird wieder stärker und kommt aus nördlichen Richtungen. Bevor wir losfahren besprechen wir mögliche Ziele unseres heutigen Tages und beschließen uns die Nordbucht der Inseln Naviti anzusehen. Sollte das ankern dort wegen des Windes schlecht und ungeschützt sein, werden wir weiter segeln zur an der Südseite der Insel gelegenen Mantapassage und nochmals dort vor Anker gehen. Soweit der Plan.
Nur Hermann scheint ganz eigene Pläne zu haben.
Wir segeln an der Nordspitze von Naviti vorbei. Das macht doch keinen Sinn, oder??? Nach einem weiteren Blick auf den Plotter kommt dann auch die Frage ‚wohin segeln wir eigentlich‘. Keine Antwort, keine Diskussion. Okay, dann eben die Mantapassage direkt ansteuern. Es scheint eine Planänderung gegeben zu haben. 😄
Als wir den Ankerplatz der letzten Woche erreichen, beschließen wir, dass es uns hier diesmal dann doch zu unruhig ist, weil neben dem Pacificischwell nun auch noch der Wind unruhige Wellen in die Bucht drückt. Also einmal um die kleine Insel herum in eine geschützte Süd-Bucht Navitis direkt in der Mantapassage.
Der neuseeländische MOONSPINNER hatte neben uns vor dem Boathouse Nanuya geankert, und hat jetzt wohl den gleichen Gedanken wie wir und ankert in Sichtweite etwas östlicher. Ein ruhiger Ankerplatz für die Nacht. Und morgen in aller Frühe noch einmal mit den Mantas schwimmen.
Südlich von uns ist der Himmel bedeckt und es sieht dort ziemlich ungemütlich aus, während wir noch im Sonnenschein liegen. Soweit scheinen wir es richtig gemacht zu haben.

Es ist schon lange dunkel, als plötzlich Bewegung ins Boot kommt. Merkwürdig. Nun ja, laut WetterGrip sollte der Wind schon morgen eine 180 ° -Drehung auf Südost machen und dann in etwa mit 10-12 Knoten wehen. Das wird uns dann auch das schlechte Wetter mit dem Regen bescheren. Nun, dann ist der Winddreher eben vorher gekommen. Wir haben mit entsprechend Platz zur Küste geankert. Kein Problem. Es wird nur etwas unruhiger auf unserem Ankerplatz.
Um kurz nach 23.00 Uhr dann Ankeralarm. Mittlerweile weht es mit fast 30 Knoten aus Südost. Der Wind hat innerhalb kurzer Zeit aus dem spiegelglatten Wasser eine stürmische See gezaubert. Die hohen Wellen brechen sich laut tosend nur wenige Meter hinter uns an Riff und Küste. Es ist stockdunkel. Der einzige Lichtpunkt kommt von der Positionslampe des MOONSPINNER in der nächsten kleinen Bucht. Der Anker ist ins rutschen gekommen und wir treiben auf das Küstenriff zu. Jetzt muss es schnell gehen. Motor an und Anker hoch. In der Finsternis nach einem neuen Ankerplatz zu suchen ist wegen der vielen Riffe zu gefährlich. Also richten wir uns nach unserer Fahrlinie auf dem Plotter vom Nachmittag. Wie gewöhnlich waren wir einen Kreis gefahren, um so den sicheren Ankerplatz auszukundschaften. Die Linie des Kreises ist gut zu erkennen, auch wo wir beim ersten Mal den Anker geworfen haben und dann zurück gedriftet sind. So wissen wir jetzt auch ohne jegliche Sicht, wo es sicher ist und wir den Anker neu auswerfen können. Dem Wind geschuldet lassen wir jetzt jedoch 70 Meter Ankerkette raus. Der Anker hält. Wir liegen wieder sicher. Keiner von uns mag darüber nachdenken, wie dicht wir jetzt bei diesem Wind vor dem Riff hängen.
Für Hermann ist an Schlaf nicht mehr zu denken. Keinen Moment wird der Strich, den wir durch die Bewegungen des Windes jetzt auf dem Plotter zeichnen, aus den Augen gelassen. Immer in Sorge, dass der Anker nochmals ins Rutschen kommt. Auch als er um 3.30 Uhr von der Wache abgelöst wird, kommt er nicht wirklich zur Ruhe und ist zwei Stunden später schon wieder an Deck.
Es wird langsam Tag. Immer deutlicher hebt sich jetzt die Küstenlinie vom Himmel ab. Langsam ist zu erkennen, wie dicht wir wirklich vor dem Riff hängen. Es sind nur knapp zwei Bootslängen. Keiner von uns hat in dieser Nacht wirklich erholsamen Schlaf gefunden. Wir wurden durchschüttelt, als hätte PACIFICO direkt in der Brandung gelegen. Hermann resümiert, dass das wohl die schlimmste Ankernacht war, die er bisher erlebt hat.
Naja, unsere Gäste haben schließlich Abenteuerurlaub bei uns gebucht. Da sollen sie bei uns doch auch etwas erleben. 😉
Sobald es möglich ist, gehen wir Anker auf und machen uns davon. Gefrühstückt wir in der windgeschützten ruhigen Nordbucht von Waya. Der MOONSPINNER und auch ein weiteres Boot suchen hier ebenfalls Schutz und gehen neben uns vor Anker. Ein etwas regnerischer Tag, an dem der fehlende Schlaf der letzten Nacht dann nachgeholt wird.

Auch der nächste Tag ist regnerisch. Der Wind hat deutlich nachgelassen. Früher als zunächst geplant machen wir uns deshalb auf zur Musket Cove Marina auf Malolo Island. Dort wird auch die WALKABOUT schon sein. Auch sie haben eine ziemlich heftige Ankernacht vor Mana Island erlebt, einem Ankerplatz, der Ihnen als sicher empfohlen worden war.

So haben wir am Dienstag einen weiteren Regentag. Um mehr Platz für unseren Aufenthalt an Bord zu schaffen, wird die große Regenplane über den Grossbaum gespannt. Nun ist es im gesamten Cockpit relativ trocken und wir können uns alle an Deck aufhalten, ohne nass zu werden. Ich sehe die Plane zum ersten Mal im Einsatz und werde sie gleich bei Hermanns Abreise in der nächsten Woche nochmals einsetzen. Denn Hermann wird bei schlechtem Wetter und tagelangem Dauerregen abreisen.

Aber wenn Engel reisen spielt das Wetter mit. So können wir am letzten Mittwoch, vor der Abreise unserer Gäste, noch im schönsten Sonnenschein die Cloud 9 besuchen. Cloud 9 ist ein schwimmendes doppelstöckiges Event-Haus direkt im Riff etwa 4 Meilen westlich von Musket Cove. Hier herrscht von morgens bis abends Partystimmung unter den überwiegend jungen Gästen, die mit Ausflugsbooten her gebracht werden. Musik, Pizza, Cocktails, baden und schnorcheln. Die mutigen springen von der oberen Etage, nachdem sie auf die Balustrade geklettert sind, ins Wasser. Na klar auch Hermann. 😎
Schon ist es Donnerstag und es geht zurück zur Vudapoint Marina, dem Ausgangspunkt der Silberhochzeits-Flitterwochen-Reise. Am Nachmittag fahren wir noch gemeinsam nach Lautoka, wo wir bereits die Einkäufe für die nächsten Wochen für mich tätigen, wenn ich allein an Bord sein werde. Der Urlaub unserer Gäste endet, wie er begonnen hat, mit einem netten unterhaltsamem Abend im Marina Restaurant.

Am Freitag Mittag bringt Hermann unsere Gäste mit dem Taxi zurück zum Flughafen und schon am Abend liegen wir an der Mooring Nummer 1 in Musket Cove, dem Liegeplatz für die nächsten Wochen.