Marquesas – Tahuata – Dorffest und Mantas – vom 9.6. bis 16.6.2015

Die Reise nach Tahuata ist kurz. Sie dauert nur etwas ueber zwei Stunden. Kaum sind wir aus dem Hafen von Atuona, nimmt Wind und Welle zu, so dass wir die Segel hissen und gute Fahrt machen. Wegen der Waerme ist die vordere Kabinenluke noch geoeffnet, um den Wind durchs Boot stroemen zu lassen. PACIFICA, unser Dingi liegt darueber, damit es nicht hinein regnet. Das das nicht reicht, stellen wir dann sehr schnell fest. Eine grosse Welle ueberspuelt das ganze Vordeck und das Salzwasser fliesst damit auch durch die Kabinenluke rein. Wer keine Arbeit hat, macht sich welche 😉 Wir werden alles zum Trocken an Deck ausbreiten muessen.

Vielleicht haben wir ja beim Angeln etwas mehr Glueck und sind gespannt, was die neu erworbenen Tools so bringen. So ein Glitzerkoeder kostet schliesslich um die 15 Euro und wurde vom Verkaeufer als sehr Erfolg versprechend empfohlen. Ist er dann auch. Nach nicht einmal einer viertel Stunde hat ein so grosser Fisch angebissen, dass er alles mitnimmt – vom Koeder bis zur Stahlleine, die dafuer sorgen soll, dass die Angelsehne nicht durchgebissen wird :-0

Es gibt eine Vielzahl von Buchten und Straenden an der Westseite von Tahuata. Die „Manta – Bucht“ im Norden der Insel heisst Hanamoenoa und ist bei den Yachties gut bekannt. Vor uns segelt ein amerikanisches Boot, die Turkan, die kurz vor uns Atuona verlassen hat und auch auf diese Bucht zu steuert. Wir segeln vorbei an einer nicht kartographierten Bucht und sehen den ersten Strand der Insel. In dieser Bucht liegt kein Boot vor Anker. Kurz entschlossen aendern wir unseren Kurs, folgen nicht mehr dem Amerikaner, um uns die offene Bucht an zu sehen. Die Bedingungen sind gut und wir gehen vor Anker. Die Manatas koennen wir immer noch besuchen 😉

Suedsee-Feeling. Wir haben die Bucht fuer uns ganz allein. Alle anderen fahren und segeln ausserhalb der Bucht in einiger Entfernung an uns vorbei. Das tuerkisfarbene Wasser ist warm und klar und laedt zum Schwimmen ein. Palmen am Strand und ein verlassener Unterstand im angrenzenden gruenen Dschungel, der moeglicherweise einmal bewohnt war. Hier koennen wir uns frei bewegen und deshalb bleiben wir ein paar Tage. Wir geniessen die Abgeschiedenheit, stehen morgens frueh auf, um vor dem Fuehstueck zu schwimmen, pflegen PACIFICO und backen am Strand in einer Tonschale brasiliansche Fleischpasteten im heissen Oel, ueberlassen uns einem ganz neuen Gefuehl der Freiheit und Unabhaengigkeit.

Nachmittags wird mit der „kleinen“ Angel geangelt. Die Fische, auf die wir es abgesehen haben, sind unter PACIFICO gut im Wasser zu erkennen. Als Koeder verwenden wir einen kleinen Bonito (kleiner Thun), den wir frueher schon einmal gefangen hatten, uns zum einkochen fuer Pizza aber zu klein gewesen ist. Die kleinen Fische schaffen es jedoch immer wieder, sich das Koederfleisch zu holen, ohne auf den Haken zu gehen. Die groesseren schnappen sich den Koeder samt Senkblei und zurueck bleibt nur das lose Ende der Angelsehne. Nachdem dies das zweite Mal passiert ist, wird dann aufgeruestet!!! Staerkere Leine und der Haken samt Koeder am Stahldraht. So bleiben uns wenigstens Haken und Senkblei erhalten. Am naechsten Tag kommen die Fische nachmittags wieder. Es wird ein neuer Versuch gestartet, unseren Speiseplan zu ergaenzen. Man kann deutlich im Wasser sehen, wie sie unseren Koeder umkreisen, daran naschen, aber uns dann doch nicht auf den Haken gehen. Wir streuen Koederfleisch und bringen sie damit in aufgeregten Futterneid. Jeder versucht ein Stueck zu ergattern. Wir haben Erfolg und fangen einen der kleineren Fische. Und dann noch einmal. Der groesste unter ihnen, der bisher immer einen Bogen um unseren Koeder gemacht hat, geht uns in dieser Aufregung dann auch noch auf den Haken. Mit 4 Kilo Gewicht reicht er alleine schon fuer 2 Mahlzeiten auf unserem Speiseplan 🙂

Am Donnerstag Morgen packt uns dann doch die Neugier auf die Mantas. Wir motoren die knappe halbe Stunde zur naechsten Bucht und gehen zwischen neun anderen Segelbooten vor Anker, die wir zum Teil schon in Atuona und Fatu Hiva gesehen haben. Wir sind gespannt. Es gibt sogar eine Uhrzeit am Vormittag, zu der die Mantas in der Bucht auftauchen sollen. Aber vorher noch beschaeftigt uns ein ganz anderes Problem. Der Generator streikt mal wieder. Kurzerhand bauen wir den neuen Vergaser ein, den wir aus Deutschland mitgebracht haben und von dem wir dachten, dass wir ihn nie benoetigen werden, nachdem sich in Ushuaia herausgestellt hatte, dass er nur wegen dem Kraftstoff nicht funktioniert hatte. Jetzt sind wir froh, dass wir dieses Ersatzteil dabei haben. Und schon laeuft er wieder 🙂 Aber wo ist die Gehaeuseabdeckung geblieben? Sie lag doch eben noch hier?! Ins Wasser geweht??? Wir suchen schwimmend mit Taucherbrille und Schnorchel den Meeresboden ohne Erfolg ab. Erst im zweiten Anlauf sehen wir die Abdeckung in einiger Entfernung von PACIFICO in 8 m Tiefe auf dem Meeresboden liegen. Die rote Abdeckung sieht unter Wasser schwarz aus, ist aber an der Beschriftung gut zu erkennen. Der Ketcher wird an ein langes Tau gebunden, denn so tief koennen wir beide nicht tauchen, und schon im ersten Anlauf gelingt es den Deckel wieder ein zu fangen. Glueck gehabt, denn Ersatz waere schwer zu bekommen. Zumindest hier auf den Inseln 🙂

Von den Mantas sehen wir an diesem Vormittag nur einen kleineren, der durch die Bucht schwimmt. Der grosse Schwarm bleibt aus.

Die Bucht ist bewohnt. Es leben eine junge Leute direkt in dem an den Strand grenzenden Dschungel in aehnlichen Unterstaenden, wir wir sie bereits, wenn auch verlassen, in der Nachbarbucht gesehen haben. Sie gruessen freundlich, sind auch bereit fuer einen kleinen Plausch, bitten uns aber zu respektieren, dass es uns nicht erlaubt ist, hinter den Zaun entlang des Dschungelrandes zu gehen. Wir haben gelesen, dass es in Polynesien keine Zaeune gibt, aber jeder Baum und Strauch irgend jemanden gehoert. Man darf nicht ungefragt etwas nehmen. Das scheint sich hier inzwischen geaendert zu haben – das mit den Zaeunen. Denn auch bereits auf Fatu Hiva haben wir Stacheldrahtzaeune gesehen, relativ neu, da sie noch keinen Rost angesetzt haben. Unschoen, wie wir finden, und auch etwas traurig, dass die Einwohner solche Zaeune als noetig erachten, um ihr Eigentum zu schuetzen. Da gibt es offenbar schlechte Erfahrungen, die solche Auswirkungen haben.

Von Steven, einem dieser jungen Leute dort am Strand, erfahren wir, dass es am Sonnabend in dem suedlichsten Dorf der Insel ein Fest geben soll. Das moechten wir auch erleben. Also geht es am Sonnabend Morgen Richtung Sueden. Und dann, beim Verlassen der Bucht sehen wir doch noch die grossen Mantas. Sie schwimmen direkt unter der Wasseroberflaeche und wir sehen ihre Fluegelspitzen weiss aus dem Wasser auftauchen. Einer kommt so nah an PACIFICO heran, dass wir sein Maul unter Wasser erkennen koennen. Nur, um zu ihnen ins Meer zu springen, haben wir zuviel Wind und Bewegung des Wassers. Und kaum, dass wir noch einmal geankert haben, sind sie dann auch wieder verschwunden. Schade. Ein Foto waere doch toll gewesen, noch besser, einmal mit ihnen zu schwimmen.

Im naechst gelegenen Dorf an der Kueste, kann man laut Steven, Fruechte und mehr kaufen. Eigentlich haben wir Zeit genug, um uns das einmal an zu sehen und vielleicht unsere Vorraete zu ergaenzen. Doch als wir in Hoehe der Bucht sind, fegt der Wind von Land mit ueber 35 Knoten. Nur wenige Boote liegen dort Anker. Klar, es wird dort bei diesen Windverhaeltnissen, ausgeloest von einem Dueseneffekt, der durch die Berge entsteht, sehr unruhig sein. Wir verzichten und fahren weiter. Eine halbe Stunde spaeter erreichen wir die Buchten Anse Ivaiva Iti und Ivaiva Nui mit dem kleinen Dorf, in dem heute das Fest stattfinden wird. Es liegen dort natuerlich schon etliche Yachties vor Anker, die das gleiche Ansinnen haben, wie wir auch. Dennoch wundern wir uns, nicht alle auf dem Fest zu treffen. Viele bleiben an Bord und gehen gar nicht an Land.

Diesmal wird PACIFICA mit dem Aussenborder bestueckt. Die Strecke quer durch die beiden Buchten zu dem kleinen Hafen des Dorfes ist zum Rudern zu weit. Die Fahrt dorthin dauert selbst mit Motor mehr als 20 Minuten. Als wir gegen drei im Dorf ankommen, nehmen wir fast als erstes einen leicht saeurerlichen Geruch war. Diesen Geruch kennen wir bereits von Fatu Hiva. Er entsteht bei der Kopra – Herstellung (getrocknete KokusnĂŒsse aus denen Kokusöl hergestellt wird). Auf jeden Fall werden auf grossen ueberdachten Holztischen aufgeschlagene Kokusnuesse vier Tage gertrocknet (wodurch der saeuerliche Geruch wohl entsteht), anschliessend in Saecke verpackt und nach Papeete transportiert. Daraus wird dann Kokusoel und Kokusseife hergestellt. Also die Bewirtschaftung der Kokuspalmen und die Cobra – Herstellung sind eine der Einnahmequellen der Inseln.

Das Fest findet auf dem Gelaende der Kirche mit dem Friedhof statt und ist schon in vollem Gange als wir eintreffen. Alle Atersgruppen sind vertreten. Die Kinder spielen Ball, toben herum, waehrend die Erwachsene an einem Bowl-Tunier teilnehmen, sich unterhalten oder schmueckende festliche Blumenkraenze binden. Die Kinder aus allen Taelern der Insel sind das ganze Wochenende hier, um gemeinsam zu beten und die Zeit miteinander zu verbringen. Es werden selbstgebackener Kuchen, Eis und Getraenke verkauft. Allerdings dauert es etwas, bis wir den Verkaufsplatz finden. Es ist ein kirchliches Fest.

Die christliche katholische Kirche nimmt auf den Inseln eine wichtige Stellung ein. Auf Fatu Hiva war taeglich abends um 18 Uhr Gottesdienst und natuerlich am Sonntag Morgen. Wer als Tourist am Sonntag etwas moechte muss sich bis Montag gedulden. Die Missionare haben hier vor Jahrhunderten schon offenbar ganze Arbeit geleistet. Die Tradition der Inselbewohner ist in ihrem Ursprung nicht mehr zu erkennen, ist sie doch eng vermischt mit den kirchlichen Ritualen und Gesaengen.

Wir warten auf den Hoehepunkt der Veranstaltung mit Gesang und Tanz gemeinsam mit den anderen Yachties, die sich hier eingefunden haben. Dabei lernen wir einen jungen Mann kennen, der mit seinem 8-Meter-Boot aus Alaska hierher gekommen ist (ziemlich sportlich). Seine Begleiterin ist eine Biologin aus Belgien, die jeweils 3 Jahre in Hamburg und auf den Osterinseln gelebt hat und fuer die Zukunft keine festen Plaene hat. Die beiden haben sich jetzt in Atuona kennengelernt. Von ihr erfahren wir, dass es um 18.00 Uhr Abendessen gibt, um 19.00 h Tanz und Gesang starten und am naechsten Morgen um 8.00 h Gottesdienst sein soll. Das Abendessen ist kostenlos und fuer alle. Auch fuer uns Yachties. Also stellen wir uns, als es los geht, einfach in der Schlange mit an, nehmen uns Teller und Besteck, und bekommen eine Schale suessen Milchkaffee, Baguette, Reis, eine Art Gulasch und Bananen. Gegen 19 h geht es dann auch los. Die Kinder und Erwachsenen bekommen vor ihrem Auftritt aufgeregte letzte Anweisungen. Wir erleben ein buntes Programm von Gesang, Tanz und Darstellung von vermutlich biblischen Geschichten. Auch ohne das wir wirklich den Inhalt verstehen, ist es wunderschoen und gefaellt uns sehr.

Da es spaeter wurde, als geplant, ist es auf unserem Rueckweg stockdunkel. Zudem ist Ebbe, was den Einstieg in PACIFICA vom Kai aus etwas schwierig macht. Zumindest fuer Hilde 😉 Aber irgendwie geht es am Ende doch und eine, in weiser Voraussicht, mitgebrachte kleine Taschenlampe erleichtert uns die ganze Sache dann doch erheblich. Und PACIFICO finden wir in der Dunkelheit, es ist Neumond, dann auch wieder 🙂

Am naechsten Morgen erscheinen wir puenktlich nach morgentlicher Schwimmrunde und Fruehstueck um 8.00 h zum Gottesdienst. Der beginnt tatsaechlich erst um 9.00 h, um 8.00 h gibt es Fruehstueck. Da hat unsere Uebersetzerin wohl etwas falsch verstanden. Macht nichts. Der Gottesdienst, den wir von vor der vollen Kirche mit vielen anderen kleinen und grossen Inselbewohnern erleben, ist froehlich und wunderschoen. Gebete, Musik und Gesang wirken auf uns sehr harmonisch und man spuert die Freude, die diese Menschen daran haben. Im Anschluss an den Gottesdienst werden Kuchen, Pasteten und Mittagessen zum Mitnehmen verkauft. Die Insulaner tragen oft mehrere Portionen in Plastikschalen vor sich her, offenbar fuer die ganze Familie zu Hause, und ganze Kuchenpakete. Der Verkaufserloes, sowie auch die Kollekte waehrend des Gottesdienstes, gehen dann zu Gunsten der Kirche. Vom Kuchen haben wir vor Ort auch noch einmal gegessen und auch die Pasteten probiert, aber unser Mittagessen wartet schon seit gestern auf PACIFICO: brasilianische schwarze Bohnen. Nur Bananen fehlen uns noch fuer dieses Gericht. Die haben wir leider nicht bekommen koennen.

Auf unserem Rueckweg mit PACIFICA fahren wir neugierig einmal um das 8-Meter-Boot der jungen Leute herum. Dabei kommen wir auch an der schwedischen Arianne vorbei. Dort haengt eine ganze Bananenstaude, ziemlich reif, im Cockpit. Fragen kostet ja nichts, denken wir, und unser Mittagessen waere komplett. Wir sprechen den Schweden, Lars heisst er, an. Am Ende ziehen wir mit einer Menge Bananen ab und erwarten in einer guten Stunde einen Gast zum Mittagessen an Bord 🙂 Lars ist 74 Jahre alt, seit einem Jahr allein unterwegs, hat auch Kap Horn und die Arktis auf seiner Route besegelt, und trifft seine Frau in KĂŒrze auf den Tuamotos. Er hat von ihr fuer diesen Tripp, den er eigentlich schon vor 20 Jahren machen wollte, dreieinhalb Jahre frei bekommen. Ganz nebenbei – fuer seine 74 Jahre sieht Lars ziemlich fit aus und sein Alter sieht man ihm nicht an, wie wir finden.

Am Nachmittag fahren wir zurueck zur „Manta-Bucht“, erleben als wir am Nachbardorf vorbei fahren, wieder diesen Dueseneffekt des Windes, diesmal mit ueber 40 Knoten, und werden am Mittwoch zum Einkaufen zurueck nach Atuona segeln.

Tahuata hat uns ausgesprochen gut gefallen und wir werden uns sicherlich besonders daran erinnern, wie wir diese Insel erlebt haben.

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