Chile – Beagle Kanal vom 24.2. -26.2.2015

Unseren letzten Abend in Ushuaia haben wir an Bord der KAT von Vilfredo SchĂŒrmann verbracht. Uns interessierte vor allen die Technik und Innenausstattung des neuen Bootes, dass mit 6 Kabinen, 1 Notkabine im Bug und 3 Badezimmer Platz fĂŒr 16 Personen hat. Jede Kabine mit eigenem Namen, eigener BettwĂ€sche mit Namen wegen der unterschiedlichen,technische Ausstattung entspricht dem, was heute dem Standard entspricht und darueber hinaus. Im begehbaren Motorraum ist der Boden aus Plexiglasplatten, damit alle Anschluesse und Zuwegungen jederzeit ueberwacht werden koennen. Hier sind zwei grosse ca. 150 PS Volvo-Motoren untergebracht, der starke Generator, um den Bedarf des, fuer uns enormen, Stromverbrauches des Bootes zur Verfuegung zu stellen, soweit der Strom nicht durch Motor, Solar und Windkraft produziert werden kann. Der Wasserconverter leistet 150 l Trinkwasser pro Stunde. Organischer Abfall wird kompostet, anorganischer gepresst, Abwasser geklaert in Grauwasser. Die Kueche ist unter anderem mit einem grossen Herd und einer Kuehl-Gefrier-Kombination ausgestattet. Es wollen schliesslich derzeit 11 Personen an Bord versorgt werden. Und natuerlich fehlt auch eine Wasch-Trocken-Maschine nicht an Bord. Was uns am ersten Tag schon aufgefallen war, sind die beiden schwarz-chrom-farbenen Kugeln am Heck auf starken Halterungen. Es sind Gewaechshaeuser mit frischen Kraeutern und Fruehlingszwiebeln! Wir werden sehr nett von der Familie SchĂŒrmann bewirtet und verbringen einen unterhaltsamen Abend. Vor unserer Abreise in Puerto Williams, treffen wir Vilfredo, mit Familie und Schiffsarchitekten noch einmal. Es wird sicherlich nicht das letzte Mal auf unserer Reise sein.

Die Fahrt mit „Rueckenwind“ nach Puerto Williams am Montag Nachmittag dauert kaum vier Stunden. Wir werden sehr freundlich dort im Club Micalvi begruesst und machen gegen 16.30 h an einem hollaendischen Segler fest.

Um 18.00h sollen wir bei der Prefectura Puerto Williams sein. In Ushuaia haben wir mit den Behoerdengaengen morgens schon fast vier Stunden gebraucht, weil nicht klar war, wo die Migration ist. Außerdem gab es dann dort auch noch ein Computer-Problem. Es dauerte eben. Nun sollten wir heute Abend das gleiche noch einmal in Puerto Williams machen.

Als wir bei der Prefectura ankommen, ist der Vorraum bereits gefuellt von Seglern, die sich alle dort melden sollen. Wir machen uns schon auf ein Abend fuellendes Programm gefasst. Als wir dann aufgerufen werden, sind wir ueberrascht. Es geht erstaunlich strukturiert von statten, denn auch der Beamte fĂŒr die Migration (Pass und Stempel) und der Agricultura (Einfuhrbestimmungen Frischwaren) sind anwesend und es wird praktisch alles in einem abgehandelt. Die Gebuehr soll in US-Dollar bezahlt werden – was wir aber nicht wollen, da wir mit chilenischen Pesos zahlen moechten. Diese Gebuehr in Höhe von 24 USD / 16.870 Pesos ist uebrigens fuer die Unterhaltung der Schifffahrtszeichen, wie Leuchttuerme etc. Wir bekommen einen Ortsplan und erklaert, wo die naechste Bank fuer Bargeld und der Zoll zu finden sind. Die Zollabfertigung dauert keine 10 Minuten. Als wir anschliessend in die Praefectura zurueck kommen, ist der Vorraum leer und wir kommen gleich dran. Nun geht es noch darum die Zarpe (Genehmigung zur Durchfahrt) fuer die Kanaele bis Port Mont zu beantragen, die nach den uns vorliegenden Informationen einige Tage dauern kann. Aber auch hier sind wir angenehm ueberrascht, als wir diese sofort mit bekommen. Nachdem wir alles ausgefuellt und unsere Ausfertigungen bekommen haben, fragen wir, ob dies denn nun alles sei. „Ja, ach nein.“ Ob wir gern noch eine englische Ausfertigung der Zarpe haetten und man haette uns ja auch den Wetterbericht fuer die naechsten Tage noch nicht gegeben. Um 19.15 h sind wir wieder an Bord der PACIFICO und immer noch angetan, wie gut organisiert und schnell das alles gegangen ist und wie freundlich und hilfsbereit der Umgang war.

Mitten in der Nacht wird Hermann durch Geraeusche geweckt. Der Hollaender, an dem wir fest gemacht haben, will auslaufen. Da neben uns aber auch noch ein franzoesisches Charterboot festgemacht hat, groesser als wir, und die Crew dort von dieser Aktion gar nichts mit bekommt, endet die ganzes Aktion fast in einem Fiasko. In letzter Sekunde koennen wir verhindern, dass der Franzose mit seinem Bugkorb vom Wind gegen das naechste Boot getrieben wird und dadurch ernsthafter Schaden entsteht.

Am Dienstag koennen wir nicht so frueh los, wie wir es gerne gewollt haetten. Der Liegeplatz muss ja noch bezaht werden, und wir wissen nicht, wann der Clubmitarbeiter zum kassieren da sein wird. Also nutzen wir die Gelegenheit um uns Puerto Williams an zu sehen. Die kleine Stadt ist, wenn man die vielen Strassenbaustellen in Betracht zieht, wohl am wachsen. Es ist eigentlich ein Militaerstandort der chilenischen Armada, was wir dann auch gleich in dem ersten Supermarkt feststellen. Wir werden hoeflich darauf aufmerksam gemacht, dass hier nur Militaerangehoerige und deren Familien einkaufen duerfen.

Die Stadt besteht ueberwiegend aus weissen und bunten Holzhaeusern und Schotter- bzw. Betonstrassen. Das „Einkaufsviertel“ ist ein Platz mit kleinen Geschaeften und wirkt wie in einem Western-Film. Der Supermarkt ist das, was man in Deutschland einen „Tante-Emma-Laden“ nennt. Es faellt auf, wie verhaeltnismaessig gross in dem kleinen Laden die Flaeche mit Suessigkeiten und Knabbergebaeck ist. Wohl das Hauptgeschaeft! 😉

Als am Nachmittag das naechste Charterboot bei uns laengsseits geht, und Hermann danach erst einmal unseren Fahnenmast reparieren muss, beschliessen wir, doch noch an diesem Tag ab zu reisen. Wir fahren die eineinhalb Stunden in die Bahia Silva, wo wir wieder vor Anker gehen. Es hatte uns beim ersten Mal bereits dort gut gefallen und wir fuehlen dort schon ganz heimisch. Auch ist es eine gute Ausgangsposition fĂŒr die Weiterreise nach Westen am naechsten Morgen um 4.30 h. Wir wollen ein gutes Stueck schaffen, bevor der Westwind wieder zu stark wird.

Das Spiel des Windes, ist das, was uns nun hauptsaechlich an diesem Tag beschaeftigt. Schon ab 8.00 h haben wir Windstaerken bis ueber 30 Knoten. Dann schlaeft der Wind fasst ein und es sind nur noch um die 10 Knoten nur um gleich darauf wieder auf zu brisen. Kaum ist die Windrichtung guenstig und wir gewinnen an Hoehe, dreht der Wind. Nach gut drei Stunden segeln, kreuzen, ein- und ausreffen, viel und wenig Wind und Welle aus unterschiedlichen Richtungen rollen wir die Segel ein und motoren in Richtung Puerto Borracho, einer kleinen geschuetzten Bucht mit glasklarem Wasser umgeben von einem dichten Wald am Beagle Kanal.

Wir haben die ersten 48 sm auf unserem Kurs nach Norden geschafft.

 

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