Ohne Frage – Tonga hat uns sehr gefallen. In 28 Tagen haben wir einen Streifzug durch die Inselwelt von Neiafu, im Norden, nach Nukualofa, der Hauptstadt im SĂĽden, gemacht. Wir haben in der kurzen Zeit viel erlebt und gesehen. FĂĽr uns steht jetzt schon fest, dass wir im nächsten Jahr, also im April 2016, wiederkommen werden.
Die „Friendly Island“ haben ihrem Namen Ehre gemacht. „You’re wellcome!“ war dass, was wir hier meisten gehört haben. Am Sonntagabend entschlieĂźen wir uns, nachdem wir uns noch einmal ĂĽber das aktuelle Wetter und die weiteren Aussichten informiert haben, dass der Montag unser Abreisetag sein wird. Unsere letzte Station, an der PACIFICO dann „ĂĽbersommern“ wird, ist Whangarei, Neuseeland. Vorher wollen wir jedoch noch einen Stopp einlegen. Und zwar mitten im Pacific im Minerva Riff Nord. Minerva gehört noch zu Tonga, ist keine Insel oder Motu, sondern tatsächlich nur ein ringförmiges Riff, dass bei Ebbe so ca. einen halben Meter aus dem Meer auftaucht. Es bietet zwar keinen Schutz vor starken Winden, die Lagune ist jedoch durch das Riff vor den Wellen und der DĂĽnung des Pacifics geschĂĽtzt. Der Ankergrund im sĂĽdlichen Bereich des Riffs ist gut. Hier hat schon so mancher Segler Regen und Sturm abgewettert, bevor er sich wieder auf den Weg machen konnte. Das wollen wir uns unbedingt ansehen. Und nicht zu letzt ist Minerva der beste Ausgangspunkt, um die letzten 800 bis 900 Meilen nach Neuseeland zu segeln. Hier hat man die Möglichkeit ein entsprechendes Wetterfenster abzuwarten, um die Strecke mit möglichst gĂĽnstigen Winden und ohne StĂĽrme ĂĽberwinden zu können.
Wir treffen unsere letzten Vorbereitungen, kaufen mehr Obst und GemĂĽse ein, als vielleicht nötig. Möglicherweise mĂĽssen wir ja einige Tage in Minerva auf gutes Wetter warten. Das können wir vorher nicht abschätzen. Deshalb unser Einkauf nach der Devise „lieber zu viel, als zu wenig!“. Während Hilde die Einkäufe fĂĽr den Törn verstaut, absolviert Hermann noch die nötigen Behördengänge und klariert PACIFICO aus. Um 13 Uhr lichten wir unseren Anker und setzen die Segel. Das Wetter ist gut, der Wind weht mit 20 bis 25 Knoten und treibt uns schnell voran. Im Sonnenlicht glitzert die aufspritzende Gischt neben PACIFICO in bunten Regenbogenfarben. Es fehlen nur noch die Wale, die uns verabschieden. Doch heute ist weit und breit kein Wal in Sicht. Auch diesmal sind wir nicht allein unterwegs. Am vergangenen Donnerstag haben sich bereits die WALKABOUT und die SALMON von Neiafu aus auf den Weg Richtung Neuseeland gemacht. Die MEERBAER bleibt vorerst noch in Neiafu und wartet auf Crewersatz. Anne Meerbaer musste ĂĽberraschend fĂĽr einige Wochen nach Deutschland zurĂĽck und jetzt wird der Meerbaer-Sohn sie vertreten. Doch noch dauert es ein paar Tage, bis er aus Deutschland eingeflogen sein wird. Seit unser Abfahrt aus Neiafu finden wieder die täglichen Funkrunden statt, die in Anbetracht des gemeinsamen Zieles, gespickt sind von Wetterdiskussionen und Positionsmeldungen.
Nach 41 Stunden haben wir morgens um 6 Uhr bei Sonnenaufgang Minerva Riff erreicht. Zu sehen ist zunächst nichts. Aber die GPS Koordinaten stimmen mit unserer Karte überein. Also muss es da sein. Wir halten auf den Punkt zu, wo die Einfahrt in das Riff sein muss. Es dauert noch fast eine Stunde bis zwischen den Riffenden, über denen sich schäumend und tosend die Wellen brechen, hindurch fahren können. Wir haben zwei Knoten Strömung gegen uns. Also ebbt es und das Wasser läuft aus der Lagune heraus. Dazu kommt der Wind mit rund 23 Knoten, gegen den wir direkt gegen an laufen. Trotzdem schafft PACIFICO die Einfahrt gut. An dem auf der Karte eingezeichneten Ankerplatz liegen die SALMON und auch die TWIGA aus Österreich, die uns bereits erwarten. Wie am Vortag in der Funkrunde angekündigt, gehen wir pünktlich um kurz vor 8 Uhr morgens vor Anker. Mitten im Pacific!!! Wir feiern dieses besondere Erlebnis mit leckerem Essen. Denn wer weiß, wie es die nächsten Tage um unsere Küche bestellt sein wird, wenn Seegang und Wind, wie vorher gesagt, etwas ruppig sein werden. Doch weitergehen soll es Morgen früh trotzdem.
Am Nachmittag werden wir plötzlich ĂĽber Funk angerufen „in Minerva ankernde Boote bitte melden!“ Also melden wir uns. Es ist eine Marine-Kontrollschiff aus Tonga. Nachdem wir gezielt Ausschau halten, können wir es drauĂźen vor dem Riff auch sehen. Es läuft ebenfalls in die Lagune ein. „Ob wir Hilfe oder anderes benötigen, ob alles in Ordnung sei“ werden wir gefragt. Wir dĂĽrfen dem Schiff auf 350 m nicht nahe kommen. Aber wir sind herzlich willkommen und dĂĽrfen ansonsten alles tun, was wir möchten.
Das Marineschiff bleibt dann auch über Nacht und liegt auch am nächsten Morgen dort noch vor Anker. Als wir uns von ihnen verabschieden wollen, bekommen wir allerdings keine Funkkontakt mehr mit ihnen. Schade. Aber es war trotzdem sehr nett, wie sie mit uns gesprochen haben 🙂