Tonga – Vava’u Gruppe – Zeitsprung – vom 03.09. bis 14.09.2015

Wind und Wetter sind gĂŒnstig, als wir uns auf die Reise nach Tonga machen. FĂŒr die Strecke von rund 1.300 Meilen rechnen wir ungefĂ€hr 10 Tage bis zur Ankunft in Vava’u im Norden vom Königreich Tonga. PACIFICO rauscht im Sonnenschein mit gut 7 Knoten Geschwindigkeit dahin. Und dann geht uns auch schon unser ZeitgefĂŒhl wieder verloren. Wir sind unterwegs. „Unterwegs“ , das ist unsere Zeitmessung, bestimmt von Sonnenaufgang und Sonnenuntergang, von Wind und Wolken, vom nĂ€chtlichen Sternenhimmel, vom schlafen und wachen, von den gemeinsamen Mahlzeiten und unseren GesprĂ€chen, vom Schweigen wĂ€hrend unsere Blicke ĂŒber die endlose Weite des Meeres schweifen, Positionsmeldungen per Sailmail nach Deutschland.

Diesmal kommt noch etwas fĂŒr uns Neues hinzu: tĂ€glicher Kontakt zu den anderen Seglern in einer abendlichen Funkrunde. Wir sind also nicht allein unterwegs. Mit uns sind die Walkabout, die Meerbaer und die Salmon. Auch wenn wir außer Sichtkontakt segeln, haben wir durch die abendlichen GesprĂ€che diesmal nicht das GefĂŒhl allein zu reisen. Jeden Abend werden Positionen, Vorankommen, Wetterbedingungen, Erlebtes und alltĂ€gliches ausgetauscht. Ein ungewohntes, aber gutes GefĂŒhl von Gemeinsamkeit, dass wir hierbei empfinden. Dennoch wissen wir, dass wir weiterhin unser eigenes Zeitempfinden auf der Reise haben. Und das wir unsere sehr eigene Weise haben, wie wir unterwegs sind, die sich sehr von der der anderen unterscheidet.

Es ist ein wunderbares GefĂŒhl wieder unterwegs zu sein, losgelöst und frei, gespannt auf das, was uns erwarten wird, wenn es an der Zeit ist. Was uns zunĂ€chst erwartet, ist ein unbestĂ€ndiges Wetter. Der gute Wind, mit dem wir gestartet sind, sorgt nach kurzer Zeit auch fĂŒr „gute“ Wellen und bewegte See. Das macht die erste Nacht etwas anstrengend. Dazu kommt, dass wir immer wieder schauen mĂŒssen („wir“ ist natĂŒrlich Hermann), wie nah die anderen Boote uns kommen, die mit unterwegs sind. Unachtsamkeit könnte fatal sein. Die nĂ€chsten Tage relativiert sich dies, da die AbstĂ€nde zwischen den einzelnen Booten immer grĂ¶ĂŸer werden. Der anfĂ€ngliche Wind, der uns auf eine schnelle Fahrt hoffen ließ, wird immer weniger. Als der Wind in Höhe der Cook Islands mitten in der Nacht plötzlich ganz einschlĂ€ft, werden wir unsanft vom Radaralarm geweckt. Wir treiben zweieinhalb Meilen vor Palmerston mit schlappen Segeln auf die Insel zu. Zeit unseren „Yan“ zum Einsatz zu bringen und ein gutes StĂŒck zu motoren und den Wassermacher seine Arbeit tun zu lassen. Auch die Batterien freuen sich ĂŒber diesen unerwarteten Energieschub. Bei Sonnenaufgang ist zumindest wieder genĂŒgend Wasser in in Tanks und dadurch, dass der Motor lief, gibt es auch wieder reichlich heißes Wasser zum abwaschen und zum duschen. Da es den ganzen Tag windstill bleiben soll, nutzen wir die Gelegenheit fĂŒr ein Bad im Pacific, auf den Sprossen der Badeleiter stehend. Und da gerade alles so relaxt ist, wird auch die angefallene WĂ€sche gewaschen. Doch bevor wir weitere PlĂ€ne machen können, brist es langsam auf, und schon sind wir wieder gut unterwegs. Nix mehr mit angesagter Flaute, sondern um die 20 Knoten Wind. Und nicht nur Wasser unter PACIFICO sondern auch oben drĂŒber. Das Badezimmerfenster! Es steht vom duschen immer noch auf! Nun, im Bad lĂ€sst sich ja das Wasser gut abpumpen Smiley Emoticon Es dauert nicht lange und das Deck von PACIFICO ist blitz blank bis in die hinterste Ecke. Und zwar inclusive Cockpit. Auch hier schwappt immer mal wieder Wasser rein, dass ĂŒber die Sprayhood schießt oder von einer backbord auftreffend Welle hereinspritzt. Es ist ein Schauspiel dieses bewegte Meer. Wir kommen gut voran und PACIFICO macht trotz der Wellen gute Fahrt.

An unserer Route liegt das Antiope Riff. Es ist ein Unterwasserberg, dessen Spitze bis nur 9 m unter die WasseroberflĂ€che reicht, kaum zwei Meilen von der 4.000 Meter Tiefenlinie entfernt. Es soll Tage geben, an den sich die Wellen hier brechen. Wir finden das spannend und wollen es uns bei Tag ansehen. Um nicht nachts daran vorbei zu fahren, nehmen wir Fahrt raus und reffen die Segel. Eine nicht so gute Entscheidung. Am nĂ€chsten Morgen, als das Riff in Sicht sein soll, ist nichts zu sehen. Laut unserer Karte fahren wir mitten drĂŒber, aber unser Tiefenmesser zeigt keine geringen Tiefen an. Nach Vergleich mit einer weiteren Karte stellen wir fest, dass wir das Riff wohl um 2 Meilen verfehlt haben. ZurĂŒck wollen wir dann aber auch nicht. Schade um den in der Nacht verschenkten Wind, der dann im Laufe des Tages immer weniger wird. In der darauf folgenden Nacht schlĂ€ft der Wind dann auch schon wieder ganz ein. So geht es bis Tonga mit mal mehr und mal weniger oder sogar gar keinem Wind. Schließlich kommt Yan auf den wenigen letzten Meilen um Vava’u herum wieder zum Einsatz, bis wir am Sonntag – nein, am Montag morgens um 3.00 h sicher in einer Bucht vor Neiafu vor Anker gehen.
Also eigentlich ist ja Sonntagmorgen. Auf dem Kalender steht jetzt aber Montagmorgen. Ein Zeitsprung. Einen Tag haben wir verloren. Tonga rechnet sich einer anderen Zeitzone zu. Lagen wir zeitlich bisher 12 Stunden hinter Deutschland, sind wir nun auf 13 Stunden vor Deutschland gesprungen. Die ganze Rechnerei mit Zeit hat uns auf der Reise schon ziemlich beschĂ€ftigt und uns immer wieder in Verwirrung gestĂŒrzt. Dies vor allem auch vor dem Hintergrund, dass in der abendlichen Funkrunden mit den anderen Booten von UTC die Rede war, also der Zeitbasis, auf der die einzelnen Zeitzonen gerechnet werden, wobei auch die Sommerzeit noch zu berĂŒcksichtigen ist. Was fĂŒr eine Rechnerei!!!

Da ist der Fischfang dann doch ein viel entspannteres Thema. Obwohl wir auf den Marquesas unsere Fishing-Tools ziemlich aufgerĂŒstet haben, wir in Papeete den ĂŒber Bord gegangenen Gaffhaken ersetzt haben, waren wir bisher nicht mehr erfolgreich und haben keinen Fisch gefangen. In der abendlichen Funkrunde ist man sich einig, dass nachts die beste Zeit fĂŒr ein erfolgreiches angeln sein soll. Also nachts haben wir es bisher noch gar nicht versucht. Und wir finden diese Empfehlung auch nicht so wirklich gut. Es ist nicht unsere Zeit und es ist dunkel. Aber man soll ja nichts unversucht lassen und so versucht Hermann morgens um 5 Uhr sein GlĂŒck. Ohne Erfolg. Am Vormittag beißt schon mal ein Fisch an, doch bis wir an der Angel sind, ist er auch schon wieder vom Haken. Vielleicht hat es nichts mit der Dunkelheit in der Nacht zu tun, sondern mit dem schlafen an sich? Wir halten ein MittagsschlĂ€fchen und werden mit einem 9 kg schweren und 1,20 m langen Mahi-Mahi belohnt. Reiner Zufall? Kaum zu glauben Zwinkerndes Smiley Emoticon Wir wiederholen das ganze nĂ€mlich noch einmal wenige Tage spĂ€ter, einen Tag bevor wir Tonga erreichen. Angel raus, Mittagsschlaf halten, diesmal fangen wir einen immerhin noch 6 kg schweren Mahi-Mahi Smiley Emoticon Geht doch!

Unsere erste Nacht in Tonga ist kurz. Obwohl wir erst gegen 4 Uhr morgens zum schlafen gekommen sind, sind wir um 7 Uhr schon wieder auf. Und wir sind nicht die einzigen FrĂŒhaufsteher, wie sich kurz darauf zeigt. Ein paar merkwĂŒrdige unerwartete GerĂ€usche und ein „Good Morning!“ und dann taucht ein Kopf am Waschbord auf. Der Mann ist NeuseelĂ€nder, heißt David, und ist unser Nachbar. Eine nette BegrĂŒĂŸung. Er erzĂ€hlt uns, dass er schon viele Jahre hier unterwegs ist, und berichtet uns, auf was wir alles achten mĂŒssen und wie es hier so lĂ€uft. Richtig nett und hilfreich. So etwas wĂŒnscht man sich hĂ€ufiger. Auch spĂ€ter, als wir schon zum einklarieren am Pier liegen, kommt er noch einmal vorbei und schaut, ob er uns irgendwie helfen kann. Als er uns dann verlĂ€sst, freut er sich ĂŒber den halben Mahi-Mahi, unser Angelerfolg vom Vortag, der in seinen Rucksack gewandert ist.
Das einklarieren benötigt hier seine Zeit. Vier Offizielle kommen nacheinander an Bord: QuarantĂ€ne, Gesundheit, Zoll und Migration. Es dauert fast drei Stunden bis alle Formulare ausgefĂŒllt sind, wir unsere Visa-Stempel in den PĂ€ssen haben und die GebĂŒhren in der hiesigen WĂ€hrung von uns bezahlt sind. Alle sind sehr freundlich und nett. Aber es dauert eben. Alles der Reihe nach und wir sind ja auch nicht die einzigen, die heute ankommen. Doch dann ist es geschafft. Wir suchen uns eine freie Mooring vor dem Ort und haben jetzt Zeit zum ankommen. Der erste Eindruck ist sehr ansprechend und wir freuen uns auf die nĂ€chsten Wochen, die wir hier verbringen werden.

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