Das letzte Wochenende auf Bora Bora verbringen wir im süd-östlichen Teil der Lagune um Bora Bora vor der Private Island mit dem Hotel Sofitel darauf. Wir ankern hier im Windschatten der kleinen Insel, nur wenige Meter von einem Korallengarten. Die Zufahrt in diesen Teil der Lagune war etwas „tricky“, denn der Weg durch das Riff ist bei weitem nicht so breit, wie in der Karte angegeben. Wir halten uns ganz dicht an das Seezeichen, an dem wir dann rechts vorbei müssen. Auch liegen in diesem Bereich viele kleine Riffe, durch die wir uns dann durchschlängeln um letztendlich zu der kleinen Insel zu gelangen. Wir sind zwar die einzigen die hier ankern, dennoch ist hier vormittags Hochbetrieb. Viele kleine Ausflugsboote mit Touristen, die hier im Korallengarten tauchen und schnorcheln wollen.
Das mit dem „allein sein“ bleibt dann allerdings nicht so. Auf AIS können ja auch die anderen sehen, wo ein Boot liegt. Also kommen die ersten mit ihrem Dingi angefahren und fragen, wie wir denn hierher gekommen sind. Nicht lange und wir liegen dann in vertrauter Gesellschaft: Rehua und Toucan (kennen wir seit Fatu Hiva), Bema (Tahuata) und die deutschen Boote Meerbaer und Walkabout. Die Welt der Segler ist doch klein 😉
Wir klarieren im Hauptort aus, wundern uns über den Papierkrieg und wie schwierig es von Bora Bora aus ist. Die Gendarmerie benötigt mindestens einen Tag Vorlauf, da die Abwicklung eigentlich über Papeete läuft. Dann letzte Einkäufe für die Reise nach Tonga. Noch einmal Frischfleisch, Obst und Gemüse besorgen. Die Gelegenheit zollfrei volltanken zu können nutzen. Alles verstauen und sicher unterbringen. Anne von der Meerbaer bezeichnet es treffend mit „vom Campingmodus in den Segelmodus wechseln“. Das ist es, was uns vor der Abreise beschäftigt. Bisher waren wir mit unseren Reisevorbereitungen immer allein. Diesmal merken wir deutlich, dass auch die anderen Boote hier in Bora Bora sich größten Teils auf die Abreise vorbereiten. Es ist eine ganz neue Stimmung, die wir hier wahrnehmen. Es knistert förmlich in der Luft von dem, was die Segler bewegt: Vorbereitung und Überprüfung des Bootes, Erwartung, Geschäftigkeit, Vorfreude, Abschied, passt das Wetter, welche Route ist die Beste usw. Wir hören die Funkrufe der Boote untereinander: „wie macht ihr das?“ „welche Wetter-Infos habt ihr?“ „Wo bekomme ich …?“ „Wann geht es bei euch los?“
Am Mittwoch, den 02. September, gegen 10 Uhr lichten wir unseren Anker und verlassen Bora Bora und treten unsere ca. 1.300 Meilen lange Reise nach Tonga an. Genau drei Monate waren wir in französisch Polynesien: Marquesas, Tuamotus und Society Islands. Es war eine schöne und erfahrungsreiche Zeit für uns. Wir haben hier viele Menschen kennen gelernt, traumhafte und beeindruckende, wunderschöne Inseln, Buchten, Strände und Landschaften gesehen. Wir haben beim Schnorcheln die Unterwasserwelt der Korallenriffe mit ihrem vielfältigen bunten Leben bestaunt. Und immer wieder hat uns dabei das unglaubliche Farbspektrum des Pacifics von türkis, smaragdgrün bis tiefblau tief berührt und beeindruckt. Es ist fantastisch, wie klar das Wasser an fast allen Orten ist. Wir konnten Fische und Stachel-Rochen unter Pacifico dahingleiten sehen, zum berühren nah. Schildkröten und Mantas, die in den Buchten neben uns auftauchten.
Es gab schöne und manchmal überraschende Momente mit den Menschen, die hier leben. Solche Erlebnisse wie beispielsweise in Raiatea, wo wir in einem Souvenir-Shop für rund 8 Euro eine handgearbeitete Halskette kaufen. Wir werden gefragt wo wir denn herkommen, reden und tauschen uns aus mit den beiden Verkäuferinnen, die den Schmuck auch selbst herstellen. Bevor wir dann gehen, werden wir von der älteren Frau ganz spontan zum Abschied beschenkt: sie hängt Hermann eine Kette aus großen Holzperlen um, steckt mir einen Ring, passend zur Halskette auf den Finger und setzt mir einen dieser traditionellen Blumenkränze auf den Kopf. Wir sind tief gerührt von dieser offenen Herzlichkeit, die wir hier fühlen.
Für kulinarische Genüsse in dieser Zeit haben wir an Bord selbst gesorgt: fangfrische Langusten, viel frisches Obst und manchmal Gemüse, Salate, Rinderfilet vom Grill, selbstgebackene Pasteten. Und dann gab es auch schon mal Foie Gras (franz. Entenpastete) mit frischem Baguette und dazu einen leckeren Sauternes 🙂
Die Segelboote, denen wir begegnet sind, sind durchweg einzigartig. Jedes Boot ist so individuell gestaltet, wie die individuellen Bedürfnisse der unterschiedlichen Menschen. Dies ist bei uns während dieser Zeit ein immer wieder kehrendes Thema. Auch haben wir in Deutschland viele Segler getroffen, die so eine Reise planen. Bei vielen bleibt es bei der Planung und den Vorbereitungen, die dann niemals abgeschlossen werden. Diejenigen, die wir unterwegs getroffen haben, sind mit ihrem Boot, ausgestattet natürlich mit grundlegenden Dingen, erst einmal los gefahren. Unterwegs hat sich dann gezeigt, was noch erforderlich ist oder was anders und möglicherweise besser sein muss. Das Boot lebt von den gemachten Erfahrungen. Es kann nie vorher alles perfekt sein, ganz einfach weil uns die Erfahrungen und Anforderungen, die so eine Reise mit sich bringen, vorher nicht da sind. Es ist ein bisschen „Learning by Doing“. Wenn man sich darauf nicht einlassen kann, bleibt man wahrscheinlich zu Hause und die Reise bleibt der nicht gelebte Traum des Seglers.