Tonga – Neiafu – Tsunami und Social Life – vom 14.9. – 19.9.2015

Nachdem wir am Montag einklariert haben, finden wir eine freie Mooring vor dem Aquarium Cafe. Bevor wir uns den Ort und die Einkaufsmöglichkeiten ansehen, machen wir uns also erst einmal auf den Weg, den EigentĂŒmer der Boje, an der wir festgemacht haben, zu finden. An der dritten Stelle sind wir dann richtig und haben offenbar GlĂŒck. Nicht nur, dass wir in unmittelbarer UfernĂ€he liegen, nein, wir haben auch die gĂŒnstigste Mooring erwischt. Die LiegeplĂ€tze kosten in der Regel zwischen 13 bis 15 Tonga-Dollar. Wir zahlen weniger und freuen uns.
Der Ort hat neben der Markthalle, wo tĂ€glich frisches Obst und GemĂŒse verkauft wird, hauptsĂ€chlich chinesische GemischtwarengeschĂ€fte mit wenig Auswahl an Lebensmitteln. FĂŒr uns nicht weiter dramatisch, denn wir haben genĂŒgend VorrĂ€te an Bord fĂŒr die nĂ€chsten Wochen und die Reise nach Neuseeland. Unsere VorrĂ€te werden wir, soweit es geht, verbrauchen, um so wenig wie möglich an Bord zu haben, wenn wir in Neuseeland einreisen. Wir sind zu dem Schluss gekommen, je weniger an Bord, je weniger Diskussion und Probleme mit den neuseelĂ€ndischen Behörden.
Die AtmosphĂ€re und die Menschen hier sind sehr freundlich. Die Menschen grĂŒĂŸen und sind sehr hilfsbereit. Etwas ungewohnt ist das Bild der MĂ€nner in ihren langen Röcken, hĂ€ufig ĂŒber dem Rock noch eine Art Bastmatte um ihren Bauch gewickelt. Bedeckte Schultern und nicht zu kurze Röcke oder bedeckte Beine in der Öffentlichkeit sind fĂŒr Frauen ein „muss“. SelbstverstĂ€ndlich halten auch wir uns daran.

Eine der beiden Kirchen thront mit mehreren NebengebĂ€uden, weithin sichtbar, auf einem großen GelĂ€nde ĂŒber dem Ort . Die weißen, rot abgesetzten GebĂ€ude, im Kolonialstil, prĂ€gen das Ortsbild und wohl auch das Leben der Menschen hier. Sonntags haben alle GeschĂ€fte geschlossen. Auch CafĂ©s und Restaurants haben zumindest eingeschrĂ€nkte Öffnungszeiten an diesem Tag. Auch in der Woche hören wir morgens gegen 5.30 h die Kirchenglocken und kurz nach 6:00 h weht Chorgesang zu uns herĂŒber.
Am Uferstreifen sind diverse kleine Stege und Festmachmöglichkeiten fĂŒr die Dingis, Charter- und Ausflugsboote. Die Yachties machen direkt vor dem CafĂ© fest, dass sie besuchen wollen. Überhaupt ist hier sehr vieles auf den Segeltourismus ausgelegt. Es gibt ein gut ausgebautes Funknetz fĂŒr die gesamte Vava’u Gruppe (nördlichste Inselgruppe, die zu Tonga gehört). Über den Kanal 26 werden jeden Morgen die aktuellen Wetterinformationen verbreitet, man hat die Möglichkeit nach Kontakten zu fragen nach dem Motto „ich suche, wer kann helfen“ und es gibt Informationen zu Veranstaltungen und so dies und das. In den CafĂ©s wird fast immer WiFi angeboten, meist kostenfrei. Überall trifft man Segler, die freundlich grĂŒĂŸen oder fĂŒr einen kleinen Schwatz stehen bleiben. In dieser Beziehung ist es hier völlig anders, als wir es bisher kennen gelernt haben.
Auch wir nutzen die Angebote hier und gehen beispielsweise abends ins Mango, um einen Film zu sehen. Bei dem Film geht es selbstverstĂ€ndlich ums segeln. Es ist eine Dokumentation von traditionell gebauten Holzkataramen die von Neuseeland aus durch den Pazifik nach San Francisco und ĂŒber Mexico zurĂŒck bis zu den Marquesas segeln. Die Reise soll ein Zeichen zur Verbindung von Tradition und Moderne, Umweltschutz und Erhalt der Traditionen sein, soweit wir es verstehen. Die Aufnahmen sind auf jeden Fall recht beeindruckend und fesselnd auch fĂŒr Nichtsegler.
Am Dienstag und am Mittwoch treffen dann auch die Meerbaer und die Walkabout ein, so dass wir am Donnerstag dann auch gemeinsam Annes Geburtstag nachfeiern können. Der Donnerstag ist ĂŒbrigens ein Feiertag, an dem dann auch einige GeschĂ€fte geschlossen haben: Geburtstag des Kronprinzen des Königreiches Tonga.
Ein Thema an diesem Abend ist natĂŒrlich auch die Tsunami Warnung des Tages. Den ganzen Tag wurden bereits ĂŒber Funk die Warnungen durchgegeben und aktualisiert. In der Nacht zum Freitag soll die Welle, ausgelöst durch ein Beben vor Chile mit einem Wert der Richterskala von 8.3, auch Vava’u erreichen. NatĂŒrlich sorgt die Warnung unter den Seglern fĂŒr einige Aufregung. Wir sind jedoch entspannt. Die Welle soll nur noch mit 0,30 bis 1,00 m Höhe unterwegs sein, wenn sie uns erreicht. Zudem kommt sie von Osten und die Bucht und vorgelagerte Inseln ist nur nach Westen geöffnet. Wir werden wahrscheinlich gar nichts von der Welle bemerken, zumal zur Ankunftszeit Niedrigwasser ist und sie weniger ausmacht, als die normale Hochwasserhöhe. So ist es dann auch. Wir verschlafen den Tsunami.

Am Freitag erwacht die kleine Stadt Neiafu richtig zum Leben. Schon als wir zur WĂ€scherei gehen, wird uns gesagt: „heute trĂ€gt man rot!“ Es geht um Rugby. Am Wochenende spielt Tonga und der ganze Ort feiert mit UmzĂŒgen und Musik durch die Straßen das Spiel, dass am Samstagmorgen stattfinden wird. Wer hat trĂ€gt ein rotes T-Shirt, Rock, Kleid oder Hose. Manchmal auch alles zusammen. Auch rote Abendkleider sind dabei. Es ist schon ein buntes Bild, dass sich uns da bietet, und die Lebensfreude der Menschen an diesem Tag ist absolut ansteckend. Wir treffen uns am Abend zur Happy Hour im Aquarium CafĂ© mit vielen deutschsprachigen Seglern, die hier vor Anker liegen. Es gibt viel zu erzĂ€hlen und zu hören. Auch von dem gesunkenen Segelboot ist die Rede. Der Einhandsegler wurde an diesem Morgen von einem einheimischen Ausflugboot auf den Klippen sitzend entdeckt und dann gerettet. Von dem Segelboot soll nur die Mastspitze zu sehen gewesen sein. Es heißt, er sei seekrank gewesen und war eingeschlafen, als sein Boot auf die Felsen aufgelaufen ist. Nun werden Sammlungen fĂŒr ihn veranstaltet, weil er alles verloren hat. So gibt viele interessante GesprĂ€che, bei denen wir die andren nĂ€her kennen lernen. Kein Wunder, dass es dann schon spĂ€t ist, bis wir zur PACIFICO zurĂŒck kehren.

Das Wetter meint es nicht gut mit uns. Die ganze Woche ĂŒber ist es schon sehr wechselhaft. Immer wieder regnet es. Der Wind draußen auf dem Pacific soll mit 25 Knoten wehen. Hier in der Bucht merken wir zwar nichts davon, doch sind die Wettervorhersagen der Grund, warum wir uns erst am Samstag auf den Weg machen, diese Inselwelt weiter zu erkunden. Es gibt Unmengen von Ankermöglichkeiten in den Buchten, die wir fĂŒr uns entdecken wollen. Und vielleicht finden wir ja auch mal wieder ein PlĂ€tzchen, wo wir ganz allein und völlig ungestört ankern, möglichst noch an einem schönen Strand.

 

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