Society-Islands – Tahiti, Moorea und Huahine Iti – Norddeutsches ‚Schnuddelwetter‘ und ‚Line-Dancer‘ – vom 31.7. bis 14.8.2015

Von den Tuamotus nach Tahiti benötigen wir fast 40 Stunden. Wir segeln Richtung SĂŒden durch ein dichtes Wolkenband. Rundherum regnet es immer mal wieder. Die Wolken ziehen dann jedoch vor uns oder auch hinter uns durch und wir bleiben trocken. Als der Wind zwischendurch einschlĂ€ft, muss „Yan“ (der Motor) ran. Das hat auch Vorteile, denn so werden die Batterien mal wieder richtig aufgeladen und der Wassermacher lĂ€uft auf Hochtouren, um die Frischwassertanks zu fĂŒllen.
Wenn man die Marquesas, die mit steilen FelswĂ€nden aus dem Meer steigen, und die Tuamotus, kaum mehr als palmenbewachsene Riffs, als „Pflicht“ betrachtet, sind die Society-Islands die „KĂŒr“. Hier haben wir die steilen FelswĂ€nde und grĂŒnen Berge, allerdings nicht ganz so dramatisch wie auf den Marquesas, umgeben von einem Riff, der Lagune und palmenbewachsenen Motus.
Tahiti
Am Samstag Morgen, so gegen 8.00 Uhr erreichen wir Tahiti. Der Himmel ist wieder bedeckt und sieht mehr und mehr  nach Regen aus. Tropische SĂŒdsee – wer erwartet da nicht Inseln im Sonnenschein? Was man hier gar nicht erwartet ist doch norddeutsches „Schnuddelwetter“. Unsere Euphorie ist entsprechend gedĂ€mpft. Wir steuern an der Ostseite der sĂŒdlichen Halbinsel eine Passage durch das Riff an und hoffen auf einen guten Ankerplatz. Laut unseren BĂŒchern soll dieser Teil Tahitis unbewohnt sein und die Ankerbuchten einigermassen wettergeschĂŒtzt. OK, die BĂŒcher wurden vor ca. 10 Jahren geschrieben und so einiges ist inzwischen anders. Also dieser Teil Tahitis ist alles andere als unbewohnt. Es sieht so aus, als wenn eine Straße an der KĂŒste um Insel und Halbinsel herum fĂŒhrt. Ruhige Ankeridylle finden wir hier nicht. Vielleicht weiter im Norden? Wir fahren bis Tautira. In der hinter dem Ort liegenden Bucht ist KĂ€pt’n Cook damals gelandet. Und was fĂŒr ihn gut war, sollte doch fĂŒr uns auch gut sein, denken wir und wollen fĂŒr eine Nacht bleiben 😉
 
Der kurze Besuch des Ortes ist nicht besonders eindrucksvoll. Im Supermarkt gibt es jedoch am Sonntag Morgen frische französische Baguettes und vor der Post, auf der anderen Straßenseite, haben wir Internetempfang. Gelegenheit mit der Familie in Deutschland zu telefonieren. Ein hollĂ€ndischer Yachtie spricht uns  dort an, (als wenn man uns ansieht, dass wir auch Yachties sind 🙂 ) Er hat mit seinem Boot die etwas ungewöhnlichere Route ĂŒber Hawaii genommen und berichtet uns, dass er dort auch einmal nicht so nett behandelt wurde. Ein Hafenmeister hat ihm dort das Leben schwer gemacht, mit Auflagen, die sein Boot erfĂŒllen mĂŒsste, wenn er bleiben wollte. Das ganze hat er dann auf den Inseln dort auch noch ein zweites Mal erlebt. An anderen PlĂ€tzen war man dann aber sehr nett und freundlich. FĂŒr uns hat er hilfreiche Tipps fĂŒr Papeete, unserem nĂ€chsten Ziel.
Das Wetter hat sich nicht wesentlich gebessert. Es ist immer noch grau und wolkenverhangen. Der Wind weht nur schwach, so dass wir nur Teile der Strecke nach Papeete segeln können.  Unser Weg fĂŒhrt durch die Lagune entlang der Ostseite der Insel. Fast die ganze KĂŒste ist bewohnt. Auffallend sind die vielen Kirchen. Die  HĂ€user-GrĂŒppchen machen kaum einen Ort aus und doch steht mittendrin eine Kirche. Am spĂ€ten Nachmittag liegen wir dann in der geschĂŒtzten Bucht des „Tahiti Yachtclub“ vor Anker. Genauso wie die „Lotte“ aus Köln mit ihrem Skipper Heinz. Heinz ist schon seit eineinhalb Jahren hier. Ende des Jahres geht es zurĂŒck nach Deutschland. Seine geplante Route geht durch die Magellan-Straße und ĂŒber die Falklandinseln. Eine Route die uns viel GesprĂ€chsstoff gibt und uns Erfahrungen austauschen lĂ€sst.
 Am Montag erkunden wir Papeete. Die LKWs mit den Hamburg-SĂŒd-Containern passen fast zum norddeutschen Schnuddelwetter. Doch im Laufe des Tages lĂ€sst sich dann und wann auch einmal die Sonne sehen. Als wir abends an Bord zurĂŒck kehren, sind wir ganz ĂŒberrascht, wie schnell der Tag vergangen ist. Den geplanten Behördengang haben wir aufgegeben. Die AuskĂŒnfte darĂŒber, ob wir uns hier bei der Gendarmerie melden mĂŒssen oder nicht, sind sehr unterschiedlich. Letztendlich wurde uns in der Marina des Stadthafens gesagt, es sei nicht erforderlich, weil wir uns doch auf den Marquesas gemeldet hĂ€tten. Es reicht, wenn wir auf Bora-Bora ausklarieren. Damit sind wir erst einmal zufrieden. Als nĂ€chstes  interessieren uns die Einkaufs- und Shopping-Möglichkeiten und natĂŒrlich Tahiti-Perlen. Perlenschmuck und Perlen werden hier tatsĂ€chlich an jeder Ecke angeboten und in allen QualitĂ€ten. Juweliere, die hochpreisigen Perlenschmuck anbieten. MarktstĂ€nde, an denen Modeschmuck angeboten wird, in dem Perlen geringerer QualitĂ€t verarbeitet wurden. GeschĂ€fte, in denen man Perlen aller QualitĂ€ten einzeln kaufen kann. Wir stehen hinter einem Asiaten, der auf einem Hocker vor einem Verkaufstresen sitzt. Eine VerkĂ€uferin zeigt ihm Perlen von unterschiedlicher GrĂ¶ĂŸe und Preisniveau. Er wĂ€hlt Perlen zu 100 Euro, 250 €  das StĂŒck aus, wie ein Kind Bonbons an einem SĂŒĂŸigkeiten Stand. In der großen Markthalle werden neben Blumen, Obst, GemĂŒse und Fisch auch alle möglichen Souvenirs angeboten. Klar schauen wir nach Tikis und anderen Holzarbeiten und vergleichen mit dem, was wir auf den Marquesas gesehen und gekauft haben. Es bestĂ€tigt uns, dass wir es richtig gemacht haben, direkt beim Hersteller zu kaufen. Wir hatten, finden wir, eine schönere Auswahl und dann auch noch zu gĂŒnstigeren Preisen. 🙂
 Bevor wir abends völlig geschafft an Bord gehen, kaufen wir in dem Carrefour, kaum 500 m von dem Club entfernt, fĂŒr unser Abendessen ein. Allein das GeschĂ€ft zu betreten und das umfangreiche Angebot zu betrachten, gibt uns das GefĂŒhl im Schlaraffenland zu sein. Seit Port Montt ist das der erste Supermarkt mit einer annĂ€hernd an europĂ€ische MaßstĂ€be grenzenden Vielfalt im Angebot. So ein ĂŒberdimensionales Sortiment sind wir einfach nicht mehr gewohnt. Ein ganz unglaubliches GefĂŒhl, dass uns erkennen lĂ€sst, was wir in Europa und Deutschland fĂŒr selbstverstĂ€ndlich genommen haben.
Nachdem wir unsere VorrĂ€te ergĂ€nzt haben und bevor es weiter nach Moorea geht, wollen wir noch einen Zwischenstopp machen.  Am Donnerstag Morgen geht es deshalb weiter an der KĂŒste entlang Richtung Westen. FĂŒr  etwas ĂŒber zwei Meilen segeln wir zunĂ€chst auf den Pacific hinaus, bevor wir ĂŒber die Hafeneinfahrt von Papeete wieder in die Lagune einfahren können. Kurz nach der Hafeneinfahrt werden wir ĂŒber Funk angerufen. Der Wasserweg, den wir nehmen fĂŒhrt am Flughafen vorbei und man muss sich ĂŒber Funk Kanal 12 dort melden, wenn man diese Strecke nimmt. Was wir nun aber noch nicht getan haben. Also werden wir höflich und nett darauf hingewiesen, dass wir das fĂŒnf Minuten vor Erreichen des Hinweisschildes uns bitte melden möchten. Und damit wir es nicht vergessen, wĂŒrde der freundliche Mensch uns noch einmal ĂŒber Funk anrufen, bevor wir das Schild erreichen, damit auch nichts schief geht. TatsĂ€chlich mĂŒssen wir dann vor dem Flughafen auf stoppen, weil gerade ein Flugzeug landet, bevor wir die Erlaubnis zur Weiterfahrt bekommen. Außerdem gibt uns der freundliche Funker den Hinweis, das wir uns vor dem nĂ€chsten Schild weiter sĂŒdlich noch einmal melden mĂŒssen. Als wir dort angekommen, ebenfalls auf stoppen, vergisst er dann allerdings zunĂ€chst uns die Genehmigung zur Weiterfahrt zu geben. Er ist dann etwas ĂŒberrascht, dass wir immer noch da sind und ganz brav auf das „go“ gewartet haben 🙂
 
Wir  ankern fĂŒr eine Nacht an der sĂŒd-westlich  von Papeete gelegenen Marina „Taine“. „Taine“ ist in den BĂŒchern gut beschrieben und wird als Ankerplatz oder auch zum festmachen direkt in der Marina empfohlen.  Offenbar ist dies der Ort, wo sich tatsĂ€chlich die ĂŒberwiegende Zahl der Segler aufhĂ€lt, die Tahiti besuchen, denn  in der Marina und in dem weitem Ankerfeld um uns herum liegen wohl einige hundert Boote. In diesem Teil von Tahiti, sĂŒdlich vom Flughafen,  wohnen anscheinend auch die „Reichen und Schönen“. Wir sehen Hotels und Villen am Ufer. Ein Grund dafĂŒr könnte sein, dass man von hier aus einen sicherlich traumhaften Sonnenuntergang ĂŒber der Insel Morea genießen kann. Zudem ist es hier sehr windfrisch. Uns gefĂ€llt es hier weniger. Der Ankerplatz ist zu weit vom Land entfernt und irgendwie haben wir uns in dem freundlichen Yacht-Club auf der anderen Seite von Papeete wohler gefĂŒhlt. FĂŒr weniger als  1,80 € pro Person konnten wir dort die sanitĂ€ren Anlagen nutzen,  und gegen ein geringes Entgelt  Waschmaschine und Trockner . Der Weg zum Einkaufen, und damit auch Transport unserer VorrĂ€te, war nicht zu weit und zu Fuß gut zu erledigen. Die etwa 3 Kilometer bis ins Zentrum waren ebenfalls zu Fuß oder mit Bus  kein Problem.
Moorea
Am Freitag Morgen segeln wir in gut drei Stunden nach Moorea. In unseren BĂŒchern werden zwei Ankerbuchten auf der nördlichen Seite von Moorea empfohlen. Die Cooks Bai sehen wir uns an, fahren dann jedoch weiter in die nĂ€chste Bucht, die eben auch die schönere sein soll. Am frĂŒhen Nachmittag ankern wir in der Bucht D’Opunohu, unweit des Hilton Hotels vor einem schönen Sandstrand in tĂŒrkisklarem Wasser zwischen fast 40 anderen Booten. Hier hilft mal wieder die Erfahrung aus dem Mittelmeer, wo aufgrund der vielen Boote, die dort so unterwegs sind, und der begrenzten AnkerflĂ€chen, hĂ€ufig sehr eng geankert wird. Da ist es schon wichtig zu schauen, wie die anderen Schiffe im Wind liegen und mal nachzufragen „wo liegt denn dein Anker?“ Wenn man sich dann auch noch gut vorstellen kann, wie sich alle Boote wie ‚Line-Dancer‘ gemeinsam an ihrer Ankerkette (Taue verhalten sich schon mal anders) im Wind bewegen, ist es relativ einfach, einen guten Ankerplatz auch in einem grĂ¶ĂŸerem Ankerfeld zu finden. Wir ankern also mittendrin und haben auch bei den drehenden Winden der nĂ€chsten Tage kein Problem, dass wir den anderen Yachten vielleicht zu nahe kommen könnten.
Moorea ist auch ein beliebtes Ziel fĂŒr Kreuzfahrer und die einheimischen GeschĂ€fte richten sich entsprechend darauf ein. In dem  Ort Papetoai auf der westlichen Seite der Bucht wird in dem kleinem Hafen sogar extra eine große Ankunftshalle mit einem großen Parkplatz davor fĂŒr die Kreuzfahrer-Touristen gebaut.  Auf dem Parkplatz stehen Fahrzeuge fĂŒr den kostenlosen Transfer der Touristen zu GeschĂ€ften bereit, die Perlen und Schmuck verkaufen. Wir sind am Samstag mit PACIFICA, diesmal fĂŒr die 20 minĂŒtige Fahrt mit  dem Außenborder ausgerĂŒstet, hergekommen. Den Transfer zu den GeschĂ€ften nehmen wir nicht in Anspruch, denn wir wollen zu Fuß gehen. Irgendwann mĂŒssen wir uns ja schließlich mal richtig bewegen 🙂
 
Wir marschieren los und erwarten irgendwann in den Ortskern zu kommen. Nach gut 5 Kilometern geben wir die Hoffnung auf einen „Ortskern“ auf. Der Ortskern ist wohl eher die Straße, die wir entlang gehen und an der wir dann und wann einmal an GeschĂ€ften, MarktstĂ€nden, HĂ€usern und Hotels vorbeikommen.  Wir finden, wir haben uns nach diesem Marsch etwas zu trinken verdient und gehen in das nĂ€chste Hotel, dass ein Restaurant mit Bar direkt am Strand hat. Ein Tisch auf der gemĂŒtlichen Holzterrasse direkt ĂŒber dem Sandstrand, nur wenige Meter vom Wasser entfernt, wird gerade fĂŒr uns frei. Da wir feststellen, das wir nicht nur durstig sondern auch hungrig sind, gönnen wir uns in diesem netten Ambiente auch ein leckeres Mittagessen. Wir versuchen uns, wie die Hotelurlauber um uns herum zu fĂŒhlen. Der Gedanke, in vielleicht 14 Tagen wieder nach Hause fliegen zu mĂŒssen, und damit dieses Paradies zu verlassen, ist fĂŒr uns nur sehr schwer nachzuempfinden. Das ist doch eine ganz andere Welt, als die, in der wir leben.
Am Sonntag Morgen treten wir die Fahrt ĂŒber die Bucht zu dem kleinen Hafen noch einmal an, um zu telefonieren und Mails zu schreiben. Als wir dann zurĂŒck zu PACIFICO wollen,  ist der Wind ziemlich aufgefrischt. So eine Fahrt bei Wind und Wellen haben wir mit PACIFICA noch nicht gemacht. Wir sind beide ziemlich nass und durchgeschĂŒttelt als wir PACIFICO erreichen. FĂŒr die fĂŒr nĂ€chsten Tag versprochenen TelefongesprĂ€che, ĂŒberlegen wir, ob wir dass nicht anders lösen können, um so eine Fahrt zu vermeiden. Den Nachmittag verbringen wir am Strand. Dort gibt es auch Tische und BĂ€nke und es weht nicht so. Eine gute Gelegenheit den Ton-Grill mitzunehmen und die leckeren brasilianischen Pasteten fĂŒr uns zu backen. Neben vielen Yachties sind auch so einige Polynesier und Touristen am Strand. Ein Ă€lterer Einheimischer mit langen Zottelhaaren und einer Bermudahose, die sicherlich schon einmal bessere und sauberere Tage gesehen hat, sieht uns interessiert zu und kommt dann nĂ€her. Er gibt uns die Hand, redet ein bisschen mit uns und fragt dann, ob er mal probieren dĂŒrfte, was wir das so essen. Kurzerhand backt Hermann ihm gerne einer unseren letzten Pasteten. Zum Dank segnet er uns und lĂ€dt uns zum Essen ein, weil wir unser Brot mit ihm geteilt haben. Irgendwann in den nĂ€chsten Tagen will er Fisch und Kokos hier am Strand fĂŒr uns zubereiten. Wir werden dann nicht mehr da sein, freuen uns aber trotzdem ĂŒber die Einladung und die Art, wie er sich uns gegenĂŒber gibt. Auch wenn diese Begegnung mit ihm schon etwas seltsam anmutet, nachdem er uns gesegnet und auch fĂŒr uns gesungen hat.
Die fĂŒr den Montag versprochenen TelefongesprĂ€che fallen fast dem Wetter zum Opfer. Es ist grau und bewölkt, als wir doch noch einmal die Fahrt ĂŒber die Bucht antreten. Und auf dem RĂŒckweg weht es dann auch noch richtig. Das gekaufte Baguette haben wir in weiser Voraussicht in einer PlastiktĂŒte verpackt, die IPads im wasserdichten Seesack. Und wenn wir am Vortag schon nass geworden sind, kommen wir jetzt kaum aus der Hafeneinfahrt heraus ohne schon ganz nass geworden zu sein. Angenehm ist dabei, dass das ĂŒberkommende Wasser wĂ€rmer ist als die Luft. So ist  es also jedes mal wie eine warme Dusche, wenn die aufschĂ€umende Gischt der Wellen, ĂŒber die wir hĂŒpfen, ĂŒber uns und ins Dingi spritzt. Und auch eine PĂŒtz zum schöpfen haben wir diesmal an Bord und können so das Wasser gleich wieder aus PACIFICA heraus befördern. Die RĂŒckfahrt ist also eine ziemlich ruppige feuchte Angelegenheit. Naja – es hat aber auch schon Spaß gebracht, der Ritt durch die Wellen 🙂
Huanhine Iti
Am Dienstag Vormittag verlassen wir Moorea Richtung Huahini Hui / Huahine Iti, dem Inselpaar, dass durch eine BrĂŒcke miteinander verbunden ist. Mehrfach wurde uns vorgeschwĂ€rmt, dass die Inseln sehr schön sein sollen. So haben wir unsere ursprĂŒnglichen PlĂ€ne geĂ€ndert und segeln zunĂ€chst nicht nach Raiatea. Es wird eine anstrengende Fahrt, da viele andere Segler auf dieser Route unterwegs sind und an Schlaf kaum zu denken ist. (Hilde ist am nĂ€chsten Morgen relativ ausgeruht. Warum wohl? 😉 ) In der Nacht bremsen wir unsere Fahrt zudem krĂ€ftig ab, um nicht vor dem ersten Tageslicht an zu kommen. Die Passagen der Inseln sind hier zwar weniger dramatisch als auf dem Tuamotus, doch wollen wir nicht riskieren wegen einer FehleinschĂ€tzung in der Dunkelheit auf ein Riff zu laufen. Das ist dann letztendlich auch der Grund, warum wir die nördlichste Passage in die Lagune wĂ€hlen. Bei der von uns zunĂ€chst angesteuerten Passage sind die in der Karte angegebenen Leitfeuer nicht zu erkennen. Erst als wir spĂ€ter bei Tageslicht daran vorbei fahren, sehen wir die unbeleuchteten grĂŒn-weißen Masten, die uns den Weg hĂ€tten zeigen sollen. Auf Huahini Hui machen wir morgens um 6.00 Uhr am Pier von Fare einen Zwischenstopp. Gerade so lange, wie wir benötigen kurz an Land zu springen, unseren MĂŒll im nĂ€chstgelegenen Container zu entsorgen und im Supermarkt backfrische Baguettes fĂŒr unser FrĂŒhstĂŒck zu besorgen.
Die Ankermöglichkeiten sollen bei diesem Insel-Duo aufgrund der Tiefen, hĂ€ufig ĂŒber 20 m bis 30 m, relativ schwierig sein. So freuen wir uns, als wir eine halbe Stunde spĂ€ter vor einem kleinen Strand doch einen guten Platz zum pausieren finden. Wir frĂŒhstĂŒcken und holen etwas Schlaf nach.
Am Nachmittag sehen wir uns nach einem geeigneten Ankerplatz fĂŒr die Nacht um. Die Bucht zwischen den beiden Inseln, die wir nach der Karte dafĂŒr vorgesehen haben, ist bei weitem nicht so windgeschĂŒtzt, wie erwartet. Auch ist hier eine Austernfarm angesiedelt, die nicht eingezeichnet ist. Wir halten respektvoll Abstand zu den vielen kleinen Bojen, von denen wir wissen, dass dort an unter Wasser gespannten Tauen die Austern in den Netzen hĂ€ngen. Ein Charter-Kat, den wir auf Toau bereits einmal gesehen haben, liegt etwas sĂŒdlicher außerhalb der Bucht vor Anker.  „Der wird schon wissen, warum er dort liegt!“ sagen wir und steuern darauf zu. Trotz des guten Windes liegen die Yachten in unterschiedlichen Richtungen, als wĂ€re es an der Stelle völlig windstill.  Also offenbar ein gut geschĂŒtzter Platz zwischen Land und einer kleinen, grĂŒnen und bewohnten Insel.  Als wir nĂ€her kommen, öffnet sich uns der Blick in eine kleine Bucht mit einem gepflegten Sandstrand, auf dem eine kleine HĂŒtte steht, dahinter dicht gewachsener grĂŒner Dschungel vor steil ansteigenden FelswĂ€nden. „Hilde-like“ sagt Hermann  beim Anblick dieser SĂŒdseebucht und wirft immer wieder einen Blick auf den Tiefenmesser.
Es liegen hier noch einige weitere Segelboote sowie die Luxus-Motor-Yacht „Gatto Pardo“ vor Anker und an Bojen. Wir fragen bei einem amerikanischen Ehepaar, wem die Bojen gehören und ob man vielleicht einfach an einer freien Boje festmachen darf. Die Bojen sind frei verfĂŒgbar und es kostet auch nichts, daran zu liegen. Und so machen wir an der letzten freien Boje fest und sparen uns das Ankermanöver. Es ist hier nicht ganz so windstill wie erwartet. Trotzdem drehen sich nur die Kats in den Wind. PACIFICO und die Motor-Yacht liegen quer zum Wind. Es gibt also eine leichte Strömung, die das unterschiedliche Bild, so gar nicht ‚Line-Dancer‘ ĂŒblich, erklĂ€rt.
Wir verbringen hier zwei wunderschöne Tage. Da wir zu bequem sind, PACIFICA zu Wasser zu lassen, nehmen wir fĂŒr unsere LandausflĂŒge das Kajak. Es ist allerdings nur fĂŒr eine Person konzipiert. Wir versuchen trotzdem, ob es uns nicht beide trĂ€gt. Beim ersten Versuch darin Platz zu finden, geht Hilde erst einmal zu Wasser. Beim zweiten Versuch, setzt sich Hermann nach hinten und lĂ€sst Hilde paddeln. Da geht es schon mal im Kreis und Schlangenlinien bis wir endlich relativ trocken anlanden 🙂
Am Strand lernen wir Philip kennen, der tĂ€glich von ca. 10 bis 16 Uhr hier ist. Er bewacht und pflegt diesen Strand. Nebenbei bastelt und verkauft er Schmuck aus Samen, Muscheln und Bast. Und den Damen, wie denen der „Gatto Pardo“ schenkt er den Schmuck dann auch schon mal. Genauso wie er das leckere Kokosbrot, dass er  morgens in BlĂ€ttern ĂŒber dem offenen Feuer backt und dann an die Anwesenden verschenkt. Oder fĂŒr die GĂ€ste am Strand KokosnĂŒsse aufbricht und herum reicht. Hier und  da hĂ€lt er ein SchwĂ€tzchen, bastelt dann wieder, fegt den Strand oder sagt, er hĂ€tte jetzt so viel gearbeitet, jetzt hĂ€tte er erst einmal Pause 🙂   Er macht einen ausgesprochen glĂŒcklichen und zufriedenen Eindruck, hier in seinem kleinen Paradies.
Wir unterhalten uns mit den vier Damen der „Gatto Pardo“, wĂ€hrend Philip bestellten Schmuck bastelt. So erfahren wir, dass die Yacht einer Witwe gehört, die in Andalusien und Paris lebt. Sie macht diese Reise,  die wohl ursprĂŒnglich mit ihrem verstorbenen Mann geplant war,  mit ihrer Schwester und zwei Freundinnen. In frĂŒheren Jahren ist das Paar allein zu zweit mit einer 70-Fuß-Yacht hin und zurĂŒck ĂŒber den Atlantik gesegelt. Und zwar zu Zeiten, als es noch keine Elektro-Winschen gab!  SpĂ€ter sind sie dann auf eine kleinere 47 Fuß-Yacht umgesattelt. Die war dann leichter zu hĂ€ndeln und man brauchte auch nicht so viel sauber zu machen, wie uns die Witwe erzĂ€hlt. „Gatto Pardo“ (Gepard) hießen alle ihre Yachten und Boote. Die vier Damen werden umsorgt von einer 6-köpfigen Crew. Und der Koch soll der beste der Welt sein. Nicht ein einziges Mal gab es bei den gereichten Speisen eine Wiederholung, berichtet Muriel, eine der Freundinnen 😉
Der Einladung zu einem „Sun Downer“ auf der Yacht folgen wir gerne. Und weil die sympathische Eignerin  gesehen hat, dass unser Dingi nicht im Wasser ist, werden wir zur abgemachten Zeit abgeholt und spĂ€ter zurĂŒck gebracht. Wir verbringen eine sehr kurzweilige,  unterhaltsame und angenehme Stunde auf der Yacht, tauschen unsere Erfahrungen und Erlebnisse aus. Da wir uns in den nĂ€chsten Tagen auf der gleichen Route befinden, freuen wir uns alle auf ein mögliches Wiedersehen.
Die Zeit erfĂ€hrt auf unserer Reise eine andere Dimension. Die Tage und Monate verlieren ihre Namen. Es sind jetzt die Tage die wir auf See waren, die, die wir an einem Ort verbracht haben, die Namen der Inseln und der Buchten. Es sind die Erlebnisse, die die Zeit ausmachen, die Begegnungen. Einzig der gebuchte Flug zurĂŒck nach Deutschland setzt diesem ZeitgefĂŒhl eine Grenze.
 

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