Samoa – TALOFA – vom 1.6. bis 14.6.2016

Am Mittwoch, den 1. Juni verlassen wir morgens früh Tonga. Außerhalb der geschützten Lagune weht der Wind mit um den 20 Knoten aus Ost-Nord-Ost. Etwas mehr südlich wäre für unsern Kurs bequemer, aber es reicht um am Wind Samoa anlegen zu können. Segel setzen und Angel ausbringen ist eins. Uns es dauert keine zehn Minuten, da ist das Angelvergnügen für Hermann auch schon vorbei. Ein rund 7 kg schwerer Thuna hängt an unserer Angel. Damit sind unsere Kapazitäten im Kühlschrank erschöpft und es herrscht zumindest bis zum nächsten Tag, also bis kurz vor Ankunft in Samoa, Angelverbot 🙁
Beim ersten Tageslicht am Donnerstag Morgen tauchen im frühen Dunst auch schon die Konturen der Inseln von Samoa vor uns auf. (American Samoa liegt weiter östlich und soll nicht so reizvoll und vor allen teuer sein).

——-Zur gleichen Zeit, als wir durch die beiden großen Samoainseln durchsegeln, begibt sich Hermanns Mutter, Tibeta Stoltz, auf ihren letzten Törn. Bei sanften Winden und wenig Welle gleitet sie dahin. Mögen gute Winde mit ihr sein!—–

Wir wollen zunächst in die Hauptstadt Apia, der einzige Port of Entry für Samoa, auf der Insel Upolu. Es wäre natürlich günstiger gewesen die Insel östlich zu umfahren und dann mit dem Wind bis Apia zu segeln. Da uns der Wind in der letzten Nacht aber nicht den Gefallen getan hatte auf Süd -Ost zu drehen, hat uns unser am-Wind-Kurs direkt zwischen die beiden Inseln Savai’i und Upolu geführt. Jetzt heißt es vier Stunden an der Nordseite der Hauptinsel Richtung Apia gegen den Ostwind an zu motoren. Zeit zum Wasser machen und die Tanks zu füllen und die Batterien aufzuladen. Ist doch auch gut 😉
Die Einfahrt nach Apia führt durch die Riffe. Vergeblich suchen wir die in unserem Buch beschriebenen Peilmarken, die wenn man, wie wir von Westen kommend, erst sehr spät sehen soll. Es wurde nämlich das jetzt in Ufernähe gelegene Regierungsgebäude vor die hintere Peilmarke gebaut. Wir halten uns deshalb an den Peilstrich auf unserem Kartenplotter. Und dann entdecken wir auch, dass die zweite Peilmarke jetzt oben auf einem Berg steht. Also, alles gut. Wir sind auf dem richtigen Weg.
Wir wollen vor der Stadt vor Anker gehen. Doch erst einmal rufen wir über Funk die Hafenbehörden an, um uns anzumelden und die Genehmigung zum ankern zu bekommen. Die Hafenbehörden fühlen sich jedoch für uns nicht zuständig. Wir möchten bitte in die Marina fahren und dort alle Formalitäten erledigen. Na denn. Wir hatten ja schon vorher über Radio Coco erfahren, dass man die Angelegenheiten hier sehr individuell und unterschiedlich regelt.
Die Marina ist so gut wie leer und wir können unseren Liegeplatz mit Strom- und Wasseranschluss frei wählen. Es dauert etwas, bis wir jemanden von der Marina auftreiben. Heute ist nämlich Feiertag. Besser gesagt ’nach-Feiertag‘ 🙃 Der nationale Feiertag (Samoa independence-day) war nämlich gestern, also am 1. Juni. Und weil ja alle wieder einen klaren Kopf bekommen müssen, ist heute auch noch frei. Von der Marina ist also nur einer der Securities greifbar. Der ist aber sehr nett und versucht sein Möglichstes, um Health, Quarantine, Migration und Customs trotz nach-Feiertag zu aktivieren und zu uns kommen zu lassen. Aber vor Freitag Morgen besteht keine Möglichkeit. Wir dürfen offiziell also nicht an Land. Doch das Hafenrestaurant direkt am Steg ist ok. Und dort können wir auch mit Kreditkarte bezahlen, so dass wir auch kein Währungsproblem haben. Zum Geldautomaten und zum Einkaufen geht es dann eben erst am nächsten Nachmittag.

TALOFA! Willkommen in Apia.

Vielleicht war es ganz gut vorher noch einmal in Tonga gewesen zu sein. Die paradiesischen Inseln und Strände Tongas werden wir hier nicht finden. Doch das Leben der Menschen in Tonga haben wir als an der Armutsgrenze empfunden. Es gab nicht mehr, als unbedingt notwendig. Und eben auch nicht immer alles oder manchmal überhaupt etwas, wie zum Beispiel Obst und Gemüse in Pangai. Entsprechend ist auch das Bild der Autos, Straßen und Häuser dort geprägt.
Der erste Eindruck von Samoa hier in Apia unterscheidet sich deutlich von Tonga, aber auch von den übrigen Südseeinseln. Es ist nicht so städtisch, wie beispielsweise Papeete, aber moderner als Nukualofa. Das Sheraton versprüht einen Hauch internationalen Flairs. Die Autos, die hier fahren, sehen überwiegend gepflegt aus und nicht, als wenn sie seit Jahren TÜV-überfällig sind. Die Straßen sind überwiegend gut befahrbar. Die Häuser sind allerdings ein Thema für sich, das wir weiter unten noch beschreiben werden. Der Obst- und Gemüsemarkt soll 24 Stunden am Tag geöffnet sein. Das wird wohl nicht so ganz stimmen. Doch sind die Öffnungszeiten weit ausgedehnter, als in Tonga. Wie in Tonga sind auch die meisten Samoaner freundlich, hilfsbereit und jederzeit für ein Schwätzchen zu haben. Ob Kinder oder Erwachsene, fast jeder grüßt, wenn man vorübergeht. Man kann getrost über die Straße gehen, ohne gleich überfahren zu werden, denn die Autofahrer sind hier freundlich und rücksichtsvoll. Es wird viel gehupt, doch nur um andere vorüberfahrende zu grüßen. Wenn wir durch die Straßen gehen und die Menschen beobachten, haben wir den Eindruck, es ist ein glückliches Leben hier. Die ganze Atmosphäre strahlt eine gewisse Leichtigkeit und Zufriedenheit aus, die wir als besonders empfinden.

Übrigens war Samoa Anfang des letzten Jahrhunderts einmal Deutsche Kolonie, bis dann Neuseeland die Verantwortung nach dem ersten Weltkrieg im Rahmen der englischen Commonwealth übernommen hat. Vereinzelt findet man noch den deutschen Kolonialbaustil und es soll auch immer noch deutschsprachige Familien geben.

Es gibt Unmengen von Taxis. Fast jedes vierte Auto scheint ein Taxi zu sein, dass versucht, eine Tour zu ergattern. Einige Taxifahrer stehen auch häufig am Ende des Steges der Marina und bieten ihre Dienste an, zu übrigens sehr unterschiedlichen Preisen.
Wir verabreden für Sonntag eine Inselrundfahrt zur Besichtigung des östlichen Teils der Insel. Unser Taxifahrer heißt Junior. Er ist ein netter Kerl, geht aufgrund seines Körperumfangs wie ein Sumoringer und scheint sich deshalb insgesamt nur sehr ungern zu bewegen. Ihm liegt am Herzen uns sein Samoa zu zeigen. Er wird uns erzählen, was Traditionen sind, uns die üblichen Speisen probieren lassen und uns zu den schönsten Plätze der Insel führen.
Wir sehen die teilweise sehr herrschaftlichen Gebäude der einzelnen Botschaften hier vor Ort, den Botanischen Garten mit der schönen alten Villa, utopisch anmutende Kirchen, überhaupt liegen Unmengen von Kirchen an unserer Route, Wasserfälle, auch mit Bademöglichkeit, diverse schön angelegte Resorts. Dann besuchen den Ocean-Trench-Park. Ocean Trench deshalb, weil es hier zwei Kraterlöcher mit ca 50 bis 80 m Durchmesser gibt, die unterirdisch einen Zugang zum Meer haben. Über eine Leiter kann man in das eine Loch hinunter steigen und dort in einem Pool baden, der durch Meerwasser bei Flut immer neu gefüllt wird. Den Mittagslunch gibt es in einem Resort. Ein Omu-Büffet wird serviert. Neben dem im traditionellen Erd-Stein-Ofen zubereiteten Schwein gibt es Tarowurzeln und mit Kokos zubereitete Taroblätter, außerdem rohen Fisch in Kokos und verschiedenes mehr. Die Fahrt geht durch die Berge, Dschungelgebiete, zahllose kleine Dörfer an der Küste entlang. Weiße Strände, Riffe, Resorts und Lavafelder wechseln sich ab. Wir erfahren, dass viele Häuser hier beim letzten Tsunami zerstört wurden und nur teilweise wieder aufgebaut. Die traditionellen Häuser wurden weitestgehend damals nicht zerstört, das sie offen sind und das Wasser sofort wieder heraus läuft (erklärt uns Junior). Viele Familien sind inzwischen aber auch in höher gelegene Gebiete gezogen, was für sie eine Schwierigkeit anderer Art nach sich zieht. Dort, wo sie jetzt wohnen, fährt kein Bus. So müssen sie erst einen beschwerlichen Fußweg auf sich nehmen, um zur Küstenstraße zu gelangen. Verpassen sie den einzigen Bus am Morgen, haben sie keine andere Möglichkeit zur Arbeit in die Stadt zu kommen.
Nachmittags um 4.00h erreichen wir nach der siebenstündigen Rundfahrt wieder die Marina, erfüllt von vielen neuen Eindrücken.

Hatten wir schon erwähnt, dass hier unser Cockpit-Thermometer eine Wassertemperatur von über 31° anzeigt? ☀️ Die Lufttemperatur beträgt meist um die 33°, gefühlte 38°. Durch die hohe Luftfeuchtigkeit ist es häufig sehr drückend. Wer glaubt, Südsee heißt blauer Himmel und Sonnenschein, ist jedoch im Irrtum. Wir sind in den Tropen. Das bedeutet, dass es außerhalb der der Cyclon-Saison und Regenzeit, etwas weniger regnet. Etwas 😉 Also es regnet fast jeden Tag, manchmal nur nachts. Wäre das anders, würde die Landschaft nicht so grün sein, sondern wäre verbrannt.

Dienstag Abend ist Showtime. Im Restaurant gegenüber der Marina gibt es die „heisseste“ Show Apias 😉 Das wollen wir uns nicht entgehen lassen. Schließlich möchten wir auch einen Eindruck von den traditionellen Tänzen und der Musik gewinnen. Man kann wählen ob man Show mit Dinner oder nur die Show buchen möchte. Da uns der äußere Eindruck des Restaurants nicht überzeugt, gehen wir also nur zur Show hin. Gezeigt werden neben den Tänzen auch eine heiße Feuershow. Selbst die ganz jungen Anfänger dürfen an diesem Abend auftreten. Der Moderator, und wohl auch Lehrer der Kids, ist besonders stolz darauf, dass zwei dieser ehemaligen Strassenkinder es mit ihrem Können bis in eine Show nach Hongkong geschafft haben. Die beiden jungen Männer haben dort jetzt einer Dauerengagement.
Wir finden den Abend gelungen und haben Spaß an den Vorführungen.

Die Währung in Western Samoa heißt Tala. Wir überlegen, ob der Name wohl von dem deutschen Taler kommt?
1 Tala entspricht in etwa 0,34 Euro-Cent.

Häuser in Samoa
Die traditionellen Häuser in Samoa sind besonders. Sie haben keine Wände. Auf der Bodenplatte, etwa einen halben Meter über dem Erdboden, stehen am äußeren Rand diverse Säulen die das Dach tragen. Die Dächer sind heutzutage meist Wellblech und die Säulen aus Beton. Einige Häuser haben zudem außerhalb der Säulen so etwas, dass in etwa aussieht wie ein Gartenzaun. Es gibt vereinzelt auch noch Häuser, die mit Palmwedeln gedeckt sind oder auch mit Holzschindeln. Die Stirnseiten der Dächer sind traditionell rund, so dass sie insgesamt wie ein langgezogenes Oval aussehen. Hübsch und einladend. In diesen Fales (Fale = Haus) wird gelebt. Wir sehen Tisch, Bett, Stühle, Fernseher usw. Andere Häuser stehen leer und dienen nur als Versammlungsraum. Meistens sitzen die Menschen dann auf dem Boden mit dem Rücken an eine der Säulen gelehnt, wie beispielsweise bei den Frauenversammlungen, die wir häufiger sehen.
Vor den Häusern sind häufig in den Gärten Grabstellen oder sogar kleine Häuser, in denen die Familienmitglieder beigesetzt werden. Von Junior erfahren wir, dass nur wer auf einem Mietgrundstück wohnt, seine Angehörigen auf einem Friedhof beisetzen lässt.
Als wir mit dem Taxi am Nachmittag durch die Dörfer fahren, sehen wir so Häufchen in den Häusern liegen: Menschen, die ihren Mittagsschlaf halten.
Es gibt zeitgemäß auch fast genauso viele Häuser mit gemauerten Wänden, Türen und Fenstern. Oder Häuser die zur Hälfte Wände haben und die andere Hälfte ist eben traditionell offen. Aber bei fast jedem Steinhaus steht dann im Garten auch ein kleineres oder größeres Haus ohne Wände.
Die Gärten sind übrigens fast ausnahmslos gut gepflegt und sehr nett angelegt. So fahren wir durch eine bunte Landschaft von verschiedenfarbigen Pflanzen, duftenden Blumen und in allen möglichen Farbvariationen gestrichenen Häusern. Selbst die gemauerten Häuser sind bunt gestrichen und die Mauerfugen farblich abgesetzt.
Märkte
Wir gehen fast jeden Tag auf die beiden großen Märkte in Apia. Den Stoff- und Souvenir-Markt und auf den Obst- und Gemüsemarkt, wo es auch Stoffe und Handwerksarbeiten, also beliebte Souvenirs gibt.
Die Preise variieren sehr. Eine Kleine Tüte Mohrrüben kostet beispielsweise 5 Tala. Ein genauso großes Tütchen Tomaten 15 Tala, 5 bis 6 große Mandarinen oder eine Papaya kosten 2 Tala. Unser Taxifahrer sagt dazu, dass es in der Stadt teuer ist. Auf dem Land sei das viel günstiger.
Unsere Marktfrau, die schon am ersten Tag sehr freundlich und hilfsbereit war, freut sich auf jeden Fall, jedes Mal wenn Sie uns sieht und wir etwas bei ihr kaufen 😉
Zum Mittag gibt es eine gute Portion Fish/Chicken and Chips auf dem Markt für 8 Tala, ein Getränk für 0,75 Tala. Oder ein mit Fleisch gefülltes Brötchen für 1,50 Tala. Diese Brötchen werden hier mittags in Massen verkauft. Denn auch bei den Schulkindern scheinen diese Brötchen das übliche Mittagessen zu sein.

Bei den Souvenirs verstehen wir das Preissystem allerdings überhaupt nicht. Da steht zum Beispiel auf einer Kawa-Schale ein Preis von 140 Tala. Nimmt man das Teil in die Hand, bietet der Verkäufer Sie uns für 90 Tala an. Zahlt man letztendlich 60 oder 70 Tala dafür, ist der Deal perfekt. Und das war überall auf den Märkten so. Alle Preise sind verhandelbar, manchmal eben bis zu weniger als die Hälfte.

Taxis/Leihwagen
Ein Taxi für die Strecke von der Marina bis ins Zentrum kostet 5 Tala. Doch meistens gehen wir den Weg ins Zentrum zu Fuß und nehmen nur für den den Rückweg ein Taxi, damit wir unsere Einkäufe nicht tragen müssen.
Der erste Taxifahrer, der uns eine Inselrundfahrt anbietet, nennt uns einen Preis von 250 Tala. Wir informieren uns auf Grund dessen, was ein kleiner Mietwagen kostet. Der liegt bei 120 Tala. Hinzu kommen die Kraftstoffkosten. Ansonsten keine versteckten Kosten, wird uns ausdrücklich versichert. Hat man jedoch keinen internationalen Führerschein, ist eine Übersetzungsgebühr zu zahlen. Deshalb haben wir das Angebot von unserem Taxifahrer Junior (so nennt er sich wirklich) direkt angenommen, der die Tour mit uns für 160 Tala macht.
Wir treffen andere Touristen, die glatt das doppelte bezahlt haben. Wir machen die Erfahrung, das man gut einen Deal machen kann, wenn man 20 Tala die Stunde anbietet. Und worauf man unbedingt achten sollte, sind die englischen Sprachkenntnisse des Taxifahrers. Es bringt nämlich überhaupt keinen Spaß, wenn man 7 Stunden mit jemanden durch die Gegend fährt, den man einfach nicht versteht und der umgekehrt die einfachsten Fragen nicht beantworten kann.
Wir hatten also wirkliches Glück, den richtigen Taxifahrer erwischt zu haben. Nicht nur das der Preis für uns in Ordnung war, nein, es lag ihm daran uns wirklich sein Samoa zu zeigen und zu erklären. So ist es nicht verwunderlich, das wir ihn für eine zweite Tagestour für den westlichen Teil der Insel buchen.

Die Behörden
Alles ist relativ einfach beim ein- und ausklarieren. Man benötigt nur Zeit und Geduld. Für den Ausreise-Zwischenstopp in Savai’i benötigt man eine Ausnahmegenehmigung, die man kostenlos im Regierungsgebäude bekommt. Die Dame informiert dann eigentlich auch alle anderen Behörden.
Nur der Customs, der macht Theater. Trotz Ausnahmegenehmigung für Savai’i dürfen wir dort auf dem Weg nach Wallis und Futuna keinen Zwischenstopp machen. Wenn wir dort hin möchten, müssten wir anschließend wieder zurück nach Apia kommen und hier ausklarieren. Für uns würde das bedeuten mindestens einen Tag gegen den Wind zu segeln. Ausserdem haben wir uns schon bei der Migration abgemeldet nach Wallis via Savai’i und unseren Ausreise-Stempel im Pass erhalten.
Alle anderen mit denen wir darüber gesprochen haben, darunter auch zwei Zollbeamte, hatten gesagt, es ist kein Problem erst auszuklarieren und dann trotzdem noch einen Zwischenstopp in Savai’i einzulegen. Und nun dürfen wir diesen Zwischenstopp auf der Nachbarinsel nicht einlegen. Es gibt eine ziemliche Diskussion, weil es auch auf offiziellen Seiten im Internet als übliche Möglichkeit erklärt ist, und wir nicht einsehen wollen, dass das jetzt nicht möglich sein soll. Letztendlich zahlen wir die Ausklarierungsgebühr von 54 Tala und dürfen dann doch via Savai’i Samoa verlassen.

Culture Village
Hinter der Touristeninformation in Apia liegt das Culture Village. Diese Entdeckung machen wir eigentlich eher zufällig. Jeden Dienstag, Mittwoch und Donnerstag morgens um 10.30 Uhr gibt es hier eine Vorführung, die Einblick in die Kultur der Samoaner gibt. Wir finden dieses Angebot fantastisch und haben so etwas bisher noch nicht kennen gelernt. Am letzten Dienstag vor unserer Weiterfahrt gehen wir dorthin um es uns anzuschauen. In den folgenden drei Stunden bekommen wir einen nachhaltigen Eindruck von der Kultur der Samoaner.

Omu heißt das Essen, das im Erdofen (auf der Erde, nicht im Erdloch) zubereitet wird. Hierfür wird ein kräftiges Feuer angezündet. In die Glut kommen Flusssteine, auf denen die Speisen dann gegart werden. Gegart wird Fisch, Tarowurzeln (ähnlich unserer Kartoffel), grüne unreife Bananen, Taroblätter mit Kokossaft. Es wird gezeigt, wie eine Kokosnuss (ziemlich flott) geschält und geknackt wird, ausgeschabt und der Saft in einem dünnen Fasergewebe (hergestellt aus den Blättern einer nichttragenden Bananenart), ausgedrückt wird. Üblicherweise gehört zum Omu auch häufig ein Schwein. Heute in der Vorführung gibt es jedoch Fisch. Die Speisen werden zum garen mit Bananenblättern abgedeckt und dem Brennmaterial des letzten Omu. Das alte Brennmatrial wird rundherum um die Feuerstelle festgestampft, um möglichst die Hitze bei den Steinen zu halten. Es ist wie ein Tanz zudem gesungen wird. Das Essen braucht eine Dreiviertel Stunde zum garen. Das ist die Zeit, die es braucht, zum besteigen einer Palme und Flechten von zwei Körben, in denen das Essen dann getragen werden kann. So wurde die Zeit gemessen bevor es Seiko gab. 😉
Im nächsten Haus wird anschließend gezeigt, mit welchen Werkzeugen die Holzarbeiten hergestellt werden, wie beispielsweise die Kawa-Schalen.
Weiter geht es zu den Tatoos. Wir dürfen zuschauen, wie ein Mann und eine Frau tätowiert werden, und erfahren, was die aufwendigen Tatoos bedeuten. Wie beispielsweise die Tatoos der Männer von Nierenhöhe bis hinunter zu den Knien. Uns war schon aufgefallen, dass in Samoa viel weniger Menschen tätowiert sind, als beispielsweise auf den Marquesas. Hier erfahren wir jetzt, woran es liegt. Wer sich tätowieren lässt, muss es in einem Stück machen lassen. Also täglich einige Stunden und das bis zum einem Monat. Eine echte Tortur. Wer so eine Tätowierung anfängt und nicht zu Ende bringt, bringt Schande über die ganze Familie. Deswegen machen das eben nicht so viele, sondern nur die besonders mutigen Männer und Frauen.

Jedes Dorf hat seine Heilerin. Zu der gehen die Samoaner auch heute noch. Zum Arzt oder ins Krankenhaus geht man nur, wenn die Heilerin nicht helfen kann. Allheilmittel bei Kopfschmerzen sind übrigens die roten Blätter eine bestimmten Pflanze, die wir in fast jedem Garten gesehen haben.

Besonders spannend finden wird die Herstellung der Tappas. Von einer bestimmten Pflanze wird ein etwa 1 m länger Zweig mit ca. 3 cm Durchmesser genommen und die Rinde abgeschält. Von der Rinde wird die innere Schicht abgetrennt, ein Streifen von ca. 7 cm Breite. Über diesen Streifen wird jetzt mit Wasser und einer Muschel gestrichen, bis das Gewebe die doppelte Breite erreicht hat. Dann wird der Streifen gefaltet und wieder so behandelt, immer wieder gefaltet, befeuchtet, gestrichen und letztendlich gerollt und geschlagen. Auf diese Weise entsteht ein sehr dünnes , aber stabiles Tuch von ca. 40 cm Breite und 1 Meter Länge. Wenn es getrocknet ist, werden mit Naturfarben die traditionellen Muster aufgebracht. Löcher werden mit der Tapiocawurzel (Stärke) und kleinen Stückchen zugeklebt. Größere Tappas werden auf diese Art zusammengeklebt, meist in mehreren Lagen. Verwendet werden Tappas (ähnlich einem Filz) als Deko und für Kleidung.

Zum Abschluss der Veranstaltung bekommt jeder eine Portion der verschiedenen Speisen aus dem Omu bevor es noch eine tolle Tanz- und Gesangsshow zu sehen gibt.

Es scheint üblich zu sein, das die Tanzgruppen anschließend Geld für sich sammeln, ganz gleich, ob Eintritt gezahlt wird oder es, wie in diesem Fall eine kostenlose Veranstaltung ist.
Überhaupt wundern wir uns, wo überall kassiert wird. Gebühren für den Eintritt in den Ocean-Trench, für den Besuch eines Wasserfalls, der Sliding Rocks, der Blow Wholes. Eigentlich muss man bei fast jeder Sehenswürdigkeit bezahlen. In der Regel sind 5 Tala Eintritt pro Person zu zahlen. Das etwas kostenlos ist, ist eher die Ausnahme. Das Hotel Return to Paradise beispielsweise nimmt sogar 25 Tala, wenn man nur auf das Gelände zum Hotel fahren möchte, vergütet wohl aber einen Teil beim Verzehr von Essen und Getränken.

Schade finden wir nur, dass die Ankermöglichkeiten nur sehr beschränkt sind. Es ist schwierig geschützte Buchten zu finden. So bleiben wir in Apia in der Marina bis zum ausklarieren und der Weiterfahrt zur Nachbarinsel Savai’i.

Die Eindrücke und das Erlebte der knapp zwei Wochen hier auf der Insel ist so vielfältig und reichhaltig, dass wir gar nicht alles wieder geben können. Samoa ist aus unserer Sicht auf jeden Fall eine Reise wert und wir sind froh, dass wir hierher gekommen sind.

Tonga – in the Middle of Nowhere – vom 28.5. 31.5.2016

Unser Ziel ist die Insel Niuatoputapu im Norden von Tonga. Dort wollen wir ausklarieren nach Samoa. Auf die Insel und die Dörfer sind wir sehr gespannt. Nach unter Erfahrung mit Pangai, wo der Ort für einen ‚Port of Call‘ sehr trostlos war und man kaum etwas kaufen konnte, halten sich unser Erwartungen in Grenzen. Insbesondere nachdem uns eine Verkäuferin in Neiafu erzählt hat, das Tonganer aus Vava’u, die in Niua gearbeitet haben, sagen, es sei sehr günstig dort. Und zwar deshalb, weil man dort kein Geld ausgeben könnte. Es gibt dort einfach nichts, wo oder wofür man Geld ausgeben kann.

Wir verlassen Neiafu am Sonntag morgen gegen 7.30 Uhr. Das sonnige Wetter ist Segelwetter vom Feinsten, Wind um die 15 Knoten aus Ost-Süd-Ost. Und abends wird der Wind plötzlich merklich wärmer und auch die Wassertemperatur steigt um 1° auf jetzt 29°. Wunderbar 🙂 Für die rund 170 Meilen benötigen wir bis wir vor Anker liegen genau 29 Stunden.
Am Sonntag hat unsre Angel mal wieder den ganzen den kleinen Tintenfischköder mit dem Doppelhaken erfolglos im Pacific hinter sich her gezogen. Montag morgen versuchen wir unser Glück erneut. Niuatoputapu ist schon in Sicht, als wir die Hoffnung auf einen Fisch aufgegeben haben. Aber so ist es eben. Wenn man es man wenigsten erwartet, dann beißt doch noch ein Fisch an 🙂
In diesem Fall ein über 6 Kilo schwerer Gelbflossen-Thun. Der erste seiner Sorte, den wir fangen. Eigentlich sind wir ja vom Thunfisch nicht so begeistert, weil er doch eher trocken im Fleisch ist. Aber er ist nun mal besser als gar kein Fisch und wir können ihn ja einkochen. Wir nehmen den Fisch aus, schneiden die Filets heraus. Den Rest von Kopf bis Schwanz hängen wir diesmal an die Reling. Wir haben gelesen, auf Fidschi freuen sich darüber die Einheimischen, die davon Suppe kochen. Ob das in Tonga auch so ist, danach haben wir bisher nicht gefragt.
Zwei Stunden später navigieren wir durch die enge, aber sehr gut markierte Einfahrt durch das Riff zum Niuatoputapu Habour, also in die Lagune. Wir ankern und machen mit dem Heck am Pier fest. Neben PACIFICO schwimmt die erste Schildkröte, die wir in diesem Jahr sehen.
Noch während wir dabei sind festzumachen, kommt ein Auto auf den weit in die Lagune hinausreichenden Pier herangefahren. Ein Mann steigt aus und begrüßt uns. Etwas Smalltalk während wir noch dabei sind festzumachen. Er setzt sich wieder ins Auto. Einen Augenblick später steigt er wieder aus und kommt noch einmal zu uns herüber. Was fixiert er denn nur so? Wir folgen seiner Blickrichtung. Das Fischgerippe mit Kopf und Schwanz! Wir fragen, ob man hier auch daraus Suppe kocht. Er nickt. Wir erzählen, dass wir den Fisch vor etwa zwei Stunden gefangen haben und fragen ihn, ob er das Gerippe haben möchte. Kurz darauf marschiert er strahlend mit dem Gelbflossen-Thun-Rest zurück zu seinem Auto, grüßt noch einmal und fährt davon.
Während wir noch dabei sind auch innerlich anzukommen und schon einmal anfangen, ein Mittagessen aus dem Thunafilet zuzubereiten, fährt ein weiteres Auto auf den Pier. Ein Polizeiauto. Es steigen zwei Frauen und ein Mann aus. Radio Coco hat offenbar unsere Ankunft gemeldet 🙂
Nach den üblichen Fragen möchte die Dame vom Customs das Papier, das wir beim ausklarieren in Neiafu erhalten haben. Wann wir denn wieder weg wollen? Wir möchten doch dann einen Tag vorher in ihr Büro kommen, im anderen Dorf gegenüber der Schule. Es sind etwa 3,5 Kilometer Fußweg. Irgendwie ist die Dame nicht wirklich freundlich, und so bieten wir ihr auch keinen Fisch als Geschenk an. Wenig später fahren die drei wieder davon.

Am Nachmittag sehen wir uns das Dorf an. Wie schon fast erwartet, gibt es kaum etwas zu sehen. Hühner, viele Schweine mit ihren kleinen Ferkeln, ein paar Pferde. Die Hütten sind offenbar Einheitsbauweise. In dem winzigen Ort zählen wir drei Kirchen und eine Schule. So etwas wie ein Geschäft sehen wir nicht. Hier und dort sitzen einige Frauen und bearbeiten lange grüne Blätter, die von einer Pflanze ähnlich einer Yuccapalme stammen. Die Blätter sind etwa einen Meter lang und ca. 7 cm breit. Mit einem Messer werden links und rechts die sägeblattartigen Ränder abgeschnitten und die Mitte herausgetrennt, wodurch das Blatt geteilt wird. Was für eine Arbeit.

Auf dem Pier sammelt sich am Nachmittag eine Gruppe ganz anderer Art von Neugierigen 😉
Ungefähr ein Dutzend Kinder des Dorfes sitzen hinter unserem Heck auf dem Pier. Wer schon etwas englisch kann, fragt uns aus. Es wird gealbert, gelacht und sie singen Lieder, die sie aus der Vorschule und Schule kennen. Das geht solange bis wir eine Schachtel Kekse öffnen und ihnen die hinüber reichen. Obwohl abgezählt, damit es keinen Streit gibt, gehen die Mädchen zum Teil leer aus oder geben den Jungs noch die Hälfte ihres Kekses ab. Es läuft aber alles mehr oder weniger friedlich ab 🙂

Es ist eine ruhige und erholsame Nacht, die wir hier verbringen. Es ist unglaublich still im Vergleich zu den letzten Tagen in Neiafu, wo das deutsche Filmteam jeden Morgen bis um 4.00 Uhr in dem Hotel am Ufer gefeiert hat.
In den frühen Morgenstunden herrscht auf dem jetzt bei Ebbe trockenen Riff vor dem Dorfstrand schon reger Betrieb. Die Menschen tragen bündelweise, die von den Frauen im Dorf bearbeiteten Blätter auf das Riff, breiten sie dort aus und beschweren Sie mit Steinen. Jede Familie scheint ihren eigenen Bereich zu haben. Später erfahren wir, dass die Blätter eine Woche hier auf dem Riff bleiben, immer wieder von der Flut überspült und von der Sonne bei Ebbe gebleicht werden. Danach werden sie eingesammelt und die dann noch feuchten Blätter flächig noch einmal geteilt. Für diese Arbeiten sitzen die Frauen im Schatten, meist auf dem Boden. Außer Händen und den nackten Füßen ist ein Küchenmesser das einzige Hilfsmittel. Die nun sehr dünnen Blätter werden zum trocknen aufgehängt. Aus trockenen bastgleichen Blättern werden dann Matten, Körbe und vieles mehr hergestellt.

Bevor es zu warm wird, machen wir uns zu Fuß auf ins nächste Dorf zum ausklarieren. Morgen soll es weiter gehen nach Samoa. Die Straße ist geteert und führt im Schatten des Dschungels an der Küste entlang. Der Wind bringt zudem angenehme Kühlung, so dass uns der Weg gar nicht lang wird. Ein sehr gepflegtes Haus mit einer großen Satelitenschüssel im Garten. Es scheint hier doch noch etwas anderes zu geben, als die einfachen Hütten. Möglicherweise sogar Internet? Ein Mann ist sogar dabei das Haus zu streichen. Und es gibt eine richtige Gartenmauer um einen nett angelegten Garten. Schnell ist klar, wer hier wohnt. Der Kirchengeistliche. Denn die angrenzenden Häuser sind in den gleichen Farben gehalten, wie das Haus, und sind eindeutig Kirche. Nach unserer Erfahrung sind gut aussehende, gepflegte Gebäude in Tonga entweder Bank oder Kirche. Selten etwas anderes. Schulen sind meistens den Kirchen angeschlossen oder, wie in Pangai extern unterstützt, und dadurch häufig auch entsprechend gut gepflegt und in Schuss. Allerdings gibt es wohl auch ärmere Glaubensrichtungen, bei denen regnet es sogar durch die Dächer der Vorschulen, wie beispielsweise in Neiafu.

Etwas weiter kommt uns der tonganische Straßenbau entgegen. Die gesamte Teerstrasse, auf der wir unterwegs sind, wird ausgebessert. Aus einem Fass wird eine schwarze Flüssigkeit auf die nicht mehr intakte Stelle in der Straße gekippt, etwas Sand von LKW drauf, fertig. Nächstes Loch.

Wir erreichen die Highschool des Districtes. Gegenüber der Schule soll das Customsbüro sein. Gegenüber ist erst einmal gar nichts. Also fragen wir jemanden. Ja, den Feldweg zur Schule, da ist das Büro. Ok. Feldweg ist also auch Straße. Fünf Häuser sind ein Dorf. Und dann ist die Beschreibung ‚gegenüber der Schule‘ auch durchaus zutreffend. 😉
Es stehen dort insgesamt vier kleine Hütten mit der tonganischen Flagge davor. Eine davon ist das Polizeigebäude, eine Customs. In den Hütten gibt es jeweils nur einen Raum, selbstverständlich keine Sanitäreinrichtungen. Wir klarieren aus und schauen uns noch ein wenig um. Eine der Hütten ist eine Bank. Es ist eine richtige Bank, denn es gibt sogar einen Safe 😉 Wir gehen hinein und fragen ob wir unser restliche Tongawährung in Samoa-Dollar tauschen können. Nein. Das ist nicht möglich. Sehr wohl aber US-Dollar oder Neuseeland-Dollar. Also tauschen wir und spenden das restliche Kleingeld der Schule.

Den Nachmittag verbringen wir auf einem kleinem Motu (Inselchen) in der Lagune. Am Abend feiern wir unseren Abschied von Tonga mit unserem letzten Stück Frischfleisch aus Neuseeland.

Tonga ist wirklich wunderschön. Die schönsten Südseeinseln, die wir bisher erlebt und gesehen haben. Die Menschen sind offen und freundlich. Der Tourismus steckt noch in den Kinderschuhen. Und wer einmal Ferien auf einer einsamen Insel machen möchte – die überwiegende Zahl der kleinen Südseeinseln ist unbewohnt – findet hier bestimmt eine traumhafte Insel für sich ganz allein 🙂

Tonga – Farbenpacht im Paradise – vom 23.5. bis 28.5.2016

„Da hat jemand vergessen das Licht auszumachen!“ Was meint Hermann nur? Die Sonne scheint, weit und breit kein anderes Boot, nur Wasser und Inseln ohne Häuser. Aber dann ist es auch schon klar, was gemeint ist.
Nachdem wir in der letzten Nacht auf dem Ankerplatz 11 (diverse Ankerplätze sind in der Karte für die Yacht-Charterer als Hilfestellung und Führung nummeriert) eine ruhige Nacht an einer Mooring verbracht haben, fahren wir jetzt weiter Richtung Osten. Unser Ziel ist Kenutu Island, die zur östlichsten Inselkette von Vava’u gehört. Wir müssen besonders aufpassen, weil jetzt fast Ebbe ist und sehr viele Riffe in diesem Gebiet liegen. Mittendrin plötzlich eine Sandbank, die aussieht wie ein weißer Sandhaufen. Weiter draußen schützt ein langes Riff vor dem Pacificschwell. Die in der Sonne leuchtenden Farben des Meeres von einem tiefen smaragd bis zu einem hellem türkisgrün strahlen so kräftig, dass es wirkt, als wäre die Lagune hell erleuchtet. Ein fantastisches Farbenspiel, dass das Farbspectrum unseres Fotoapparates einfach überfordert.
Wir manövrieren durch die Riffe und Untiefen bis zur Insel Kenutu und ankern so nah wie möglich am Strand. Obwohl die Insel unbewohnt ist, herrscht dort doch etwas Betrieb. Die ‚Whalesong‘, ein tonganisches Motorboot, scheint dort mit Ausflüglern zu sein, ebenso zwei weitere kleinere Motorboote und etwas näher an unsrem Ankerplatz befindet sich am Strand ein Fischercamp.

Das große Riff im Süden der Insel ist auch bei Niedrigwasser überspült, so dass wir es mit dem Kayak erkunden. In dem flachen Wasser sehen wir Massen von Seegurken, viele blaue Seesterne, kleine Tropenfische und aufgescheuchte Fischschwärme die fluchtartig unter dem Kayak hindurch huschen. Unterwasserwelt erleben ohne nass zu werden 🙂
Doch den Badespaß im warmen Meer lassen wir uns natürlich auch nicht nehmen.
Da das Kayak schon einmal im Wasser ist, nutzten wir auch die Gelegenheit um die Wasserlinie, die schon wieder leichten grünen Algenflaum hat, zu reinigen. Und auch das Gasflaschenfach, das jetzt ja keine rostigen Eisenflaschen mehr beherbergen muss, weil es mit den neuen Aluminiumflaschen bestückt ist, wird gründlich gereinigt. Das lockt einen neugierigen Besucher an. Eine schwarz-weiß geringelte Seeschlange. Da hier für sie nichts zu holen ist, ist sie dann auch schnell wieder verschwunden. Leider – oder Gott sein Dank? – taucht sie auch die nächsten Tage nicht mehr auf.
Wir lesen nach, dass diese Schlangenart ziemlich giftig ist. Für den Menschen soll sie insofern ungefährlich sein, als das ihr Maul zu klein ist, um direkt zuzubeißen. Einigermaßen beruhigend. Im übrigen hat sie wahrscheinlich im Zweifel mehr Angst als wir 😉

Die Tage vergehen wie im Fluge, da, wie immer, verschiedene kleine Arbeiten anfallen. Und da wir uns doch ziemlich allein fühlen, drehen wir auch schon mal stimmungsvoll die Bordmusik lauter. Wir sind schon ziemlich überrascht, als dann die ‚Whalesong‘, die offenbar täglich hierherkommt, auf uns zufährt und die beiden Tonganer uns bitten, die Musik doch leiser zu machen. So weit, wie sie von uns entfernt waren, dürften sie doch eigentlich kaum etwas gehört haben, geschweige denn sich gestört fühlen? Zur Begründung heißt es, das dort am Strand ein Film gedreht wird.
Ein Film. Hier in Tonga. Das kann nichts großes sein, der Ausstattung nach zu urteilen, die wir mit dem Fernglas sehen können. Also muss mal wieder Google ran und Auskunft geben, was hier los ist. ‚Tonga‘ und ‚Movie‘ als Stichworte bescheren uns ein paar Filme mit durchaus bekannten Schauspielern. Nur die wurden hier schon vor etlichen Jahren gedreht und sind nicht gerade aktuell.
Am nächsten Tag ankert die ‚Whalesong‘ in unsrer Nähe am Strand, nachdem sie das Filmteam, wie wir jetzt wissen, am anderen Ende der Insel abgesetzt haben. Jetzt erfahren wir, dass es sich um ein deutsches Team handelt. Mit dieser zusätzlichen Information eröffnet uns Google, dass hier der Film ‚Paradise‘ im Auftrag von ZDF und ARTE gedreht wird. Die Ausstrahlung erfolgt voraussichtlich in 2017 abends gegen 23.00 Uhr im Rahmen des kleinen Fernsehspiels. Interessant. Jetzt wissen wir auch, dass die Gruppe Deutscher, die wir am ersten Tag in Neiafu im Tropicana gesehen haben, keine Reisegruppe war, sondern eben das Filmteam, dass hier am Strand dreht.
Und wir erfahren auch, dass das Team drei Monate hier vor Ort ist, wovon fünf Wochen reine Dreharbeiten waren. Mitwirkende sind zwei deutsche Schauspieler und ansonsten Tonganer.

Nach drei wunderschönen Tagen hier, denken wir, es ist an der Zeit weiter zu fahren. Also zurück nach Neiafu um die Unterlagen für Fidschi zu besorgen, noch einmal die Wäsche in die Wäscherei zu geben, Einkäufe zu erledigen und ausklarieren nach Niuatoputapu, der nördlichsten Insel von Tonga. Für uns wird die Insel ein Zwischenstopp auf dem Weg nach Western Samoa sein.

Manchmal wundert man sich. Ausklarieren heißt, die Gebühren für die Liegezeit in Vava’u beim Hafenmeister bezahlen und sich beim Customs abmelden. Der Customer lässt sich dann von uns auch die Quittung zeigen, dass wir beim Hafenmeister bezahlt haben. Als wir dort die Unterlagen zum Schluss wieder einpacken, sehen wir, dass wir versehentlich die Quittung vom letzten Jahr gezeigt haben. Dem netten Zollbeamten ist das nicht aufgefallen 🙂

Die Unterlagen für Voranmeldung in Fidschi, die über Internet erfolgen muss, erhalten wir im Tropicana von dem immer noch (oder schon wieder?) völlig gestresstem Greg. Er druckt die neun Seiten aus und bietet auch an, nachdem wir alles ausgefüllt haben, noch einmal drüber zu schauen, ob wir es richtig gemacht haben. Gestreßt, aber trotzdem immer hilfsbereit 😉

Die MOANA ist auch an diesem Wochenende noch einmal in Neiafu. Sie wollen jetzt weiter nach Fidschi. Für sie ist die Zeit fast zu Ende. Mitte Juli kehren sie in die Schweiz zurück. Es sieht so aus, als wenn sie jemanden gefunden haben, der das Boot dann am Ende der Saison nach Neuseeland bringen wird.

Weitere Boote treffen jetzt in Neiafu ein. Doch wir werden den wirklichen Saisonstart hier nicht erleben. Für uns geht es Morgen früh weiter. Wir sind gespannt, wie es in Samoa sein wird, von dem wir nun schon einiges von anderen Seglern gehört haben.

Tonga – Rückkehr nach Vava’u – vom 16.5. bis 22.5.2016

Die Resorts auf Uoleva werden, wie wir erfahren, unterschiedlich angenommen. Einige sind für die kommende Saison gut ausgebucht, andere, wie das mit den kleinen bunten Holzhütten, freuen sich, wenn sie überhaupt einen Gast haben. Wovon Sie dann leben? Wir können es nur vermuten. Im Bedarfsfall wird dann vielleicht mal eins der vielen Schweinchen verkauft.
Nach vier Tagen fahren wir ein paar Meilen weiter in die Hauptstadt der Inselgruppe Ha’apai und gehen dort direkt im Hafenbecken an eine Mooring. Hauptstadt??? Hauptort vielleicht eher. Denn in Pangai legt die wöchentliche Fähre und das Cargoschiff an. Der Ort selbst ist eher etwas trostlos. Das Dach der Markthalle fehlt, Häuser sind verlassen, der Eingang des Museums zugewachsen, Fundamente, auf denen irgendwann einmal ein Haus gestanden hat.
Das alte Justizgebäude hat vor zwei bis drei Jahren in einem Zyklon den Standort gewechselt. Wäre nicht ein großer Baum auf dem Grundstück, wer weiß wo es gelandet wäre? So steht es jetzt, getrennt von dem Fundament und der Eingangstreppe, auf dem Rasen. Etwas windschief, aber ansonsten doch noch ganz.
Im krassen Gegensatz die Schule / College mit gepflegten Häusern und Anlagen, finanziert mit der Unterstützung von Neuseeland.
Wir suchen den Hafenmeister um einzuklarieren. So richtig weiß scheinbar niemand, den wir fragen, wo wir hin müssen oder wer das ist. Letztendlich landen wir bei einem Ministerium für Transport. Der Tonganer, mit dem wir dann sprechen, weiß scheinbar auch nicht so richtig, was wir wollen. Aber er wäre der Hafenmeister und ja, es wäre alles in Ordnung. Zahlen müssen wir scheinbar nichts und auch die Bootspapiere will er nicht sehen. Ob er wirklich der Hafenmeister ist? Egal. Wir haben uns bemüht und unser Gewissen entlastet.
Wir brauchen frisches Obst und Gemüse. Eine Languste wäre zur Abwechslung in unserem Speiseplan auch nett. Aber in Pangai gibt es zwar einige Geschäfte, alle mit einem scheinbar sehr ähnlichem Angebot, doch die Markthalle ist leer und es sind maximal ein paar Äpfel und Zwiebeln zu bekommen. Selbst Tapioca scheint ein Problem zu sein. Wir bekommen ein paar Tapioca-Wurzeln am nächsten Tag in der Markthalle, völlig überteuert, aber frisch. An Bord werden die Wurzeln gleich geschält, in fingerdicke Stücke geteilt und kurz gekocht. Anschließend lassen wir sie auf einem Küchentuch trocknen und lagern sie in einer Dose im Kühlschrank. Tapioca oder auch Manioka schmeckt besser als die Kartoffeln, die wir aus Neuseeland noch haben und die eigentlich nach nichts schmecken. Für den Verzehr braten wir die Tapiocastücke in der Pfanne. Richtig lecker 🙂
Wir wollen noch etwa eine Meile nördlich vom Hafen in der Lagune vor Anker gehen und das dort gelegene Café / Bar / Bed besuchen. Der Eigentümer und Inhaber war letztes Jahr so freundlich, uns über Funk vor den Riffen zu warnen. Die hatten wir auf der Karte zwar auch selbst gesehen, aber wir fanden das trotzdem sehr aufmerksam und nun wollen wir mal schauen, wer denn der nette Mann ist.
Am Strand begrüßt uns Matt, Australier, Segler und jetziger Inhaber des Ha’apai Beach Resort mit seinen beiden Hunden. Er ist seit etwas über zwei Jahren hier und dabei eine Existenz aufzubauen. Wir erzählen, warum wir herkommen. Er ist wirklich so nett, wie es im letzten Jahr den Anschein hatte. Als wir uns draußen hinsetzen, um etwas zu trinken, setzt er sich dazu und erzählt, wie er hierher gekommen ist, von seinen Plänen das Resort besser zu etablieren und so manches von dem Leben in Tonga.

Unser nächstes Ziel ist jetzt Vava’u. Um die Strecke von über 60 Meilen tagsüber machen zu können, übernachten wir, wie im letzten Jahr, im Riff an der Setila vor Haano Island. Die Fahrt nach Vava’u braucht dann auch tatsächlich rund 10 Stunden und wir erreichen nach einem Segeltag ‚vom Feinsten‘ eine halbe Stunde vor Sonnenuntergang die Blue Lagune. Die Riffe und das schwindende Tageslicht machen die Einfahrt in die Lagune schwierig. Nur weil wir es schon vom letzten Jahr kennen, wagen wir es trotzdem. Und dann ist auch das Wasser bei Flut in der Lagune wieder sehr bewegt, so dass wir eine schaukelige Nacht vor uns haben. Wir nehmen über Funk Kontakt zu Elke und Werner auf, die hier an der Lagune wohnen und verabreden uns für den nächsten morgen, um ein aus Neuseeland mitgebrachtes Paket zu übergeben.
Die Einladung der beiden am nächsten Tag noch ein wenig zu bleiben und sie in ihrem Haus zu besuchen nehmen wir nicht an. Die Lagune macht ihrem Namen ‚Blue Lagune‘ wirklich alle Ehre und ist Südseezauber pur, doch uns ist es für einen Ankerplatz definitiv zu schüttelig. Kaum das die beiden wieder von Bord sind, lichten wir Anker und fahren weiter nach Neiafu. Die schweizerische MOANA ist inzwischen auch in der Lagune eingetroffen. Dem großen Kat machen die unruhigen Bewegungen des Wassers jedoch nichts. Sie liegen viel ruhiger vor Anker, als wie wir es getan haben. Unruhig sind bei Ihnen nur die drei Jungs und die wollen ‚bewegt werden‘, wie Urs es nennt 🙂 Gegen die drei ist ein Flohzirkus aber auch eine lahme Angelegenheit 🙂

In Neiafu erkennt man uns wieder. Hier und da, werden wir überrascht von der Aussage: „Ihr wart doch letztes Jahr auch hier.“
Auch Bob, der Zollbeamte, erinnert sich an PACIFICO. Als wir ihm die Geschichte vom abendlichen Zollbeamten in Nuku’alofa erzählen und der angedrohten Strafe, winkt er nur ab. Das war eindeutig ein Betrugsversuch „Und im dunkeln geht ihr mit niemandem mit!“ sagt er dann noch.
Der Markt ist bestückt wie auch im letzten Jahr. So kaufen wir ein, was wir an Obst und Gemüse benötigen. Es ist teuer, aber man bekommt zumindest etwas, auch wenn das Angebot natürlich grundsätzlich schon sehr eingeschränkt ist.
Nicht alle Restaurants haben geöffnet und teilweise sind die Öffnungszeiten noch eingeschränkt. Die Saison wird jetzt erst beginnen. Das TROPICANA ist geöffnet und Treffpunkt für die Segler, die hier schon vor Ort sind. Hier funktioniert auch das Internet am besten, selbst wenn man dafür bezahlen muss. Wir werden hier die Unterlagen bekommen, die wir für die Einreise nach Fidschi benötigen und auch die fehlenden Gastlandflaggen. Greg, der Wirt, wirkt gestreßt wie immer, doch das hält niemanden davon ab, hierher zu gehen 😉
Die nächsten Tage werden wir zwischen den einzelnen Inseln und Stränden cruisen, nette Badestellen und geschützte buchten suchen, bevor wir weiter in die nördlichste Inselgruppe Tongas weiter segeln.

Gerade jetzt liegen wir am Ankerplatz 11 an einer Mooring. Nur vier, der anderen neun Boote, die hier liegen, sind bewohnt. Wir haben Vollmond, es ist windstill, der Himmel ist sternenklar, die Wellen plätschern leise gurgelnd an die Klippen. Ab und zu hört man weit entfernt auch mal ein Motorboot. Ansonsten ist es still. Abendliche Südseestimmung. Eben Tonga pur.

Tonga – Friendly Islands – Friendly People – vom 3.5. bis 15.5.2016

Unseren ersten Tag in Tonga verbringen wir in unserem Salon bei einem Film-Marathon. Draußen regnet es in Strömen und der neue Dodger ist nach wie vor undicht, so dass man auch im Cockpit nicht sitzen kann, ohne nass zu werden. Wegen dem Regen haben wir auf einen Stadtspaziergang verzichtet und ankern jetzt vor der Stadt windgeschützt vor Big Mama’s Inselchen Pangaimotu.

Nach Regen kommt Sonne. Tatsächlich ist der nächste Tag dann wunderschön, wenn auch sehr windig. Wir pendeln dieser Tage mit PACIFICO zwischen Pangaimotu und Nuku’alofa hin und her, und bleiben nur einmal nachts in der Hauptstadt vor Anker liegen, weil es uns draußen in der Bucht natürlich viel besser gefällt. Es sind bisher nur sehr wenige Boote aus Neuseeland hier angekommen und im Hafenbecken ist die Anzahl der Boote entsprechend übersichtlich. So lernen wir die Schweizer Urs und Miriam kennen. Sie sind mit ihren drei Jungs (4, 6 und 8 Jahre alt) und zwei jungen Leuten aus Amerika, die sie als Crew angeheuert haben, auf dem Cat Moana unterwegs. Neun Monate Sabbatical, dann geht es zurück in die Schweiz und an die Arbeit, erzählen Sie uns.

Allzuviel neues gibt es in der Stadt nicht für uns zu sehen. So planen wir noch einen Landausflug über die Insel Tongatapu per Taxi. Der Taxifahrer vereinbart mit uns eine Zeit am Nachmittag, wann er uns von unserem Liegeplatz abholen will. Vormittags ist er noch mit der Moana-Besatzung unterwegs. Zwei große Touren ist ein guter Tag für ihn, doch die Fahrt mit den Schweizern hat er zeitlich schlecht kalkuliert, denn wir warten am Nachmittag vergebens auf ihn.
Also suchen wir uns ein anderes Taxi. Es wird ein Preis vereinbart. Der Taxifahrer versucht sich für uns als Fremdenführer und redet und redet, bis er uns am Abend wieder am Liegeplatz abliefert. Leider ist sein Englisch für uns nur schwer zu verstehen. Doch es reicht um seine Lebensgeschichte, die Wohnorte seiner Familie, Hinweise auf den historischen Landeplatz von Thomas Cook, Legenden um eine Frau, die sich in einer Höhle verlaufen hat und einen Monat später weißhaarig am anderen Ende der Insel wieder aufgetaucht ist, und vieles mehr zu hören.
Die visuellen Eindrücke auf dieser Fahrt beeindrucken uns doch ungleich mehr. Unzählige Kirchen, denn es gibt mehr als 15 staatlich anerkannte Glaubensrichtungen hier in Tonga. Fast ebenso viele Schulen, meistens kirchlich, und auch Colleges. Chinesische Lebensmittelgeschäfte, die aussehen wie ein Kiosk, die Front vergittert mit Ausgabelöchern für die Waren. Große Wohnhäuser im Kolonialstil, wie in vom Winde verweht, sind die Ausnahme. Die überwiegende Anzahl der Häuser sind einfach gebaut. Dazwischen sogar einfache Hütten, zusammengebaut aus USB-Platten, aber bewohnt. Kaum einmal Gärten. Das Umfeld der Häuser zeugt von Armut und sehr einfacher Art zu leben. Es gibt Landwirtschaft, doch kaum landwirtschaftliche Maschinen. Ein Traktor ist das einzige, was wir einmal sehen. Überwiegend sind es Dschungelgärten, in denen so etwas wie Agrarwirtschaft betrieben wird. Der Boden sieht fruchtbar aus. Wir sehen Menschen, die den Boden bewirtschaften und dem Unkraut kaum Herr werden. Es ist Melonenzeit in Tonga. Auf dem Markt und unzähligen Verkaufsständen unterwegs werden Unmengen Wassermelonen angeboten werden. Ob die alle einen Abnehmer finden?
Wir erfahren, das jeder Tonganer Anspruch auf Land hat, um sich ein Haus zu bauen und Landwirtschaft zu betreiben. Nur regelmäßige Arbeit soll diesen Menschen fremd sein, so dass die Armut bleibt. So sieht das ein Australier, mit dem wir sprechen. Es ist schwer sich hierzu als Tourist eine Meinung zu bilden. Es bleibt das Gefühl des Ungleichgewichts zwischen dem, was wir haben und wie wir leben, und dem was wir sehen. Und dass, obwohl wir auf dem Boot doch eigentlich auch sehr einfach leben.

Neben uns auf der Straße geht eine junge Frau. Sie fragt, wo wir herkommen, wie lange wir bleiben. Während wir nebeneinander hergehen, entwickelt sich ein Gespräch. Begeistert erzählt sie uns, das Sie in San Franzisko war und wie gut es ihr dort gefallen hat, wie anders es dort im Gegensatz zu Tonga ist. Als wir an der Bushaltestelle vorbeikommen verabschiedet sie sich, da sie dort zu einem Bus möchte. So geht es mit vielen Menschen, die wir treffen. Die Menschen sind offen, freundlich und sind jederzeit für ein Schwätzchen bereit, ganz gleich ob es Kinder oder Erwachsene sind.

Allerdings darf man sich von dieser Freundlichkeit nicht täuschen lassen, wenn es ums Geld geht. Als Tourist zahlt man häufig viel mehr, wie als Einheimischer. Und auch kleinen Betrügereien ist man ausgesetzt, wenn man nicht aufpasst. Mit unserem Taxifahrer waren 50 Dollar vereinbart, für uns selbstverständlich Tonga-Dollar. Kurz bevor wir wieder im Hafen sind, fängt er an weitschweifig von Seglern zu reden, die ja alle in US Dollar bezahlen. Schnell ist klar, dass er 50 US Dollar für die Fahrt möchte, also doppelt so viel, wie vorher vereinbart. Letztendlich einigen wir uns dann gutwillig irgendwo in der Mitte.
Wir hatten am Nachmittag schon vor unsrer Rundfahrt die Hafengebühren bezahlt und uns nach Vava’u abgemeldet. Als wir abends gerade losmachen, um zum Pangaimotu für unsere letzte Nacht hier zu fahren, kommt ein Auto vorgefahren. Ein Mann steigt aus, sagt, er kommt vom Zoll, und er müsse unseren Pass noch stempeln. Die Kollegin hätte das nicht richtig gemacht. Kurzum, er möchte irgendwie kassieren. Wir lehnen dies höflich, aber bestimmt ab. Auch lehnen wir es ab mitzukommen, mit dem Hinweis darauf, dass unsere Papiere in Ordnung sind und wir auch ganz bestimmt jetzt keinen weiteren Stempel im Pass wollen, der unser gültiges 90-Tage-Visum beenden würde. Er zieht letztendlich mit dem Hinweis von dannen, dass wir die Strafe dann in Vava’u zahlen müssten. Darauf sind wir gespannt, gehen jedoch davon aus, dass er nur etwas Geld brauchte, um seine Freundin oder Frau, die auch dabei war, zum Essen auszuführen 😉

Am Samstag Morgen machen wir uns auf nach Norden. Unser Ziel ist die Insel Kelefesia. Ein Tagesetappe von ca. 45 Meilen. Wir werden mit 18 bis 22 Knoten guten Wind haben. Der Himmel ist zwar bedeckt, aber ein bisschen Regen wird uns schon nicht schaden. Und es dauert auch nicht lange, da fängt es wirklich an zu regnen. Zunächst nur ein Schauer. Je weiter wir uns von unsrem geschützten Ankerplatz entfernen, je mehr weht es jetzt und immer häufiger regnet es auch. Natürlich dauert es nicht lange und wir sind nass. Die Regenböen bringen Wind so um die 25 Knoten mit sich. Wir Reffen also Genua und Hauptsegel. Die Wellen außerhalb der kleinen Inseln und Riffe werden schon etwas höher. Doch besser unterwegs sein, als so einen Tag am Ankerplatz zu vertrödeln, an dem wir dann doch gerne schönes Badewetter mögen. Wir sind noch keine zwei Stunden unterwegs, als der Regen zum Dauerregen wird und der Wind kontinuierlich über 30 bis 35 Knoten weht. Noch mehr reffen. Die nächste noch dunklere Wolkenformation hat es dann richtig in sich. Es kommt gefühlt so viel Wasser von oben, wie wir unter uns haben. Die Sicht beträgt kaum noch 20 Meter. Die Welle ist mittlerweile bei über 3 Meter. Der Wind fegt um uns herum mit Böen bis zu 45 Knoten. Das war nun wirklich nicht vorhergesagt. Oder haben wir etwas übersehen? Das Kajak hat die nächste Garnitur Gurte geknackt und die Angelsehne, unserer vor Stunden optimistisch ausgeworfenen Schleppangel, hat sich im Windgenerator verwickelt. Wir beschließen uns das nicht weiter anzutun und kehren um. Fünfeinhalb Stunden hat unser Ausflug gedauert, als wir wieder bei Big Mama vor Anker gehen. Die Schweizer schauen uns etwas verwundert an, wo wir denn bekommen? Das wir ‚eins auf die Mütze‘ bekommen haben, können sie überhaupt nicht verstehen. Das bisschen Regen und Wind kann uns doch nicht zum Umkehren gebracht haben? Hier am Ankerplatz ist es im Verhältnis zu draußen in der Tat ziemlich ruhig und beschaulich!

Am nächsten Tag starten wir erneut. Der ersten dickeren Wolkenformation begegnen wir aus den Erfahrungen des Vortages mit entsprechendem Respekt. Doch sie bringt hauptsächlich nur Regen. Nach einem schönen Segeltag, der sich mit dem Vortag nun in keinster Weise vergleichen lässt, gehen wir gegen 16.00 Uhr bei unserem angestrebten Ziel, Kelefesia Island, vor Anker. Eine unbewohnte Insel mit weißen Südseestrand, wunderschöner Unterwasserwelt. Große fächerartige Korallen direkt unter PACIFICO laden zum schnorcheln ein.
Für unseren ersten Landgang benötigen wir dann aber doch zwei Anläufe. Den zweiten Anlauf weniger frei und in angemessener Kleidung, weil ein Fischer uns vom Strand zugewunken hat. Wir sind also doch nicht so allein, wie erwartet. Insgesamt sind es vier Männer, die sich hier für mehrere Wochen zum fischen aufhalten und auf der anderen Seite der Insel campieren. Deshalb hatten wir sie gestern auch nicht gesehen. Wie alle Tonganer sind sie nett und auskunftsbereit. So erfahren wir etwas über ihr einfaches Leben hier, welchen Fisch sie fangen und wie der getrocknet wird, um so haltbar gemacht zu werden.
Am Nachmittag bekommen wir weitere Gesellschaft. Die MOANA mit ihrer siebenköpfigen Besatzung geht neben uns vor Anker. Auch sie sind auf dem Weg nach Norden nach Vava’u und haben diese Insel als Tagesetappenziel gewählt. Etwas überrascht waren sie, wie wir beim Sundowner abends bei Ihnen an Bord erfahren, dass hier schon ein Boot vor Anker lag, als sie die Insel ansteuerten. AIS hatte ihnen dann verraten, das ist die PACIFICO 🙂

Wir überlegen uns, an diesem schönen Plätzchen noch einen weiteren Tag zu bleiben, mit den Schweizern als angenehme Nachbarn. Doch am späten Vormittag lichten wir dann doch spontan den Anker, um den Wind nach Haafeva zu nutzen. Wir schaffen die knapp 35 Meilen noch vor der Dunkelheit und ankern fast an der gleichen Stelle neben dem Pier, der wohl schon einmal bessere Tage gesehen hat, wie im vergangenen Jahr. Unser Thema heute Abend ist natürlich der Inselbesuch am nächsten Tag. Wir hoffen wieder auf frische Früchte und Gemüse, wie bei unserem Besuch im letzten Jahr im Oktober. Ob der Peter, bei dem wir das alles im letzten Jahr bekommen haben, sich wohl an uns erinnert? Wir haben auf jeden Fall extra Angeltools, nach denen er gefragt hatte, als Geschenk mitgebracht.
Der Tag endet für uns mit einem wunderschönen Sonnenuntergang. Direkt neben dem Vulkankegel der etwa 20 Meilen entfernten Insel Kao versinkt die Tropensonne im Meer. Ein eher seltener Anblick bisher, ist doch häufig der Himmel für schöne Sonnenuntergänge zu bedeckt oder der Horizont wolkenverschleiert.
Der Blick auf die Insel Kao, die mit ihren über 1.000 Metern Höhe weithin sichtbar ist, wird uns noch begleiten, bis wir die Inselgruppe Ha’apai wieder verlassen. Häufig sieht es aus, als wenn der Vulkan raucht, wenn am Gipfel des Berges die Wolken hängen bleiben. Doch in Wirklichkeit ist der Vulkan im Moment nicht aktiv.

Wir finden das Haus von Peter im Dorf ziemlich schnell wieder. Ein älterer Mann sitzt davor und winkt uns freundlich zu. Ein anderer kommt uns auf dem Dorfweg mit einer Schubkarre entgegen, sieht uns bereits von weitem, winkt und fällt, trotz der Karre, in einen leichten Trab. Es ist tatsächlich Peter, der dort angelaufen kommt. Hocherfreut uns zu sehen, lädt er uns in sein Haus, also in die Küche, ein und bittet uns Platz zu nehmen. Eine Einladung, der wir nicht folgen. Die Küche ist mehr ein Dachüberstand. An drei Seiten offen ohne Fenster, die Tür durch ein halbhohes Wellblech verstellt, damit die Schweine nicht hinein können. In der Mitte steht ein roh gezimmerter Tisch mit zwei Bänken davor. Wachstuch dient als Sitzfläche. Der Boden ist mit Unrat übersät und nicht wirklich zu definieren. Hinter einem Vorhang stehen Töpfe und sonstiges, das wir auch gar nicht genauer betrachten wollen. Dennoch freut es uns, wie freundlich er uns begegnet. Im Endeffekt sind wir zwar nicht wirklich sicher, ob er sich an uns erinnert, doch er freut sich über unsere mitgebrachten Geschenke – Angeltools und den frischen Fisch, einen Bonito, den wir am Vortag gefangen hatten. Bevor er jedoch mit uns in seinen Dschungelgarten geht, möchte er eine Zigarette rauchen. Den Tabak holt er aus einer ehemaligen Cremedose, ein Papierblättchen reißt er sich aus einer alten Zeitung und dreht sich am Boden sitzend seine Zigarette. Ob wir Tabak hätten? Später werden noch Fragen nach einer Harpune, nach Rum und allem möglichen anderen Zeug folgen. Wir merken uns, dass wir ihm später, neben der Bezahlung, auch eine Schachtel Zigaretten von Bord holen wollen.
Und dann ziehen wir wieder mit ihm los, wie im vergangenen Jahr. Hinter dem Dorf geht es auf kaum erkennbaren Wegen quer durch den Dschungel. Zäune sorgen dafür, dass die Schweine und Rinder nicht überall herumlaufen und zum Verzehr bestimmtes Obst und Gemüse abfressen. Wellblechplatten dienen als Gartentore. Er erntet für uns Bananen, Papaya, Wassermelone, Tapioca und Frühlingszwiebeln. Und wie im letzten Jahr lässt er es sich nicht nehmen, uns alles wieder quer durch den Dschungel bis zum Boot zu tragen. Es gibt keinen Preis für das, was wir bekommen haben. Wir geben, was es uns wert ist. Letztendlich ist es für ihn wahrscheinlich ein sehr gutes Geschäft, denn wir schenken ihm, neben der Bezahlung, auch noch eine Alu-Leiter, die an Bord der PACIFICO schon um die halbe Welt gereist ist, und mit der er fröhlich winkend von dannen zieht. Wir denken, unsre Leiter hat ein gutes zu Hause gefunden 🙂

Wir verstauen unseren Einkauf, lichten Anker und motoren gegen den Wind zur Insel Uiha. Die Insel liegt südlich unserer ganz persönlichen Trauminsel Uoleva. Dort verbringen wir eine ruhige Nacht vor Anker. Länger bleiben wollen wir jedoch nicht. Uiha hat bei weiten den den Charme, den Uoleva für uns versprüht. Also segeln wir gleich morgens nach dem Frühstück die wenigen Meilen dorthin und kreuzen gegen den Wind in die geschützte Bucht der Insel. Es stört uns nicht, dass sie nicht unbewohnt ist und wir diese Südseeperle mit anderen, allerdings sehr wenigen, Menschen teilen müssen.

Es sind auf dieser Insel fünf Gäste- Ressorts ansäßig, die jeweils etwa zehn bis maximal 20 Gäste beherbergen können. Das Niveau der Ressorts ist sehr unterschiedlich, sowohl im Preis als auch der Ausstattung. Absolut ‚basic‘, ein Begriff, der durch das Ressort Taiana für uns im letzten Jahr zu dem Begriff geworden ist, der Einfachheit als solche bezeichnet. Einfache Hütten, ausgestattet mit Bett und Stuhl, Strom über ein Verlängerungskabel, das quer durch das Ressort zur jeweiligen Hütte läuft, Sanitäreinrichtungen in einer Baracke, wie früher die ‚Herzchen-Häuser‘, außen an der Baracke ein Waschbecken im einem darüber aufgehängten kleinem Handspiegel. Dieser ist in diesem Jahr übrigens eindeutig erneuert worden 🙂
Andere haben durchaus europäischen Standard mit eigenem Bad in der Hütte, gemütlichen Speiseraum oder überdachten Sitzplätzen.
Die Ressort Inhaber sind uns Yachties gegenüber sehr freundlich, obwohl wir nun nicht dort übernachten wollen. Einer lädt uns zu einer Tasse Kaffee und zu einem Schwätzchen ein.
Geschäfte oder normale Wohnhäuser gibt es auf der Insel nicht. Hier kann man sich nur erholen, lesen, schwimmen, schnorcheln, kiten, Kajak fahren und ähnliches.
Wir fühlen uns wohl. In dem einem Ressort sind erste Gäste mit denen wir uns unterhalten. Ein junges Pärchen aus England, Tom und Christie sowie Paul aus Hawaii sind uns sympathisch. Gerne kommen wir Ihrem Wunsch nach und laden Sie zu einer Besichtigung von PACIFICO ein. Wir zeigen ihnen unser Boot und weil wir wissen, dass sie im Ressort kein Mittagessen bekommen und schon gar keine kalten Getränke, bewirten wir sie mit unsrer selbst gemachten Pizza und kaltem Bier.
So verbringen wir mit unseren Gästen ein paar angenehme Stunden bei uns an Bord. Es ist für uns ein nette Abwechslung, wieder einmal Gäste zu haben.

Pacific – unter den Wolken – vom 23.4. bis 3.5.2016

Einen Tag später, als geplant, verlassen wir bei schönstem Wetter Neuseeland. Unser Kurs 60° Nord-Ost zu einem etwa 140 Seemeilen süd-östlich der Kermadec Inseln angenommenen Wendepunkt, ab dem es dann nach Norden Richtung Tonga geht. Wir hoffen, dass diese Route uns aus den ungünstigen Winden Neuseelands heraus und in die günstigeren Passat Winde hinein bringt, die dann beständiger aus östlichen Richtungen wehen. Tonga im Kurs direkt anzulegen hätte bedeutet etwa 10 Tage, sehr mühsam, hoch am Wind zu segeln. Also etwas gemütlicher und wir haben ja Zeit.

Als es Nacht wird sehen wir die letzten Inseln Neuseelands, die letzten Lichter, dann nur noch der Pacific. Wir müssen uns wieder gewöhnen an den nächtlichen Wach-Schlaf-Rythmus (Hermann) und unseren Tagesablauf auf See. Die erste Nacht verläuft dann auch sehr unruhig. Ständig meldet das Radar Gewitterzellen. Der Wind nimmt zu und wühlt das Meer auf. Doch der Wind bringt uns natürlich auch gut voran. Um so schneller wir nach Ost kommen, um so schneller kommen wir eben auch aus den unbeständigen Winden um Neuseeland herum heraus.
Die ersten heftigeren Wellen spülen über das Deck und dann rauscht es auch schon in der Kabine. Durch die Lüfter kommt ein Schwall Wasser, als hätte jemand einen Eimer Wasser ausgekippt. Meerwasser tropft noch von der Decke, Treppe und dem Navi-Tisch, hat sich auf Sitzpolster und Kabinenboden verteilt, tropft ab in die Bilge. Wir haben vergessen, die Lüfter abzudecken. Irgend etwas vergisst man immer. Ein paar Handtücher und der Schaden ist schnell behoben. Allerdings ist es kein Vergnügen, bei dem Seegang die Lüftungshörner abzuschrauben und dann mit den Verschlussdeckeln dicht zu machen.

Nach zwei Tagen auf See geht uns schon wieder die Zeitrechnung verloren. Welcher Tag ist heute? Datum? Die mehrmals täglich gesendeten Positionsmeldungen an Familie und Freunde geben Aufschluss. Wir verzichten auf der Reise nach Tonga darauf, die reale Zeit anzupassen. Zuviel Rechnerei. Zweimal überfahren wir diesmal die Datumsgrenze. Einmal östlich von Neuseeland, dann kurz vor Tonga, die die Datumsgrenze für sich ‚verbogen‘ haben. Dazu kommt, das Tonga eine Stunde vor Neuseeland liegt. Das werden wir jedoch erst nach unsere Ankunft glätten.

Unsere eigentliche Zeitrechnung sind jedoch die Seemeilen. Wieviele haben wir zurück gelegt? Wieviele sind es noch bis zum Wendepunkt und später dann, wieviele Meilen sind es bis Tonga? Wind und Wetter bestimmen unsere Zeit, die Wolken über uns, die Bewegungen des Pacifics um uns herum. Kein Land weit und breit zu sehen. Frei atmen, die Sonnenstrahlen genießen, den Wind an der Nasenspitze spüren. Unbeschreiblich schön und befreiend.
Was fehlt den Menschen, die sich unwohl fühlen, wenn sie kein Land mehr sehen? Der feste unbewegliche Bezugspunkt im Blickfeld? Beständige Unveränderbarkeit? Der Halt? Das sich selbst vertrauen und genug sein? Wir können diese Fragen nicht beantworten, denn wir genießen diesen bewegten Blick um uns herum. Keine Sekunde ist der Ausblick gleich. Ständig verändert er sich: Licht, Sonne, Wolken, sanfte Dünnung, spielerisch kippende Wellenkämme, manchmal tobendes Spiel zwischen Wind und Wellen und darüber schnell dahintreibende Wolken, mal in weiß, manchmal im düsteren grauem Gewand. Hermann liebt die mondhellen und die sternenklaren Nächte im Cockpit, wo er mit einem frischen heißen Becher Tee in der Hand in den Himmel und in die Sterne sehen kann, über das Meer schaut und es in sich aufnimmt. Hilde mag die Morgen, wo sie die Neugierde ins Cockpit treibt: wie sieht das Meer heute aus? welches Schauspiel erwartet mich? Es ist immer anders, immer überraschend, immer fantastisch schön.

So eine Reise ist nie langweilig. Überraschende und bezaubernde Erlebnisse bringen immer wieder Abwechslung. An einem Nachmittag sitzt Hilde allein im Cockpit. Es ist recht gemütlich in der Sonne und Fleecedecke und -Jacke schützen vor dem frischem Wind, der den kalten Hauch von Neuseelands Winter mit sich sich trägt. Die Möwen gleiten auf Ihrer beständigen Suche nach Nahrung über das Meer und häufig auch ganz dicht über PACIFICO. Ganz unverhofft landet eine kleine Schwalbe mit einem freundlichem zwitschern im Cockpit auf der Bank hinter dem Ruder, schaut sich um und setzt sich bei Hilde auf die Knie. Ganz zutraulich. Schaut sich um und befindet wohl den Platz auf der Jackenkapuze, also Hildes Kopf für angenehm zum ausruhen. Er bleibt bis die Berührung der forschenden Hand ihn aufstört. Dreht eine Runde um PACIFICO und wählt diesmal die Winsch unter der Sprayhood als Ruheplatz. Es dauert eine ganze Weile, sein Gefieder hat er inzwischen ausführlich geputzt und wohl auch ein wenig geschlafen. Wieder ein freundliches Gezwitscher und dann ist er verschwunden. Was macht so ein kleiner Vogel, kaum ein Handvoll groß, wohl hier mitten In der Wasserwüste, hunderte von Meilen weg vom Land?

Unser aufregendstes Erlebnis ist mal wieder die Angelei. Aus Deutschland haben wir eine Hightech Angelleine mitgebracht. Dünn, aber stark. Jetzt passen wieder 270 Meter Angelsehne auf die Rolle und nicht nur 80 Meter, wie bei der letzten stärkeren Leine. Und in Whangarei gab es kurz entschlossen (oder nach längerem Erwägen?) eine neue stärkere Angelrute. Die Angel wird jeden Morgen ausgeworfen und erst in der Dämmerung wieder eingezogen. Jedes tickern der Rolle, wenn die Sehne etwas mehr ausläuft, lässt uns aufhorchen und in Bereitschaft geraten. Enttäuschung, wenn sich dann nur Seetang oder Müll am Haken verfangen hat. Oder ein Fisch dran ist, sich aber befreien kann, bevor wir ihn auch nur gesehen haben. Nach wenigen Tagen sind wir schon leicht frustriert. Immer noch kein Fisch. Nur, man soll die Hoffnung ja nicht aufgeben. Und schon scheint es diesmal zu klappen. Hermann kann die Angel mit dem sich wehrenden Fisch einziehen, ohne das wir alle Fahrt aus PACIFICO nehmen müssen. Als wir den Fisch endlich an Bord haben, ist es ein etwa vier Kilo schwerer kleiner Thunfisch. Hilde möchte keinen Thuna. Zu trocken. Und für einen Thuna ist er eben auch noch sehr klein, so dass sich einkochen, zum Beispiel für Pizzabelag, auch nicht lohnt. So geht er recht lebendig und vom Haken aus der Stirn befreit zurück in sein Element. Allerdings ist er nicht so gnädig, uns einen anderen Fisch zu schicken. Naja, der Ozean ist groß und vielleicht braucht er ein paar Tage.
Hermann hat nachmittags ein Stündchen geschlafen und wir sitzen jetzt im Cockpit und bewundern die Regenbögen vor düsteren dunklen Wolken im Osten. ‚Die‘ Regenbögen, denn es sind zwei, die sich übereinander in ihrer ganzen Farbpracht leuchtend stark und formvollendet präsentieren. Der untere taucht sogar ins Meer und spiegelt sich bis wenige Meter vor PACIFICO im Wasser. Ob dort unten auf dem Meeresboden ein Goldtopf steht? Wohl eher ein Goldfisch, denn unversehens rauscht die Angel aus. Als Hermann sich an die Angel stürzt, wissen wir noch nicht, das der Fisch uns die nächsten eineinhalb Stunden in Atem halten wird. Er zieht und kämpft mit aller Macht. Immer wieder überwindet er die Bremse der Angelrolle und zieht Leine, die Hermann gerade er mühsam eingerollt hat. Die Rute ist kaum zu halten, so dass sich Hermann auf das Deck setzen muss und seine Füße gegen die Reling stemmt. Wind und Wellen machen die Aktion nicht gerade leichter. Schließlich holen wir die Genua ein, so dass PACIFICO relativ ruhig in den Wellen liegt und keine Fahrt mehr macht. Zwischendurch übernimmt Hilde Hermanns Platz und die Rute. Zentimeter um Zentimeter ziehen wir den Fisch heran. Nach einer Stunde sehen wir erstmals seine Silhouette im Wasser aufleuchten. Wieder kein MahiMahi. Aber was ist es dann? Ein Hai? Nein, kann nicht sein. Aber es ist auch kein Thuna. Soviel ist schon mal klar. Immer näher ziehen wir ihn an der Angel heran, bis wir ihn schließlich mit dem Gaffhaken an Bord holen. Boooooaaahh!!!!
Vor uns liegt auf dem Sonnendeck ein 150 cm langer und 30 kg schwerer Wahoo. Unser größter Fang bisher und wirklich mehr als wir essen können. Wir schneiden gut 13 Kilo Filet aus dem feinem Speisefisch. Einen Teil davon werden wir die nächsten Tage essen, ein paar Kilo werden eingekocht und über die andere Hälfte freuen sich in Tonga zwei Taxifahrer am Hafen und der Mann von der Bio Security.

Der Wind ist mit uns. Kaum vierundzwanzig Stunden hinter uns macht sich ein Hoch breit und lässt den Wind in dem Gebiet einschlafen. Das hätte für uns Flaute bedeutet und zusätzliche Tage bis zur Ankunft. So segeln wir bei halben bis achterlichen Winden Richtung Norden dahin. Im schneller. Am Sonntag, dem 1. Mai, weht es den ganzen Tag schon mit um die 20 Knoten und nachts soll es noch mehr werden und dann bis Montag Abend mit 25 bis 30 Knoten wehen. Wenn es also so weiter geht, sind wir morgen schon da und nicht erst, wie vor zwei Tagen prognostiziert, am Dienstag Morgen. Dann müssen wir aber auch wirklich so schnell bleiben wie jetzt. Das bedeutet mindestens 6 Knoten Geschwindigkeit, besser mehr, um ein Tagesetmal von 150 bis 160 Meilen zu erreichen. Ziel ist es bei Tag anzukommen. Nachts wäre die Ankunft bei den Riffen um Tongatapu herum zu gefährlich.
Bei Einbruch der Dunkelheit reffen wir noch einmal. Großsegel und Genua im zweiten Reff und trotzdem laufen wir noch über 8 Knoten Geschwindigkeit. Trotz des Windes bleibt die Höhe der Wellen zunächst eher auf geschätzten moderaten 3 Metern. Die Nacht auf Montag ist entsprechend unbequem, doch haben wir es schon schütteliger erlebt.
Montag morgen gegen sechs Uhr schlägt eine Welle gegen das Ruder und drückt PACIFICO quer zum Wind in Schräglage. Hilde schiesst, noch im Halbschlaf im Bett, ungebremst durch die Schlafkabine und landet samt Matratze und Bettzeug, also gut gepolstert, vor Hermanns Bett auf dem Boden. Völlig geschockt horche ich auf die Geräusche vom Boot. Alles gut, PACIFICO ist wieder im Lot. Doch was ist Hermann passiert, wenn ich schon so durch die Kabine geschossen bin? In leichter Panik rappele Ich mich also auf und stürze in die Küche, um nachzusehen. Hermann schaut lächelnd um die Ecke, als wenn nichts wäre gewesen wäre. Er hat am Navi Tisch gesessen und den Computer gerettet. Bevor wir weiter zum Spielball der Wellen werden, hat er auch schon das Ruder wieder auf Kurs gebracht. Alles gut. Nur Hilde braucht etwas Zeit um langsam wieder ins Lot zu kommen 😉
Der Montag beginnt also stürmisch und bleibt es, wobei in Böen bis zu sieben Windstärken ja noch kein Sturm sind. Die Wellen werden immer höher, geschätzte drei bis dann doch eher vier Meter. Eine weitere Welle schiebt unser Heck herum, bringt uns leicht in Schräglage. Das Kajak, dass außen an der Reling angegurtet ist, wird ins Wasser gedrückt. Die Schnallen der Gurte halten dem Druck nicht stand und werden auseinander gedrückt. Das zusätzlich noch vertäute Kajak hängt jetzt aussenbords und wird bei einer Geschwindigkeit von über 8 Knoten mitgezogen. Fragt sich, wie lange das gut gehen kann und die Halteschlaufe am Kajak das aushält. Also muss es irgendwie zurück an Bord. ‚Und das bei dem Seegang!!! ‚denkt Hilde. Über die Bordwand besteht keine Chance. Also verbringt Hermann das Kajak ans Heck und kann es über die Badeplattform an Bord ziehen. So etwas nennt man dann Resourcen retten.
Wir rauschen nur so dahin und hoffen Tonga am frühen Nachmittag zu erreichen. Erst als wir direkt vor der Piha-Passage sind, entscheiden wir uns diesen kürzeren Weg nach Nuko Alofa, Tongas Hauptstadt und Einklarierungshafen, zu nehmen. Wir werden damit mögliche Turbulenzen durch Tide und heute sehr hohem Pacific Schwell in Kauf nehmen, sparen aber mindestens drei Stunden Fahrzeit
Um 16.00 Uhr unserer Zeit, also 17.00 Uhr Tongazeit gehen wir vor dem Pangaimotu (Motu: Inselchen), also noch bei Tageslicht, vor Anker gehen. Die Behörden haben bereits Feierabend. Wir feiern unsere Ankunft mit einem leckeren Essen, also entsprechend unserem Geschmack kein Fisch sondern Steak.

Heute, am Dienstag, regnet es. Die vorhergesagten sieben Windstärken scheinen auszubleiben. Als wir die Hafenbehörden über VHF anrufen, meldet sich dort niemand. Auch lässt sich niemand sehen, als wir am Quarantäne Pier festmachen, nur die Taxifahrer. Doch gut, wenn man sich auskennt. Also marschiert Hermann mit Schiffspapieren und Pässen los, um uns einzuchecken. Dort ist man sichtlich genervt, dass die Segler wieder kommen und man arbeiten muss. Hermann nimmt es gelassen. Kurz nachdem er die Migration und Zoll erledigt hat und wieder an Bord ist, kommt auch der Mann von der Bio Security an Bord. Der ist weit weniger streng, als die die Vorschriften und so ist alles ganz entspannt. Wir müssen nichts von unseren frischen Lebensmitteln an Bord abgeben. (Wahrscheinlich deshalb, weil Hermann die Frage danach schlicht überhören wollte und der Beamte keine Lust hatte, sich mit vermeintlich mangelnder Sprachkenntnissen und Verständnisschwierigkeiten auseinander zu setzen. )
Nachdem mit dem Quarantäne Beamten alles offizielle erledigt ist, gibt es noch etwas Smalltalk. Wir erzählen von dem Wahoo und wie wir ihn geangelt haben. Da wir immer noch mehr als reichlich davon übrig haben, fragen wir, ob wir ihm ein gutes Stück davon schenken dürfen. Hoch erfreut nimmt er das große Stück Filet entgegen, greift sofort in die Tüte und reißt sich ein Stück von dem rohen Fisch ab. Das rohe Fleisch schiebt er sich in den Mund, kaut genüsslich und ist entzückt von dem gutem Geschmack und wie frisch der Fisch ist. Er bittet um einen Teller, ein Messer und Salz, weil er doch gleich hier an Ort und Stelle noch etwas von dem köstlichen Fisch essen möchte. Wir sind leicht sprachlos. Allerdings hatte auch der Taxifahrer, der gestern schon ein Stück und dem Filet bekommen hatte, sich heute morgen noch einmal dafür bedankt und auch etwas in der Richtung gesagt, wie gut doch dieser Fisch roh geschmeckt hatte. 😅

So, nun sind wir wirklich in Tonga angekommen, ganz offiziell und mit einem drei-Monate-Visum. Letztes Jahr durften wir nur einen Monat bleiben laut Visum. Hat es geholfen, dass Hermann denen erzählt hat, wie gut es uns hier auf den Friendly Islands gefällt?

Neuseeland – Aufbruchstimmung – vom 16.4. bis 23.4.2016

Schon mal versucht den Einkauf für ein halbes Jahr, so ca. 12 Maxi-Einkaufswagen voll bis oben hin, in einer kleinen Küche zu verstauen? So ist es ungefähr, wie es uns geht. Es ist eine wirkliche Herausforderung. Alles das, was wir meinen für das nächste halbe Jahr zu brauchen, wird eingekauft, mit einem Trolly zur PACIFICO und an Bord gebracht. Anschließend muss alles seinen Platz finden, sicher verstaut werden, und das möglichst auch so, dass wir es bei Bedarf wiederfinden 🙂
Fleisch wird wieder eingekocht, so dass wir genügend Reserven an Bord haben. Das Angebot auf den Südseeinseln ist doch sehr begrenzt und so werden wir davon unabhängig sein. Also steht Hermann Stunde um Stunde in der Küche, kocht und füllt die vielen kleinen Gläser mit Gulasch und Hackfleisch. Und wenn dann der neue Schnellkochtopf zum sterilisieren nicht funktioniert und keinen Druck aufbaut, kann einen das kurzfristig schon ziemlich ärgern. Der Topf war teuer genug und sollte doch seinen Dienst tun. Wir brauchen fast zwei Stunden, wollten fast schon aufgeben, bis wir dieses Problem dann doch erfolgreich gelöst haben. Der Teufel steckt, wie so häufig im Detail. Und manchmal fehlt nur ein kleines Stück Gummi, dass sich im Topfschrank selbstständig gemacht. Nach dieser Entdeckung waren wir schon froh, dass wir uns das böse Mail an Verkäufer und Hersteller verkniffen haben 😉

Auch bekommen wir natürlich alles hier in Whangarei und zudem im wesentlichen viel günstiger, als zum Beispiel in Tonga. Da lohnt sich die Vorratshaltung allein schon aus Kostengründen.

Und auch die letzen Arbeiten am Boot wollen erledigt werden, ist uns doch der Windgenerator kaputt gegangen und weitere viele Kleinigkeiten. Die Heizung benötigt noch den individuell geschweißten Auspuff, was etliche Fahrten mit dem Fahrrad erfordert, bis alles passt. Unser Fahrrad, dass wir auf dem Seglerflohmarkt günstig erworben hatten, sollte eigentlich nach den Arbeiten auf dem Hardstand verschenkt oder verkauft werden. Mittlerweile haben wir es jedoch richtig lieb gewonnen und werden es erst einmal behalten. Es bleibt jedoch hier in Whangarei in der Obhut von Renate von der RENAHARA. Bei ihr können wir auch gut 10 Kilo unseres Honigs lagern. Wenn wir ihn mitnehmen würden, dürften wir ihn nicht wieder zurück nach Neuseeland nehmen. Und das wäre wirklich schade. Die anderen 10 Kilo sind natürlich noch an Bord und decken unseren Bedarf für die nächsten Monate.

Insgesamt macht sich doch etwas Aufregung in unseren Herzen breit. Es geht endlich wieder richtig los. Für die Überfahrt nach Tonga rechnen wir schon 14 Tage Dauer. Wenn man direkt bei guten Wind fahren könnte, wären es eher 9 Reisetage. Aber soviel Glück wagen wir nicht zu planen und es wäre eher unwahrscheinlich so einen günstigen Wind für die gesamte Reise zu haben. Viel wahrscheinlicher wäre es bei dem direkten Kurs, dass wir in Fidschi statt in Tonga landen. Wir gehen deshalb auf einen Dreieckskurs und fahren zunächst einige Tage Richtung Osten, um dann mit beständigeren Winden nach Norden segeln zu können.

An unserem letzten Abend bekommen wir noch einmal Besuch. Heute sind die WALKABOUT’s wieder in Whangarei eingetroffen. Wir freuen uns, dass sie trotz der anstrengenden Reise, die hinter ihnen liegt, noch einmal kurz vorbei kommen, um uns zu sehen. Das nächste Wiedersehen gibt es dann wahrscheinlich erst auf Fidschi. Genauso wie die MEERBAER ’s, mit denen wir in Whangarei auch so einige schöne Stunden verbracht haben. Wir hoffen, auch die beiden ebenfalls auf Fidschi wieder zu sehen. Mit der GREEN DUCK gibt es vielleicht schon ein Wiedersehen auf Tonga. Schauen wir mal. Wir freuen uns schon darauf.

So macht sich die Abschiedsstimmung breit. Einige werden am Ende der Saison wieder hier sein, andere werden weiter fahren Richtung Australien oder Indonesien. Die meisten hoffen wir auf Fidschi zu treffen. Schauen wir mal, wie es sein wird.

Freitag Mittag sind die letzen Einkäufe getätigt, die letzte Wäsche gewaschen und die Marina bezahlt. Um 13 Uhr fahren wir ab nach Marsden Cove, dem Port of Entry, an dem wir eben ausklarieren wollen.

Als wir in Marsden Cove einlaufen, fahren wir direkt auf die ‚Rose of Jericho‘ zu. Zuletzt hatten wir sie zwischen Raiatea und Tahaa gesehen. Nun waren sie hier in Neuseeland und haben diverse Wartungsarbeiten durchführen lassen, bevor sie über Austral Island zurück nach Tahiti segeln. Vielleicht überlegt es sich der Eigner ja noch einmal und möchte auch nach Fidschi 😉

Bruce, der uns ausklarieren wird, meldet sich zunächst nicht. Obwohl wir schon vor einer Woche an den Customs geschrieben haben, ist er nicht zu erreichen. Gegen halb fünf Uhr erfahren wir von der Marina, dass er erst morgen früh um 9.00 Uhr kommen wird. Da wollen wir eigentlich schon zwei Stunden unterwegs sein.

Ab jetzt wird uns unser Kompetenz-Centrum in Hamburg wieder besonders begleiten. Nicht das wir nicht ohnehin in fast täglichem Kontakt stehen 🙂 Besonders wichtig für auch gerade jetzt, da AMOS sich noch nördlich von Tonga austobt.

Bruce kommt bereits um 8.30 Uhr. Eine halbe Stunde später sind wir startklar. Jetzt geht es wirklich los.

Es ist Samstag der 23. April 9.00 Uhr als wir unsere Reise nach Tonga antreten. Wir hoffen auf gute Winde und nicht zu hohe Wellen.

Unser Kompetenz-Centrum Hamburg

Made with Repix (http://repix.it)
Henning Hinzpeter

Wir wurden schon häufiger gefragt, was sich hinter unserem Kompetenz-Centrum Hamburg verbirgt.
Henning Hinzpeter ist ein enger langjähriger Freund Hermanns. Selbst Segler, war er auch mit dabei PACIFICO zu finden und bei der ersten Besichtigung. So kennt er Boot, Segeleigenschaften und Ausstattung fast so gut wie Hermann.

Auf unserer Reise stehen wir in ständigem Kontakt mit ihm. Er ist von Anfang an unser virtueller Mitsegler. Wir erfahren nicht nur Neuigkeiten, sondern werden von ihm auch wettertechnisch beraten. Er schaut in Hamburg auf diverse Wettertools und die Großwetterlage. Das ist uns in dieser Form gar nicht möglich, wenn wir unterwegs sind, weil wir keinen Internetzugriff haben. Außerdem ist es gut immer eine zweite Meinung zu haben. Und wir bekommen die Informationen von ihm in der Regel so rechtzeitig, dass wir entsprechend reagieren können und unsere Route daraufhin anpassen oder uns, wie in Patagonien, rechtzeitig einen geeigneten Ankerplatz suchen können.

Ein Hobby von Henning sind also mittlerweile das Marinewetter, ein weiteres die Großschifffahrt der Welt. Da kann es schon mal passieren, dass wir von ihm die Frage bekommen: westlich von euch ist der Tanker XY unterwegs mit Ziel Hongkong. Könnt ihr den schon sehen? So war es kein Wunder, dass im Freunde auch einmal eine Reise auf einem Frachtschiff zum Geburtstag geschenkt haben.

Henning Hinzpeter
marinewetter [at] gmail.com
Hamburg-Bergedorf

Neuseeland – Inselwelt – vom 10.3. bis 15.4.2016

Wir genießen es also wieder unterwegs zu sein.
Nachdem wir vier Wochen mit dem Black Sheep die Nordinsel von Land aus entdeckt haben, wollen wir jetzt das Segelrevier entdecken.
Von der Insel Kawau, in der wir gut behütet neben einem neuseeländischen Customs-Boot die Nacht verbringen, geht es weiter südlich nach Waiheke. Der Segeltag beginnt wunderschön mit gutem Wind und sonnigem blauen Himmel. Leider dauert es dann jedoch nicht lange und der Himmel zieht sich zu, der Wind brist auf und es beginnt zu regnen. Bis Waiheke sind es vier bis fünf Stunden und die Sicht ist entsprechend dem Wetter teilweise mehr als schlecht. Erst kurz vor Waiheke klart es wieder etwas auf. So können wir Inseln und Riffe nicht nur auf dem Plotter sehen, sondern auch so ausmachen und entsprechend sorgsam umschiffen. Bald erreichen wir unser Ziel und gehen in der nördlich gelegenen Piemelon Bay vor Anker. In der weiten Bucht suchen wir uns ganz im Osten einen Ankerplatz, da der Wind nachts auf Ost drehen und mit mehr als 20 bis 25 Knoten wehen soll. Wir hoffen so auf eine ruhige Nacht. Auch andere Segler, die zunächst mehr westlich geankert hatten, verlegen im Laufe des späten nachmittags ihren Ankerplatz in diesen Teil der Bucht. Wir denken, dass wir sehr vorausschauend geankert haben und eine ruhige Nacht haben werden, in Anbetracht der Wind- und Wetterlage. Sollte man meinen.
In der Tat ist die Nacht dann so gut wie windstill. Ohne Wind legt sich PACIFICO jedoch quer zum Schwell und schaukelt dann die ganze Nacht im Pacific-Schwell unruhig hin und her. Natürlich kennen wir so etwas. Das heißt nun aber nicht, dass wir das besonders entspannend finden. Leicht gefrustet warten wir morgens nicht einmal unser Frühstück ab. Der Anker wird gelichtet und schon beim ersten Becher Tee machen uns wieder auf den Weg.
Wir wollen uns weitere Ankermöglichkeiten in und um Waiheke herum ansehen, die wir dann mit Inga besuchen können. Ursprünglich wollten wir an diesem Wochenende auch mit einem deutschen, jetzt in Neuseeland lebenden, Freund hier gemeinsam segeln. Leider hatte sich das in der vergangenen Woche zerschlagen. Vielleicht ergibt sich später noch eine Gelegenheit das nachzuholen.
Heute ist die Sicht sehr gut. Der Regen hat sich verzogen. Es scheint wieder die Sonne. Und wir staunen, wie viele Boote hier unterwegs sind. Das haben wir noch nirgends erlebt. Selbst auf der in den Sommerferien sehr belebten Ostsee herrscht nicht soviel Betrieb. Gerade jetzt am Wochenende scheint es, als wäre jeder Neuseeländer im Boot unterwegs und hält dabei die Angelrute heraus. Manchmal zählen wir bis zu 10 Personen auf einem kleinem Motorboot, das mit drei Personen schon gut besetzt wäre. Auf in der Karte ausgewiesenen Fishingpoints liegen etliche Boote vor Anker und die Neuseeländer gehen ihrem Hobby nach.
Es ist gar nicht so einfach sich dort hindurch zu schlängeln, wenn die eigene Fahrtroute durch so ein Gebiet führt. Schließlich möchten wir nicht von einer Angelleine eingefangen werden. Gut gelaunt winken viele uns zu, als wir vorbei fahren.
Über Nacht gehen wir in der Putiki Bay vor Anker, bevor wir am nächsten Tag weiter nach Auckland in die Viadukt Marina fahren. Die Marina liegt nur wenige Schritte von der Down Town entfernt. Ein Taxi, um Inga am nächsten Morgen vom Flughafen abzuholen, haben wir schon vor Wochen bestellt.
Die Tochter besucht die Mutter.
An dieser Stelle wird wieder einmal bewusst, wie anders unser Leben geworden ist. Es lässt sich nicht mit dem Leben in Deutschland vergleichen. Und es hat auch uns in gewisser Weise auch verändert. Es hat unsere Maßstäbe geändert, unser Zeitgefühl, unsere Gewohnheiten. Es hat unsere Blickwinkel und unsere Sichtweisen geändert. Unser ganzes Lebensgefühl. Wie schwer muss es für Freunde und Familie sein, die uns ja zum Teil schon ein ganzes Leben kennen, das zu verstehen.

In der  Viadukt Marina liegen die Boote der Reichen und Schönen, die Amerika Cup Segler, aber auch Ausflugsboote und kleinere Motorboote. Wir befinden uns also in bester Gesellschaft. Der Preis für den Liegeplatz ist entsprechend hoch. Dafür stellt die Marina dann aber nicht einmal Facilities wie Duschen und Toiletten, geschweige denn Waschinen oder Barbecue zur Verfügung. Da sind wir aus Whangarei viel besseres gewohnt.

Inga landet morgens früh um kurz nach 7.00 Uhr und ist schon gegen 9.00 Uhr mit uns an Bord. Alles hat prima geklappt. Wenig später wissen wir aus ihren Erzählungen, dass wir niemals, wenn es sich irgend wie vermeiden lässt, über Guangzhou fliegen werden. Der Flughafen ist weit weg von dem, was man von einem internationalen Flughafen erwarten kann.

Am nächsten Morgen setzen wir, nun für die nächsten drei Wochen zu dritt, unsere Entdeckungsreise fort.
Wir machen eine Badestopp in der Rockybay in Waiheke, übernachten in der Chamberlainsbay von Punui Island. Weiter geht es nach Great Barrier, vorbei an der Nordspitze der Halbinsel Coromandel.
Auf dem Weg kommt auch unsere Angel mit der neuen Hightech Sehne zum Einsatz und beschert uns den ersten Kawaii, einem weissfleischigen Fisch, den es dann auch gleich zum Abendessen gibt. Frischer geht es nun wirklich nicht.
Great Barrier erinnert uns an die wilde raue Schönheit von Patagonien, nur eben viel dichter bewachsen und die Temperaturen sind um viele Grade wärmer.
Wir übernachten nacheinander in den Buchten Shoal Bay, Whangararapara, Man of War (Kaikoura Island), Kiwiriki und Karaka. Und auch Port Fitzroy statten wir einen kurzen Besuch ab. In Great Barrier ist definitiv Nachsaison. Wir sehen hier relativ wenig Boote. An Land sind viele Häuser geschlossen und es sind sehr wenige Menschen unterwegs. Die Insulaner sind unter sich.

Aber es gibt schöne Erlebnisse, wie an einem ruhigen fast windstillem Abend, als ein Amerikaner pünktlich zum Sonnenuntergang seine Flagge einrollt und von einem anderen Boot in dieser abendlichen Stimmung plötzlich ein Dudelsack einklingt. Der Spieler, offenbar motiviert von unserem Beifall klatschen, spielt noch einige weitere Lieder für uns, bevor das kleine Konzert abrupt endet. Wir vermuten, ihm ist die Luft ausgegangen 😉 Gerne hätten wir noch ein wenig mehr davon genossen.

Auf der Fahrt entlang der rauen Inselküste sehen wir unsere erste Haifischfinne. Ganz gemächlich schwimmt der Hai eine Zeitlang neben dem Boot her, bis er aus unserer Sicht verschwindet. Später sehen wir noch ein oder zweimal weitere Finnen aus den Wellen auftauchen. So richtig wohl ist uns bei dem Anblick denn doch nicht.
Etwas weiter auf der Fahrt tauchen an der Küste ganz andere Fischflossen auf: Delphine. Es ist ein riesiges Rudel sehr großer Tiere. Wir fahren direkt auf sie zu, ganz nahe an die felsige Küste heran. Und dann sehen oder hören? sie uns und kommen auf uns zu, umspielen unseren Bug, tauchen unter uns durch, springen vor uns aus dem Wasser. Sie begleiten uns eine ganze Weile, bis sie in ihre Bucht zurückkehren. Delphine sind immer wieder ein ganz besonderes Erlebnis.

Nett ist es in der Man of War Bay, wo wir Nick, einen ehemaligen Piloten, kennenlernen. Er lebt hier auf seinem Boot und arbeitet ehrenamtlich auf der kleinen Insel, auf der im Krieg einmal eine Invasionsabwehr der Neuseeländer stationiert war. Jetzt gehört die Insel einer Stiftung und ist ein Naturschutzgebiet.  Nick lädt uns spontan zu einer Spazierfahrt über die Insel in seinem Jeep ein. Er zeigt uns die historischen Plätze, den Airstrip und die schönsten Buchten der kleinen Insel. Wir kommen am nächsten Tag noch einmal wieder, um uns mit selbst gebackenen Brot für die kleine Führung zu bedanken.

In der letzten Bucht, in der wir hier übernachten, liegen wir als einziges Boot. Es dauert jedoch nicht lange bis wir Besuch bekommen. Wir taufen unseren Besuch „Duffy“. Die kleine Wildente schwimmt nicht nur um unser Boot herum, in der Hoffnung darauf, dass etwas für Sie abfällt, nein, sie kommt direkt zu uns an Bord und bleibt den ganzen Nachmittag. Erst am Abend, kurz vor der Dunkelheit fliegt sie davon, um dann jedoch am nächsten Morgen pünktlich zum Frühstück wieder da zu sein.

Inga ist den ganzen Nachmittag damit beschäftigt einen Snapper (kleine Barsche) nach dem andren zu angeln. Die kleinsten gehen zurück ins Meer, die größten in die Pfanne und einige behalten wir als Bait (Köder).

Das Wetter ist nicht so gut ins dieser Woche, doch nun soll es noch schlechter und vor allem windiger werden und auch bleiben. Wir können in Great Barrier bleiben oder, bevor der Wind noch heftiger wird, über Nacht in die Bay of Islands segeln. Wir haben eigentlich genug gesehen von Great Barrier und machen uns also kurz entschlossen am späten Nachmittag auf. Nach einem kurzen Abstecher zum Baden auf Nicks Insel geht es los. Es ist eine ziemliche schüttelige Überfahrt und der Wind weht nachts wider erwarten schon mal mit 30 Knoten. Aber er weht aus der richtigen Richtung und treibt PACIFICO meist mit über 8 Knoten Geschwindigkeit über das Meer. Morgens früh um 4.00 Uhr segeln wir am Cape Brett vorbei in die Bay of Islands.

Ein paar Tage später wird das Wetter wieder besser. Nach einem kurzen Abstecher nach Russel, um einige frische Lebensmittel einzukaufen, bleiben wir in der Paradise Bay, in der auch viele andere Boote vor Anker liegen. Wir sind damit zufrieden ein paar Tage in der Sonne zu liegen, schwimmen zu gehen oder kleine Touren mit dem Kajak zu unternehmen.
Als es Zeit wird an Inga’s Rückflug nach Deutschland zu denken, zuckeln wir die Küste herunter nach Whangarei. Wir entdecken die romantische Bucht Whangamumu, in der es früher eine Walfängerstation gab, Whangaruru und Tutukaka. Geschützte Buchten, die uns gefallen und die wir für weitere Besuche vormerken.
Und schon heißt es Abschied nehmen. Mit dem Auto bringen wir Inga von Whangarei aus dann am Abreisetag früh morgens zum Flughafen nach Auckland.

Wir kehren mit PACIFICO zurück in die Bay of Island. Bei leichtem Wind brauchen wir von der Urquharts Bay bei Marsden Cove gute zehn Stunden bis dort hin. Besonders gut gefällt es uns in der Wairoa Bay, Halbinsel Purerua. Der Wind steht günstig für diese Bucht, die nach Süden offen ist. Sanfte leuchtend grüne Hügel, hier und da eine Farm (eher schon richtige Anwesen), eine tiefe Ruhe ausstrahlende malerische Landschaft. In der Bucht liegen kleine bewachsene Felseninseln, die man mit dem Dingi besuchen kann.
Einige Segler sind dort unterwegs und erkunden die kleine Insel. Dann kommt ein Motorboot und das Paar geht ebenfalls an Land. Langsam wird es lebhaft auf der kleinen Insel. Ein weiteres Segelboot gleitet in die Bucht, fährt auf die Insel zu, fast bis an den Strand. Und auch Hermann macht sich mit dem Kajak auf, um mal zu schauen, was denn dort so los ist.
Am Ende wird es plötzlich unruhig auf  PACIFICO, weil sich hier vier Gäste zum Tee eingeladen haben. Pat und Alice und zweimal Terry. Die vier haben sich eben am Strand kennen gelernt und dann festgestellt, dass sie sich schon seit über 40 Jahren kennen. Beide Frauen sind Lehrerinnen und die eine hat die Kinder der anderen unterrichtet. Und nun sind sie sich hier am Strand der Mini-Insel wieder begegnet.
Wir warten den späten Nachmittag ab, bis die Insel wieder verlassen da liegt. Kurzer Hand packen wir ein, was wir zum Grillen benötigen, beladen PACIFICA und setzen über zum Strand. Wir haben eine Insel ganz für uns alleine. Nach einem leckeren Essen am Strand rudern wir im Licht der letzten Sonnenstrahlen des Tages zurück zur PACIFICO. Es war ein wunderschöner Tag und es ist ein traumhaft schöner Ort. Wir werden bestimmt noch einmal herkommen.

Nördlich der Bay of Islands liegt Whangaroa. Whangaroa ist uns mehrfach empfohlen worden. Also geht es weiter nach Norden. Die Einfahrt nach Whangaroa liegt zwischen hohen steilen Felswänden. Wir tauchen ein in eine Fjordlandschaft von herber Schönheit. Durch die Lage und Größe der Einfahrt wird aus dem dahinter liegenden Fjord einHafen, der bei jedem Wetter Schutz bietet. In den vielen Buchten des Fjordes sind leicht sichere Ankerplätze in einer fantastischen Landschaft zu finden. Nach einer Rundfahrt durch das Fjordgebiet ankern wir in einer kleinen, sehr geschützten Bucht und bleiben auch einige Tag, bevor es wieder zurück  über die Bay of Islands nach Whangarei geht.

Die Rückfahrt nach Whangarei ist von Starkwindwarnungen getrieben. Wir brechen unseren geplanten Aufenthalt in der Bay of Islands ab, als das Wetter wieder schlechter werden soll. Spontan lichten wir  am Mittwoch Mittag unseren Anker uns fahren los. Wenn alles gut geht, könnten wir noch im Tageslicht Tutukaka erreichen. Von dort sind es dann nur noch sechs Stunden bis Whangarei. Alles läuft gut. Wir können zwar nicht gegen den Wind segeln, doch ist er noch so schwach, das wir leicht gegenan motoren können. Außerdem zieht uns zusätzlich die Strömung unterstützend die Küste herunter nach Süden. Eine halbe Stunde vor Sonnenuntergang laufen wir durch die schmale Zufahrt von Tutukaka in die dahinter liegende Bucht. „Unsere“ Mooring, an der wir schon einmal mit Inga gelegen haben und die sicherlich irgend jemanden gehören wird, ist frei und zehn Minuten später haben wir sicher fest gemacht.

Es gibt ein leckeres Abendessen vom Grill. Die drei Bonitos (kleine Thunfischart), die wir unterwegs gefangen haben, werden von uns an diesem Abend verschmäht und bleiben im Kühlschrank, einen vierten schenken wir einem Amerikaner, der neben uns vor Anker liegt und sich über diese unerwartete Speiseplanerweiterung freut.

Morgens gegen 5.00 Uhr beginnt es zu wehen. Der erwartete Starkwind kommt einige Stunden früher als geplant. Wir legen deshalb ein Zwangspause in Tutukaka ein. Doch schon am nächsten Tag ist der Wind, entgegen den Vorhersagen, wieder so weit abgeflaut, dass wir weiter fahren können. So treffen wir am Freitag gegen 15.30 Uhr in Whangarei ein.

Die nächsten Tage werden wir die letzten Vorbereitungen treffen, die für unsere Reise nach Tonga und Fidschi und möglicherweise Western- Samoa erforderlich sind. Einkaufen, vorkochen, alles sicher verstauen, letzte Arbeiten am Boot und dann geht es los. Am Freitag, den 22.4. läuft unser Visum ab. Und an dem Tag werden wir ausklarieren und losfahren. Es sei denn, das Wetter spielt überhaupt nicht mit. Dann müssen wir uns Plan B überlegen. Schauen wir mal.