Archiv für den Monat: Februar 2015

Chile – Beagle Kanal vom 24.2. -26.2.2015

Unseren letzten Abend in Ushuaia haben wir an Bord der KAT von Vilfredo Schürmann verbracht. Uns interessierte vor allen die Technik und Innenausstattung des neuen Bootes, dass mit 6 Kabinen, 1 Notkabine im Bug und 3 Badezimmer Platz für 16 Personen hat. Jede Kabine mit eigenem Namen, eigener Bettwäsche mit Namen wegen der unterschiedlichen,technische Ausstattung entspricht dem, was heute dem Standard entspricht und darueber hinaus. Im begehbaren Motorraum ist der Boden aus Plexiglasplatten, damit alle Anschluesse und Zuwegungen jederzeit ueberwacht werden koennen. Hier sind zwei grosse ca. 150 PS Volvo-Motoren untergebracht, der starke Generator, um den Bedarf des, fuer uns enormen, Stromverbrauches des Bootes zur Verfuegung zu stellen, soweit der Strom nicht durch Motor, Solar und Windkraft produziert werden kann. Der Wasserconverter leistet 150 l Trinkwasser pro Stunde. Organischer Abfall wird kompostet, anorganischer gepresst, Abwasser geklaert in Grauwasser. Die Kueche ist unter anderem mit einem grossen Herd und einer Kuehl-Gefrier-Kombination ausgestattet. Es wollen schliesslich derzeit 11 Personen an Bord versorgt werden. Und natuerlich fehlt auch eine Wasch-Trocken-Maschine nicht an Bord. Was uns am ersten Tag schon aufgefallen war, sind die beiden schwarz-chrom-farbenen Kugeln am Heck auf starken Halterungen. Es sind Gewaechshaeuser mit frischen Kraeutern und Fruehlingszwiebeln! Wir werden sehr nett von der Familie Schürmann bewirtet und verbringen einen unterhaltsamen Abend. Vor unserer Abreise in Puerto Williams, treffen wir Vilfredo, mit Familie und Schiffsarchitekten noch einmal. Es wird sicherlich nicht das letzte Mal auf unserer Reise sein.

Die Fahrt mit „Rueckenwind“ nach Puerto Williams am Montag Nachmittag dauert kaum vier Stunden. Wir werden sehr freundlich dort im Club Micalvi begruesst und machen gegen 16.30 h an einem hollaendischen Segler fest.

Um 18.00h sollen wir bei der Prefectura Puerto Williams sein. In Ushuaia haben wir mit den Behoerdengaengen morgens schon fast vier Stunden gebraucht, weil nicht klar war, wo die Migration ist. Außerdem gab es dann dort auch noch ein Computer-Problem. Es dauerte eben. Nun sollten wir heute Abend das gleiche noch einmal in Puerto Williams machen.

Als wir bei der Prefectura ankommen, ist der Vorraum bereits gefuellt von Seglern, die sich alle dort melden sollen. Wir machen uns schon auf ein Abend fuellendes Programm gefasst. Als wir dann aufgerufen werden, sind wir ueberrascht. Es geht erstaunlich strukturiert von statten, denn auch der Beamte für die Migration (Pass und Stempel) und der Agricultura (Einfuhrbestimmungen Frischwaren) sind anwesend und es wird praktisch alles in einem abgehandelt. Die Gebuehr soll in US-Dollar bezahlt werden – was wir aber nicht wollen, da wir mit chilenischen Pesos zahlen moechten. Diese Gebuehr in Höhe von 24 USD / 16.870 Pesos ist uebrigens fuer die Unterhaltung der Schifffahrtszeichen, wie Leuchttuerme etc. Wir bekommen einen Ortsplan und erklaert, wo die naechste Bank fuer Bargeld und der Zoll zu finden sind. Die Zollabfertigung dauert keine 10 Minuten. Als wir anschliessend in die Praefectura zurueck kommen, ist der Vorraum leer und wir kommen gleich dran. Nun geht es noch darum die Zarpe (Genehmigung zur Durchfahrt) fuer die Kanaele bis Port Mont zu beantragen, die nach den uns vorliegenden Informationen einige Tage dauern kann. Aber auch hier sind wir angenehm ueberrascht, als wir diese sofort mit bekommen. Nachdem wir alles ausgefuellt und unsere Ausfertigungen bekommen haben, fragen wir, ob dies denn nun alles sei. „Ja, ach nein.“ Ob wir gern noch eine englische Ausfertigung der Zarpe haetten und man haette uns ja auch den Wetterbericht fuer die naechsten Tage noch nicht gegeben. Um 19.15 h sind wir wieder an Bord der PACIFICO und immer noch angetan, wie gut organisiert und schnell das alles gegangen ist und wie freundlich und hilfsbereit der Umgang war.

Mitten in der Nacht wird Hermann durch Geraeusche geweckt. Der Hollaender, an dem wir fest gemacht haben, will auslaufen. Da neben uns aber auch noch ein franzoesisches Charterboot festgemacht hat, groesser als wir, und die Crew dort von dieser Aktion gar nichts mit bekommt, endet die ganzes Aktion fast in einem Fiasko. In letzter Sekunde koennen wir verhindern, dass der Franzose mit seinem Bugkorb vom Wind gegen das naechste Boot getrieben wird und dadurch ernsthafter Schaden entsteht.

Am Dienstag koennen wir nicht so frueh los, wie wir es gerne gewollt haetten. Der Liegeplatz muss ja noch bezaht werden, und wir wissen nicht, wann der Clubmitarbeiter zum kassieren da sein wird. Also nutzen wir die Gelegenheit um uns Puerto Williams an zu sehen. Die kleine Stadt ist, wenn man die vielen Strassenbaustellen in Betracht zieht, wohl am wachsen. Es ist eigentlich ein Militaerstandort der chilenischen Armada, was wir dann auch gleich in dem ersten Supermarkt feststellen. Wir werden hoeflich darauf aufmerksam gemacht, dass hier nur Militaerangehoerige und deren Familien einkaufen duerfen.

Die Stadt besteht ueberwiegend aus weissen und bunten Holzhaeusern und Schotter- bzw. Betonstrassen. Das „Einkaufsviertel“ ist ein Platz mit kleinen Geschaeften und wirkt wie in einem Western-Film. Der Supermarkt ist das, was man in Deutschland einen „Tante-Emma-Laden“ nennt. Es faellt auf, wie verhaeltnismaessig gross in dem kleinen Laden die Flaeche mit Suessigkeiten und Knabbergebaeck ist. Wohl das Hauptgeschaeft! 😉

Als am Nachmittag das naechste Charterboot bei uns laengsseits geht, und Hermann danach erst einmal unseren Fahnenmast reparieren muss, beschliessen wir, doch noch an diesem Tag ab zu reisen. Wir fahren die eineinhalb Stunden in die Bahia Silva, wo wir wieder vor Anker gehen. Es hatte uns beim ersten Mal bereits dort gut gefallen und wir fuehlen dort schon ganz heimisch. Auch ist es eine gute Ausgangsposition für die Weiterreise nach Westen am naechsten Morgen um 4.30 h. Wir wollen ein gutes Stueck schaffen, bevor der Westwind wieder zu stark wird.

Das Spiel des Windes, ist das, was uns nun hauptsaechlich an diesem Tag beschaeftigt. Schon ab 8.00 h haben wir Windstaerken bis ueber 30 Knoten. Dann schlaeft der Wind fasst ein und es sind nur noch um die 10 Knoten nur um gleich darauf wieder auf zu brisen. Kaum ist die Windrichtung guenstig und wir gewinnen an Hoehe, dreht der Wind. Nach gut drei Stunden segeln, kreuzen, ein- und ausreffen, viel und wenig Wind und Welle aus unterschiedlichen Richtungen rollen wir die Segel ein und motoren in Richtung Puerto Borracho, einer kleinen geschuetzten Bucht mit glasklarem Wasser umgeben von einem dichten Wald am Beagle Kanal.

Wir haben die ersten 48 sm auf unserem Kurs nach Norden geschafft.

 

Ushuaia – 17.2. – 23.2.2015

Ushuaia – das Ende der Welt. Wir gewinnen den Eindruck, dass das Ende der Welt Ziel vieler Weltenbummler ist. Wir treffen einen Deutschen aus Ulm, der mit seinem umgebauten Lkw Adventure Tours durch Südamerika macht. Ein junges Pärchen kommt zu uns an den Steg und fragt nach einer Mitnahmegelegenheit nach Puerto Williams. Beide sind Deutsche. Er ist in den letzten 10 Monaten von Ecuador mit dem Fahrrad hierher gefahren. Ein Biker an der Tankstelle kommt aus Oregon, USA, und hat fast 6 Monate bis hierher gebraucht. Der Clubmitarbeiter kommt von den Osterinseln. Seine Frau kommt aus Bayern. Auf die Frage hin, ob er Kindern hat, erzählt er, er sei Pirat. Er hätte vier Kinder, eins in Deutschland, eins in Brasilien, eins irgendwo ebenfalls in Südamerika, und eins würde hier bei ihm leben. Und dann natürlich die Segler, viele, wie wir, aus Europa. Alles keine normalen Touristen, eher etwas wie Abenteurer. Hinzu kommen die Kreuzfahrttouristen und die, die für ein paar Tage oder Wochen per Charter in die Arktis wollen. Es tummeln sich hier alle möglichen Menschen unterschiedlicher Nationalität.
Bei unserer Ankunft hören wir in Hafennähe schon Musik. Es ist Karneval. Die Tanzgruppen ziehen entlang der Hafenstraße bis zu einer Tribüne, an der die Gruppen wohl an einem Wettbewerb teilnehmen. Die Stimmung ist toll und die Straßen voller Menschen. Wir hören die Musik die ganze Nacht noch bis in die frühen Morgenstunden.
In der Nähe der großen Pier gehen wir in eine Pandaria, Museum, steht draußen dran. Wir gehen hinein, neugierig, was uns erwartet. Der Raum ist ein teilweise im Original erhaltener laden, in dem es früher wohl so alles gegeben hat, was man für das tägliche Leben so brauchte. Jetzt ist eine Art Bistro in dem man so ganz nebenbei sich die alten Haushaltsgegenstände, Blechdosen, die alles mögliche an Lebensmitteln enthalten haben usw. ansehen kann. Und natürlich kann man auch frisches Brot dort kaufen. Es ist ja eine Pandaria.
Die Einkaufsstraße liegt in der parallel Straße zum Hafengebiet. Viele nette kleine Geschäfte und Kaufhäuser, die zum Teil mit Duty Free werben, obwohl hier alles ohne Mehrwertsteuer ist. Was nicht unbedingt heißt, dass es wirklich günstig ist. Aber es soll wohl zusätzlich die Touristen anreizen, hier zu kaufen. Wer dann auch die weiteren Straßen erkunden möchte, muss schon gut im bergan gehen sein. Ushuaia liegt am Berg und die Straßen sind teilweise mehr als steil. Wir fragen uns, wie das hier im Winter geht. Wer an einer der oberen Kreuzungen bremst, rutscht der dann gleich bis runter zum Hafen???
Am Hafen gibt es viele. Möglichkeiten per Bus oder Schiff Ausflüge zu buchen. Wir entscheiden uns für einen Transfer zur „Tren el fin del Mundo“, der Bahn am Ende der Welt. Die Bahn, die seid 20 Jahren wieder existiert, ist dem Sträflingszug Anfang des letzten Jahrhunderts nachgebaut. Nach Ushuaia wurden damals Schwerstverbrecher deportiert, ähnlich dem englisch- australischen Vorbild, die dort für den Bau des Gefängnisses und späteren Betrieb sowie für ein Energiewerk Bäume westlich von der Stadt abgeholzt haben. Sträflinge und Holz wurden mit eben dieser Bahn transportiert. Baumstümpfe in dem Gebiet sind Zeitzeugen, an deren Höhe man sehen kann, zu welcher Jahreszeit sie gefällt wurden. Kurze Stümpfe, die Bäume wurden im Sommer gefällt, je höher dér Stumpf, je mehr Schnee hat damals dort gelegen. Die Bahn ist eine Touristenattraktion, aber auch traurige Erinnerung an frühere Zeiten und Schicksale. Es gab übrigens keine Gefängnisausbrüche damals, da die Gefangenen spätestens nach zwei bis drei Tagen freiwillig zurück gekommen sind, hungrig und Wärme suchend.
Wir verzichten auf einen Besuch des Nationalparks, da wir Natur in Chile in den Kanälen ganz individuell erleben werden.
Den geplanten Ausflug ins Museum Naval schaffen wir am Sonntag nicht, weil wir den ganzen Tag mit unseren Einkäufen für die nächsten Wochen beschäftigt sind. Vorräte, die jetzt für die nächsten 6 – 8 Wochen reichen werden. Vor allem Fleisch, Obst und Gemüse. Gulasch und Bolognese haben wir die letzten Tage schon eingekocht. Die einzigen Konserven, die dazu gekommen sind, ist Thunfisch für unsere Pizza.
Montag werden wir dann nach den Behördengängen Argentinien verlassen und nach Puerto Williams segeln.

Ankunft im Süden – Ushuaia 17.2.2015

Wir kommen in Ushuaia mittags an, noch bevor der Westwind sich wieder richtig ins Zeug legt. Vorgestern sind wir direkt nach dem Frühstück aus der Bahia Relegada wieder in den Beagle Kanal, in der Hoffnung, bis zum frühen Abend in Ushuaia zu sein.
Da der Wind leicht aus westlicher Richtung kommt, motoren wir. Im Sonnenschein, begleitet von Albatrossen, Haubentauchern und anderen Seevögeln, dann und wann auch Pinguine, kommen wir die ersten Meilen gut voran. Links und rechts des Kanals ist die Landschaft noch grün, dahinter jedoch liegen die schneebeckten Berge. Es wird wieder etwas wärmer. So um die 12° Lufttemperatur. Die lassen sich im Windschatten gut aushalten. In der Kabine ist es nicht viel wärmer, obwohl dort der kleine Heizlüfter läuft und zumindest die Bettdecken vor der Luftfeuchtigkeit bewahrt.
Doch nicht lange und der Westwind legt wieder los. Bis über 30 Knoten Windstärke. Wir setzen Segel und kreuzen. Damit schaffen wir immer noch mehr, als mit dem Motor gegen Wind und Strömung, wo wir nur noch 1 Knoten schaffen. Am frühen Nachmittag beschließen wir, den Kampf zu beenden und uns eine geeignete Ankerbucht zu suchen, für eine ruhige Nacht und einen weiteren Stopp auf unserer Reise in den Süden nach Ushuaia. Der nächstgelegene argentinische Hafen ist uns bei dem starken Wind zu unsicher. Bleibt nur die chilenische Seite mit Puerto Williams oder die weiter westlich gelegene Bahia Silva. Da wir in Argentinien noch nicht ausgecheckt haben, scheuen wir einen möglichen Behördenkrieg, der uns unweigerlich in Puerto Williams mit den Chilenen bevorstehen würde. Deshalb entscheiden wir uns für die Ankerbucht Bahia Silva. Und wir freuen uns, als wir dort ankommen, sind wir das einzige Boot. Wir haben die ganze Bahia für uns allein, werden nur von Kühen und Pferden und den Wildtieren beäugt. Gleich hinter der Baumgruppe liegt der Beagle Kanal, wo sich weiter der Westwind austobt. Wir genießen die romantische Idylle und haben eine ruhige Nacht.
Am nächsten Morgen haben wir verschlafen. Wegen dem wieder am späten Vormittag zu erwartenden starken Winden, wollten wir schon um 6.00h unterwegs sein, kommen aber tatsächlich erst um kurz nach 7.00 h los. Gefrühstückt wird also erst, als wir wieder auf dem Kanal sind. Trotzdem schaffen wir die letzten Meilen recht gut und der Wind ist auf dem letzten Stück so günstig, das wird wieder segeln können.
Vor uns liegt Ushuaia. Mit vielen Holzhäusern vom Anfang des letzten Jahrhunderts bietet sich ein buntes einladendes Bild. Eine kleine Stadt mit ca. 50 tausend Einwohnern und eigener Industrie. Wir vermuten jedoch als Haupteinnahmequelle den Tourismus. Während unseres Aufenthaltes legen täglich ein oder mehrere Kreuzfahrtschiffe am Pier an.
Bevor wir uns den touristischen Zielen in Ushuaia widmen können, fangen wir zunächst einmal an unsere technischen Probleme zu. lösen. Ganz oben an steht das Heizungsproblem. Ein Techniker, der auf dem Nachbarboot an dem wir festmachen arbeitet, will am nächsten Abend kommen und Funkgerät und Heizung in Ordnung bringen. Aber wie das so ist, es scheint ihm immer etwas dazwischen zu kommen. Letztendlich baut Hermann selbst die komplette Anlage auseinander, reinigt sie, und baut alles wieder zusammen. Mit Erfolg!!! Ein Stein fällt uns vom Herzen. Auch Generator und Aussenborder laufen wieder, nachdem wir es mit neuem Benzin ohne Ölzusatz probiert haben. Beim Funkgerät ist eine Elektronikschweissstelle gebrochen. Wir hoffen, das in der Crew der KAT von Wilfredo Schurmann, ein Elektroniker ist, der das löten kann. Wilfredo Schurmann ist die brasilianische Seglerprominenz. Sein neues Schiff, die KAT, das erst vor wenigen Monaten ins Wasser gekommen, liegt hier seit 38 Tagen und wartet auf einen neuen Motor aus Europa. Die Genehmigungs- und Zollbestimmungen sind für diese lange Wartezeit verantwortlich. Seine Reise soll noch in die Arktis gehen, bevor auch er dann wie wir Richtung Port Mont in Chile segelt.
Kaum sind einige Probleme gelöst, taucht das nächste auf. Der Kühlschrank will nicht mehr. Auch hier suchen wir nach einem Techniker. Aber Hauptsache es ist warm an Bord. Den Kühlschrank füllen wir zur Not zur Hälfte mit Eis und später mit Gletschereis bis wir in Port Mont sind und dort nach einen Lösung suchen.
Am Wochenende jedoch werden wir Touristen sein. Geplant ist eine Rundreise mit der „Bahn vom Ende der Welt“ und ein Besuch des maritimen Museums hier in Ushuaia.

 

 

Reise nach Süden – Isla de los Estados, Bahia Relegada 10.2. – 17.2.2015

Es ist wirklich wunderschön hier. Fast den ganzen restlichen Tag scheint die Sonne und es ist windstill, aber die Luft ist kalt mit 8°, dass Wasser hat nur noch 9° hier. Obwohl hier jetzt Spätsommer ist, liegt in den Senken der Berge an einigen Stellen noch Schnee. Das Wasser der Caleta ist so still, das sich die umliegenden Berge sich darin spiegeln. Es scheint, als wäre man auf einem Bergsee in den Alpen und doch ist es Feuerland, Argentinien, nicht mehr weit bis Kap Horn. Anders als in Patagonien sind hier die Berge grün und dicht bewachsen. Wir sehen und hören nur wenige Tiere, meist Vögel und Pinguine. Abends tauchen direkt neben dem PACIFICO zwei Seelöwen auf, sehen uns und verschwinden wieder. Möglicherweise haben wir Ihren Lieblingsplatz belegt? Es liegen riesige Steine im Wasser, die erst bei Ebbe sichtbar werden, dicht bewachsen mit Miesmuscheln. Leider können wir sie nicht ernten und essen, da die Muscheln hier krank (marea roja) sind und eine vergifte Muschel zu essen endet unweigerlich tödlich. Unser holländischer Nachbar versucht sein Glück mit den riesigen Krabben dieser Caleta. Hat auch zweimal eine an der Angel, bekommt sie aber nicht aus dem Wasser. Er war dann doch etwas enttäuscht über seinen Misserfolg und das es mit dem delikaten Abendessen nicht klappt. Wir dürfen noch den Mittwoch im Sonnenschein genießen. Drei Decksfenster werden ausgebaut und neu eingebaut, da das überkommende Wasser hier eingedrungen ist. Wir sind erstaunt, als wir bei den ausgebauten Fenstern sehen, dass diese seitens der Werft fast ohne Abdichtung eingebaut worden waren. Eine Schwachstelle die jetzt behoben ist. Auch die Deckslüfter lassen überkommendes Wasser durch. Trotz Abdeckkappen. Ein Problem, dass wir noch lösen müssen. Genauso, wie der Generator, der nicht richtig laufen will und dem Außenbordmotor. Hier sieht es allerdings so aus, nachdem der Vergaser als mögliches Problem ausgeschlossen ist, als wenn es an dem ölhaltigen Benzin aus Brasilien liegt. Hoffen wir mal!

Und wie von Unserem Kompetenz-Center in Hamburg angekündigt kommt dann richtig schlechtes Wetter, mit so viel Wind, dass sich selbst in der windgeschützten Caleta die Boote auf die Seite neigen. Kein Gedanke an eine Weiterreise. In der Straße Le Maire, durch die wir müssen um in den Beagle Kanal zu kommen, sollen die Wellen bis vier Meter hoch sein. Wir nutzen das schlechte Wetter um die Weiterreise durch die chilenischen Kanäle zu planen, die wir im einzelnen aufgeben müssen, um die Zarpe in Port Williams bei der Prefectura zu beantragen.
Außerdem entwickelt sich ein nachbarschaftliches Verhältnis zu den anderen beiden Booten. Wir haben jeden Tag Besuch. Erfahren viel Neues und spannende Geschichten und haben Spaß. Social Life in Puerto Hoppner 🙂
Am Freitag Abend findet ein letztes Zusammentreffen statt. Wir gleichen die Informationen zum Wetter ab und wann die Gezeit am günstigsten ist, um hier die schmale Ausfahrt nehmen zu können und auch zwei Stunden vor Hochwasser an der le Maire Street zu sein, damit wir nicht Wind und Tidenstrom gegen uns haben.
Als wir drei am Samstag gegen 13.00 h dann Auslaufen sieht auch zunächst alles gut aus. Um die rund 100 sm zur Bahia Relegada zu erreichen, unserem vereinbarten neuen Treffpunkt, wollen wir die Nacht durchfahren. Kurz vor erreichen des Beagle Kanals wird es dann richtig kappelig. Eine Stunde früher los wäre doch besser gewesen. Aber es bleibt windig. Unter Land ist der Nordwind- West-Wind dann merklich erträglich, auch weniger Welle und Strömung. Und dann geht es am Morgen richtig los. Mit 45 Knoten Wind. Um diese Zeit verlieren wir auch den letzten Sichtkontakt zu den anderen, die weiter südlich und nicht so dicht unter Land segeln. Wir brauchen für die Strecke mehr als 28 Stunden, bevor wir letztendlich wohlbehalten und ohne Schäden in der Bahia Relegada ankommen.
Der Wind hat etwas nachgelassen. In der Bahia, umgeben von einen grünen und bewaldeten Landschaft mit rauhen Bergen im Hintergrund, ist es warm. 16° sind nach Temperaturen in Puerto Hoppner mehr als angenehm, zumal wir ja ohne Heizung sind. Fast ohne Heizung. Hermann hat einen kleinen Heizlüfter aktiviert, der auf der ECO Stufe wenig genug braucht um über den Bordstrom laufen zu können. Beim Abendessen im Cockpit fühlen wir uns wie Naturreservat, beobachten die Tiere, schauen aber auch immer wieder erwartungsvoll nach Süden, ob die anderen auch bald kommen.
Die AdiejeWah trifft vier Stunden später , noch bei Tageslicht ein. Nicht ganz unbeschadet, wie wir dann erfahren. Das Großsegel ist eingerissen und an der Ankervorrichtung ist etwas verbogen, so das die Kette nicht ohne Hilfe rausläuft. Die Perluoit wird nicht mehr kommen und hat anderswo Schutz gesucht. Wir denken, wir werden sie dann in Ushuaia wieder sehen.
Am nächsten Morgen sitzen wir bei 3° im Cockpit und frühstücken. Der Wind hatte am Abend vorher innerhalb weniger Minuten um 180° auf Süd-Ost gedreht und kalte Luft gebracht. Und Schnee! Die Berge rundherum sind jetzt bis zur Baumgrenze eingeschneit, ein traumhaft schönes Bild, dass uns bis Ushuaia begleiten wird.

 

 

 

von der
PACIFICO

 

 

Reise nach Süden – Cla. Horno, Puerto Deseado, Isla de los Estados vom 1.2 .bis 10.2.2015

Wir geniessen bei bestem sonnigen und warmen Wetter die Caleta Horno. Es gibt jetzt für das frische Obst ein Netz zwischen Kartentisch und Salon. Kleinere Reparaturarbeiten sind erledigt und die Handwäsche endet damit, dass Hermann das Kanu ins Wasser lassen muss um das dabei über Bord gegangene kleine Wäscheteil von Hilde zu retten 😉

Mit dem Banana-Boot und Außenborder unternehmen wir einen Ausflug ans Ende der Caleta. Sie endet in einer steppenähnlichen Landschaft. Irgend jemand hat in dieser Wildnis sogar einen Zaun aufgestellt, der ein stückweit ins Wasser ragt. Es ist jedoch nicht zu erkennen, welchen Sinn er machen soll. Die Felsen der Caleta sind sehr unterschiedlich. Einige scheinen nur aus Löchern zu bestehen, als wenn es sich um ausgewaschene Laver handelt, andere sehen aus, wie die schuppige Haut riesiger Reptilien, die dort in der Sonne liegen. Schön und bizar.

Am Sonntag bekommen wir Besuch. Als wenn wir es nicht vermisst hätten. Prefectura. Sie stehen mit ihrem Quad oben auf der Klippe und geben Signale. Was wollen die???? Ach so – mit uns sprechen. Per Funk. Also dann. So geht es wenigstens einmal ohne Papierkrieg. Offenbar hatten sie aus Mar del Plata die Information, dass wir hierher wollten. Nachdem sie uns die ueblichen Fragen gestellt haben und auch mit dem dem finnischen Boot, der „Manta“ gesprochen haben, ziehen sie nach einer Weile wieder von dannen. Wir beschliessen den guenstigen Wind am Dienstag unter Beruecksichtigung der Ankunftszeit passend zum Tidenstrom für unsere Weiterfahrt nach Puerto Deseado zu nutzen. Dafuer heisst es frueh aufstehen und Landleinen los.Wir bemuehen uns darum, dass das recht leise von statten geht, um unsere finnischen Nachbarn nicht zu stoeren.

Auf den Wind ist nicht immer Verlass. So kommen wir spaeter als geplant am Mittwoch in Puerto Deseado an, aber noch rechtzeitig genug um mit der Flut in die Flussmuendung ein zu laufen. Als wir auf die Flussmuendung zuhalten faellt uns schon auf, wie viele Pinguine hier im Wasser sind. Und dann sehen wir gegenueber der Hafenstadt an der Kueste eine ganze Pinguinkolonie. Wie wir spaeter feststellen, ein Ausflugziel fuer Touristenfuehrungen auf dem Fluss.

Bei Ebbstrom haetten wir ausweichen müssen auf eine Ankerbucht ein paar Meilen weiter suedlich, da der so stark sein soll, dass wir nicht gegen an gekommen waeren. Und wir sind enttaeuscht, dass wir nicht im Hafen festmachen duerfen. Wir ankern auf Anweisung der Prefectura gegen 14.00 h eine dreiviertel Meile ausserhalb. Hinter uns kommt die „Manta“ in die Flussmuendung. Die Finnen wollten offenbar auch den guenstigen Wind aus nördlichen Richtungen nutzen und sind wohl kurz nach uns los. Aber sie ankern nicht, wie von der Prefectura vorgegeben neben uns sondern laufen durch bis zur Gipsy Werft und machen neben einem anderen Segler fest.

Nach einigem hin und her mit der Prefectura bekommen wir dann doch auch einen Platz am Pier zugewiesen. Wir duerfen neben der Yamana, einem Schlepper festmachen. Der „Marinero“ Enrique des Schleppers steht schon bereit uns zu begruessen und unsere Festmacher entgegen zu nehmen. Und auch sonst stellt sich heraus, dass er sehr hilfsbereit ist. Spaeter duerfen wir uns in sein Gaestebuch eintragen. Offenbar machen hier regelmaessig Segler fest auf ihrem Weg nach Sueden.

In Puerto Deseado werden wiruns nur mit frischen Obst und Gemuese versorgen, kommen aber auch hier nicht um die Aktionen mit der Prefectura herum. Die Stadt selbst ist kaum sehenswert und aehnelt eher einer amerikanischen Wuestenstadt. Breite Strassen, die aus dem Nichts kommen und ins Nichts gehen. Der Ort hat aber scheinbar einen ganz eigenen Rythmus. Die Geschaefte oeffnen nachmittags noch einmal von 17 h bis 2 h morgens! Und wir sehen ueberwiegend junge Menschen und Kinder. Fuer unsere Einkaeufe muessen wir feststellen, dass nicht alles, was wir uns vorstellen, zu bekommen ist oder die Qualitaet so schlecht ist, so dass es sich an Bord nicht halten wird. Als wir zum Schlepper zurueck kommen, steht uns ein kleiner Schock bevor. Ebbe. Schlepper und PACIFICO liegen fast 5 m tiefer. Das heisst mit den Einkaeufen 7 – 8 m eine schmale Eisenleiter senkrecht an der Kaimauer herunter. Mit den Einkaeufen hilft uns der Enrique. Und dann ueberwindet auch Hilde ihre Hoehenangst und schafft den Abstieg 🙂

Am Donnerstag Nachmittag um 15.30 h laufen wir aus Richtung Isla de dos Estados, Feuerland, wohl wissend, das der Wind nicht optimal sein wird.

Am Samstag Morgen kommen dann noch schlechte Nachrichten aus dem Kompetenzzentrum Hamburg: ein Tief rollt auf uns zu – Windstaerken bis 7 Bfd. und Wellen bis 4 m Hoehe. Wir suchen nach Schutzmoeglichkeiten entlang der 150 Meilen entfernten Kueste, finden jedoch keine wirklich geeigneten Haefen oder Ankerbuchten. Aber die Winde unter der Kueste sollen moderater sein. Wir aendern den Kurs und laufen auf die Magellanstrasse zu, um sie am Sonntag Nachmittag zu erreichen. Aber moderat heisst trotzdem bis zu 7 Windstaerken, nur weniger Welle. Bis wir am Dienstag, wie von Hermann dann geplant, um 10.00 h morgens unser Ziel erreichen, haben wir so ziemlich jedes Wetter durch – von Sonne bis Regen, von Flaute bis Windboen um die 40 Knoten. Und kalt ist es geworden. Luft 8°, Wasser nur noch 9°.

Wir laufen heute Morgen um 10.00 h in den Puerto Hoppner ein und ankern in der hintersten Ecke hinter einen kleinen Insel, ganz windgeschuetzt neben einem belgischen und einem hollaendischen Segler. Die Zufahrt in die hintere Bucht betraegt bei Ebbe 10m Breite. Unsere Pacifico misst schon etwas ueber 4m.!! Eine wunderschöne Bucht, umrahmt von hohen Bergen, auf denen teilweise noch Schnee liegt. Man koennte meine, man ist auf einem Bergsee in den Alpen. Traumhaft schoen. Die ganze Insel ist uebrigens unbewohnt und steht unter Naturschutz. Der Name „Puerto“ wirkt da schon etwas irre fuehrend, wenn man damit menschliche Ansiedelungen verbindet. Wir sind von diesem Fleckchen Erde begeistert.

Was macht man ausser segeln auf so einer Tour? Manchmal diskutiert man(n) und frau. Albatrosse. Sind Albatrosse Moewen????!!!! Wir einigen uns nach einigem hin und her. Alles, was ueber dem Wasser fliegt, sind Moewen. Da braucht man dann ncht lange ueberlegen. Und die Albatrosse, die uns seit Mar del Plata immer wieder begleiten, sind also Moewen. Nur Pinguine sind keine Moewen, weil die fliegen ja nicht und sind deshalb Pinguine. Alles klar? 🙂

Auch sehen wir jetzt mehrmals am Tag Delphine, die neben unserem Schiff auftauchen. Es ist immer wieder ein Erlebnis. Besonders wenn, wie am Samstag, das Meer klar und himmelblau ist und die Delphine aus den Wellen springen und groessere Gruppen unseren Bug umspielen, immer wieder aus dem Wasser springend.

 

Reise nach Sueden – Caleta Horno 31.1.2015

In der Nacht ist der Wind wieder abgeflaut. Wir schmeissen fuer die letzten Meilen unseren Motor an. Morgens um 5.00 h sitzen wir im Cockpit bei Tee und frisch gebackenen Brot und sehen die ersten Lichter der Kueste. Im Licht der aufgehenden Sonne passieren wir die Insel Arce. Der Atlantik ist stark abgekuehlt. Das erste Mal unter 20° – bis auf 15° runter. Im ersten Tageslicht sind auch die Moewen wieder aktiv und fliegen „zur Arbeit“. Wir sind gespannt auf das, was uns erwarten wird. Die Kueste macht einen rauhen und unwirtlichen Eindruck, der durch das goldene Morgenlicht abgemildert wird. Wir halten auf das Leuchtfeuer San Gregorio zu, um die Passage zwischen der Insel Leones und dem Festland zu nehmen, wenn es die Stroemung erlaubt.

Ploetzlich sehen wir eine Gruppe von Delphinen, die unseren Bug umspielt. Wir freuen uns ueber die Begleitung. Sie sind fast zum anfassen nah und unterhalten uns bis zur Passage. Und wir haben Glueck. Der Ebbstrom beschleunigt unsere Fahrt an Leones vorbei um fast 4 Knoten Richtung der Bucht Bahia-Gil, in der wir die Einfahrt zur Caleta Horno finden werden. Aufgrund der Ebbe ist das gefaehrliche Riff in der Bucht gut zu erkennen und eine Landmarke zeigt uns den Weg Richtung der Caleta. Doch die Einfahrt ist nicht auszumachen. Erst knapp 100 m davor ist eine schmaler Einschnitt zwischen den Felsen erkennbar. Die Felsen dahinter sehen wie eine geschlossene Felsenlandschaft aus. Kaum zu glauben, dass sich dort unser Ziel befindet. Und dann fahren wir in die schmale Caleta ein und es ist, als ob sich ein Tor vor uns oeffnet. Beim ankern verwenden wir zum ersten mal die 100-Meter-Leinen, die extra fuer die Patagonien-Reise angeschafft wurden. Sie sichern PACIFICO zum Land hin, festgemacht an einem starken Tau, dass irgendwer einmal fuer diesen Zweck hier gelassen hat.

Wir entspannen bei warmen 28° Lufttemperatur und geniessen die Ruhe, in der nur das Rauschen der kommenden Flut und die Moewen zu hoeren sind, die laut klatschend ins Wasser tauchen, um einen Fisch zu fangen. Auch ist das Meer hier wieder etwas waermer – jetzt sind es so um die 18°.

Gegen Mittag sehen wir oben auf den Felsen die ersten Guanacos (Lamas), die uns offenbar beobachten und denen wir spaeter, bei unserem Landausflug, auch bis auf 50 m nahe kommen. Mit der Flut taucht ein Pinguin in der Bucht auf. Wir werden auf ihn aufmerksam, weil die Moewen und er offenbar die gleiche Beute jagen. Wir finden es so schoen hier, dass wir ein paar Tage bleiben wollen. Kleinere Pflege- und Wartungsarbeiten stehen an, die wir hier gut erledigen koennen. Ausserdem wollen wir die Genua gegen die Fock tauschen und auch das Bimini soll wegen der zu erwartenden starken Winde vorerst abgebaut werden.

Hin gegen Abend laeuft ein finnisches Segelschiff, die MANTA, in die Caleta ein. Die MANTA kennen wir schon aus Buenos Aires, Barlovento, und auch sie ist auf dem Weg nach Sueden.