Neuseeland – Ersatzteile und Reparaturen – „nur Arbeit war sein Leben“

Wir genießen also.
Wir segeln Richtung Auckland, wo am Montag, den 14.3. , Inga auf dem Airport ankommen wird. Wir freuen uns endlich wieder unterwegs zu sein, und atmen die Stille des Meeres, der Wellen und des Windes ein. Mit vollen Segeln gleitet PACIFICO voran. Wie sehr wir das vermisst haben, spĂŒren wir jetzt ganz besonders.
Die letzten Wochen haben wir viel am Boot gearbeitet, damit PACIFICO fĂŒr die Saison wieder fit und schick ist. Jetzt fehlen nur noch das reparierte Signalhorn und die Ersatz-Muscheln, die die neuen Unterwanten oben mit dem Mast verbinden. Beides wird Inga aus Deutschland mitbringen.
Am Nachmittag erreichen wir Kawau Island, und wir entscheiden uns in der malerischen und windgeschĂŒtzten Two House Bay zu ankern. Das Ankermanöver lĂ€uft wie gewohnt ab. Wir sehen uns die Bucht nĂ€her an, gleichen Wassertiefe und Tide ab, den Abstand zu den bereits dort ankernden Booten, dann lĂ€sst Hermann vorne den Anker fallen und Hilde steht, eben wie gewohnt, am Ruder und bedient den Motor. Nachdem PACIFICO sich in den Wind gehĂ€ngt hat, wird der Halt des Ankers mit Motorkraft getestet. Also RĂŒckwĂ€rtsgang einlegen und Gas geben. Eigentlich mĂŒsste der Motor jetzt lauter werden und wir mĂŒssten langsam rĂŒckwĂ€rts gleiten, aber nichts passiert. Noch einmal auskuppeln, dann RĂŒckwĂ€rtsgang einlegen, Gas geben. Der Motor tuckert brav vor sich hin. Das ist aber auch alles.
Hermann diagnostiziert sofort:“Gaszug gebrochen! Und natĂŒrlich passiert so etwas immer beim ankern. Aber ich habe ja Ersatz“ was bei Hilde Erleichterung auslöst und „ich liebe dieses schwimmende Ersatzteillager!“ 🙂
Es dauert keine halbe Stunde und der defekte Gaszug ist ausgetauscht und alles ist wieder gut. Ein neues Ersatzteil fĂŒr das nĂ€chste Mal wird auch gleich in Auckland beschafft.
Wenn der Motor lÀuft, lÀdt die Starterbatterie nicht mehr richtig. Also wird in Auckland auch noch eine neue Batterie gekauft und die alte im Austausch entsorgt.

Die nÀchsten Wochen sollten ganz unserem Besuch gewidmet sein. Doch tatsÀchlich bewahrheitet sich wieder: ein Langzeitsegler ist einer, der an den schönsten PlÀtzen der Welt sein Boot repariert.
Da sind nicht mehr benötigte Schraublöcher im Deck wieder mit Kunststoff zu verschließen,
das Teak zu pflegen,
der Schraubverschluss fĂŒr die Notpinne zu warten,
ein Ölwechsel am Motor und Wassermacher mal wieder dran,
die Ersatzmuscheln mĂŒssen eingebaut werden und die neuen Unterwanten die richtige Spannung erhalten,
das Austausch-Signalhorn erhÀlt einen neuen Platz oben am Mast,
hier ein Stift und dort eine Schraube zu erneuern,
eine Schotenrolle an der Reling hat sich festgesetzt und muss ausgetauscht werden,
neue Taue fĂŒr die Mastrollanlage und das Großsegel  einziehen,
ein abgenutztes Fall am Mast austauschen,
die zweite Winsch am Mast neu befestigen da korrodiert,
die Niedergangs-Treppe noch einmal lackieren,
die NÀhte des neuen Dodgers tropfen und brauchen eine zusÀtzliche Versiegelung,
der Baum quietscht in seiner AufhÀngung und erhÀlt deshalb neue Nylonscheiben

– tausend kleine Arbeiten, die kein Ende nehmen und hier nicht alle erwĂ€hnt sind.

Wir haben wieder mal schmutzigen Diesel getankt. Im Sichtglas am Motor hat sich ein dreckiger Schleim abgelagert. Die Filter sind völlig verdreckt und mĂŒssen ausgetauscht werden. Jetzt treibt uns die Sorge, dass im Tank noch viel mehr Dreck ist und wir die frisch getankten 250 Liter Diesel per Hand abpumpen mĂŒssen, um dann den Tank zu reinigen.
Diese Sorge verlÀsst uns erst, nachdem der Motor so einige Stunden gelaufen ist und die Filter, auch nachdem wir wieder unterwegs waren, sauber geblieben und nur noch sehr wenig Dreck im Sichtglas hÀngen geblieben ist.

In Tutukaka entscheiden wir uns wegen dem Starkwind, der einige Tage anhalten soll, unsere etwas bewegte Mooring zu verlassen, und in die sichere Marina dort zu gehen. Beim Anlegemanöver drĂŒckt der Wind fĂŒr einen Moment PACIFICO so in die SchrĂ€glage, dass die FlĂŒgel des laufenden Windgenerators gegen den Pile schlagen. Nachdem wir sicher vertĂ€ut sind, ĂŒberprĂŒfen wir FlĂŒgel und Generator. GlĂŒck gehabt! Es ist nichts passiert. Doch auf der Weiterfahrt nach Whangerei löst sich der SchĂ€kel, mit dem die Dirk am Baumende festgemacht ist. Er schwingt, noch der Dirk hĂ€ngend, in den Windgenerator. Ein Knall und dann lĂ€uft der Generator so unrund, dass er den Mast, auf dem er steht, bis runter zur Reling in unkontrolliertes schwingen bringt. Hermann reagiert sofort und stoppt zunĂ€chst den Generator. Dann gilt es die fliegende Dirk wieder einzufangen, was gar nicht so einfach ist, da wir hoch am Wind laufen. Der Schaden: ein StĂŒck eines der drei FlĂŒgel des Generators ist abgebrochen. Das macht Arbeit, ist letztendlich aber kein Problem, da es an Bord einen Satz ErsatzflĂŒgel gibt, die nur eingebaut werden mĂŒssen.
Und natĂŒrlich gibt es auch einen ErsatzschĂ€kel, mit dem die Dirk wieder am Baum befestigt wird, bevor wir die Segel herunter holen.

FĂŒr die seit Patagonien defekte Bordheizung gibt es inzwischen auch aus Deutschland mitgebrachte Ersatzteile. Bevor die nun doch noch eingebaut werden (eigentlich brauchen wir im Moment keine Heizung) soll es einen soliden Auspuff fĂŒr die Heizung geben. Bisher ist es ein flexibles Rohr hinten in der Backskiste, dass aber gerade aufgrund seiner flexiblen Eigenschaft und auch von eingedrungenem Meerwasser ziemlich in Mitleidenschaft gezogen ist. Jetzt soll es ein festes, individuell zusammen geschweißtes und zusĂ€tzlich isoliertes Stahlrohr werden. Wir nutzen die Möglichkeiten in Whangarei so etwas anfertigen zu lassen, um es dann selbst einzubauen.

Unter dem SpĂŒlbecken steht im Topfregal im mal wieder Wasser. Mehrere Versuche, die undichte Stelle zu finden, waren bisher erfolglos. Bei einer erneuten Untersuchung finden wir heraus, das eins der wasserfĂŒhrenden Rohre nicht ganz rund ist und so die runde Dichtung eben nicht ganz schließen kann. Wir hoffen damit den Fehler endlich abschließend gefunden zu haben, und natĂŒrlich auch das er mit einer neuen Dichtung behoben ist.

So geht es in einem fort. Es gibt also immer etwas zu tun, von tÀglichen Arbeiten wie kochen, abwaschen, sauber machen, einkaufen, WÀsche waschen und so weiter mal ganz abgesehen, was alles an Bord viel aufwendiger und schwieriger ist, als an Land.
Daher der tĂ€glich Ausspruch an Bord „Nur Arbeit war sein Leben“ 🙂
Und es ist unglaublich, was man als Langzeitsegler alles können muss, was man mit der Zeit erlernt und wie man sich auch untern den Seglern mit Hilfestellungen unterstĂŒtzt.
Es ist nicht nur ein Berufsfeld, in dem man sich auskennen muss, es sind Dutzende!

Übrigens kochen wir nach wie vor am liebsten selbst und gehen kaum einmal Essen, weil es uns so am besten schmeckt und vor allem auch die Fleisch-QualitĂ€t so von uns bestimmt wird. Restaurantbesuche enden bei uns dann meistens in Pommes -SĂŒnden, weil es die an Bord nun einmal nicht gibt.

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