Archiv für den Monat: Mai 2016

Tonga – Rückkehr nach Vava’u – vom 16.5. bis 22.5.2016

Die Resorts auf Uoleva werden, wie wir erfahren, unterschiedlich angenommen. Einige sind für die kommende Saison gut ausgebucht, andere, wie das mit den kleinen bunten Holzhütten, freuen sich, wenn sie überhaupt einen Gast haben. Wovon Sie dann leben? Wir können es nur vermuten. Im Bedarfsfall wird dann vielleicht mal eins der vielen Schweinchen verkauft.
Nach vier Tagen fahren wir ein paar Meilen weiter in die Hauptstadt der Inselgruppe Ha’apai und gehen dort direkt im Hafenbecken an eine Mooring. Hauptstadt??? Hauptort vielleicht eher. Denn in Pangai legt die wöchentliche Fähre und das Cargoschiff an. Der Ort selbst ist eher etwas trostlos. Das Dach der Markthalle fehlt, Häuser sind verlassen, der Eingang des Museums zugewachsen, Fundamente, auf denen irgendwann einmal ein Haus gestanden hat.
Das alte Justizgebäude hat vor zwei bis drei Jahren in einem Zyklon den Standort gewechselt. Wäre nicht ein großer Baum auf dem Grundstück, wer weiß wo es gelandet wäre? So steht es jetzt, getrennt von dem Fundament und der Eingangstreppe, auf dem Rasen. Etwas windschief, aber ansonsten doch noch ganz.
Im krassen Gegensatz die Schule / College mit gepflegten Häusern und Anlagen, finanziert mit der Unterstützung von Neuseeland.
Wir suchen den Hafenmeister um einzuklarieren. So richtig weiß scheinbar niemand, den wir fragen, wo wir hin müssen oder wer das ist. Letztendlich landen wir bei einem Ministerium für Transport. Der Tonganer, mit dem wir dann sprechen, weiß scheinbar auch nicht so richtig, was wir wollen. Aber er wäre der Hafenmeister und ja, es wäre alles in Ordnung. Zahlen müssen wir scheinbar nichts und auch die Bootspapiere will er nicht sehen. Ob er wirklich der Hafenmeister ist? Egal. Wir haben uns bemüht und unser Gewissen entlastet.
Wir brauchen frisches Obst und Gemüse. Eine Languste wäre zur Abwechslung in unserem Speiseplan auch nett. Aber in Pangai gibt es zwar einige Geschäfte, alle mit einem scheinbar sehr ähnlichem Angebot, doch die Markthalle ist leer und es sind maximal ein paar Äpfel und Zwiebeln zu bekommen. Selbst Tapioca scheint ein Problem zu sein. Wir bekommen ein paar Tapioca-Wurzeln am nächsten Tag in der Markthalle, völlig überteuert, aber frisch. An Bord werden die Wurzeln gleich geschält, in fingerdicke Stücke geteilt und kurz gekocht. Anschließend lassen wir sie auf einem Küchentuch trocknen und lagern sie in einer Dose im Kühlschrank. Tapioca oder auch Manioka schmeckt besser als die Kartoffeln, die wir aus Neuseeland noch haben und die eigentlich nach nichts schmecken. Für den Verzehr braten wir die Tapiocastücke in der Pfanne. Richtig lecker 🙂
Wir wollen noch etwa eine Meile nördlich vom Hafen in der Lagune vor Anker gehen und das dort gelegene Café / Bar / Bed besuchen. Der Eigentümer und Inhaber war letztes Jahr so freundlich, uns über Funk vor den Riffen zu warnen. Die hatten wir auf der Karte zwar auch selbst gesehen, aber wir fanden das trotzdem sehr aufmerksam und nun wollen wir mal schauen, wer denn der nette Mann ist.
Am Strand begrüßt uns Matt, Australier, Segler und jetziger Inhaber des Ha’apai Beach Resort mit seinen beiden Hunden. Er ist seit etwas über zwei Jahren hier und dabei eine Existenz aufzubauen. Wir erzählen, warum wir herkommen. Er ist wirklich so nett, wie es im letzten Jahr den Anschein hatte. Als wir uns draußen hinsetzen, um etwas zu trinken, setzt er sich dazu und erzählt, wie er hierher gekommen ist, von seinen Plänen das Resort besser zu etablieren und so manches von dem Leben in Tonga.

Unser nächstes Ziel ist jetzt Vava’u. Um die Strecke von über 60 Meilen tagsüber machen zu können, übernachten wir, wie im letzten Jahr, im Riff an der Setila vor Haano Island. Die Fahrt nach Vava’u braucht dann auch tatsächlich rund 10 Stunden und wir erreichen nach einem Segeltag ‚vom Feinsten‘ eine halbe Stunde vor Sonnenuntergang die Blue Lagune. Die Riffe und das schwindende Tageslicht machen die Einfahrt in die Lagune schwierig. Nur weil wir es schon vom letzten Jahr kennen, wagen wir es trotzdem. Und dann ist auch das Wasser bei Flut in der Lagune wieder sehr bewegt, so dass wir eine schaukelige Nacht vor uns haben. Wir nehmen über Funk Kontakt zu Elke und Werner auf, die hier an der Lagune wohnen und verabreden uns für den nächsten morgen, um ein aus Neuseeland mitgebrachtes Paket zu übergeben.
Die Einladung der beiden am nächsten Tag noch ein wenig zu bleiben und sie in ihrem Haus zu besuchen nehmen wir nicht an. Die Lagune macht ihrem Namen ‚Blue Lagune‘ wirklich alle Ehre und ist Südseezauber pur, doch uns ist es für einen Ankerplatz definitiv zu schüttelig. Kaum das die beiden wieder von Bord sind, lichten wir Anker und fahren weiter nach Neiafu. Die schweizerische MOANA ist inzwischen auch in der Lagune eingetroffen. Dem großen Kat machen die unruhigen Bewegungen des Wassers jedoch nichts. Sie liegen viel ruhiger vor Anker, als wie wir es getan haben. Unruhig sind bei Ihnen nur die drei Jungs und die wollen ‚bewegt werden‘, wie Urs es nennt 🙂 Gegen die drei ist ein Flohzirkus aber auch eine lahme Angelegenheit 🙂

In Neiafu erkennt man uns wieder. Hier und da, werden wir überrascht von der Aussage: „Ihr wart doch letztes Jahr auch hier.“
Auch Bob, der Zollbeamte, erinnert sich an PACIFICO. Als wir ihm die Geschichte vom abendlichen Zollbeamten in Nuku’alofa erzählen und der angedrohten Strafe, winkt er nur ab. Das war eindeutig ein Betrugsversuch „Und im dunkeln geht ihr mit niemandem mit!“ sagt er dann noch.
Der Markt ist bestückt wie auch im letzten Jahr. So kaufen wir ein, was wir an Obst und Gemüse benötigen. Es ist teuer, aber man bekommt zumindest etwas, auch wenn das Angebot natürlich grundsätzlich schon sehr eingeschränkt ist.
Nicht alle Restaurants haben geöffnet und teilweise sind die Öffnungszeiten noch eingeschränkt. Die Saison wird jetzt erst beginnen. Das TROPICANA ist geöffnet und Treffpunkt für die Segler, die hier schon vor Ort sind. Hier funktioniert auch das Internet am besten, selbst wenn man dafür bezahlen muss. Wir werden hier die Unterlagen bekommen, die wir für die Einreise nach Fidschi benötigen und auch die fehlenden Gastlandflaggen. Greg, der Wirt, wirkt gestreßt wie immer, doch das hält niemanden davon ab, hierher zu gehen 😉
Die nächsten Tage werden wir zwischen den einzelnen Inseln und Stränden cruisen, nette Badestellen und geschützte buchten suchen, bevor wir weiter in die nördlichste Inselgruppe Tongas weiter segeln.

Gerade jetzt liegen wir am Ankerplatz 11 an einer Mooring. Nur vier, der anderen neun Boote, die hier liegen, sind bewohnt. Wir haben Vollmond, es ist windstill, der Himmel ist sternenklar, die Wellen plätschern leise gurgelnd an die Klippen. Ab und zu hört man weit entfernt auch mal ein Motorboot. Ansonsten ist es still. Abendliche Südseestimmung. Eben Tonga pur.

Tonga – Friendly Islands – Friendly People – vom 3.5. bis 15.5.2016

Unseren ersten Tag in Tonga verbringen wir in unserem Salon bei einem Film-Marathon. Draußen regnet es in Strömen und der neue Dodger ist nach wie vor undicht, so dass man auch im Cockpit nicht sitzen kann, ohne nass zu werden. Wegen dem Regen haben wir auf einen Stadtspaziergang verzichtet und ankern jetzt vor der Stadt windgeschützt vor Big Mama’s Inselchen Pangaimotu.

Nach Regen kommt Sonne. Tatsächlich ist der nächste Tag dann wunderschön, wenn auch sehr windig. Wir pendeln dieser Tage mit PACIFICO zwischen Pangaimotu und Nuku’alofa hin und her, und bleiben nur einmal nachts in der Hauptstadt vor Anker liegen, weil es uns draußen in der Bucht natürlich viel besser gefällt. Es sind bisher nur sehr wenige Boote aus Neuseeland hier angekommen und im Hafenbecken ist die Anzahl der Boote entsprechend übersichtlich. So lernen wir die Schweizer Urs und Miriam kennen. Sie sind mit ihren drei Jungs (4, 6 und 8 Jahre alt) und zwei jungen Leuten aus Amerika, die sie als Crew angeheuert haben, auf dem Cat Moana unterwegs. Neun Monate Sabbatical, dann geht es zurück in die Schweiz und an die Arbeit, erzählen Sie uns.

Allzuviel neues gibt es in der Stadt nicht für uns zu sehen. So planen wir noch einen Landausflug über die Insel Tongatapu per Taxi. Der Taxifahrer vereinbart mit uns eine Zeit am Nachmittag, wann er uns von unserem Liegeplatz abholen will. Vormittags ist er noch mit der Moana-Besatzung unterwegs. Zwei große Touren ist ein guter Tag für ihn, doch die Fahrt mit den Schweizern hat er zeitlich schlecht kalkuliert, denn wir warten am Nachmittag vergebens auf ihn.
Also suchen wir uns ein anderes Taxi. Es wird ein Preis vereinbart. Der Taxifahrer versucht sich für uns als Fremdenführer und redet und redet, bis er uns am Abend wieder am Liegeplatz abliefert. Leider ist sein Englisch für uns nur schwer zu verstehen. Doch es reicht um seine Lebensgeschichte, die Wohnorte seiner Familie, Hinweise auf den historischen Landeplatz von Thomas Cook, Legenden um eine Frau, die sich in einer Höhle verlaufen hat und einen Monat später weißhaarig am anderen Ende der Insel wieder aufgetaucht ist, und vieles mehr zu hören.
Die visuellen Eindrücke auf dieser Fahrt beeindrucken uns doch ungleich mehr. Unzählige Kirchen, denn es gibt mehr als 15 staatlich anerkannte Glaubensrichtungen hier in Tonga. Fast ebenso viele Schulen, meistens kirchlich, und auch Colleges. Chinesische Lebensmittelgeschäfte, die aussehen wie ein Kiosk, die Front vergittert mit Ausgabelöchern für die Waren. Große Wohnhäuser im Kolonialstil, wie in vom Winde verweht, sind die Ausnahme. Die überwiegende Anzahl der Häuser sind einfach gebaut. Dazwischen sogar einfache Hütten, zusammengebaut aus USB-Platten, aber bewohnt. Kaum einmal Gärten. Das Umfeld der Häuser zeugt von Armut und sehr einfacher Art zu leben. Es gibt Landwirtschaft, doch kaum landwirtschaftliche Maschinen. Ein Traktor ist das einzige, was wir einmal sehen. Überwiegend sind es Dschungelgärten, in denen so etwas wie Agrarwirtschaft betrieben wird. Der Boden sieht fruchtbar aus. Wir sehen Menschen, die den Boden bewirtschaften und dem Unkraut kaum Herr werden. Es ist Melonenzeit in Tonga. Auf dem Markt und unzähligen Verkaufsständen unterwegs werden Unmengen Wassermelonen angeboten werden. Ob die alle einen Abnehmer finden?
Wir erfahren, das jeder Tonganer Anspruch auf Land hat, um sich ein Haus zu bauen und Landwirtschaft zu betreiben. Nur regelmäßige Arbeit soll diesen Menschen fremd sein, so dass die Armut bleibt. So sieht das ein Australier, mit dem wir sprechen. Es ist schwer sich hierzu als Tourist eine Meinung zu bilden. Es bleibt das Gefühl des Ungleichgewichts zwischen dem, was wir haben und wie wir leben, und dem was wir sehen. Und dass, obwohl wir auf dem Boot doch eigentlich auch sehr einfach leben.

Neben uns auf der Straße geht eine junge Frau. Sie fragt, wo wir herkommen, wie lange wir bleiben. Während wir nebeneinander hergehen, entwickelt sich ein Gespräch. Begeistert erzählt sie uns, das Sie in San Franzisko war und wie gut es ihr dort gefallen hat, wie anders es dort im Gegensatz zu Tonga ist. Als wir an der Bushaltestelle vorbeikommen verabschiedet sie sich, da sie dort zu einem Bus möchte. So geht es mit vielen Menschen, die wir treffen. Die Menschen sind offen, freundlich und sind jederzeit für ein Schwätzchen bereit, ganz gleich ob es Kinder oder Erwachsene sind.

Allerdings darf man sich von dieser Freundlichkeit nicht täuschen lassen, wenn es ums Geld geht. Als Tourist zahlt man häufig viel mehr, wie als Einheimischer. Und auch kleinen Betrügereien ist man ausgesetzt, wenn man nicht aufpasst. Mit unserem Taxifahrer waren 50 Dollar vereinbart, für uns selbstverständlich Tonga-Dollar. Kurz bevor wir wieder im Hafen sind, fängt er an weitschweifig von Seglern zu reden, die ja alle in US Dollar bezahlen. Schnell ist klar, dass er 50 US Dollar für die Fahrt möchte, also doppelt so viel, wie vorher vereinbart. Letztendlich einigen wir uns dann gutwillig irgendwo in der Mitte.
Wir hatten am Nachmittag schon vor unsrer Rundfahrt die Hafengebühren bezahlt und uns nach Vava’u abgemeldet. Als wir abends gerade losmachen, um zum Pangaimotu für unsere letzte Nacht hier zu fahren, kommt ein Auto vorgefahren. Ein Mann steigt aus, sagt, er kommt vom Zoll, und er müsse unseren Pass noch stempeln. Die Kollegin hätte das nicht richtig gemacht. Kurzum, er möchte irgendwie kassieren. Wir lehnen dies höflich, aber bestimmt ab. Auch lehnen wir es ab mitzukommen, mit dem Hinweis darauf, dass unsere Papiere in Ordnung sind und wir auch ganz bestimmt jetzt keinen weiteren Stempel im Pass wollen, der unser gültiges 90-Tage-Visum beenden würde. Er zieht letztendlich mit dem Hinweis von dannen, dass wir die Strafe dann in Vava’u zahlen müssten. Darauf sind wir gespannt, gehen jedoch davon aus, dass er nur etwas Geld brauchte, um seine Freundin oder Frau, die auch dabei war, zum Essen auszuführen 😉

Am Samstag Morgen machen wir uns auf nach Norden. Unser Ziel ist die Insel Kelefesia. Ein Tagesetappe von ca. 45 Meilen. Wir werden mit 18 bis 22 Knoten guten Wind haben. Der Himmel ist zwar bedeckt, aber ein bisschen Regen wird uns schon nicht schaden. Und es dauert auch nicht lange, da fängt es wirklich an zu regnen. Zunächst nur ein Schauer. Je weiter wir uns von unsrem geschützten Ankerplatz entfernen, je mehr weht es jetzt und immer häufiger regnet es auch. Natürlich dauert es nicht lange und wir sind nass. Die Regenböen bringen Wind so um die 25 Knoten mit sich. Wir Reffen also Genua und Hauptsegel. Die Wellen außerhalb der kleinen Inseln und Riffe werden schon etwas höher. Doch besser unterwegs sein, als so einen Tag am Ankerplatz zu vertrödeln, an dem wir dann doch gerne schönes Badewetter mögen. Wir sind noch keine zwei Stunden unterwegs, als der Regen zum Dauerregen wird und der Wind kontinuierlich über 30 bis 35 Knoten weht. Noch mehr reffen. Die nächste noch dunklere Wolkenformation hat es dann richtig in sich. Es kommt gefühlt so viel Wasser von oben, wie wir unter uns haben. Die Sicht beträgt kaum noch 20 Meter. Die Welle ist mittlerweile bei über 3 Meter. Der Wind fegt um uns herum mit Böen bis zu 45 Knoten. Das war nun wirklich nicht vorhergesagt. Oder haben wir etwas übersehen? Das Kajak hat die nächste Garnitur Gurte geknackt und die Angelsehne, unserer vor Stunden optimistisch ausgeworfenen Schleppangel, hat sich im Windgenerator verwickelt. Wir beschließen uns das nicht weiter anzutun und kehren um. Fünfeinhalb Stunden hat unser Ausflug gedauert, als wir wieder bei Big Mama vor Anker gehen. Die Schweizer schauen uns etwas verwundert an, wo wir denn bekommen? Das wir ‚eins auf die Mütze‘ bekommen haben, können sie überhaupt nicht verstehen. Das bisschen Regen und Wind kann uns doch nicht zum Umkehren gebracht haben? Hier am Ankerplatz ist es im Verhältnis zu draußen in der Tat ziemlich ruhig und beschaulich!

Am nächsten Tag starten wir erneut. Der ersten dickeren Wolkenformation begegnen wir aus den Erfahrungen des Vortages mit entsprechendem Respekt. Doch sie bringt hauptsächlich nur Regen. Nach einem schönen Segeltag, der sich mit dem Vortag nun in keinster Weise vergleichen lässt, gehen wir gegen 16.00 Uhr bei unserem angestrebten Ziel, Kelefesia Island, vor Anker. Eine unbewohnte Insel mit weißen Südseestrand, wunderschöner Unterwasserwelt. Große fächerartige Korallen direkt unter PACIFICO laden zum schnorcheln ein.
Für unseren ersten Landgang benötigen wir dann aber doch zwei Anläufe. Den zweiten Anlauf weniger frei und in angemessener Kleidung, weil ein Fischer uns vom Strand zugewunken hat. Wir sind also doch nicht so allein, wie erwartet. Insgesamt sind es vier Männer, die sich hier für mehrere Wochen zum fischen aufhalten und auf der anderen Seite der Insel campieren. Deshalb hatten wir sie gestern auch nicht gesehen. Wie alle Tonganer sind sie nett und auskunftsbereit. So erfahren wir etwas über ihr einfaches Leben hier, welchen Fisch sie fangen und wie der getrocknet wird, um so haltbar gemacht zu werden.
Am Nachmittag bekommen wir weitere Gesellschaft. Die MOANA mit ihrer siebenköpfigen Besatzung geht neben uns vor Anker. Auch sie sind auf dem Weg nach Norden nach Vava’u und haben diese Insel als Tagesetappenziel gewählt. Etwas überrascht waren sie, wie wir beim Sundowner abends bei Ihnen an Bord erfahren, dass hier schon ein Boot vor Anker lag, als sie die Insel ansteuerten. AIS hatte ihnen dann verraten, das ist die PACIFICO 🙂

Wir überlegen uns, an diesem schönen Plätzchen noch einen weiteren Tag zu bleiben, mit den Schweizern als angenehme Nachbarn. Doch am späten Vormittag lichten wir dann doch spontan den Anker, um den Wind nach Haafeva zu nutzen. Wir schaffen die knapp 35 Meilen noch vor der Dunkelheit und ankern fast an der gleichen Stelle neben dem Pier, der wohl schon einmal bessere Tage gesehen hat, wie im vergangenen Jahr. Unser Thema heute Abend ist natürlich der Inselbesuch am nächsten Tag. Wir hoffen wieder auf frische Früchte und Gemüse, wie bei unserem Besuch im letzten Jahr im Oktober. Ob der Peter, bei dem wir das alles im letzten Jahr bekommen haben, sich wohl an uns erinnert? Wir haben auf jeden Fall extra Angeltools, nach denen er gefragt hatte, als Geschenk mitgebracht.
Der Tag endet für uns mit einem wunderschönen Sonnenuntergang. Direkt neben dem Vulkankegel der etwa 20 Meilen entfernten Insel Kao versinkt die Tropensonne im Meer. Ein eher seltener Anblick bisher, ist doch häufig der Himmel für schöne Sonnenuntergänge zu bedeckt oder der Horizont wolkenverschleiert.
Der Blick auf die Insel Kao, die mit ihren über 1.000 Metern Höhe weithin sichtbar ist, wird uns noch begleiten, bis wir die Inselgruppe Ha’apai wieder verlassen. Häufig sieht es aus, als wenn der Vulkan raucht, wenn am Gipfel des Berges die Wolken hängen bleiben. Doch in Wirklichkeit ist der Vulkan im Moment nicht aktiv.

Wir finden das Haus von Peter im Dorf ziemlich schnell wieder. Ein älterer Mann sitzt davor und winkt uns freundlich zu. Ein anderer kommt uns auf dem Dorfweg mit einer Schubkarre entgegen, sieht uns bereits von weitem, winkt und fällt, trotz der Karre, in einen leichten Trab. Es ist tatsächlich Peter, der dort angelaufen kommt. Hocherfreut uns zu sehen, lädt er uns in sein Haus, also in die Küche, ein und bittet uns Platz zu nehmen. Eine Einladung, der wir nicht folgen. Die Küche ist mehr ein Dachüberstand. An drei Seiten offen ohne Fenster, die Tür durch ein halbhohes Wellblech verstellt, damit die Schweine nicht hinein können. In der Mitte steht ein roh gezimmerter Tisch mit zwei Bänken davor. Wachstuch dient als Sitzfläche. Der Boden ist mit Unrat übersät und nicht wirklich zu definieren. Hinter einem Vorhang stehen Töpfe und sonstiges, das wir auch gar nicht genauer betrachten wollen. Dennoch freut es uns, wie freundlich er uns begegnet. Im Endeffekt sind wir zwar nicht wirklich sicher, ob er sich an uns erinnert, doch er freut sich über unsere mitgebrachten Geschenke – Angeltools und den frischen Fisch, einen Bonito, den wir am Vortag gefangen hatten. Bevor er jedoch mit uns in seinen Dschungelgarten geht, möchte er eine Zigarette rauchen. Den Tabak holt er aus einer ehemaligen Cremedose, ein Papierblättchen reißt er sich aus einer alten Zeitung und dreht sich am Boden sitzend seine Zigarette. Ob wir Tabak hätten? Später werden noch Fragen nach einer Harpune, nach Rum und allem möglichen anderen Zeug folgen. Wir merken uns, dass wir ihm später, neben der Bezahlung, auch eine Schachtel Zigaretten von Bord holen wollen.
Und dann ziehen wir wieder mit ihm los, wie im vergangenen Jahr. Hinter dem Dorf geht es auf kaum erkennbaren Wegen quer durch den Dschungel. Zäune sorgen dafür, dass die Schweine und Rinder nicht überall herumlaufen und zum Verzehr bestimmtes Obst und Gemüse abfressen. Wellblechplatten dienen als Gartentore. Er erntet für uns Bananen, Papaya, Wassermelone, Tapioca und Frühlingszwiebeln. Und wie im letzten Jahr lässt er es sich nicht nehmen, uns alles wieder quer durch den Dschungel bis zum Boot zu tragen. Es gibt keinen Preis für das, was wir bekommen haben. Wir geben, was es uns wert ist. Letztendlich ist es für ihn wahrscheinlich ein sehr gutes Geschäft, denn wir schenken ihm, neben der Bezahlung, auch noch eine Alu-Leiter, die an Bord der PACIFICO schon um die halbe Welt gereist ist, und mit der er fröhlich winkend von dannen zieht. Wir denken, unsre Leiter hat ein gutes zu Hause gefunden 🙂

Wir verstauen unseren Einkauf, lichten Anker und motoren gegen den Wind zur Insel Uiha. Die Insel liegt südlich unserer ganz persönlichen Trauminsel Uoleva. Dort verbringen wir eine ruhige Nacht vor Anker. Länger bleiben wollen wir jedoch nicht. Uiha hat bei weiten den den Charme, den Uoleva für uns versprüht. Also segeln wir gleich morgens nach dem Frühstück die wenigen Meilen dorthin und kreuzen gegen den Wind in die geschützte Bucht der Insel. Es stört uns nicht, dass sie nicht unbewohnt ist und wir diese Südseeperle mit anderen, allerdings sehr wenigen, Menschen teilen müssen.

Es sind auf dieser Insel fünf Gäste- Ressorts ansäßig, die jeweils etwa zehn bis maximal 20 Gäste beherbergen können. Das Niveau der Ressorts ist sehr unterschiedlich, sowohl im Preis als auch der Ausstattung. Absolut ‚basic‘, ein Begriff, der durch das Ressort Taiana für uns im letzten Jahr zu dem Begriff geworden ist, der Einfachheit als solche bezeichnet. Einfache Hütten, ausgestattet mit Bett und Stuhl, Strom über ein Verlängerungskabel, das quer durch das Ressort zur jeweiligen Hütte läuft, Sanitäreinrichtungen in einer Baracke, wie früher die ‚Herzchen-Häuser‘, außen an der Baracke ein Waschbecken im einem darüber aufgehängten kleinem Handspiegel. Dieser ist in diesem Jahr übrigens eindeutig erneuert worden 🙂
Andere haben durchaus europäischen Standard mit eigenem Bad in der Hütte, gemütlichen Speiseraum oder überdachten Sitzplätzen.
Die Ressort Inhaber sind uns Yachties gegenüber sehr freundlich, obwohl wir nun nicht dort übernachten wollen. Einer lädt uns zu einer Tasse Kaffee und zu einem Schwätzchen ein.
Geschäfte oder normale Wohnhäuser gibt es auf der Insel nicht. Hier kann man sich nur erholen, lesen, schwimmen, schnorcheln, kiten, Kajak fahren und ähnliches.
Wir fühlen uns wohl. In dem einem Ressort sind erste Gäste mit denen wir uns unterhalten. Ein junges Pärchen aus England, Tom und Christie sowie Paul aus Hawaii sind uns sympathisch. Gerne kommen wir Ihrem Wunsch nach und laden Sie zu einer Besichtigung von PACIFICO ein. Wir zeigen ihnen unser Boot und weil wir wissen, dass sie im Ressort kein Mittagessen bekommen und schon gar keine kalten Getränke, bewirten wir sie mit unsrer selbst gemachten Pizza und kaltem Bier.
So verbringen wir mit unseren Gästen ein paar angenehme Stunden bei uns an Bord. Es ist für uns ein nette Abwechslung, wieder einmal Gäste zu haben.

Pacific – unter den Wolken – vom 23.4. bis 3.5.2016

Einen Tag später, als geplant, verlassen wir bei schönstem Wetter Neuseeland. Unser Kurs 60° Nord-Ost zu einem etwa 140 Seemeilen süd-östlich der Kermadec Inseln angenommenen Wendepunkt, ab dem es dann nach Norden Richtung Tonga geht. Wir hoffen, dass diese Route uns aus den ungünstigen Winden Neuseelands heraus und in die günstigeren Passat Winde hinein bringt, die dann beständiger aus östlichen Richtungen wehen. Tonga im Kurs direkt anzulegen hätte bedeutet etwa 10 Tage, sehr mühsam, hoch am Wind zu segeln. Also etwas gemütlicher und wir haben ja Zeit.

Als es Nacht wird sehen wir die letzten Inseln Neuseelands, die letzten Lichter, dann nur noch der Pacific. Wir müssen uns wieder gewöhnen an den nächtlichen Wach-Schlaf-Rythmus (Hermann) und unseren Tagesablauf auf See. Die erste Nacht verläuft dann auch sehr unruhig. Ständig meldet das Radar Gewitterzellen. Der Wind nimmt zu und wühlt das Meer auf. Doch der Wind bringt uns natürlich auch gut voran. Um so schneller wir nach Ost kommen, um so schneller kommen wir eben auch aus den unbeständigen Winden um Neuseeland herum heraus.
Die ersten heftigeren Wellen spülen über das Deck und dann rauscht es auch schon in der Kabine. Durch die Lüfter kommt ein Schwall Wasser, als hätte jemand einen Eimer Wasser ausgekippt. Meerwasser tropft noch von der Decke, Treppe und dem Navi-Tisch, hat sich auf Sitzpolster und Kabinenboden verteilt, tropft ab in die Bilge. Wir haben vergessen, die Lüfter abzudecken. Irgend etwas vergisst man immer. Ein paar Handtücher und der Schaden ist schnell behoben. Allerdings ist es kein Vergnügen, bei dem Seegang die Lüftungshörner abzuschrauben und dann mit den Verschlussdeckeln dicht zu machen.

Nach zwei Tagen auf See geht uns schon wieder die Zeitrechnung verloren. Welcher Tag ist heute? Datum? Die mehrmals täglich gesendeten Positionsmeldungen an Familie und Freunde geben Aufschluss. Wir verzichten auf der Reise nach Tonga darauf, die reale Zeit anzupassen. Zuviel Rechnerei. Zweimal überfahren wir diesmal die Datumsgrenze. Einmal östlich von Neuseeland, dann kurz vor Tonga, die die Datumsgrenze für sich ‚verbogen‘ haben. Dazu kommt, das Tonga eine Stunde vor Neuseeland liegt. Das werden wir jedoch erst nach unsere Ankunft glätten.

Unsere eigentliche Zeitrechnung sind jedoch die Seemeilen. Wieviele haben wir zurück gelegt? Wieviele sind es noch bis zum Wendepunkt und später dann, wieviele Meilen sind es bis Tonga? Wind und Wetter bestimmen unsere Zeit, die Wolken über uns, die Bewegungen des Pacifics um uns herum. Kein Land weit und breit zu sehen. Frei atmen, die Sonnenstrahlen genießen, den Wind an der Nasenspitze spüren. Unbeschreiblich schön und befreiend.
Was fehlt den Menschen, die sich unwohl fühlen, wenn sie kein Land mehr sehen? Der feste unbewegliche Bezugspunkt im Blickfeld? Beständige Unveränderbarkeit? Der Halt? Das sich selbst vertrauen und genug sein? Wir können diese Fragen nicht beantworten, denn wir genießen diesen bewegten Blick um uns herum. Keine Sekunde ist der Ausblick gleich. Ständig verändert er sich: Licht, Sonne, Wolken, sanfte Dünnung, spielerisch kippende Wellenkämme, manchmal tobendes Spiel zwischen Wind und Wellen und darüber schnell dahintreibende Wolken, mal in weiß, manchmal im düsteren grauem Gewand. Hermann liebt die mondhellen und die sternenklaren Nächte im Cockpit, wo er mit einem frischen heißen Becher Tee in der Hand in den Himmel und in die Sterne sehen kann, über das Meer schaut und es in sich aufnimmt. Hilde mag die Morgen, wo sie die Neugierde ins Cockpit treibt: wie sieht das Meer heute aus? welches Schauspiel erwartet mich? Es ist immer anders, immer überraschend, immer fantastisch schön.

So eine Reise ist nie langweilig. Überraschende und bezaubernde Erlebnisse bringen immer wieder Abwechslung. An einem Nachmittag sitzt Hilde allein im Cockpit. Es ist recht gemütlich in der Sonne und Fleecedecke und -Jacke schützen vor dem frischem Wind, der den kalten Hauch von Neuseelands Winter mit sich sich trägt. Die Möwen gleiten auf Ihrer beständigen Suche nach Nahrung über das Meer und häufig auch ganz dicht über PACIFICO. Ganz unverhofft landet eine kleine Schwalbe mit einem freundlichem zwitschern im Cockpit auf der Bank hinter dem Ruder, schaut sich um und setzt sich bei Hilde auf die Knie. Ganz zutraulich. Schaut sich um und befindet wohl den Platz auf der Jackenkapuze, also Hildes Kopf für angenehm zum ausruhen. Er bleibt bis die Berührung der forschenden Hand ihn aufstört. Dreht eine Runde um PACIFICO und wählt diesmal die Winsch unter der Sprayhood als Ruheplatz. Es dauert eine ganze Weile, sein Gefieder hat er inzwischen ausführlich geputzt und wohl auch ein wenig geschlafen. Wieder ein freundliches Gezwitscher und dann ist er verschwunden. Was macht so ein kleiner Vogel, kaum ein Handvoll groß, wohl hier mitten In der Wasserwüste, hunderte von Meilen weg vom Land?

Unser aufregendstes Erlebnis ist mal wieder die Angelei. Aus Deutschland haben wir eine Hightech Angelleine mitgebracht. Dünn, aber stark. Jetzt passen wieder 270 Meter Angelsehne auf die Rolle und nicht nur 80 Meter, wie bei der letzten stärkeren Leine. Und in Whangarei gab es kurz entschlossen (oder nach längerem Erwägen?) eine neue stärkere Angelrute. Die Angel wird jeden Morgen ausgeworfen und erst in der Dämmerung wieder eingezogen. Jedes tickern der Rolle, wenn die Sehne etwas mehr ausläuft, lässt uns aufhorchen und in Bereitschaft geraten. Enttäuschung, wenn sich dann nur Seetang oder Müll am Haken verfangen hat. Oder ein Fisch dran ist, sich aber befreien kann, bevor wir ihn auch nur gesehen haben. Nach wenigen Tagen sind wir schon leicht frustriert. Immer noch kein Fisch. Nur, man soll die Hoffnung ja nicht aufgeben. Und schon scheint es diesmal zu klappen. Hermann kann die Angel mit dem sich wehrenden Fisch einziehen, ohne das wir alle Fahrt aus PACIFICO nehmen müssen. Als wir den Fisch endlich an Bord haben, ist es ein etwa vier Kilo schwerer kleiner Thunfisch. Hilde möchte keinen Thuna. Zu trocken. Und für einen Thuna ist er eben auch noch sehr klein, so dass sich einkochen, zum Beispiel für Pizzabelag, auch nicht lohnt. So geht er recht lebendig und vom Haken aus der Stirn befreit zurück in sein Element. Allerdings ist er nicht so gnädig, uns einen anderen Fisch zu schicken. Naja, der Ozean ist groß und vielleicht braucht er ein paar Tage.
Hermann hat nachmittags ein Stündchen geschlafen und wir sitzen jetzt im Cockpit und bewundern die Regenbögen vor düsteren dunklen Wolken im Osten. ‚Die‘ Regenbögen, denn es sind zwei, die sich übereinander in ihrer ganzen Farbpracht leuchtend stark und formvollendet präsentieren. Der untere taucht sogar ins Meer und spiegelt sich bis wenige Meter vor PACIFICO im Wasser. Ob dort unten auf dem Meeresboden ein Goldtopf steht? Wohl eher ein Goldfisch, denn unversehens rauscht die Angel aus. Als Hermann sich an die Angel stürzt, wissen wir noch nicht, das der Fisch uns die nächsten eineinhalb Stunden in Atem halten wird. Er zieht und kämpft mit aller Macht. Immer wieder überwindet er die Bremse der Angelrolle und zieht Leine, die Hermann gerade er mühsam eingerollt hat. Die Rute ist kaum zu halten, so dass sich Hermann auf das Deck setzen muss und seine Füße gegen die Reling stemmt. Wind und Wellen machen die Aktion nicht gerade leichter. Schließlich holen wir die Genua ein, so dass PACIFICO relativ ruhig in den Wellen liegt und keine Fahrt mehr macht. Zwischendurch übernimmt Hilde Hermanns Platz und die Rute. Zentimeter um Zentimeter ziehen wir den Fisch heran. Nach einer Stunde sehen wir erstmals seine Silhouette im Wasser aufleuchten. Wieder kein MahiMahi. Aber was ist es dann? Ein Hai? Nein, kann nicht sein. Aber es ist auch kein Thuna. Soviel ist schon mal klar. Immer näher ziehen wir ihn an der Angel heran, bis wir ihn schließlich mit dem Gaffhaken an Bord holen. Boooooaaahh!!!!
Vor uns liegt auf dem Sonnendeck ein 150 cm langer und 30 kg schwerer Wahoo. Unser größter Fang bisher und wirklich mehr als wir essen können. Wir schneiden gut 13 Kilo Filet aus dem feinem Speisefisch. Einen Teil davon werden wir die nächsten Tage essen, ein paar Kilo werden eingekocht und über die andere Hälfte freuen sich in Tonga zwei Taxifahrer am Hafen und der Mann von der Bio Security.

Der Wind ist mit uns. Kaum vierundzwanzig Stunden hinter uns macht sich ein Hoch breit und lässt den Wind in dem Gebiet einschlafen. Das hätte für uns Flaute bedeutet und zusätzliche Tage bis zur Ankunft. So segeln wir bei halben bis achterlichen Winden Richtung Norden dahin. Im schneller. Am Sonntag, dem 1. Mai, weht es den ganzen Tag schon mit um die 20 Knoten und nachts soll es noch mehr werden und dann bis Montag Abend mit 25 bis 30 Knoten wehen. Wenn es also so weiter geht, sind wir morgen schon da und nicht erst, wie vor zwei Tagen prognostiziert, am Dienstag Morgen. Dann müssen wir aber auch wirklich so schnell bleiben wie jetzt. Das bedeutet mindestens 6 Knoten Geschwindigkeit, besser mehr, um ein Tagesetmal von 150 bis 160 Meilen zu erreichen. Ziel ist es bei Tag anzukommen. Nachts wäre die Ankunft bei den Riffen um Tongatapu herum zu gefährlich.
Bei Einbruch der Dunkelheit reffen wir noch einmal. Großsegel und Genua im zweiten Reff und trotzdem laufen wir noch über 8 Knoten Geschwindigkeit. Trotz des Windes bleibt die Höhe der Wellen zunächst eher auf geschätzten moderaten 3 Metern. Die Nacht auf Montag ist entsprechend unbequem, doch haben wir es schon schütteliger erlebt.
Montag morgen gegen sechs Uhr schlägt eine Welle gegen das Ruder und drückt PACIFICO quer zum Wind in Schräglage. Hilde schiesst, noch im Halbschlaf im Bett, ungebremst durch die Schlafkabine und landet samt Matratze und Bettzeug, also gut gepolstert, vor Hermanns Bett auf dem Boden. Völlig geschockt horche ich auf die Geräusche vom Boot. Alles gut, PACIFICO ist wieder im Lot. Doch was ist Hermann passiert, wenn ich schon so durch die Kabine geschossen bin? In leichter Panik rappele Ich mich also auf und stürze in die Küche, um nachzusehen. Hermann schaut lächelnd um die Ecke, als wenn nichts wäre gewesen wäre. Er hat am Navi Tisch gesessen und den Computer gerettet. Bevor wir weiter zum Spielball der Wellen werden, hat er auch schon das Ruder wieder auf Kurs gebracht. Alles gut. Nur Hilde braucht etwas Zeit um langsam wieder ins Lot zu kommen 😉
Der Montag beginnt also stürmisch und bleibt es, wobei in Böen bis zu sieben Windstärken ja noch kein Sturm sind. Die Wellen werden immer höher, geschätzte drei bis dann doch eher vier Meter. Eine weitere Welle schiebt unser Heck herum, bringt uns leicht in Schräglage. Das Kajak, dass außen an der Reling angegurtet ist, wird ins Wasser gedrückt. Die Schnallen der Gurte halten dem Druck nicht stand und werden auseinander gedrückt. Das zusätzlich noch vertäute Kajak hängt jetzt aussenbords und wird bei einer Geschwindigkeit von über 8 Knoten mitgezogen. Fragt sich, wie lange das gut gehen kann und die Halteschlaufe am Kajak das aushält. Also muss es irgendwie zurück an Bord. ‚Und das bei dem Seegang!!! ‚denkt Hilde. Über die Bordwand besteht keine Chance. Also verbringt Hermann das Kajak ans Heck und kann es über die Badeplattform an Bord ziehen. So etwas nennt man dann Resourcen retten.
Wir rauschen nur so dahin und hoffen Tonga am frühen Nachmittag zu erreichen. Erst als wir direkt vor der Piha-Passage sind, entscheiden wir uns diesen kürzeren Weg nach Nuko Alofa, Tongas Hauptstadt und Einklarierungshafen, zu nehmen. Wir werden damit mögliche Turbulenzen durch Tide und heute sehr hohem Pacific Schwell in Kauf nehmen, sparen aber mindestens drei Stunden Fahrzeit
Um 16.00 Uhr unserer Zeit, also 17.00 Uhr Tongazeit gehen wir vor dem Pangaimotu (Motu: Inselchen), also noch bei Tageslicht, vor Anker gehen. Die Behörden haben bereits Feierabend. Wir feiern unsere Ankunft mit einem leckeren Essen, also entsprechend unserem Geschmack kein Fisch sondern Steak.

Heute, am Dienstag, regnet es. Die vorhergesagten sieben Windstärken scheinen auszubleiben. Als wir die Hafenbehörden über VHF anrufen, meldet sich dort niemand. Auch lässt sich niemand sehen, als wir am Quarantäne Pier festmachen, nur die Taxifahrer. Doch gut, wenn man sich auskennt. Also marschiert Hermann mit Schiffspapieren und Pässen los, um uns einzuchecken. Dort ist man sichtlich genervt, dass die Segler wieder kommen und man arbeiten muss. Hermann nimmt es gelassen. Kurz nachdem er die Migration und Zoll erledigt hat und wieder an Bord ist, kommt auch der Mann von der Bio Security an Bord. Der ist weit weniger streng, als die die Vorschriften und so ist alles ganz entspannt. Wir müssen nichts von unseren frischen Lebensmitteln an Bord abgeben. (Wahrscheinlich deshalb, weil Hermann die Frage danach schlicht überhören wollte und der Beamte keine Lust hatte, sich mit vermeintlich mangelnder Sprachkenntnissen und Verständnisschwierigkeiten auseinander zu setzen. )
Nachdem mit dem Quarantäne Beamten alles offizielle erledigt ist, gibt es noch etwas Smalltalk. Wir erzählen von dem Wahoo und wie wir ihn geangelt haben. Da wir immer noch mehr als reichlich davon übrig haben, fragen wir, ob wir ihm ein gutes Stück davon schenken dürfen. Hoch erfreut nimmt er das große Stück Filet entgegen, greift sofort in die Tüte und reißt sich ein Stück von dem rohen Fisch ab. Das rohe Fleisch schiebt er sich in den Mund, kaut genüsslich und ist entzückt von dem gutem Geschmack und wie frisch der Fisch ist. Er bittet um einen Teller, ein Messer und Salz, weil er doch gleich hier an Ort und Stelle noch etwas von dem köstlichen Fisch essen möchte. Wir sind leicht sprachlos. Allerdings hatte auch der Taxifahrer, der gestern schon ein Stück und dem Filet bekommen hatte, sich heute morgen noch einmal dafür bedankt und auch etwas in der Richtung gesagt, wie gut doch dieser Fisch roh geschmeckt hatte. 😅

So, nun sind wir wirklich in Tonga angekommen, ganz offiziell und mit einem drei-Monate-Visum. Letztes Jahr durften wir nur einen Monat bleiben laut Visum. Hat es geholfen, dass Hermann denen erzählt hat, wie gut es uns hier auf den Friendly Islands gefällt?