Marquesas – Ua-Pou – Le Maire und Juli-Fête vom 1.7. bis 9.7.2015

Im Sonnenschein gehen wir nachmittags um 3.00 h in der Bucht von Hakahau vor der Insel Ua-Pou vor Anker. Hier sehen wir auch den „sportlichen“ jungen Segler mit seinem 8-m-Boot aus Alaska wieder und zum Wochenende wird auch die SODRIC hier eintreffen, die wir in Atuona kennen gelernt haben.

Der Ort ist weitlaeufig, wie wir es bereits von den anderen Inseln kennen, bietet relativ gute Einkaufsmoeglichkeiten, oeffentliches Internet im Kulturzentrum. Die Yachties treffen sich zum Mittagessen im Restaurant des Kulturzentrums, wo das Essen sehr guenstig angeboten wird. Schon fuer rund 5 Euro kann man sich am Bueffet den Teller mit Reis, Gulasch, rohem Fischsalat, Bananen und Salat fuellen. Eine Tuete voller Pfannkuchen-Gebaeck kostet rund 2 Euro. Morgens gehen wir zur Boulangerie, um Kaffee zu trinken, leckere Croissants zu essen und zu „interneten“, denn auch hier gibt es kostenloses WiFi.

Die Bucht ist sandig und hat einen Badestrand, an dem nachmittags vor allem die Kinder im Wasser spielen und schwimmen. Auch hier gibt es, wie in Atuona, am Hafen einen Ruderclub. Jeden Morgen beobachten wir, wie ein Grossvater seinen Enkelsohn trainiert. Das Training beginnt mit Gymnastik und ueber den Strand spurten. Dann rudert der Kleine eine Runde um die vor Anker liegenden Segelboote. Danach wird das Paddel getauscht, dass wahrscheinlich dann ein anderes Gewicht hat, und er dreht und lauten Zurufen seines Grossvaters weitere Runden um die Segelboote. Zwischendurch darf er um etwas zu essen und zu trinken an Land, bevor er dann weitere Runden um uns dreht. Abgeschlossen wird das Training mit einem Stretching am Strand. Na, wenn sich aus so einem intensiven Training nicht der naechste Champignon entwickelt 😉

Am Freitag starten dann die Juli-Feierlichkeiten. Der Festplatz liegt hinter Kirche und Krankenhaus, gut zehn Minuten zu Fuss vom Strand. Das Programm haengt auf einem Zettel neben der Post aus, so dass wir uns ueber den geplanten Ablauf von Freitag bis Sonntag informieren koennen und jeweils rechtzeitig vor Ort sind. Wir sind also puenktlich um 17.00 h dort und wundern uns, wie wenig Menschen dort sind. Zumindest gibt es schon Musik. Die sieben Cabanas, in denen Speisen und Getraenke angeboten werden, sind ebenfalls noch geschlossen. Die offizielle Eroeffnung ist noch nicht erfolgt, wie wir erfahren. Man wartet auf das Erscheinen der Offiziellen 😉 Also Buergermeister, Commandant der Gendamerie, Festkommite, Priester und wer da sonst noch so dazu gehoert. Vorher passiert hier gar nichts. Nur die Musiker, die duerfen schon spielen.

Es dauert noch eineinhalb Stunden, bis langsam Bewegung auf den Platz kommt. Der le Maire (Buergermeister) spricht einladende Worte und es wird zur Eroeffnung ein Blumenband durchgeschnitten. Bei der dann folgenden wortreichen Eroeffnung werden auch die anwesenden Yachties sehr herzlich begruesst. Ueberhaupt gibt man uns das Gefuehl, sehr willkommen zu sein. Spaeter spricht uns der Buergermeister sogar noch persoenlich an und als wir ihn in einer der Cabanas dann noch einmal sehen, laedt er uns zu sich an den Tisch ein. Fuer uns die Gegelegenheit so weiniges zu fragen und zu erfahren.

Noch vor 200 Jahren haben auf den Marquesas rund 80.000 Menschen in den Waeldern gelebt, bevor die Franzosen kamen. Die Polynesier lernten statt in den Waeldern zu leben, ihre Doerfer in den Buchten am Meer zu bauen und dort zu siedeln. Heute leben auf den Marquesas nur noch rund 8.000 bis 9.000 Menschen. Das gibt uns doch sehr zu denken.

Das Monatseinkommen soll durchschnittlich bei 1.000 Euro liegen. Alle, die ein Auto haben, also in der Regel einen Pick-up, verdienen mindest 1.500 bis 2.000 Euro, sonst wuerde ihnen die Bank keinen Kredit fuer das Auto geben. Das Auto wird dann innerhalb von sechs bis sieben Jahren abbezahlt.

FĂźr 1 Kilo Cobra erster Qualitaet verdient man rund 140 PFranc (ca. 1,20 bis 1,40 Euro), mindere Qualitaet zwischen 70 bis 120 PFranc. Die Ernte wird per Schiff nach Papeete gebracht. Das gilt uebrigens auch fuer Fruechte und Kunsthandwerk. Alles, was auf den Inseln nicht direkt verkauft werden kann, geht per Frachtschiff nach Papeete und wird dort weiter verkauft.

Nach der allgemeinen Begruessung und einer weiteren Programmverzoegerung, duerfen wir eine maennliche Tanzgruppe erleben. Sie sind gekleidet in traditionelle Bastkostueme, taetowiert und zusaetzlich auch finster bemalt, ausgeruestet mit Lanzen und Stoecken. Der Auftritt der jungen Maenner vermittelt dann schon etwas sehr ausdrucksstarkes, ist sehr stimmgewaltig laut, ausdrucksvoll in den Bewegungen. Auch wenn uns die eigentliche Bedeutung des Tanzes nicht bekannt ist, scheint es um Hierarchien gehen, um maennliche Staerke, moeglicherweise Sexualitaet und um die Jagd. Dieser Tanz steht im krassen Gegensatz zu den sanften musikalischen Klaengen und den dazu hueftschwingenden Suedseemaedchen, die wir schon kennen und auch an diesem Abend noch erleben.

Am Sonntag haben wir genug gesehen von den Juli-Feierlichkeiten. Wir sind lange genug in Hakahau gewesen und wollen nun weiter zur naechsten Bucht auf Ua-Pou. Sie soll sehr schoen sein, kurz hinter dem Flugplatz, wenn auch ohne Sandstrand, dafuer mit einem netten kleinen Dorf. Die Bucht Hakatao ist dann auch noch relativ ungeschuetzt und der Schwell des Pacifics haelt das Wasser in Bewegung, so dass wir es auch hier mit zwei Ankern versuchen. Doch der Heckanker haelt nicht. Am naechsten Morgen liegen wir kaum noch 40 m von der Hafenklippe entfernt. Eindeutig zu nah. Wir ankern um. Es ist jetzt ja auch Platz genug vorhanden, da die Sodric, die Rose of Jericho und ein weiteres Boot aus Neuseeland die Bucht wieder verlassen haben und wir als einzige zurueck bleiben.

Uns gefaellt es hier sehr gut. Die Cabana am Strand ist den ganzen Juli geoeffnet und wird von der Familie des oertlichen Kaufmanns betrieben. Der Kaffee wird hier frisch aufgebrueht, die Pommes sind knackig, das Steak ist so, wie wir es moegen, das Bier ist kalt und schmeckt 🙂

Am Sonntag hatten wir uns nach frischen Obst erkundigt, dass dort in Mengen auf dem Platz vor der Cabana verpackt wurde. Nichts davon stand zum Verkauf. Allein 8 t Pampelmusen waren fuer Papeete bestimmt und sollten bis Montag zum Fracht-Kreuzschiff Aranui in Hakahau geliefert werden. Ebenso Kopra, Bananen, Limonen und was ansonsten so im Tal geerntet wurde. Wir sollten in ein paar Wochen noch einmal nachfragen, bekommen wir als gestresste Antwort. Auf unserem ersten Gang durch das Dorf fragen wir einfach bei anderen Dorfbewohnern einmal nach Obst. Und wir haben Glueck bei Iopa. Er wird uns am Mittwoch einen Sack Pampelmusen, jeweils eine Kiste Papaya, Mangos und Limetten sowie eine Bananenstaude liefern. Gar kein Problem. Und wir haben dann erst einmal genuegend Obst fuer unsere Reise zu den Tuamotos, wo nicht damit zu rechnen ist, dass es etwas anderes als Fisch und Kokusnuesse frisch geben wird.

In Hakatao ist Vaavaa der einzige der Tikis herstellt, also Holzkunstarbeiten macht. Nachdem wir ihn am Sonntag zu Hause nicht antreffen, sagt man uns, er sei in der Cabana am Strand. Wir verabreden uns mit ihm fuer den naechsten Morgen um 9.00 h in seinem Haus. Mal schauen, was er an Holzkunstwerken anzubieten hat und wir moechten ihm ein Muster von einer Schmuck-Schale zeigen. Moeglicherweise kann er fuer etwas aehnliches herstellen. Er kann. Von unser runden Muster-Schale sind er und auch seine Frau sehr angetan. Bis Mittwoch Abend will er zwei solcher Schalen fuer uns herstellen. Ob das etwas wird, da sind wir wirklich gespannt. Denn, wie gesagt, die Schalen, wie wir sie moechten sind rund! Und sie sollen einen passenden runden Deckel haben. Vaavaa hat aber keine entsprechenden Maschinen, um etwas rund drechseln und zu drehen. Ob er das wirklich hin bekommt? Vorsichtshalber vereinbaren fuer den Dienstag einen weiteren Termin, damit wir uns ansehen koennen, wie weit er bis dahin mit der Auftragsarbeit gekommen ist. Also marschieren wir am Dienstag ein weiteres Mal zu seinem Haus, ueberqueren die kleine Bruecke ueber den Bach, wenden uns nach rechts und am Mangobaum links die Strasse, die zu seinem Haus fuehrt. Nicht, dass es hier nur den einen Mangobaum gibt 😉 Ganz stolz zeigt uns Vaavaa eine Holzstueck, aus dem er die zweite Schale fertigen wird. Und dann stellt er die erste, schon fast fertige, Schale hin, schaut gespannt auf unsere Gesichter und unsere Reaktion. Er strahlt, als wir wirklich begeistert sind, ueber das schoene Stueck, dass da vor uns steht. Sie ist etwas groesser geworden, als unsere Schale und hat noch nicht das geschnitzte Muster. Aber sie ist schon sehr schoen und auch der Deckel liegt gut und passend auf. Jetzt sind wir sicher, dass wir am Mittwoch die bestellten Schalen bekommen und nicht enttaeuscht sein werden.

Ganz am Ende des Tals, gut eine Stunde Fussmarsch vom Strand, hat sich ein Deutscher niedergelassen. Er muss wohl ziemlich bekannt sein, denn jeder weisst uns darauf hin, dass Manfred oben im Tal wohnt, dort Kakao anpflanzt und Schokolade macht. Der relativ neue gepflegte Weg, den wir nehmen, um zu einem als sehenswert benannten Wasserfall zu kommen, endet dann auch vor seiner gepflegten Grundstuecksauffahrt, die man bitte nicht befahren und den ausgewiesenen Parkplatz nutzen moechte. Irgendwie hatten wir eher ein Haus mit Blick ueber das Meer als erstrebenswert betrachtet, als ein Haus im Dschungel, wo es von Nonos nur so wimmelt. Aber jedem das seine. Wir kehren um und entdecken ein wenig abseits vom Weg dann doch noch den kleinen Wasserfall, idyllisch unter dichtem Gruen mit kleinen Wasserbecken unter den einzelnen Stufen.

Von Vaavaa erfahren wir, als wir danach fragen, dass seine Familie gemeinschaftlich, unteilbar und nicht zu veraeussern, 11 ha Land besitzt. Die Bewirtschaftung und die Ernte gehoert der Familie. Ein Haus darf ein Familienmitglied nur darauf bauen, wenn alle Familienmitglieder zustimmen. So ist die ganze Insel ueberwiegend im Besitz der vielen Familien. Vaavaa ist 46 Jahre, verheiratet, hat einen Sohn und ist hauptberuflich wohl so etwas wie ein Bauarbeiter mit Leitungsfunktion. Neben seiner Beteiligung am Familienbesitz hat er inzwischen drei weitere Grundstuecke und zwei Haeuser erworben. Die gehoeren dann nur ihm und nicht der Grossfamilie.

Interessant finden wir auch das Gespraech, dass wir mit einem Lehrer fuehren. Die Kinder der Insel Ua-Pou (2.300 Einwohner) gehen in die Internatsschule in Hakahau und sind nur am Wochenende und den Ferien zu Hause. Die Schulklassen sind zusammengefasst in die erste bis fuenfte Klasse und sechste bis achte Klasse, wenn wir es richtig verstanden haben. Danach gibt es die Mglichkeit auf das College, ebenfalls in Hakahau, zu gehen. Alle weiter fuehrenden Schulen und die Universitaet sind dann in Papeete und die Jugendlichen muessen dann die Insel verlassen und kommen nur noch alle drei Monate nach Hause.

Am Donnerstag Morgen gehen wir noch einmal an Land fuer einen letzten Besuch in der kleinen Cabana, bevor wir mittags aufbrechen nach den Tuamotos. Es ist unser letzter Landgang auf die Marquesas nach fuenf Wochen, die wir hier auf den Inseln verbracht haben. Wir haben hier viel gesehen und erlebt. Die Tuamotos werden ganz anders sein, schon aufgrund ihrer terristischen Lage und Struktur.

Zwei Fischer sitzen in der Cabana beim vormittaglichen Bier und wir setzen uns zu ihnen. Der eine der beiden ist recht gespraechig, fragt uns, woher wir kommen und wohin wir wollen. Und dann geht es um die Themen Fische in der Bucht, unsere Angelerfolge und das Fischen allgemein. Bei einigem von dem, was uns da so erzaehlt wird, fragen wir uns hinterher schmunzelnd, was denn da so stimmt:

„Im Juli, also jetzt, kommen schon einmal Orcas in die Bucht um Mantas zu jagen.“ und „Plastikboote sind zum Fischen nicht so gut, weil da beissen die Haie Loechern hinein. Boote aus hartem Manga-Holz sind viel besser, denn da wuerden die Zaehne der Haie abbrechen, wenn sie reinbeissen, und im Holz stecken bleiben!“ und zum Thema „ciguartera“ „man erkennt, ob ein Fisch krank ist, wenn man ihn kurz vor der Schwanzflosse einschneidet und ihn dann durchbricht. Kommt dann Blut, ist er krank.“ oder “ das erkennt man an den Filets, wenn man sie aufhaengt. Werden sie kleiner, ist der Fisch gesund, werden sie laenger ist der Fisch krank.“ Ist doch alles ganz einfach, wozu braucht es da noch Wissenschaft 😉

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