Archiv für den Monat: September 2015

Tonga – Nach Regen kommt Sonne… – vom 19.9. bis 21.9.2015

Samstag Mittag machen wir uns auf, die Inselwelt der Vava’u Gruppe (Tonga) zu erkunden. Natürlich nicht zu Fuss oder mit dem Auto, sondern mit PACIFICO. Es gibt hier viele kleine Buchten und Strände zu entdecken. Nach dem intensiven Social Life in Neiafu wirklich sehr entspannend endlich wieder Segel zu setzen und unterwegs zu sein. Natürlich ist es schön, andere Segler zu treffen, wie Lars von der Arianne (kennen wir seit Tahuata), der uns nachmittags zu sich an Bord einlädt. Bei ihm lernen wir Irina und Sven, ein norwegisches Ehepaar, kennen. Es war ein lustiger Nachmittag, den wir dort verbracht haben. Doch nun ist es schön, einfach wieder unterwegs zu sein auf der Suche nach ruhigen Ankerplätzen, wo wir auch wieder für uns sein knnen. Zwischen den Inseln herrscht Hochbetrieb. Es sind viele Segel- und Motorboote unterwegs. Erstaunlich, was hier so alles am cruisen ist. Wir suchen einen Ankerplatz, der entsprechend den Windvorhersagen relativ geschützt ist und eine ruhige Lage auch bei stärker aufkommenden Wind bis 25 Knoten gewährleistet. So ankern wir am frühen Nachmittag vor Alinonga Island mit dem kleinen Ort Matamaka. Ganz allein. So ein Glück. Vor dem Ort liegen nur diverse kleine einheimische Motorboote. Natürlich bleibt es nicht so. Am Abend bekommen wir noch Gesellschaft von einem Katamaran. Eins der Charterboote, die hier unterwegs sind. Wir fühlen uns trotzdem ungestört.

Sonntag. Ausschlafen und faulenzen. Es ist das erste Mal, seit wir unterwegs sind, dass wir den Sonntag wirklich so entspannt angehen. Am frühen Morgen hören wir auch hier die Kirchenglocken und Chorgesang. Das erste Mal bereits um 5.30 h. Schlafen Christen denn nie aus? Im Laufe des Tages bekommen wir immer mehr Nachbarn, die wohl auch den Wetterbericht gehört haben und geschützt in dieser Bucht liegen wollen. Am Vormittag sehen wir, wie von zwei Booten die Segler, bepackt mit Kuchenpaketen, an Land gehen. Die Männer ganz ungewöhnlich gekleidet mit weißem Hemd und Krawatte, die Damen im „Sonntagskleid“. Wir vermuten, dass auf der Insel eine Feier stattfindet. Den ganzen Tag kommen Menschen, die dann nachmittags wieder mit den verschiedenen Booten abfahren. Und immer wieder Kirchenglocken und Gesang.

Bevor wir am nächsten Tag den Anker lichten,  gehen wir an Land, um uns den Ort anzusehen. Die Straße  durch das Dorf ist eine Rasenfläche begrenzt von kleinen Yuckapalmen und riesigen Muschelhlften (die Grösse würde für ein Gästewaschbecken reichen). In dem sturmsicheren Haus des Dorfes sitzen Frauen und flechten Bastmatten. Für die riesigen über 4 m breiten Matten benötigen sie mehrere wochen,  bis so eine Matte fertig ist. Gerne dürfen wir ein Foto machen. Ein Gemeindeangestellter spricht uns an, und fragt, ob er uns helfen könnte. Von ihm erfahren wir, das es gestern ein normaler Kirchensonntag war. Jeden Sonntag kommen viele Menschen hierher und verbringen den Tag gemeinsam in der Methodisten – Kirche. Auch, warum in dem Dorf alle Grundstücke eingezäunt sind, erklärt er uns. Die kleinen und grossen Schweine, die hier herum laufen, fressen und zerstören alles, was in den Gärten angepflanzt ist. Deshalb gibt es die Zäune und geschlossenen Pforten. Teilweise muss man sogar auf einen Stein steigen, um über eine halbhohe Gartenpforte zu einem Haus zu kommen. Selbst ein Reiter mit seinen Pferden nimmt den Weg über diese Hürde. Alles wegen der herumlaufenden Schweine. Wir zahlen die Mooringgebühr von 20 Tonga-Dollar. Für die Gemeinde eine Einnahme zu Gunsten der örtlichen Schule.

Unser nächstes Ziel ist Hunga Island. In die grosse Ankerbucht führt nur eine etwa  20 m schmale Zufahrt zwischen den Klippen hindurch. Keine Frage, dass uns dies reizt. Aber nicht nur uns, wie wir feststellen. Es liegen schon etliche andere Boote hier. Wir ankern im Norden der Bucht, weit entfernt von der Masse neben der CHANDON. So ein Zufall. Es ist das Boot, neben dem wir bereits in der Nacht, als wir angekommen sind, im dunkeln geankert hatten. David hatte uns viele hilfreiche Tipps für unsere Ankunft gegeben.

Vor uns liegt ein schöner Strand. Die Moorings dürfen wir nicht nutzen, da sie lange nicht gewartet wurden und daher nicht sicher sind. Am Strand hat sich jemand ein schönes Zuhause gebaut. Mit einem sechseckigen Erker und einer grossen überschatteten Terrasse sieht das Haus hier am Dschungelrand recht ansprechend und gemütlich aus. Westlich von uns sehen wir durch die Klippen den Pacific. Hier ist die Bucht geschützt durch ein Riff, dass zum schnorcheln einlädt.

Nicht lange und wir bekommen weitere Gesellschaft von der GREEN DUCK und der FRIEDERIKE, beides deutsche Boote, die wir aus Neiafu kennen. Die Welt der Segler ist eben klein.

Wie vorher gesagt, beginnt es am Abend zu regnen. Es ist eines der wenigen Male, an denen wir unser Abendessen nicht im Cockpit einnehmen können. Als der Regen stärker wird, öffnen wir unsere Wassertanks und es dauert auch gar nicht lange, da sind sie voll. Diesen Dauerregen sind wir gar nicht gewohnt. Es schüttet so heftig, wie zuletzt in Balovento (Buenos Aires). Auch als wir bereits schlafen gegangen sind, hört der Regen nicht auf. Und dann fängt es an zu gewittern. Mit bis zu 20 Knoten Wind ziehen die Gewitterben aus Südost über uns hinweg. Hatten wir schon erwähnt, dass der Wind eigentlich aus Norden kommen sollte und wir entsprechend im Norden der Bucht unseren Ankerplatz gewählt haben? PACIFICO schwojet am Anker Richtung Ufer. Als Hermann nachschaut sind wir kaum 3 m neben einem Motorboot, dass für die Nacht an einer der Moorings festgemacht hat. Also Anker etwas einziehen, damit es keine Kollision gibt. Doch auch der Skipper des Motorbootes hat ein wachsames Auge auf die Situation in diesem Tropengewitter. Es ist erstaunlich, wie ungenau die Wetterberichte hier sind.

Das Gewitter zieht vorüber, doch heute Morgen regnet es noch immer. Hilde hat übrigens mal wieder fest geschlafen und von der ganzen nächtlichen Aktion nichts mitbekommen. Das gestern noch klare, türkis und smaragdgrün leuchtende Wasser der Bucht ist heute Morgen so gelb, wie ein chinesischer Fluss. Eine ziemliche Brühe, in der wir bestimmt nicht baden mögen. Auch, wenn sich der einspülte Schlamm bald setzen wird, werden wir nicht bleiben und uns einen schöneren Platz am offenen Wasser suchen.

Am Vormittag machen wir uns wieder auf den Weg zum nchsten Ankerplatz, der dann hoffentlich nicht vom Regen und Schlamm betroffen ist. Irgendwann muss doch auch wieder die Sonne scheinen.

Tonga – Neiafu – Tsunami und Social Life – vom 14.9. – 19.9.2015

Nachdem wir am Montag einklariert haben, finden wir eine freie Mooring vor dem Aquarium Cafe. Bevor wir uns den Ort und die Einkaufsmöglichkeiten ansehen, machen wir uns also erst einmal auf den Weg, den Eigentümer der Boje, an der wir festgemacht haben, zu finden. An der dritten Stelle sind wir dann richtig und haben offenbar Glück. Nicht nur, dass wir in unmittelbarer Ufernähe liegen, nein, wir haben auch die günstigste Mooring erwischt. Die Liegeplätze kosten in der Regel zwischen 13 bis 15 Tonga-Dollar. Wir zahlen weniger und freuen uns.
Der Ort hat neben der Markthalle, wo täglich frisches Obst und Gemüse verkauft wird, hauptsächlich chinesische Gemischtwarengeschäfte mit wenig Auswahl an Lebensmitteln. Für uns nicht weiter dramatisch, denn wir haben genügend Vorräte an Bord für die nächsten Wochen und die Reise nach Neuseeland. Unsere Vorräte werden wir, soweit es geht, verbrauchen, um so wenig wie möglich an Bord zu haben, wenn wir in Neuseeland einreisen. Wir sind zu dem Schluss gekommen, je weniger an Bord, je weniger Diskussion und Probleme mit den neuseeländischen Behörden.
Die Atmosphäre und die Menschen hier sind sehr freundlich. Die Menschen grüßen und sind sehr hilfsbereit. Etwas ungewohnt ist das Bild der Männer in ihren langen Röcken, häufig über dem Rock noch eine Art Bastmatte um ihren Bauch gewickelt. Bedeckte Schultern und nicht zu kurze Röcke oder bedeckte Beine in der Öffentlichkeit sind für Frauen ein „muss“. Selbstverständlich halten auch wir uns daran.

Eine der beiden Kirchen thront mit mehreren Nebengebäuden, weithin sichtbar, auf einem großen Gelände über dem Ort . Die weißen, rot abgesetzten Gebäude, im Kolonialstil, prägen das Ortsbild und wohl auch das Leben der Menschen hier. Sonntags haben alle Geschäfte geschlossen. Auch Cafés und Restaurants haben zumindest eingeschränkte Öffnungszeiten an diesem Tag. Auch in der Woche hören wir morgens gegen 5.30 h die Kirchenglocken und kurz nach 6:00 h weht Chorgesang zu uns herüber.
Am Uferstreifen sind diverse kleine Stege und Festmachmöglichkeiten für die Dingis, Charter- und Ausflugsboote. Die Yachties machen direkt vor dem Café fest, dass sie besuchen wollen. Überhaupt ist hier sehr vieles auf den Segeltourismus ausgelegt. Es gibt ein gut ausgebautes Funknetz für die gesamte Vava’u Gruppe (nördlichste Inselgruppe, die zu Tonga gehört). Über den Kanal 26 werden jeden Morgen die aktuellen Wetterinformationen verbreitet, man hat die Möglichkeit nach Kontakten zu fragen nach dem Motto „ich suche, wer kann helfen“ und es gibt Informationen zu Veranstaltungen und so dies und das. In den Cafés wird fast immer WiFi angeboten, meist kostenfrei. Überall trifft man Segler, die freundlich grüßen oder für einen kleinen Schwatz stehen bleiben. In dieser Beziehung ist es hier völlig anders, als wir es bisher kennen gelernt haben.
Auch wir nutzen die Angebote hier und gehen beispielsweise abends ins Mango, um einen Film zu sehen. Bei dem Film geht es selbstverständlich ums segeln. Es ist eine Dokumentation von traditionell gebauten Holzkataramen die von Neuseeland aus durch den Pazifik nach San Francisco und über Mexico zurück bis zu den Marquesas segeln. Die Reise soll ein Zeichen zur Verbindung von Tradition und Moderne, Umweltschutz und Erhalt der Traditionen sein, soweit wir es verstehen. Die Aufnahmen sind auf jeden Fall recht beeindruckend und fesselnd auch für Nichtsegler.
Am Dienstag und am Mittwoch treffen dann auch die Meerbaer und die Walkabout ein, so dass wir am Donnerstag dann auch gemeinsam Annes Geburtstag nachfeiern können. Der Donnerstag ist übrigens ein Feiertag, an dem dann auch einige Geschäfte geschlossen haben: Geburtstag des Kronprinzen des Königreiches Tonga.
Ein Thema an diesem Abend ist natürlich auch die Tsunami Warnung des Tages. Den ganzen Tag wurden bereits über Funk die Warnungen durchgegeben und aktualisiert. In der Nacht zum Freitag soll die Welle, ausgelöst durch ein Beben vor Chile mit einem Wert der Richterskala von 8.3, auch Vava’u erreichen. Natürlich sorgt die Warnung unter den Seglern für einige Aufregung. Wir sind jedoch entspannt. Die Welle soll nur noch mit 0,30 bis 1,00 m Höhe unterwegs sein, wenn sie uns erreicht. Zudem kommt sie von Osten und die Bucht und vorgelagerte Inseln ist nur nach Westen geöffnet. Wir werden wahrscheinlich gar nichts von der Welle bemerken, zumal zur Ankunftszeit Niedrigwasser ist und sie weniger ausmacht, als die normale Hochwasserhöhe. So ist es dann auch. Wir verschlafen den Tsunami.

Am Freitag erwacht die kleine Stadt Neiafu richtig zum Leben. Schon als wir zur Wäscherei gehen, wird uns gesagt: „heute trägt man rot!“ Es geht um Rugby. Am Wochenende spielt Tonga und der ganze Ort feiert mit Umzügen und Musik durch die Straßen das Spiel, dass am Samstagmorgen stattfinden wird. Wer hat trägt ein rotes T-Shirt, Rock, Kleid oder Hose. Manchmal auch alles zusammen. Auch rote Abendkleider sind dabei. Es ist schon ein buntes Bild, dass sich uns da bietet, und die Lebensfreude der Menschen an diesem Tag ist absolut ansteckend. Wir treffen uns am Abend zur Happy Hour im Aquarium Café mit vielen deutschsprachigen Seglern, die hier vor Anker liegen. Es gibt viel zu erzählen und zu hören. Auch von dem gesunkenen Segelboot ist die Rede. Der Einhandsegler wurde an diesem Morgen von einem einheimischen Ausflugboot auf den Klippen sitzend entdeckt und dann gerettet. Von dem Segelboot soll nur die Mastspitze zu sehen gewesen sein. Es heißt, er sei seekrank gewesen und war eingeschlafen, als sein Boot auf die Felsen aufgelaufen ist. Nun werden Sammlungen für ihn veranstaltet, weil er alles verloren hat. So gibt viele interessante Gespräche, bei denen wir die andren näher kennen lernen. Kein Wunder, dass es dann schon spät ist, bis wir zur PACIFICO zurück kehren.

Das Wetter meint es nicht gut mit uns. Die ganze Woche über ist es schon sehr wechselhaft. Immer wieder regnet es. Der Wind draußen auf dem Pacific soll mit 25 Knoten wehen. Hier in der Bucht merken wir zwar nichts davon, doch sind die Wettervorhersagen der Grund, warum wir uns erst am Samstag auf den Weg machen, diese Inselwelt weiter zu erkunden. Es gibt Unmengen von Ankermöglichkeiten in den Buchten, die wir für uns entdecken wollen. Und vielleicht finden wir ja auch mal wieder ein Plätzchen, wo wir ganz allein und völlig ungestört ankern, möglichst noch an einem schönen Strand.

 

Tonga – Vava’u Gruppe – Zeitsprung – vom 03.09. bis 14.09.2015

Wind und Wetter sind günstig, als wir uns auf die Reise nach Tonga machen. Für die Strecke von rund 1.300 Meilen rechnen wir ungefähr 10 Tage bis zur Ankunft in Vava’u im Norden vom Königreich Tonga. PACIFICO rauscht im Sonnenschein mit gut 7 Knoten Geschwindigkeit dahin. Und dann geht uns auch schon unser Zeitgefühl wieder verloren. Wir sind unterwegs. „Unterwegs“ , das ist unsere Zeitmessung, bestimmt von Sonnenaufgang und Sonnenuntergang, von Wind und Wolken, vom nächtlichen Sternenhimmel, vom schlafen und wachen, von den gemeinsamen Mahlzeiten und unseren Gesprächen, vom Schweigen während unsere Blicke über die endlose Weite des Meeres schweifen, Positionsmeldungen per Sailmail nach Deutschland.

Diesmal kommt noch etwas für uns Neues hinzu: täglicher Kontakt zu den anderen Seglern in einer abendlichen Funkrunde. Wir sind also nicht allein unterwegs. Mit uns sind die Walkabout, die Meerbaer und die Salmon. Auch wenn wir außer Sichtkontakt segeln, haben wir durch die abendlichen Gespräche diesmal nicht das Gefühl allein zu reisen. Jeden Abend werden Positionen, Vorankommen, Wetterbedingungen, Erlebtes und alltägliches ausgetauscht. Ein ungewohntes, aber gutes Gefühl von Gemeinsamkeit, dass wir hierbei empfinden. Dennoch wissen wir, dass wir weiterhin unser eigenes Zeitempfinden auf der Reise haben. Und das wir unsere sehr eigene Weise haben, wie wir unterwegs sind, die sich sehr von der der anderen unterscheidet.

Es ist ein wunderbares Gefühl wieder unterwegs zu sein, losgelöst und frei, gespannt auf das, was uns erwarten wird, wenn es an der Zeit ist. Was uns zunächst erwartet, ist ein unbeständiges Wetter. Der gute Wind, mit dem wir gestartet sind, sorgt nach kurzer Zeit auch für „gute“ Wellen und bewegte See. Das macht die erste Nacht etwas anstrengend. Dazu kommt, dass wir immer wieder schauen müssen („wir“ ist natürlich Hermann), wie nah die anderen Boote uns kommen, die mit unterwegs sind. Unachtsamkeit könnte fatal sein. Die nächsten Tage relativiert sich dies, da die Abstände zwischen den einzelnen Booten immer größer werden. Der anfängliche Wind, der uns auf eine schnelle Fahrt hoffen ließ, wird immer weniger. Als der Wind in Höhe der Cook Islands mitten in der Nacht plötzlich ganz einschläft, werden wir unsanft vom Radaralarm geweckt. Wir treiben zweieinhalb Meilen vor Palmerston mit schlappen Segeln auf die Insel zu. Zeit unseren „Yan“ zum Einsatz zu bringen und ein gutes Stück zu motoren und den Wassermacher seine Arbeit tun zu lassen. Auch die Batterien freuen sich über diesen unerwarteten Energieschub. Bei Sonnenaufgang ist zumindest wieder genügend Wasser in in Tanks und dadurch, dass der Motor lief, gibt es auch wieder reichlich heißes Wasser zum abwaschen und zum duschen. Da es den ganzen Tag windstill bleiben soll, nutzen wir die Gelegenheit für ein Bad im Pacific, auf den Sprossen der Badeleiter stehend. Und da gerade alles so relaxt ist, wird auch die angefallene Wäsche gewaschen. Doch bevor wir weitere Pläne machen können, brist es langsam auf, und schon sind wir wieder gut unterwegs. Nix mehr mit angesagter Flaute, sondern um die 20 Knoten Wind. Und nicht nur Wasser unter PACIFICO sondern auch oben drüber. Das Badezimmerfenster! Es steht vom duschen immer noch auf! Nun, im Bad lässt sich ja das Wasser gut abpumpen Smiley Emoticon Es dauert nicht lange und das Deck von PACIFICO ist blitz blank bis in die hinterste Ecke. Und zwar inclusive Cockpit. Auch hier schwappt immer mal wieder Wasser rein, dass über die Sprayhood schießt oder von einer backbord auftreffend Welle hereinspritzt. Es ist ein Schauspiel dieses bewegte Meer. Wir kommen gut voran und PACIFICO macht trotz der Wellen gute Fahrt.

An unserer Route liegt das Antiope Riff. Es ist ein Unterwasserberg, dessen Spitze bis nur 9 m unter die Wasseroberfläche reicht, kaum zwei Meilen von der 4.000 Meter Tiefenlinie entfernt. Es soll Tage geben, an den sich die Wellen hier brechen. Wir finden das spannend und wollen es uns bei Tag ansehen. Um nicht nachts daran vorbei zu fahren, nehmen wir Fahrt raus und reffen die Segel. Eine nicht so gute Entscheidung. Am nächsten Morgen, als das Riff in Sicht sein soll, ist nichts zu sehen. Laut unserer Karte fahren wir mitten drüber, aber unser Tiefenmesser zeigt keine geringen Tiefen an. Nach Vergleich mit einer weiteren Karte stellen wir fest, dass wir das Riff wohl um 2 Meilen verfehlt haben. Zurück wollen wir dann aber auch nicht. Schade um den in der Nacht verschenkten Wind, der dann im Laufe des Tages immer weniger wird. In der darauf folgenden Nacht schläft der Wind dann auch schon wieder ganz ein. So geht es bis Tonga mit mal mehr und mal weniger oder sogar gar keinem Wind. Schließlich kommt Yan auf den wenigen letzten Meilen um Vava’u herum wieder zum Einsatz, bis wir am Sonntag – nein, am Montag morgens um 3.00 h sicher in einer Bucht vor Neiafu vor Anker gehen.
Also eigentlich ist ja Sonntagmorgen. Auf dem Kalender steht jetzt aber Montagmorgen. Ein Zeitsprung. Einen Tag haben wir verloren. Tonga rechnet sich einer anderen Zeitzone zu. Lagen wir zeitlich bisher 12 Stunden hinter Deutschland, sind wir nun auf 13 Stunden vor Deutschland gesprungen. Die ganze Rechnerei mit Zeit hat uns auf der Reise schon ziemlich beschäftigt und uns immer wieder in Verwirrung gestürzt. Dies vor allem auch vor dem Hintergrund, dass in der abendlichen Funkrunden mit den anderen Booten von UTC die Rede war, also der Zeitbasis, auf der die einzelnen Zeitzonen gerechnet werden, wobei auch die Sommerzeit noch zu berücksichtigen ist. Was für eine Rechnerei!!!

Da ist der Fischfang dann doch ein viel entspannteres Thema. Obwohl wir auf den Marquesas unsere Fishing-Tools ziemlich aufgerüstet haben, wir in Papeete den über Bord gegangenen Gaffhaken ersetzt haben, waren wir bisher nicht mehr erfolgreich und haben keinen Fisch gefangen. In der abendlichen Funkrunde ist man sich einig, dass nachts die beste Zeit für ein erfolgreiches angeln sein soll. Also nachts haben wir es bisher noch gar nicht versucht. Und wir finden diese Empfehlung auch nicht so wirklich gut. Es ist nicht unsere Zeit und es ist dunkel. Aber man soll ja nichts unversucht lassen und so versucht Hermann morgens um 5 Uhr sein Glück. Ohne Erfolg. Am Vormittag beißt schon mal ein Fisch an, doch bis wir an der Angel sind, ist er auch schon wieder vom Haken. Vielleicht hat es nichts mit der Dunkelheit in der Nacht zu tun, sondern mit dem schlafen an sich? Wir halten ein Mittagsschläfchen und werden mit einem 9 kg schweren und 1,20 m langen Mahi-Mahi belohnt. Reiner Zufall? Kaum zu glauben Zwinkerndes Smiley Emoticon Wir wiederholen das ganze nämlich noch einmal wenige Tage später, einen Tag bevor wir Tonga erreichen. Angel raus, Mittagsschlaf halten, diesmal fangen wir einen immerhin noch 6 kg schweren Mahi-Mahi Smiley Emoticon Geht doch!

Unsere erste Nacht in Tonga ist kurz. Obwohl wir erst gegen 4 Uhr morgens zum schlafen gekommen sind, sind wir um 7 Uhr schon wieder auf. Und wir sind nicht die einzigen Frühaufsteher, wie sich kurz darauf zeigt. Ein paar merkwürdige unerwartete Geräusche und ein „Good Morning!“ und dann taucht ein Kopf am Waschbord auf. Der Mann ist Neuseeländer, heißt David, und ist unser Nachbar. Eine nette Begrüßung. Er erzählt uns, dass er schon viele Jahre hier unterwegs ist, und berichtet uns, auf was wir alles achten müssen und wie es hier so läuft. Richtig nett und hilfreich. So etwas wünscht man sich häufiger. Auch später, als wir schon zum einklarieren am Pier liegen, kommt er noch einmal vorbei und schaut, ob er uns irgendwie helfen kann. Als er uns dann verlässt, freut er sich über den halben Mahi-Mahi, unser Angelerfolg vom Vortag, der in seinen Rucksack gewandert ist.
Das einklarieren benötigt hier seine Zeit. Vier Offizielle kommen nacheinander an Bord: Quarantäne, Gesundheit, Zoll und Migration. Es dauert fast drei Stunden bis alle Formulare ausgefüllt sind, wir unsere Visa-Stempel in den Pässen haben und die Gebühren in der hiesigen Währung von uns bezahlt sind. Alle sind sehr freundlich und nett. Aber es dauert eben. Alles der Reihe nach und wir sind ja auch nicht die einzigen, die heute ankommen. Doch dann ist es geschafft. Wir suchen uns eine freie Mooring vor dem Ort und haben jetzt Zeit zum ankommen. Der erste Eindruck ist sehr ansprechend und wir freuen uns auf die nächsten Wochen, die wir hier verbringen werden.

Society Islands – Bora Bora – Abschied von franz. Polynesien – vom 31.8. bis 2.9.2015 / neue Bilder unter „Society Islands“

Das letzte Wochenende auf Bora Bora verbringen wir im süd-östlichen Teil der Lagune um Bora Bora vor der Private Island mit dem Hotel Sofitel darauf. Wir ankern hier im Windschatten der kleinen Insel, nur wenige Meter von einem Korallengarten. Die Zufahrt in diesen Teil der Lagune war etwas „tricky“, denn der Weg durch das Riff ist bei weitem nicht so breit, wie in der Karte angegeben. Wir halten uns ganz dicht an das Seezeichen, an dem wir dann rechts vorbei müssen. Auch liegen in diesem Bereich viele kleine Riffe, durch die wir uns dann durchschlängeln um letztendlich zu der kleinen Insel zu gelangen. Wir sind zwar die einzigen die hier ankern, dennoch ist hier vormittags Hochbetrieb. Viele kleine Ausflugsboote mit Touristen, die hier im Korallengarten tauchen und schnorcheln wollen.
Das mit dem „allein sein“ bleibt dann allerdings nicht so. Auf AIS können ja auch die anderen sehen, wo ein Boot liegt. Also kommen die ersten mit ihrem Dingi angefahren und fragen, wie wir denn hierher gekommen sind. Nicht lange und wir liegen dann in vertrauter Gesellschaft: Rehua und Toucan (kennen wir seit Fatu Hiva), Bema (Tahuata) und die deutschen Boote Meerbaer und Walkabout. Die Welt der Segler ist doch klein 😉

Wir klarieren im Hauptort aus, wundern uns über den Papierkrieg und wie schwierig es von Bora Bora aus ist. Die Gendarmerie benötigt mindestens einen Tag Vorlauf, da die Abwicklung eigentlich über Papeete läuft. Dann letzte Einkäufe für die Reise nach Tonga. Noch einmal Frischfleisch, Obst und Gemüse besorgen. Die Gelegenheit zollfrei volltanken zu können nutzen. Alles verstauen und sicher unterbringen. Anne von der Meerbaer bezeichnet es treffend mit „vom Campingmodus in den Segelmodus wechseln“. Das ist es, was uns vor der Abreise beschäftigt. Bisher waren wir mit unseren Reisevorbereitungen immer allein. Diesmal merken wir deutlich, dass auch die anderen Boote hier in Bora Bora sich größten Teils auf die Abreise vorbereiten. Es ist eine ganz neue Stimmung, die wir hier wahrnehmen. Es knistert förmlich in der Luft von dem, was die Segler bewegt: Vorbereitung und Überprüfung des Bootes, Erwartung, Geschäftigkeit, Vorfreude, Abschied, passt das Wetter, welche Route ist die Beste usw. Wir hören die Funkrufe der Boote untereinander: „wie macht ihr das?“ „welche Wetter-Infos habt ihr?“ „Wo bekomme ich …?“ „Wann geht es bei euch los?“
Am Mittwoch, den 02. September, gegen 10 Uhr lichten wir unseren Anker und verlassen Bora Bora und treten unsere ca. 1.300 Meilen lange Reise nach Tonga an. Genau drei Monate waren wir in französisch Polynesien: Marquesas, Tuamotus und Society Islands. Es war eine schöne und erfahrungsreiche Zeit für uns. Wir haben hier viele Menschen kennen gelernt, traumhafte und beeindruckende, wunderschöne Inseln, Buchten, Strände und Landschaften gesehen. Wir haben beim Schnorcheln die Unterwasserwelt der Korallenriffe mit ihrem vielfältigen bunten Leben bestaunt. Und immer wieder hat uns dabei das unglaubliche Farbspektrum des Pacifics von türkis, smaragdgrün bis tiefblau tief berührt und beeindruckt. Es ist fantastisch, wie klar das Wasser an fast allen Orten ist. Wir konnten Fische und Stachel-Rochen unter Pacifico dahingleiten sehen, zum berühren nah. Schildkröten und Mantas, die in den Buchten neben uns auftauchten.
Es gab schöne und manchmal überraschende Momente mit den Menschen, die hier leben. Solche Erlebnisse wie beispielsweise in Raiatea, wo wir in einem Souvenir-Shop für rund 8 Euro eine handgearbeitete Halskette kaufen. Wir werden gefragt wo wir denn herkommen, reden und tauschen uns aus mit den beiden Verkäuferinnen, die den Schmuck auch selbst herstellen. Bevor wir dann gehen, werden wir von der älteren Frau ganz spontan zum Abschied beschenkt: sie hängt Hermann eine Kette aus großen Holzperlen um, steckt mir einen Ring, passend zur Halskette auf den Finger und setzt mir einen dieser traditionellen Blumenkränze auf den Kopf. Wir sind tief gerührt von dieser offenen Herzlichkeit, die wir hier fühlen.
Für kulinarische Genüsse in dieser Zeit haben wir an Bord selbst gesorgt: fangfrische Langusten, viel frisches Obst und manchmal Gemüse, Salate, Rinderfilet vom Grill, selbstgebackene Pasteten. Und dann gab es auch schon mal Foie Gras (franz. Entenpastete) mit frischem Baguette und dazu einen leckeren Sauternes 🙂

Die Segelboote, denen wir begegnet sind, sind durchweg einzigartig. Jedes Boot ist so individuell gestaltet, wie die individuellen Bedürfnisse der unterschiedlichen Menschen. Dies ist bei uns während dieser Zeit ein immer wieder kehrendes Thema. Auch haben wir in Deutschland viele Segler getroffen, die so eine Reise planen. Bei vielen bleibt es bei der Planung und den Vorbereitungen, die dann niemals abgeschlossen werden. Diejenigen, die wir unterwegs getroffen haben, sind mit ihrem Boot, ausgestattet natürlich mit grundlegenden Dingen, erst einmal los gefahren. Unterwegs hat sich dann gezeigt, was noch erforderlich ist oder was anders und möglicherweise besser sein muss. Das Boot lebt von den gemachten Erfahrungen. Es kann nie vorher alles perfekt sein, ganz einfach weil uns die Erfahrungen und Anforderungen, die so eine Reise mit sich bringen, vorher nicht da sind. Es ist ein bisschen „Learning by Doing“. Wenn man sich darauf nicht einlassen kann, bleibt man wahrscheinlich zu Hause und die Reise bleibt der nicht gelebte Traum des Seglers.