Chile – Kanal Smyth, Paso Victoria – Zucker auf den Bergen vom 16.3. bis 19.3.2015

Nachdem wir den Kanal Smyth erreicht haben, verbringen wir eine ruhige Nacht in der der Caleta Teokita.
Am Eingang des Kanal Smyth liegt die kleine Inselgruppe Fairway mit einem Leuchtfeuer und einer Station der Armada. Das ist das erste Haus, dass wir seit dem Kanal Noroeste sehen. Der Posten, der uns von den Isoletes Fairway anruft, ist sehr nett und freundlich. Allerdings muss er mehrfach nachfragen, wo wir denn vor Anker gegangen sind. Obwohl fast in Sichtweite, kann er den Namen Caleta Teokita nicht zuordnen. Er fragt mehrmals, wo im Puerto Profundo wir denn liegen, der Bucht, die dann an die Caleta anschliesst und wo ueblicherweise die Schiffe festmachen. Teokita ist dann wohl eher der Geheimtipp. Schmal, auf der Seekarte ohne Tiefenangabe, pflanzenreich und von ueberwucherten, nicht sehr hohen Felsen umgeben, liegen wir in der Teokita an der Muendung eines kleinen Wasserlaufes sehr geschuetzt. Jede Caleta und Bucht, die wir bisher kennen gelernt haben, hat so ihren ganz eigenen Charme. Das Bild dieses dichtbewachsenen Fjordes wirkt vor den kargen, also kaum gruenen windtrotzenden Bergen fast bizar und unwirklich in seiner Schoenheit.
Hatten wir gehofft, dass das Wetter nach der Magallanstrasse besser wird und die Temperaturen etwas angenehmer, so trifft dies nur fuer das Wasser zu. Mittlerweile zeigt das Thermometer immerhin 12° und ist damit ist es waermer als die Luft. Und Hamburg und unsere Wettergrips sagen weitere Starkwinde und Tiefdruckgebiete voraus.
Am naechsten Morgen geht es in der Fruehe weiter im Kanal Smyth nach Norden. Anfangs koennen wir sogar segeln und kommen gut voran. Aber, wie man sich mittlerweile denken kann, haelt das nicht lange. Windboehen um die 40 Knoten stoppen uns auf und PACIFICO macht nur noch 0,9 Knoten gegen den Wind und die Wellen. Kurzentschlossen kehren wir um und suchen die Einfahrt zur Caleta DardĂ© in der Isla Hose. Wir richten uns auch hier wieder nach den Angaben in den Buechern, da auch diese Caleta in der Seekarte nicht beschrieben ist und nur grob skizziert. Wir ankern hier frei ohne Landleinen, obwohl es die Moeglichkeit zum zusaetzlichen festmachenan an einer anderen Stelle in der Caleta gibt. Eine Entscheidung, die uns in der zweiten Nacht zum umankern zwingt, da der drehende Wind PACIFICO Richtung Kelb und Halbinsel treibt – der Wind, der hier ja immer das macht, was er moechte, und nicht unbedingt das, was vorher gesagt wurde 😉
Die Caleta Dardé bietet guten Schutz gegen den draussen auf dem Kanal mit 40 bis 60 Knoten tobenden Wind. Am zweiten Morgen hat sich das Wetter offenbar beruhigt. Es weht nur noch mit durchschnittlich 15 Knoten, so dass wir uns mit dem ersten Tageslicht wieder auf den Weg machen.
Nicht mal eine Stunde spaeter gehen wir erneut in der Caleta DardĂ© vor Anker. Wir hatten von unserem geschuetzten Platz keinen Blick auf den Kanal! Jetzt wissen wir, wie die Hinweise auf die Moeglichkeit zum „Monitoring des Kanals“ vom Ankerplatz aus, die wir gelegentlich in unseren Buechern finden, zu werten sind. Draussen auf dem Kanal fegt der eisige Wind wieder aus Nord mit ueber 35 Knoten. Also ist an ein Weiterkommen nicht zu denken, trotz anderer Windvorhersagen auf unserem Wettergrip. Zeit sich mit den Buechern und Informationen ueber die Suedsee zu beschaeftigen. Da wird es zumindestens in den Gedanken etwas waermer.
Am dritten Morgen ist es draussen sehr kalt. So um die 3 Grad Lufttemperatur. Auf den Bergen hat es ueber Nacht geschneit. Der Wind hat sich erwartungsgemaess beruhigt. Und auch die Stroemung der Flut im Kanal Smyth ist an diesem Morgen mit uns. Dafuer hat die Heizung schon wieder ihren Betrieb eingestellt. Ihr ist es offenbar zu kalt zum arbeiten 😉
Es gibt also viel heissen Tee und dicke warme Kleidung. Jedoch der Blick auf die Berge, die wie mit Puderzucker ueberstreuter Schokoladenkuchen aussehen, die Sonne, die sich auch immer mal wieder blicken laesst, entschaedigen uns fuer alles. Es ist eine unglaublich schoene, wilde und faszinierende Landschaft, durch die wir reisen. Und die Eindruecke, die wir gewinnen, sind unwiderbringlich.
Am Nachmittag verlassen wir den wieder in Richtung Pazifik fuehrenden Kanal Smyth und laufen fuer die naechste Nacht in die Caleta Victoria in der Isla Hunter. Dort machen wir, ohne Anker, an dem quer ueber die Bucht gespannten Fischertau fest.
Kurz vor der Einfahrt begegneten wir zwei Fischerbooten. Die freundlichen Maenner warnten uns vor einer Untiefe innerhalb der Caleta. Auf die Frage, ob sie Fisch fuer uns haben, bieten sie uns einen Riesenfisch an, an dem wir wohl mindestens eine Woche gegessen haetten. Das kleinere der beiden Boote wird auch in der Caleta uebernachten und schenkt uns dann spaeter am Nachmittag einen „etwas kleineren“ Merlusa, ein Weissfisch mit sehr wenig Graeten, den sie dann auch noch fuer uns filetieren. Das Gegengeschenk, eine Flasche Wein mit Korkenzieher, wird sofort probiert und fuer gut befunden. Und wir freuen uns ueber die Abwechselung in unser Speisekarte und geniessen am Abend die erste der drei Filetseiten des Fisches

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