Archiv für den Tag: 2. September 2016

Fidschi – Hilde allein zu Haus – vom 13.8. bis 6.9.2016

Musket Cove. Die Bleibe von PACIFCIO für die nächsten vier Wochen und damit auch während der Zeit, die Hermann in Deutschland mit seinen Kindern verbringen wird.

Bevor Hermann abreist gibt es noch so einiges an Instruktionen, damit ich alleine klar komme. Das wichtigste ist natürlich der Generator. Ohne den gibt es nicht genügend Strom, wenn Wind und Sonne nicht das ihre dazu beitragen. Und wenn die Batterien einmal ganz leer gebraucht sein sollten, habe ich wohl ein richtiges Problem. Und Hermann auch 😅
Also lerne ich erst mal, wie man den Generator startet, wie und wo ich ihn hinstellen kann, ohne das mir das Teil ins Wasser stürzt. Hermann stellt ihn nämlich immer am Heck unten auf die Badeplattform. Das ist dann entsprechend mit Kletterei über die Windsteuerungsanlage verbunden. Weil der Generator ja auch ein paar Kilo wiegt, könnte er mir dabei aus der Hand und ins Wasser rutschen. Also bleibt er oben an Deck und ich muss dafür den Lärm, den er macht, in Kauf nehmen, aber eben nicht klettern.
Wenn der Generator zickt, was er ja so manchmal tut, soll ich Öl nachfüllen. Na denn, wird schon funktionieren.
Wofür der Naturstrom von Wind und Sonne bestimmt nicht reicht, ist Wasser machen. Das Wassermacher schluckt ordentlich Strom. Wie ich den Wassermacher an und aus mache, um den Tank mit bestem Trinkwasser zu füllen, habe ich die letzten Wochen noch einmal verinnerlicht. Also kein Problem.

Wir haben die landnahe Mooring Nummer 1 ergattert. Das heißt für mich einen relativ kurzen Weg zum Dingi-Kai. Ich plane, den meistens mit dem Kanu zu machen. PACIFICA zu rudern muss ich dann wohl auch noch lernen. Bei meinem bisher einzigen Versuch in Nukualofa endete das ganze zur Belustigung aller als „Hafenkino“. Urs, von der MOANA, kam mir mitleidsvoll mit seinem Dingi zur Hilfe, weil er das nicht länger mit ansehen konnte. Hilfe, die selbstredend hoheitsvoll abgelehnt habe. 😉
Für den Ernstfall lerne ich nun auch noch mit dem Aussenborder umzugehen, PACIFICA mittels einem Fall allein an Bord zu winschen und was Hermann ansonsten für dringend erforderlich hält.
Dann macht er sich auch noch Sorgen, was ich hier so während seiner Abwesenheit an Bord treiben könnte: „schmeiß nicht alles weg, wenn du aufräumst!“ und dann noch „am besten lässt du alles, was du wegschmeißen möchtest, in einer Tüte liegen, damit wir es uns zusammen ansehen können, wenn ich wieder da bin!“
Lieber Hermann, ich werde doch nichts wegwerfen, was du anschließend vermissen wirst. 🙃
Ich beschließe, das ich auch noch lernen muss, wie Hermann unser Brot backt und die PACIFICO-Pizza zubereitet. Allerdings hoffe ich, dass es nicht hinterher immer zu meinen Aufgaben gehört, auch wenn ich dann nicht mehr sagen kann „kann ich nicht!“ 😉

Viel zu schnell ist es auch schon Mittwoch Nachmittag und ich bringe Hermann zur Malolo Island Fähre, die ihn nach Port Denauro bringen wird. Von dort aus geht es für ihn die kurze Strecke zum Flughafen Nadi und mit dem Flieger über Amerika nach Hamburg, wo er von Familie und Freunden bereits erwartet wird.
Jetzt bin ich zum ersten Mal allein an Bord. Und dann auch noch gleich für drei Wochen. Mich tröstet, dass wir den Platz gut gewählt haben. Eine nette kleine Südseeinsel. Es gibt definitiv schlechtere Orte. Auch wenn es jetzt regnet und das auch noch bis Samstag anhält.

Es dauert ein paar Tage bis ich so meinen eigenen Rhythmus finde. Morgens aufstehen, als erstes nach dem Strom sehen, die nächtliche Positionslampe ausschalten, Tee kochen, das Erwachen der Tages erleben, wenn morgens die Resort- und Marina-Mitarbeiter/innen mit dem Boot ankommen, die erste Fähre abfährt und weitere Gäste im Nachbarresort abholt. Die ersten Segler, die mit ihrem Dingi an Land fahren. Meinen Tag planen indem ich in mich hinein horche, worauf ich denn heute Lust habe.

Alle zwei Tage lasse ich morgens Yan, den Motor, laufen, der ja auch Strom produziert. Er muss immer dann ran, wenn ich nicht nur Strom sondern auch heißes Dusch- und Abwaschwasser möchte, was maximal zwei Tage vorhält.
Yan ist davon weniger begeistert, wie es scheint, denn schon gleich am ersten Morgen fängt er an zu piepen. Also nicht er, sondern die Kontrollleuchte der Motortemperatur. Also schalte ich ihn erst mal aus und verschiebe das Problem. Zwei Tage später springt Yan anstandslos an und ich bin erst einmal ganz erleichtert. Das hält allerdings nicht lange vor, dann ist ihm schon wieder zu heiß. Ich schalte ihn aus und beschließe, dieser Sache nicht länger aus dem Weg zu gehen und mich damit zu befassen. Das bedeutet, dass ich erst einmal die Betriebsanleitung heraus hole, nachlese, dass es bei der Lampe, die da vermeintlich piept, sich wirklich um die Motor-Temperatur handelt. Womit ich auch schon am Ende meiner selbstständigen Lösung des Problems bin.
‚Hermann!!! Was soll ich jetzt tun?‘
Hermann kann natürlich auch keine Ferndiagnose starten und mir sagen, was zu tun ist. Gott sei Dank, ist die MEERBAER inzwischen eingetroffen. Rainer erklärt sich bereit, sich einmal in unseren engen Motorenraum zu zwängen und nach dem möglichen Fehler zu schauen. Keine Kühlflüssigkeit im Kontrollbehälter ist die Diagnose. Kühlflüssigkeit ist vorhanden und Rainer füllt auch gleich den Behälter entsprechend auf, erklärt mir, wo ich das zukünftig kontrollieren kann. Alles gut, Yan bekommt keine Hitzeattacken mehr. 👍🏻😄

Es müffelt wieder in der Bilge. Hier war uns ja fast eine ganze Flasche Flüssigwaschmittel ausgelaufen. Im ersten Moment riecht das wirklich gut, frisch und sauber. Nach einiger Zeit verwandelt sich der Geruch in modrig und erinnert an den Geruch verfaulter Eier. Also hatten wir schon mehrfach die Bilge gespült. Zuletzt war Hermann auf die Idee gekommen, vorne die Logge auszubauen und so kontrolliert Meerwasser durch die Bilge laufen zu lassen. Danach war der Geruch erst einmal weg.
‚Ob ich das auch kann???? Er hat dafür irgend etwas unter dem Bodenbrett vor dem vorderen Bad gemacht.‘
Also schau ich da mal.
‚Wenn ich das schwarze Teil da jetzt herausdrehe, gehe ich dann mit PACIFICO unter???‘ Ich beschließe, das dann doch lieber zu lassen und den Geruch zu ertragen, bis Hermann wieder das ist. Doch entdecke ich bei dieser Aktion den Duschfilter für das vordere Bad.
‚Der sollte doch gereinigt werden, oder? Hat er wohl vergessen. Also das bekomme ich hin. Einfach abdrehen, abspülen und wieder draufschrauben. Perfekt. Das kann ich für das hintere Bad sicherlich auch tun.‘
Doch dort finde ich im Motorraum kein Teil, das genauso aussieht. Nur etwas in der Art, in einer anderen Farbe und größer. Nein, lieber nicht. Lieber warten bis Hermann mir das zeigt.
Ich will ja nichts kaputt machen und keinen Ärger. 😉 Zumindest nicht, solange sich dass vermeiden lässt.
Leider passieren dann einfach Dinge und es geht doch etwas kaputt. Da gibt es Käfer, die sehen aus wie kleine Kakerlaken und sie sind auch mindestens eben so schnell. Vier Stück. Einen erledige ich sofort, die anderen verkriechen sich hinter dem Herd. Ich ziehe die Herdabdeckplatte heraus um den Zwischenraum dahinter zu untersuchen.
‚Ich werde euch schon kriegen!‘
Aber die Hitchhiker sind, wohin auch immer, verschwunden.
‚Ok. Ich werde dieses Problem heute Nacht nicht lösen. Morgen ist auch noch ein Tag.‘ Als ich die Abdeckplatte wieder an ihren Platz schieben will, bricht eine Ecke der Holzleiste ab. Uuuupppppsss!!!! Sorry. 😣
Die Hitchhiker müssen gleich am nächsten Morgen ihre Räumungsklage entgegen nehmen, nachdem ich, auf der Suche nach ihnen, den gesamten Küchenschrank ausgeräumt habe.
Das mit der abgebrochenen Ecke ist ein anderes Thema. Das muss auch sofort wieder in Ordnung gebracht werden. Also leime ich die Ecke erst einmal wieder an. Nachdem das einen Tag durchgetrocknet ist und hält, schleife ich die gesamte Leiste ab und lackiere sie neu. Das Ergebnis ist zwar nicht wie neu, aber akzeptabel.
‚Das habe ich doch gut gemacht.‘ 😄
Naja, das ich das kaputt gemacht habe, war natürlich nicht so gut. 😔

Da ich schon mal am schleifen und lackieren bin, gibt es auch so einige andere Sachen, die der Pflege bedürfen: die Sitzbretter von PACIFICA, die Schrankoberseite im Schlafzimmer, bevor sie ganz aufweicht, das Brett, auf dem der Aussenborder klemmt, und so einiges mehr. Ich hab ja sonst nichts tun. 😉

Irgendwie vergehen die Tage sehr schnell. Da gibt es Spaziergänge auf der Insel, ein Besuch im Village auf der Nachbarinsel mit Kava-trinken und Verkaufsständen mit allerlei Handarbeiten, die meisten ‚Made in China‘, will mir scheinen. Wenn ich schon Urlaub habe, ist auch ein Besuch im SPA des Resorts dabei. Ein Grillabend an der Bar mit den MEERBAERS. Und überhaupt freue ich mich jedes Mal, wenn ich von der MEERBAER Besuch bekomme, fühle ich mich doch dadurch nicht so allein.

Das Brot ist alle. Das heißt entweder kein Schwarzbrot, Brot aus dem Shop oder selbst Brot backen. Ich entscheide mich, ein Schwarzbrot nach unserem Rezept zu backen. Da ich vorher alles genau aufgeschrieben habe, was bisher nur in Hermanns Kopf vorhanden ist, bin ich überrascht, wie einfach es eigentlich ist. Zumal das Mehl aus den verschiedenen Getreidearten mit der neuen elektrischen Mühle ohne Kraftaufwand gemahlen wird. Das Brot gelingt, ist schmackhaft und wird schwesterlich mit Anne Meerbaer geteilt. Und auch sie befindet das Ergebnis für gut und lecker. Geht doch. 😉

Der Liegeplatz ist schon toll. Wenn ich mag, kann ich direkt vom Boot ins Wasser springen und baden. In einer Marina würde ich das ganz sicher nicht machen. Und das meiste kann ich wirklich mit dem Kanu erledigen, sogar ein Besuch bei Rainer und Anne, die mit der MEERBAER mindestens eine halbe Meile weiter draußen vor Anker liegen. Gefühlt schon fast die halbe Strecke bis Cloud 9, was etwas mehr als 4 Meilen sind. 😅
Eine Schildkröte dreht fast täglich ihre Runde ums Boot und als Anne sich vor der MEERBAER-Abreise verabschieden kommt, schwimmt sogar eine kleine schwarz-weiß geringelte Schlange am Rumpf entlang.

In dem tollen Badewasser bringt es auch Spaß, die Wasserlinie zu reinigen und von Algen zu befreien. Etwas fassungslos betrachte ich unsere Badeleiter. Sie ist aus Edelstahl, aber inzwischen ist sie völlig grün vom Algenbewuchs. So lange sind wir doch nun wirklich noch nicht hier!!!

Die Nachrichten aus Deutschland hören sich gut an. Das Wetter macht mit, so das der Campingurlaub mit dem Kindern nicht zum Fiasko wird. Die Tasche, die in Amerika hängen geblieben war, hat nach vier Tagen auch ihren Weg nach Deutschland gefunden, so das Hermann den inzwischen gekauften neuen Schlafsack dann doch nicht benötigt und zurück geben kann. Die Mails lassen die gute Stimmung erkennen, dass die drei Spaß haben und ihre Zeit miteinander genießen. So soll es doch sein.

Wie nicht anders zu erwarten, zickt auch irgendwann der Generator. Nun, er möchte jetzt wohl etwas Öl und hat hoffentlich kein anderes Problem, wie beispielsweise verschmutztes Benzin, einen verstopften Vergaser oder sonst etwas. Mein Kopfkino läuft zu Höchsttouren auf.
Also Öl, nicht Benzin, denn das hat er noch reichlich, wie ich als erstes feststelle. Und natürlich weht es gerade heute mit 20 Knoten. Also alles festhalten. Schließlich haben wir schon einmal die Erfahrung gemacht, dass die Gehäuseplatte des Generators, die man für den Ölbetankung abnehmen muss, sich schnell mal selbstständig macht. Allerdings ist hier das Wasser nicht so klar, dass wir sie dann auch auf dem Meeresboden leicht wieder finden können. Ich lege den Generator also, wie Hermann es mir gezeigt hat, auf die Seite, öffne den Ölstutzen und prüfe mit dem Stäbchen den Ölstand.
‚Wieso wird es jetzt unter dem Generator plötzlich so feucht??? – Mist!!! Ich habe den Tankdeckel nicht wieder richtig zugeschraubt!‘
Es dauert ein Weilchen, bis Öl nachgefüllt ist, nichts weggeflogen ist, das Deck wieder sauber ist und auch der Generator wieder läuft.
Beim nächsten Mal passiert mir das so nicht mehr und Übung macht den Meister. 😎

Alles in allem: wenn Hermann zurück kommt, wird PACIFICO noch schwimmen, keine größeren Schäden verzeichnen und ich leider bei vielen Dingen nicht mehr sagen können „Das kann ich nicht!“ 😄

Fidschi – Gäste an Bord – vom 2.8. bis 12.8.2016

Wir haben die Segelzeit mit unseren beiden Gästen nur grob geplant. Der Besuch der Yasawas eignet sich für den Urlaub von zweieinhalb Wochen wirklich wunderbar, sind die Entfernungen doch kurz und die Ziele immer innerhalb weniger Stunden zu erreichen. So können spontan dort bleiben, wo es uns gefällt, wie beispielsweise in der Blue Lagoon vor Turtle Island, ohne in Zeitnot zu geraten.

Blue Lagoon. Das Wetter präsentiert sich nicht immer mit einem strahlend blauen Himmel und Sonnenschein, der die vielen blauen und türkisen Schattierungen des Meeres zum leuchten bringt. Ein Ausflug mit PACIFICA steht auf dem Programm, baden, schnorcheln und der Höhepunkt soll ein Flug mit einem Wasserflugzeug werden. Es landet mehrmals täglich bei einem der exklusiven Resorts hier. Ein Rundflug über das Gebiet, das wir hier besegeln, der Blick von oben, muss fantastisch sein. Wir machen direkt am Landeplatz, dem Resort, einen Preis von 275 FJD pro Person für unser Abenteuer aus. Nicht günstig, aber das ist es uns wert. Für die weiteren Vereinbarungen kontaktieren die Fluggesellschaft per eMail, auch um den Termin zu fest zu machen und die Zahlungsweise abzuklären. Die erste Rückmail ist auch sehr positiv. Doch im weiteren Schriftwechsel stellt sich heraus, dass der Preis pro Person mehr als das doppelte beträgt. Nun, 20 Minuten Rundflug haben auch in unseren Augen einen begrenzten Wert. Also sagen wir den bereits vereinbarten Termin schweren Herzens wieder ab. Schade drum.

Inzwischen ist an Bord der reinste Brotback-Wettbewerb ausgebrochen. Schwarzbrot, Weißbrot, Baguette mit Kräutern oder Knoblauch oder ohne alles, Brötchen und Vollkornbrötchen. Jeder versucht sein Bestes, um ein möglichst leckeres Ergebnis zu erreichen. Unsere Mehlvorräte schrumpfen zusehends. Gut, das wir uns in Neuseeland reichlich eingedeckt hatten. 😉

Zu viert an Bord. Das Platzproblem, dass wir manchmal schon zu zweit haben, hatten wir gelöst, indem wir so einiges umgestaut haben. Der Salon wurde zum Kleiderschrank für die Gäste umfunktioniert. Ein Aufenthalts-Platzproblem gibt es nur, wenn es regnet. Aber es regnet ja nicht.
Für die Mahlzeiten und den anschließenden Abwasch leistet jeder unaufgefordert Küchendienst. Soweit funktioniert alles Bestens.
Doch wo ist der Topfschaber abgeblieben? Wieso steht der Pfeffer plötzlich zwischen den Kaffeebechern? Hatten wir nicht mehr als zwei Messer? Wo ist denn das Schneidebrett geblieben? Und dieses Chaos im Kühlschrank, das ist ja eigentlich schon gnadenlos, wenn Hermann und ich alleine sind.
Es funktioniert nicht nur alles bestens, jeder gibt auch sein Bestes. Man muss eben nur etwas länger suchen. An Bord, sagt Hermann immer, geht nichts verloren. So ist es denn auch. 😅

Unser nächstes Ziel sind die Caves von Sava-I-Island. Eine Touristenattraktion, die auch wir besichtigen wollen. Es ist heute ziemlich windig, und bei diesen Bedingungen vor den Höhlen zu Ankern, erweist sich als schwierig. So gehen wir in der etwas geschützteren Bucht vor dem Dorf vor Anker. Zu den Höhlen können wir dann mit PACIFICA windgeschützt unter Land entlang hinfahren. Wir planen das für den nächsten Tag, nachdem wir unser Kava-Geschenk im Dorf abgegeben haben und mit dem wir dann auch die Erlaubnis für den Besuch erhalten.
Ist das wirklich so, dass man erst eine Erlaubnis benötigt? Wie machen das denn die Kreuzfahrer und anderen kleine Boote mit weiteren Touristen, die wir am Nachmittag noch vor den Höhlen sehen? Wir haben so unsere Zweifel, was diese ganze Kava-Geschichte betrifft. Trotzdem wollen wir am nächsten Tag zunächst ins Dorf, bevor wir dann hinüber zu den Höhlen fahren.

Das Dorf ist dann auch sehenswert, vermittelt es uns doch sehr authentische Eindrücke, wie die Menschen hier leben. Begrüßt werden wir von der Dorfältesten, die auch unser mitgebrachtes Geschenk entgegen nimmt. Wir werden sehr freundlich empfangen und die junge Frau, die mit uns spricht, gibt uns den Tipp die Höhlen erst nach 11.00 Uhr zu besuchen. Dann sind die heutigen Kreuzfahrer und anderen Touristen schon wieder weg. Sie teilt uns auch die Höhe des Eintrittspreises mit, der vor Ort zu zahlen ist. Danach ist für uns klar, das wir zwar dort hinfahren, aber die Höhlen nicht besichtigen werden.
In der Literatur haben wir gelesen, das der Eintrittspreis 10 FJD beträgt. Jetzt sind es 55 FJD, und zwar seit dem 1.7.2016. Davor waren es noch 20 FJD. Alles pro Person wohlgemerkt und für eine Naturhöhle.
Wenn man bedenkt, dass ein Arbeiter in Savusavu für Bootsreinigung 3 FJD pro Stunde bekommt, eine Büroangestellte rund 800 FJD im Monat bei einer 6-Tage-Woche verdient, halten wir 55 FJD für unangemessen hoch und sind nicht bereit das zu zahlen. Als wir das den Dorfbewohnern vor dem Höhlenzugang auch so mitteilen, heißt es, sie würden für uns natürlich eine Ausnahme machen. 35 FJD pro Person sind auch ok. Für uns ohne Worte.

Im übrigen sind die Gesteinsformationen entlang des Strandes absolut sehenswert. Wunderbare Skulpturen geschaffen von Wind und Wellen. Eintritt kostenlos.

Nachmittags segeln wir zurück zur Blue Lagoon, wo wir in dem netten Boathouse Nanuya an der Inselspitze ein kühles Bier genießen.

Zweieinhalb Wochen gemeinsam an Bord sind schon etwas anderes, als nur ein verlängertes Wochenende, dass man auf so engem Raum miteinander verbringt. Da gibt es kein Privatsphäre und kein wirkliches Rückzugsgebiet. „Da lernt man sich kennen“ hat neulich ein Langzeitsegler auf seiner Homepage geschrieben. Auch Inis berichtet von ihren so ganz eigenen Erfahrungen, als sie vor Jahren im Mittelmeer mit einer Gruppe gemeinsam segeln war. Schließlich hat ja jeder so seine Vorstellungen, Befindlichkeiten und natürlich lassen offene Fenster und Türen auch geflüsterte Worte zum offenen Geheimnis werden. Und im Sinne einer schönen gemeinsamen Zeit sollte man darauf achten, was man sagt oder tut.

Als wir beschließen wieder Richtung Süden zu segeln, Richtung Mantapassage, hören wir, dass das Wetter schlechter werden soll. Der Wind wird wieder stärker und kommt aus nördlichen Richtungen. Bevor wir losfahren besprechen wir mögliche Ziele unseres heutigen Tages und beschließen uns die Nordbucht der Inseln Naviti anzusehen. Sollte das ankern dort wegen des Windes schlecht und ungeschützt sein, werden wir weiter segeln zur an der Südseite der Insel gelegenen Mantapassage und nochmals dort vor Anker gehen. Soweit der Plan.
Nur Hermann scheint ganz eigene Pläne zu haben.
Wir segeln an der Nordspitze von Naviti vorbei. Das macht doch keinen Sinn, oder??? Nach einem weiteren Blick auf den Plotter kommt dann auch die Frage ‚wohin segeln wir eigentlich‘. Keine Antwort, keine Diskussion. Okay, dann eben die Mantapassage direkt ansteuern. Es scheint eine Planänderung gegeben zu haben. 😄
Als wir den Ankerplatz der letzten Woche erreichen, beschließen wir, dass es uns hier diesmal dann doch zu unruhig ist, weil neben dem Pacificischwell nun auch noch der Wind unruhige Wellen in die Bucht drückt. Also einmal um die kleine Insel herum in eine geschützte Süd-Bucht Navitis direkt in der Mantapassage.
Der neuseeländische MOONSPINNER hatte neben uns vor dem Boathouse Nanuya geankert, und hat jetzt wohl den gleichen Gedanken wie wir und ankert in Sichtweite etwas östlicher. Ein ruhiger Ankerplatz für die Nacht. Und morgen in aller Frühe noch einmal mit den Mantas schwimmen.
Südlich von uns ist der Himmel bedeckt und es sieht dort ziemlich ungemütlich aus, während wir noch im Sonnenschein liegen. Soweit scheinen wir es richtig gemacht zu haben.

Es ist schon lange dunkel, als plötzlich Bewegung ins Boot kommt. Merkwürdig. Nun ja, laut WetterGrip sollte der Wind schon morgen eine 180 ° -Drehung auf Südost machen und dann in etwa mit 10-12 Knoten wehen. Das wird uns dann auch das schlechte Wetter mit dem Regen bescheren. Nun, dann ist der Winddreher eben vorher gekommen. Wir haben mit entsprechend Platz zur Küste geankert. Kein Problem. Es wird nur etwas unruhiger auf unserem Ankerplatz.
Um kurz nach 23.00 Uhr dann Ankeralarm. Mittlerweile weht es mit fast 30 Knoten aus Südost. Der Wind hat innerhalb kurzer Zeit aus dem spiegelglatten Wasser eine stürmische See gezaubert. Die hohen Wellen brechen sich laut tosend nur wenige Meter hinter uns an Riff und Küste. Es ist stockdunkel. Der einzige Lichtpunkt kommt von der Positionslampe des MOONSPINNER in der nächsten kleinen Bucht. Der Anker ist ins rutschen gekommen und wir treiben auf das Küstenriff zu. Jetzt muss es schnell gehen. Motor an und Anker hoch. In der Finsternis nach einem neuen Ankerplatz zu suchen ist wegen der vielen Riffe zu gefährlich. Also richten wir uns nach unserer Fahrlinie auf dem Plotter vom Nachmittag. Wie gewöhnlich waren wir einen Kreis gefahren, um so den sicheren Ankerplatz auszukundschaften. Die Linie des Kreises ist gut zu erkennen, auch wo wir beim ersten Mal den Anker geworfen haben und dann zurück gedriftet sind. So wissen wir jetzt auch ohne jegliche Sicht, wo es sicher ist und wir den Anker neu auswerfen können. Dem Wind geschuldet lassen wir jetzt jedoch 70 Meter Ankerkette raus. Der Anker hält. Wir liegen wieder sicher. Keiner von uns mag darüber nachdenken, wie dicht wir jetzt bei diesem Wind vor dem Riff hängen.
Für Hermann ist an Schlaf nicht mehr zu denken. Keinen Moment wird der Strich, den wir durch die Bewegungen des Windes jetzt auf dem Plotter zeichnen, aus den Augen gelassen. Immer in Sorge, dass der Anker nochmals ins Rutschen kommt. Auch als er um 3.30 Uhr von der Wache abgelöst wird, kommt er nicht wirklich zur Ruhe und ist zwei Stunden später schon wieder an Deck.
Es wird langsam Tag. Immer deutlicher hebt sich jetzt die Küstenlinie vom Himmel ab. Langsam ist zu erkennen, wie dicht wir wirklich vor dem Riff hängen. Es sind nur knapp zwei Bootslängen. Keiner von uns hat in dieser Nacht wirklich erholsamen Schlaf gefunden. Wir wurden durchschüttelt, als hätte PACIFICO direkt in der Brandung gelegen. Hermann resümiert, dass das wohl die schlimmste Ankernacht war, die er bisher erlebt hat.
Naja, unsere Gäste haben schließlich Abenteuerurlaub bei uns gebucht. Da sollen sie bei uns doch auch etwas erleben. 😉
Sobald es möglich ist, gehen wir Anker auf und machen uns davon. Gefrühstückt wir in der windgeschützten ruhigen Nordbucht von Waya. Der MOONSPINNER und auch ein weiteres Boot suchen hier ebenfalls Schutz und gehen neben uns vor Anker. Ein etwas regnerischer Tag, an dem der fehlende Schlaf der letzten Nacht dann nachgeholt wird.

Auch der nächste Tag ist regnerisch. Der Wind hat deutlich nachgelassen. Früher als zunächst geplant machen wir uns deshalb auf zur Musket Cove Marina auf Malolo Island. Dort wird auch die WALKABOUT schon sein. Auch sie haben eine ziemlich heftige Ankernacht vor Mana Island erlebt, einem Ankerplatz, der Ihnen als sicher empfohlen worden war.

So haben wir am Dienstag einen weiteren Regentag. Um mehr Platz für unseren Aufenthalt an Bord zu schaffen, wird die große Regenplane über den Grossbaum gespannt. Nun ist es im gesamten Cockpit relativ trocken und wir können uns alle an Deck aufhalten, ohne nass zu werden. Ich sehe die Plane zum ersten Mal im Einsatz und werde sie gleich bei Hermanns Abreise in der nächsten Woche nochmals einsetzen. Denn Hermann wird bei schlechtem Wetter und tagelangem Dauerregen abreisen.

Aber wenn Engel reisen spielt das Wetter mit. So können wir am letzten Mittwoch, vor der Abreise unserer Gäste, noch im schönsten Sonnenschein die Cloud 9 besuchen. Cloud 9 ist ein schwimmendes doppelstöckiges Event-Haus direkt im Riff etwa 4 Meilen westlich von Musket Cove. Hier herrscht von morgens bis abends Partystimmung unter den überwiegend jungen Gästen, die mit Ausflugsbooten her gebracht werden. Musik, Pizza, Cocktails, baden und schnorcheln. Die mutigen springen von der oberen Etage, nachdem sie auf die Balustrade geklettert sind, ins Wasser. Na klar auch Hermann. 😎
Schon ist es Donnerstag und es geht zurück zur Vudapoint Marina, dem Ausgangspunkt der Silberhochzeits-Flitterwochen-Reise. Am Nachmittag fahren wir noch gemeinsam nach Lautoka, wo wir bereits die Einkäufe für die nächsten Wochen für mich tätigen, wenn ich allein an Bord sein werde. Der Urlaub unserer Gäste endet, wie er begonnen hat, mit einem netten unterhaltsamem Abend im Marina Restaurant.

Am Freitag Mittag bringt Hermann unsere Gäste mit dem Taxi zurück zum Flughafen und schon am Abend liegen wir an der Mooring Nummer 1 in Musket Cove, dem Liegeplatz für die nächsten Wochen.